In jedem anderen demokratischen EU-Land hätten Korruptionsvorwürfe entweder zum Rücktritt geführt und/oder ins Gefängnis – nur nicht in Spanien.
"Die Cortes Generales, den Kongreß der Abgeordneten, den Senat oder irgendeine gesetzgebende Versammlung einer Autonomen Gemeinschaft aufzulösen, zu verhindern, daß sie zusammenkommen, beratschlagen oder abstimmen, ihnen irgendeine Entschließung zu versagen oder ihnen irgendeine ihrer Zuständigkeiten und Kompetenzen zu nehmen.»
Es dürfte unstreitig sein, daß die spanische Regierung unter Führung von Mariano Rajoy diesen Tatbestand verwirklicht hat, als und indem sie die gesetzgebende Versammlung der autonomen Gemeinschaft Katalonien auflöste und ihr ihre Zuständigkeiten nahm. Dieses Delikt wird im spanischen Strafgesetzbuch übrigens als «Rebellion» bezeichnet und ist mit einer Gefängnisstrafe von fünf bis fünfundzwanzig Jahren strafbewehrt (Artikel 473 Abs. 1 des spanischen Código Penal). Es mutet seltsam und vor allem parteiisch an, daß die spanische Justiz gegen Mitglieder der katalanischen Regierung ermittelt, welche in Übereinstimmung mit internationalem, auch in Spanien gültigem zwingenden Recht gewaltlos die Verwirklichung des Mandats ihrer Wählerinnen und Wähler anstrebten, nicht aber gegen die Regierung Rajoy, die zudem noch unter erheblichem Korruptionsverdacht steht." weiterlesen hier Mariano Rajoy, ein schlechter Verlierer? Katalonien hat gewählt!
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Vom selben Autor ein hörenswertes Interview hier: Eine eigene Nation?
"Spanien ist ein Vielvölkerstaat. Wenn eine Nation des spanischen Staates sich abspalten will, dann gilt das Recht der Vereinten Nationen. Wenn die spanische Regierung meint, dass mit nachrangigen Artikeln in der spanischen Verfassung das zwingende Recht der Vereinten Nationen gebrochen werden könne, dann täuscht sie das."
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Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Die SZ überrascht mit ihrer Majestätskritik:
"Wie kann es sein, dass katalanische Aktivisten, die subjektiv eine bessere Gesellschaft, nämlich eine ordentlich verwaltete Republik, anstrebten, in U-Haft gekommen sind oder mit ruinösen Geldstrafen belegt werden, während der Schwager des Königs mindestens sechs Millionen Euro an öffentlichen Geldern veruntreut hat, aber weiter auf freiem Fuß ist und ein Luxusleben führt?" weiterlesen hier http://www.sueddeutsche.de/politik/profil-felipe-vi-1.3804698
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Carmela Negrete über den Zustand des spanischen Staates:
"Regierungschef Rajoy musste sich in diesem Jahr als erster amtierender Ministerpräsident in der Geschichte Spaniens vor Gericht verantworten und zu Bestechungsaffären seiner Partei aussagen. Angesichts solcher Skandale, der politischen Krise um die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien und die nach wie vor fehlende Aufarbeitung des bis Ende der 70er Jahre herrschenden Franquismus haben manche Kommentatoren zu dem Schluss verleitet, dass das in Spanien herrschende System sein Ende erreicht habe und es grundlegende Veränderungen geben werde. Angesichts einer immer schwächeren Linken scheint dieser notwendige Wandel jedoch eher in eine rechte, reaktionäre Richtung zu tendieren – auch weil die Krise um Katalonien den schlimmsten spanischen Nationalismus wiederbelebt hat. Fahnen der Monarchie hängen seit Monaten in vielen Städten aus den Fenstern und von den Balkonen.
