Der Bahnhof voller Geigen

Hamburg zu Fuß Seit Doris Brandt öfters zu Fuß in Hamburg unterwegs ist, gewinnt sie ganz neue Perspektiven auf die Stadt. Heute wird sie am Bahnhofsvorplatz von Vivaldi beschallt
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Vivaldis Geigen streichen seicht wenn auch leicht überkoppelt aus den Lautsprechern. Die Sonne wird dankbar von der schneeweißen neobarocken Fassade des Deutschen Schauspielhauses aufgenommen, die sich am heutigen Oktober-Tag gegen einen tiefblauen Himmel abhebt. Die Akustik seufzt geradezu nach Kaffeehaus-Stühlen, Käffchen aus Meissner Porzellan und frische Blumen-Bouquets. Heile Welt auf einer leicht überbelichteten Postkarte. Hier draußen am Bahnhofsausgang Kirchenallee riecht es allerdings nicht nach frisch gepflückten Blumen. Es riecht nach Urin und nach der Imiglykos-Pfütze aus einem Ein-Liter-Tetrapack, die sich ihren Weg über die dunkelgrau-rostbraun-marmorierten Steingutplatten bahnt. Irgendwo zerspringt eine Flasche. Die Fassade des De