Die Bier-Bike-Mafia

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Heute stand ich mit einem Bein im Grab. Mein Ableben wäre alles andere als würdevoll verlaufen. Jetzt habe ich einen Wunsch: Ich möchte nicht unter einem Bierbike verenden. Wie erbärmlich. Wäre es zumindest ein Mafia-Fluchtwagen mit getönten Scheiben, dessen Insassen gerade einen 5-Millionen-Coup gedreht haben. Aber ein Bierbike bestückt mit Motto-T-Shirt-Trägern und lustigen Sierra Tequila Hütchen? Nein Danke! Ich habe auch meinen Stolz. Im Geiste sehe ich noch die gerade von mir gekauften, ökologisch korrekten, auf dem Asphalt herumkullernden Fruchtsaftflaschen, wie sie meine sterblichen Überreste dekorativ unter dem Partygefährt einrahmen. Nein, ich möchte keinen Anlass für eineMonty-Python-Szene geben und entschließe mich spontan am Kantstein zu warten.

Die Möglichkeit, in einer deutschen Großstadt von einem ulkigen Spaßgefährt überfahren zu werden, ist tragischer Weise sehr hoch. Als wären die lustigen JungesellInnen und Eheleute in Spe, die unschuldigen Passanten jedes Wochenende wahlweise Kondome oder essbare Unterwäsche verkaufen wollen, nicht schon Folter genug. Ich wohne zentral, unweit vieler Hamburger Sehenswürdigkeiten. Nicht immer ein Vorteil. Samstags setze ich aus reinem Selbstschutz automatisch mein „Sprich-mich-nicht an-oder-ich- zieh –dir- dein- Kondom- über-den-Kopf-Gesicht“ auf, um so den JunggesellInnen-Abschied –Terror entgegen zu wirken. Das Leben macht hart.

Auch die scheinbar verkehrsfreundliche aber radikale Kamikaze-Fahrrad-Rikscha habe ich in den Jahren zu ertragen gelernt, und mich mit ihr auf noch so engen Bürgersteigen arrangiert.Eine Kombination aus beidem, sprich Junggesellen auf einer Sammel-Rikscha, indes geht hart an die Toleranz-Grenze. Wenn dann auch noch Schlagermusik durch mein Wochenende schunkelt, ist meine Selbstdisziplin gefragt. Sich pedalen-tretend auf Eiche-Rustikal-Mobiliar durch Innenstädte zu quälen, den Verkehr lahm zu legen und sich begaffen zu lassen kostet übrigens 130 EUR die Stunde.

Die Plage auf vier Rädern und 16 Schemeln (www.bierbike.de) hat sich bundesweit etabliert und verfügt überauf ein Standortnetz, das sich mit dem Lidl-Konzern messenkann. Ich habe einen Traum: Vielleicht trifft der Mafia- Fluchtwagen ja mal rein zufällig auf ein Bierbike…

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