Vor diesem Hintergrund antworten viele Spanier inzwischen auf die Frage, warum es in dem Land keine Phänomene wie den Front National in Frankreich oder die AfD in Deutschland gebe, dass diese nicht nötig seien – Spanien werde ja bereits von einer solchen Kraft regiert. Die PP hat sich bis heute nie von der Franco-Diktatur distanziert. Ihr soziales Programm heißt Kürzungen und Repression. Die Menschenrechte von Flüchtlingen und Migranten werden mit einem »Zaun der Schande« an der Grenze zwischen Ceuta und Melilla und Marokko sowie durch Internierungszentren missachtet." weiterlesen hier Reaktionärer Staatsumbau
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Was Carmela Negrete im JW-Artikel als "schwache" Linke in Spanien beschreibt, habe ich vor Wochen im folgenden Blogbeitrag drastischer zum Ausdruck gebracht: Rolle der PSOE mit Artikel 155 gegen Katalonien. Insofern kein Wunder, dass sich die sog. Sozialdemokraten in Spanien im Sinkflug befinden. Dazu ein PSOE-Porträt im "Spiegel": Spanische Sozialdemokratie Konkurrenz von links
"Begünstigt haben den Niedergang der PSOE in Spanien zwei Krisen - die der Finanzmärkte und die der Volksparteien:
- Gegen Ende der ersten Amtszeit Zapateros brach weltweit die Finanzkrise aus, die Spanien besonders hart traf. Der Immobilienmarkt brach zusammen und das Bankensystem stand vor dem Abgrund. Noch im Wahlkampf 2008 hatte Zapatero die Probleme verschwiegen, weil er sie wohl unterschätzte. Danach hielt er zunächst an seiner sozialen Agenda fest. Um eine Pleite abzuwenden, sah er sich 2010 aber unter dem Druck der EU gezwungen, seine Politik drastisch zu ändern und harte Einschnitte vorzunehmen. Die Folge: Die Schere zwischen Arm und Reich wurde größer, Millionen Menschen verloren in den Folgejahren ihre Jobs.
- Diese Antwort auf die Wirtschaftskrise haben viele Spanier den Sozialisten bis heute nicht verziehen. Zeitgleich flogen in der PSOE und bei den Konservativen der Partido Popular (PP) große Korruptionsskandale auf. Aus Protest gegen die Sparzwänge der Regierung und die Korruptionsenthüllungen gingen 2011 Tausende Spanier auf die Straße. Die Bürger waren von den etablierten Parteien und Politikern enttäuscht und engagierten sich - wie auch in anderen europäischen Ländern - lieber außerparlamentarisch, auf der Straße und in Bürgerinitiativen. Aus diesen Protesten entstand die Bewegung "Podemos" - "Wir können". Der Name war auch eine Ansage an die alte PSOE: "Podemos" präsentierte sich als "die neuen Sozialdemokraten" - mit Erfolg. Vier Monate nach ihrer Gründung entfielen bei der Wahl 2014 bereits acht Prozent auf sie.
Innerhalb der PSOE gibt es Stimmen, die einen linkeren Kurs ablehnen und stattdessen eine Zusammenarbeit mit den Liberalen von der Partei Ciudadanos - "Bürger" - befürworten - die programmatischen Unterschiede seien nicht mehr so groß, heißt es. Sánchez muss also zunächst einmal seine Partei einen, bevor er die Spanier wieder von der Sozialdemokratie begeistern kann." weiterlesen hier http://www.spiegel.de/politik/ausland/spanien-der-niedergang-der-sozialisten-a-1184475.html
Bei dieser Gelegenheit eine weitere empfehlenswerte Lektüre im "Spiegel":
Sozialdemokratie in der Krise Tot oder lebendig? In ganz Europa kämpfen sozialdemokratische Parteien gegen den Bedeutungsverlust. Eine der ältesten politischen Ideen steckt in der Krise. Eine Bestandsaufnahme." weiterlesen hier http://www.spiegel.de/politik/ausland/krise-der-sozialdemokratie-vorwaerts-nimmer-abwaerts-immer-a-1182262.html
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Apropos Podemos hat Raul Zelik eine lesenswerte Analyse im ND veröffentlicht. Dort heißt es an einer Stelle:
"Nur ein Jahr nach dem Gründungskongress von Podemos scheinen sich die Unkenrufe der Skeptiker bestätigt zu haben. Die Gründung der Bewegungspartei hat weder das gesellschaftliche Klima noch die Parteienlandschaft nach links verschoben. Ein demokratischer Bruch im spanischen Staat ist heute schwerer vorstellbar als vor einem Jahr.
