Voll korrekter Verband

Der Sportsfreund FISA statt FIFA: Ein Versuch auf die saubere Tour
Ausgabe 25/2015
Für viele unerträglich: Wie Fußball von der FIFA in den Dreck gezogen wird
Für viele unerträglich: Wie Fußball von der FIFA in den Dreck gezogen wird

Foto: Michael Buholzer/AFP/Getty Images

Ich hab die Schnauze voll! Von der FIFA, von Korruption! Ich ertrage nicht länger, wie dieser schöne Sport Fußball in den Dreck gezogen wird. Nicht einmal die USA, die weltweit Funktionäre verhaften, können diesen schmutzigen Laden aufräumen.

Sepp Blatter tritt zwar als FIFA-Präsident zurück, aber das kann noch Monate dauern, und am Ende tritt er womöglich doch wieder an. Und die Europäer trauen sich nicht, aus der FIFA auszutreten. Jetzt reicht’s! Ich gründe meinen eigenen Verband, für sauberen, korruptionsfreien Fußball, der bei mir Sauberball heißt. Und mein Verband soll FISA heißen, Fédération Internationale de Sauberball Association. Das klingt schön international, wie bei der FIFA. Fußball wird endlich FISA!

Das Spiel ist mir schließlich fast so wichtig wie ich mir selbst. Ich kann zwar selbst nicht Fußball spielen, fühle mich auch zu alt dafür, und niemand würde mich in ein politisches Amt wählen. Aber ich kann Sauberball verwalten. Das macht wenig Arbeit, aber bringt viel Ehre. Deswegen heißt es ja auch Ehrenamt. Als FISA-Funktionär kann ich endlich mit den Mächtigen der Welt zusammensitzen, auf der Ehrentribüne im Stadion. Mir geht es zwar wie der FIFA bei ihrer Gründung: Ich habe überhaupt kein eigenes Geld. Aber dafür gibt es Weltmeisterschaften! Es wird sich schon ein Land finden, das die FISA am Ticketverkauf beteiligt und von Steuern befreit. Und als Gegenleistung muss ich nur überrascht schauen, wenn ich den Namen aus dem Umschlag ziehe. Die Sauberball-WM meistbietend zu vergeben, ist nichts Anrüchiges. Ich brauche das Geld ja nur, um Sauberball weltweit zu fördern.

Gerade arme Länder in Afrika und Asien brauchen da noch Hilfe, deswegen gebe ich ihnen gerne Geld. Es landet sicher an den richtigen Stellen, ich vertraue ihnen da blind. Zum Dank wählen sie mich immer wieder zum FISA-Präsidenten. Wen sollten sie sonst wählen? Ich bin hier der Gute. Vor allem bin ich zu gut, um zweiter Klasse zu fliegen oder in billigen Hotels abzusteigen.

Deswegen lasse ich mich erster Klasse einladen, wie meine FISA-Funktionäre. Wir machen schließlich Sauberball erst zu einem weltweit beliebten Sport. Na klar, die Zuschauer kaufen die Tickets, um die Spieler auf dem Platz zu sehen. Aber wir entscheiden, auf welchem Platz sie spielen. Das sind harte Entscheidungen, genau wie die Sponsoren und Fernsehsender auszuwählen. Kann man es uns da verdenken, wenn wir uns die Entscheidung erleichtern lassen? Schmiergeld klingt da viel zu hart, das sind Prämien und Provisionen für notleidende Ehrenmänner.

Die meisten Länder der Welt sind eben zu arm, um sich so einen strengen Korruptionsbegriff leisten zu können. Soll ich etwa meine Weltmeisterschaft ohne Brasilien, Argentinien oder Spanien spielen, nur weil die das nicht so eng sehen? Und ich kann schließlich nicht jeden jederzeit kontrollieren. Wenn ich mal mitkriege, wie jemand etwas eingesteckt hat, womöglich sogar von mir, dann ist das sogar praktisch. Ich kann denjenigen später immer wieder daran erinnern, dass er mir noch etwas schuldig ist. Damit er die richtigen Entscheidungen trifft, zum Wohle des Sauberballs. Oh, mein Gott! Ich bin Sepp Blatter! Ich hab’s versaut.

Am Ende wird wohl jeder Verband wie die FIFA, denn Funktionäre funktionieren am Ende alle gleich. Menschen sind so anfällig, vor allem wenn es um viel Geld geht. Vielleicht sollte man Fußball nicht verwalten. Sondern einfach nur spielen.

Dominik Bardow schreibt in seiner Kolumne für den Freitag regelmäßig über sportives Privatvergnügen

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Geschrieben von

Dominik Bardow

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