Geschafft. Endlich. Am Jahresende wird es immer hart. So macht mir nicht etwa der frühe Wintereinbruch zu schaffen oder das vorweihnachtliche Hamstergebaren der Kampf-Shopper. Auch schmeckt der dritte Tetrapack-Glühwein auf dem Weihnachtmarkt, eingepfercht zwischen schlagersingenden Versicherungsvertretern, gar nicht so schlecht. Alles schon dagewesen und irgendwie in die eigene Tradition mit eingebaut. Die Silvesterfeierlichkeiten, die man zumeist schon drei Monate im Voraus panisch minutiös geplant hat, nachdem im sozialen Umfeld zeitgleich mit den ersten Dominosteinen in den Supermarkt-Auslagen, die obligatorische Frage „Was macht‘n Ihr Silvester“ anfing, immer größere Kreise zu ziehen. Nein, alles schon dagewesen.Wie in jedem Jahr kann man seinen Kater auskurieren, indem man apathisch die Flugkurven der Neujahrsskispringer verfolgt.
Was mir wirklich zu schaffen macht sind die Jahresrückblicke, die sich scheinbar von selbst reproduzieren, um dann sehr subtil die ohnehin schon vor sich hin krückende Fernsehwelt zu unterwandern. Jahresrückblicke in allen Farben, Formen und Variationen. National, international, regional, anal, rektal. Die schönsten Hochzeiten, Beerdigungen, Banküberfälle, Skandale, Katastrophen, feinsäuberlich in zwölf Häppchen unterteilt, die dann wahlweise mit Sarah Connor-oder Enigma-Hintergrundmusik weichgespült werden. Letztens habe ich schon geträumt, dass Lena Meyer-Dingsbums und Tilo Dingsbums zusammen eine ethisch-korrekte Platte für den kommenden Grand-Prix aufnehmen! Das kann nicht gesund sein. Ein Jahresrückblick ist ausreichend. Freddie Frinton hüpft ja auch nicht seit Anfang Dezember über den Tigerkopf.
Warum nicht einfach jetzt schon einen Rückblick für 2011 in die Schale werfen? Wieso bis Dezember warten?
Das war 2011
Januar
Schneefall
Februar
Depeschen werden durch Wikileaks in den Umlauf gebracht
März
Hillary entschuldigt sich. Im Fernsehen wird versehentlich die Entschuldigungsrede vom Dezember 2010 ausgestrahlt. Kann ja mal passieren.
April
Herr und Frau zu Guttenberg fliegen nach Afghanistan, um mit den Soldaten gemeinsam die Osterfeiertage zu begehen. Der mitgebrachte Roberto Blanco heizt mit altbewährten Songs wie „Ein bisschen Spaß muss sein“kräftig die Hütte ein.
Mai
Die königliche Prunkhochzeit im April auf Kosten des Steuerzahlers hat die Welt verzückt und das Land in den Ruin getrieben. England ist nun auch pleite.
Juni
Alice Schwarzer löst Kai Diekmann ab und wird Chefredakteurin der Bild.
Juli
Herr und Frau zu Guttenberg verbringen ihren Sommerurlaub am Hindukusch. Die dort stationierten Soldaten sind allmählich genervt und haben für einen Centerparcs-Urlaub der Familie Guttenberg gesammelt.
August
Familie zu Guttenberg macht Urlaub im Centerparcs Bispinger Heide.
September
Zur 10. Gedenkfeier des 11. Septembers darf Guido nochmals in die USA reisen. Seine englische (!) Rede am Ground Zero ist jedoch so unverständlich, dass ihn Sarah Palin mit einer sehr lauten und pathetischen Version von „America the Beautiful“ überstimmt. Die umliegenden Gebäude sind vom Einsturz bedroht.
Oktober
Stefanie zu Guttenberg wird Geschäftsführerin bei RTL2
November
Guido Westerwelle kehrt der Politik den Rücken zu und wird Geschäftsführerim Centerparcs Bispinger Heide.
Dezember
Jopi Heesters feiert seinen aktuell 108. Geburtstag und ist wie immer nicht davon abzubringen, sich selber ein Geburtständchen zu trällern. Ausgerichtet wird das Event von Eventmanager Michael Mronz und findet im Centerparcs Bispinger Heide statt.
Einen guten Rutsch!
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