Podemos drängt in die politische Mitte - ein Euphemismus, der nichts anderes beschreibt als die Hegemonie der Herrschenden. Man schweigt über die Kontinuität des Franquismus in den Staatsapparaten und präsentiert einen führenden Vertreter der Guardia Civil (die diese Kontinuität wie kein anderes Staatsorgan repräsentiert) auf der eigenen Liste. Als das katalanische Parlament im Oktober die Gründung einer Republik und einen verfassunggebenden Prozess beschließt, weist die Podemos-Spitze nicht etwa darauf hin, dass man sich etwas Vergleichbares für ganz Spanien wünsche, sondern spricht von der »unverantwortlichen Show« der Unabhängigkeitsparteien." weiterlesen hier https://www.neues-deutschland.de/artikel/992821.problematischer-populismus.html
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Von einer eventuellen "PP-Parteirevolte" gegen Rajoy berichtet die "Redaktion Baskinfo":
"Nach dem Wahlsieg der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung über spanische Unionisten dreht Madrid weiter an der Repressionsschraube. Am Mittwoch wurde ein Haftbefehl gegen die beiden Stadträte der linksradikalen CUP Oriol Ciurana und Marta Llorens in Reus vollstreckt. Es geht um die Vorgänge während des Referendums am 1. Oktober, als die paramilitärische Guardia Civil und die Nationalpolizei gewalttätig gegen Referendumsteilnehmer vorgegangen sind.
Da sie ein Manifest gegen die Gewalt verfasst haben sollen, hätten sie zum »Hass« gegen die Sicherheitskräfte angestiftet. Die Verhaftung wurde angeordnet, weil sie zu einer Vernehmung nicht erschienen sind. Die CUP erkennt die spanische Justiz nicht an und ruft zu zivilem Ungehorsam auf. In Reus wird gegen 14 Menschen ermittelt, darunter ist auch der Bürgermeister Carles Pellicer. Der spricht von einer »Wahnvorstellung«. Das friedliche Zusammenleben sei nur durch Sicherheitskräfte gestört worden.
Die Liste derer, die mit Verhaftung zu rechnen haben, wird immer länger. Ermittelt wird nun auch gegen weitere CUP-Parlamentarier, etwa gegen die bekanntere Politikerin Anna Gabriel. Die Liste derer, die nach Ansicht der Guardia Civil zur »Rebellion« angestiftet hätten – hierfür drohen 30 Jahre Haft – , ist auf über 100 Namen angewachsen. Darauf findet sich auch der ehemalige Trainer von Bayern München Pep Guardiola. Ihm wird vorgeworfen, ein Manifest auf einer Demonstration verlesen zu haben." weiterlesen hier https://www.neues-deutschland.de/artikel/1074536.katalonien-konflikt-spanische-regierung-laesst-cup-stadtraete-festnehmen.html
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Eine beachtenswerte Kritik an der Appeasmentpolitik der EU gegenüber dem Rajoy-Regime vom Spanienkenner Wandler: Brüssel, wir haben ein Problem
"Rajoy kündigte bereits vor dem gestrigen Urnengang an, im Falle eines Wahlsieges der Unabhängigkeitsbefürworter die Anwendung des Verfassungsartikel 155, der der Zwangsverwaltung zugrunde liegt, zumindest teilweise aufrecht erhalten zu wollen. Katalonien als eine ewig gegängelte Region also, in der Madrid jederzeit ein Veto gegen Parlamentsentscheidungen einlegen oder die katalanische Volksvertretung Kataloniens zu jedem Zeitpunkt auflösen kann? Oder gar mit einem Ministerpräsidenten Puigdemont hinter Gittern?
Einen solchen Raum ohne Demokratie kann und darf es in der Europäischen Union nicht geben. Es ist an der Zeit, dass Brüssel nicht länger wegschauen. Die EU muss jetzt einschreiten. Sie kann nicht länger, wie bisher geschehen, Rajoy bedingungslos unterstützen. Spanien und Katalonien brauchen keine neue Kraftproben und Zwangsmaßnahmen. Es braucht einen Dialog. Die EU muss diesen vermitteln."http://blog.reiner-wandler.de/2017/12/22/bruessel-wir-haben-ein-problem/
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Stellungnahme von ANC Deutschland, Assemblea Nacional Catalana — Katalanische Nationalversammlung zu den Wahlen in Katalonien vom 21 Dezember:
"Meine Damen und Herren,
Die Parteien für die Unabhängigkeit (Junts per Catalunya, Esquerra Republicana de Catalunya i Candidatura d’Unitat Popular) haben gemeinsam ihre absolute Mehrheit im katalanischen Parlament verteidigt.
