Größere Papierkörbe im Büro wären oftmals hilfreich! Auf dem Schulhof in der Raucherecke gab es doch immer die praktischen Müllschlucker zum Aufschieben, in denen man unliebsame Mitschüler für eine kurze Zeit verschwinden lassen konnte.
Der zeitgenössische Büro-Standard-Papierkorb hingegen besteht aus mausgrauem bruchfestem Polypropylen. Mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern und einem Fassungsvermögen von gerade 13 Litern erweist er sich leider als viel zu klein, um alte Schulhof-Traditionen wieder aufleben zu lassen. Schade.
Der Grund des Unmutes hat zwei mickrige Buchstaben: CC
Eigentlich ganz harmlos auf den ersten Blick. Aber hinter diesen Initialenhat sich auch schon in der Vergangenheit nichts Gutes verborgen:
C.C. Catch
Command and Conquer
Coburger Convent
Das gegenwärtige C.C. Problem heißt: Carbon Copy, diese unscheinbare Zeile unter der Email-Adresszeile.
Man spricht eine Person nicht direkt an, sondern macht sie berechnend nur zum Mitwissenden.
Was ist aus den Petzen und Lehrertaschen-Trägern der Schulzeit geworden? Keine Ahnung! Aber wenn sie einen Bürojob haben, zählt es sicherlich zu ihren liebsten Tätigkeiten, vorzugsweise die Hierarchie-Ebene über ihnen in jede Email „auf CC zu setzen“.
Dieses Gebaren soll hauptsächlich zwei Dinge zum Ausdruck bringen. Man selbst arbeitet vorbildlich. Der „ CC-denunzierte“ Kollege lässt zu wünschen übrig und kann froh sein, dass er überhaupt noch beschäftigt ist. Und das wollte man nur mal mitteilen…
Vielleicht gibt das ja ein Fleißsternchen!
Bei der unwichtigsten Auseinandersetzung, die durchaus direkt unter ebenbürtigen Menschen geregelt werden kann, wird gleich Papst, Kanzlerin, Pentagon und der Heilige Geist mit einkopiert. Man kann ja nie wissen. Wenn es der Karriere hilft….
Natürlich ist Kommunikation und Information gerade in Anbetracht der globalen Arbeitswelt wichtig und unverzichtbar. Aber muss denn die komplette Belegschaft über jedes Vorgehen, jede Diskrepanz, jeden Arbeitsschritt informiert werden? Wie viele Emails müssen daraufhin heutzutage gelesen werden?
CC-Carbon Copy bedeutet wortwörtlich Kohlepapier-Durchschlag. Und durchschlagen könnteman in jeder zweiten CC-Email. Mitwissen ist eben doch nicht alles und führt oftmals lediglich zu einem Informationskollaps.
Apropos. Das Papierkorb-Problem scheint gelöst.Auf der Straße steht ein Transporter mit der Aufschrift: „Datakill-Aktenvernichtung - schnell und sicher". Container werden gestellt. Klingt interessant.
Kommentare 3
Ich finde, es kommt darauf an, bei welcher Gelegenheit man cc-t: Bei Mails der Kategorie "Petzen" oder "Herr Lehrer, Herr Lehrer, auf dem Klo war noch Licht, ich hab's ausgemacht, ist's recht?" stimme ich Ihnen zu. Persönlich finde ich es aber oft im Büroalltag hilfreich, wenn ich über das, was meine Kollegen so machen, grob informiert bin. Braucht ja bloß mal der Kollege/die Kollegin in der Pause sein oder krank und man weiß von nix, wenn jemand anruft. Insofern bekenne ich mich dazu, im Zweifel lieber zu cc-en (wofür mich bestimmt der eine oder andere Kollege hasst). Man braucht's ja nicht zu lesen. Und wenn es relevant wird, hat man's schnell parat. Bedingung ist natürlich eine einigermaßen intelligente Betreffzeile...
Da haben Sie Recht, es gibt so'ne und solche. Dass ich völlig frei von unnützem CC-en bin, möchte ich an dieser Stelle ehrlich gesagt auch nicht bezeugen. Und zwecks Informationsübermittlung ist die Carbon Copy bestimmt hilfreich. Ich sehe oftmals dennoch gewisse Parallelen zu gewissen Charakteren aus der Schulzeit. Da es sicherlich merkwürdig aussähe, die Tasche des Vorgesetzten zu tragen, hilft sich diese Spezies eben anders weiter. Es gibt jedoch noch eine CC-Petz-Steigerung, nämlich heimliche Empfänger auf BCC zu setzen...
Letzteres wird aber gern mal von trotteligen Empfängern konterkariert, die sich dann aus dem BCC-Off einschalten, weil sie nicht kapiert haben, dass sie - psst! - nur heimlich mitlesen dürfen... ;-)