Die Mehrheit der katalanischen Bevölkerung hat zum dritten Mal in Folge gezeigt — nach der Parlamentswahl 2015 und dem Referendum vom 1 Oktober — dass sie sich von der zentralistischen Monarchie Spaniens trennen und eine Republik im Bunde Europas werden will.
Wir appellieren an die Bundesregierung und Parteien des deutschen Bundestages sich zu positionieren und nicht durch ihr Schweigen den wiederholt ausgedrückten Wählerwillen zu ignorieren.
Die Unterdrückung des demokratischen Wählerwillens in einem europäischen Partnerland darf nicht zum dritten Mal in Folge als interne spanische Angelegenheit abgetan werden.
Die spanische Zentralregierung hat durch Missbrauch des Artikels 155 und der spanischen Verfassung die Kontrolle über das katalanische Parlament übernommen.
Der demokratisch gewählte President Kataloniens, Carles Puigdemont, befindet sich im Exil in Brüssel; der Vizeminister, Oriol Junqueras, musste in sofortige Untersuchungshaft in Madrid. Ebenso befinden sich die Vorstandsvorsitzenden der beiden größten Bürgerinitiativen ANC und Òmnium Cultural seit über 2 Monaten im Gefängnis.
Unter solchen Umständen kann im 21 Jahrhundert auf gar keinen Fall von demokratischer Normalität gesprochen werden. Wir sind fest überzeugt, dass ein demokratisches Europa das Ergebnis der Wahlen der katalanischen Bevölkerung nicht ignorieren wird." http://www.anc-deutschland.cat/2017/12/27/stellungnahme-zu-den-wahlen-am-21-12-17/-
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Lesenswert: Vor zehn Jahren: Das "Gesetz des historischen Andenkens" in Spanien
"Spanien ist ein zerrissenes Land, nicht nur durch die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens, sondern auch im Umgang mit der Vergangenheit. Der war in Spanien besonders schwierig, denn das Schweigen über Krieg und Diktatur gehörte zum stillschweigenden Pakt für die Demokratisierung des Landes nach Francos Tod."
Kommentare 13
Stellungnahme der Bundesregierung: "Die Bundesregierung vertraue darauf, dass alle Akteure in Spanien dieses Ziel verfolgen und dabei sämtliche Möglichkeiten zum Dialog und zur Deeskalation nutzen werden."
Rajoy weiß den "Vertrauensvorschuß" der Bundesregierung sehr zu schätzen und will nach dem PP-Wahldebakel vom 21-D die Repressionsschraube kein bisschen lockern: Rajoy und Rivera (Ciudadanos) wollen den 155 bis zur Regierungsbildung in Katalonien nicht aufheben, meldet "publico.es" http://www.publico.es/politica/rajoy-y-rivera-reunen-moncloa-analizar-situacion-catalunya.html
Kurze Twitter-News:
1. Dass sich jemand wie Rajoy, der der vielleicht korruptesten Partei Europas vorsteht und 2017 erst selbst vor Gericht erscheinen musste, noch traut, andere zu ermahnen, sie mögen doch bitte die Gesetze beachten, ist einfach nur unerträglich. #Katalonien https://t.co/cG3xZ2pljo
2. #CDDR#Catalunya #Spanien #KatalonienAls im Herbst in einem Bericht an das Parlament das Ausmaß an Korruption herrschender Junta gezeigt wurde, begrüßte zur nächsten Sitzung @gabrielrufian den Chef des Regierungsclans Rajoy mit einem passenden Requisit (Handschellen).🔗https://t.co/6RX3a0NFMB https://t.co/MEuHqnUnfE
3. PP drängt Cs die Situation auszunutzen, dass unabhängigkeitsbefürwortende Politiker im Exil und im Gefängnis sind und eine Regierung der Unionisten in #Katalonien zu bilden. https://t.co/Tt1IVbOxNh
4.Schlussendlich hat der Oberste Gerichtshof (#Tribunal Constitucional)entschieden, alle Befürworter der katalanischen Republik ins Gefängnis zu stecken #Katalonien https://t.co/scUKNSgT17
"Katalanisches Parlament beschließt Verfassungsklage
Am Mittwoch hat unterdessen der Ständige Ausschuss des katalanischen Parlaments mit elf zu sieben Stimmen beschlossen, Verfassungsklage gegen den von Spanien eingesetzten Paragraph 155 einzulegen. Über ihn wurde die katalanische Autonomie ausgehebelt und wurden die Zwangswahlen am 21. Dezember angesetzt. Auch die katalanische Sektion von Podemos hat für die Klage gestimmt. Im katalanischen Parlament zeigt sich die klare Mehrheit für eine Lösung des Konflikts auf Basis eines Dialogs und eines Referendums, das nach schottischem Vorbild mit dem Zentralstaat abgestimmt werden soll." http://baskinfo.blogspot.de/2017/12/spanische-regierung-lasst-cup-stadtrate.html
Über Tote soll man nur Gutes sagen: CARMEN FRANCO Muere Carmen Franco a los 91 años
Über die gestern verstorbene Franco-Tochter ein gedenkwürdiges Porträt: Verbissene Sachwalterin
Felicidades! Herzlichen Glückwunsch zum 55. Geburtstag von Puigdemont, "trotz des 155"!
Puigdemont cumple hoy 55 años
Baske nach Spanien ausgeliefert
"Das Berliner Kammergericht verwies hingegen darauf, dass Spanien EU-Mitglied ist und die Foltervorwürfe nicht belegt seien. Auf die in den UN-Berichten genannten Beispiele von Folter, die die belgische Justiz veranlassten, Abschiebungen baskischer Aktivisten nach Spanien abzulehnen, ging die Berliner Justiz nicht ein."
Vor diesem Hintergrund dieser Bericht: Systematische Folter in Spanien
"Expertenbericht für die baskische Regierung
Das baskische Institut für Kriminologie hat im Auftrag der baskischen Regierung einen Bericht über polizeiliche Folter und Misshandlungen angefertigt. Dieser erste offizielle Bericht zum Thema stößt in Madrid auf heftigen Widerspruch.
22% der 4.113 Misshandlungs-Fälle, die der erste offizielle Bericht über Folter und Misshandlungen in Polizeigewahrsam dokumentiert, enthalten sexualisierte Gewalt, von Betatschen über Elektroden bis hin zu vaginalen und analen Vergewaltigungen. In 69% der Fälle wurden Schläge verabreicht, in 25% Erstickungsmethoden angewandt. Bei der Untersuchung über systematische Misshandlungen gegen baskische Personen in der Zeit von 1960 bis 2014 kam das Istanbul-Protokoll zur Anwendung, eine wissenschaftliche Methode, um die Glaubwürdigkeit von Folterschilderungen zu prüfen."
Clever und dem Staatstreich des Rajoy-Regimes geschuldet:
"Puigdemont setzt auf Fernwahl per VideoIn Katalonien wird die Kür des Parlamentspräsidiums Weichen für die Regierungsbildung stellen"
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1074762.katalonien-konflikt-puigdemont-setzt-auf-fernwahl-per-video.html
Ein bewegender Brief
Puigdemont als Tele-Präsident aus dem Exil?
"Dieses Problem wird über die Rückkehr einer oder mehrerer Personen oder durch den Verzicht auf den Sitz sicher gelöst werden, womit per Nachrücker die Unabhängigkeitsbewegung die Lage für sich entscheiden wird. Die Parlamentspräsidentschaft zu sichern, ist für Puigdemont wichtig. Nur dann kann auf dem Eilweg das Parlamentsstatut geändert werden kann, um ihn über eine Fernwahl per Video ins Amt zu wählen. Die "Telematik-Abstimmung" hat nun der bisherige Regierungssprecher Jordi Turull in die Debatte gebracht. "Es werden alle Möglichkeiten geprüft", sagte er, wollte aber keine näheren Angaben machen. "Wir wissen ja, wie sie drauf sind", meinte er mit Blick auf Madrid."
https://www.heise.de/tp/features/Puigdemont-als-Tele-Praesident-aus-dem-Exil-3928770.html
"Es gibt keine Straftat Rebellion".
Die Maßnahmen gegen die katalanische Regierung sind verfassungswidrig, und juristisch mit einem Rechtsstaat nicht vereinbar. Ehemaliger Verfassungsrichter: "porque no hay visos de delitos de rebelión, ni de sedición, ni siquiera de malversación..."
http://www.elmundo.es/opinion/2017/12/30/5a4698d3ca474182728b45e9.html
Nicht zu fassen: ein demokratisch gewählter Präsident im Exil, Abgeordnete der unabhäñgigkeitsorientierten Wahlsieger bei den Zwangswahlen im Gefängnis, der verfassungswidrige 155 noch in Kraft und weiter geht es mit der Zensurpolitik. Der katalanische Regionalsender darf die in Brüssel aufgezeichnete Neujahrsansprache von Puigdemont nicht senden. War nicht anders vom korrupten und franquistischen Rajoy-Regime zu erwarten. Nach Rajoys Verständnis gab es in Spanien keine Franco-Diktatur, sondern lediglich eine "nicht-demokratische" Regierung, so Rajoy auf der letzten Pressekonferenz.
Immerhin war der FR die Neujahrsansprache von Puigdemont eine kurze Nachricht wert: „Als Präsident“ fordere er von der spanischen Regierung und ihren Unterstützern, „dass sie alle, die sie ohne Zustimmung der Katalanen abgesetzt haben, wieder einsetzen“. Das sagte Puigdemont am Samstag in seiner in Brüssel aufgezeichneten Neujahrsansprache. Zugleich rief er den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu „politischen Verhandlungen“ auf.
http://www.fr.de/politik/katalonien-puigdemont-fordert-wiedereinsetzung-seiner-regierung-a-1417230
Die Katalonienfrage hat sich zum Lackmustest demokratischer Gesinnung in Europa entwickelt. Und der Test fällt ziemlich ernüchternd aus. Die ganz große Mehrheit unserer Zeitgenossen würde sich auch im Faschismus pudelwohl fühlen.
Noch werden Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bei jeder Gelegenheit hochgelobt, aber die Begriffe sind zu Worthülsen verkommen. Die wenigsten begreifen ihre Bedeutung wirklich. Und das macht mich traurig. Errungenschaften, die niemand verteidigt, gehen verloren.
1.1.2018
Carles Puigdemonts Neujahrsansprache:
"Noch vor einem Jahr hätte niemand in Katalonien oder Europa denken können, dass wir die Schande und den Skandal erleben würden, heute politische Gefangene in den Gefängnissen eines EU-Landes zu haben. Und wir haben vier: den Vizepräsidenten Oriol Junqueras, den Berater Joaquim Forn, Jordi Sànchez und Jordi Cuixart. Sie sind wegen ihrer politischen Ideen im Gefängnis, und das wissen alle. Sie wurden angeklagt, wie wir alle, weil sie das Wahlversprechen erfüllt haben und dem Parlament Kataloniens treu gewesen sind. Sie hatten dabei den einzigen Zweck, ein besseres Land aufzubauen, mit wirklich effektiven Mitteln, die uns fairerweise zustehen, da sie die Früchte der Anstrengungen der 7,5 Millionen Einwohner Kataloniens sind.
Trotzdem wollte ich die Gelegenheit nicht verpassen, Ihnen eine gute Nachricht für das beginnende neue Jahr zu senden und Sie auch an einige kurze Gedanken zu erinnern. Erstens möchte ich allen für ihre Teilnahme an den Wahlen am 21. Dezember danken. Fast 82% Beteiligung ist ein historischer demokratischer Erfolg, sowohl in unserem Land als auch in den meisten europäischen Ländern. Wir Katalanen haben immer gesagt, dass wir keine Angst vor den Wahlurnen haben, egal, von wem die Wahl ausgeschrieben worden ist. Daher dürfen wir als Volk über unsere Teilnahme glücklich sein, an einem Tag, diesmal doch, ohne Gewalt oder Unterdrückung. Vielen Dank, dass Sie so eindeutig eine Nachricht übermittelt haben, die keine Diskussion mehr akzeptiert: die Katalanen, unabhängig davon, was Sie denken, wissen und können die Wahlurnen nutzen, um unsere Bestrebungen und legitime Meinungsverschiedenheiten zu lösen, wie wir uns unserer gemeinsamen Zukunft stellen sollen. Wir sind ein demokratisch erwachsenes Volk, das sich das Recht erworben hat, sich als eine Republik freier Männer und Frauen zu etablieren." vollständig lesbar hier https://solidaritaetscomitekatalonien.blogspot.de/2017/12/carles-puigdemonts-neujahrsansprache.html?m=1