Linke Potemkiaden in Zeiten der ...

... Zuspitzungen zerfallen so rasend, wie die die Linke seit eh und je bräsig ist und sich selbst gegenüber normative Indolenz pflegt, oder:

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Frau Bluhm, die Flüchtlinge und linke Zensur

Zur Wiederwahl der meckpommschen Pdl-Führungskraft Frau Bluhm gönnte ihr das ND einen Artikel mit reichlich Zitaten der Frau zur Flüchtlingsfrage incl. kongenialer Redaktionsergänzungen:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/990461.bluhm-als-chefin-der-nordost-linken-wiedergewaehlt.html

Was mich zu 2 zusammenhängend-sukzessiven Kommentaren veranlasste, die ca. 0,5 bis 1 h lang sichtbar waren:
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Sagenhaft:
"Die Zahl der Zufluchtsuchenden werde auch in Mecklenburg-Vorpommern soziale Probleme zuspitzen, so Bluhm."
In einem Bundesland, das in den letzten beiden Jahrzehnten ca. 140.000 Leute verloren hat und wo 69 Menschen sich
auf einem QuadratKilometer verlieren, dort sollen 17.000 Neuregistrierte, nein nicht eines Wochenendes, einer Woche oder eines Monats, sondern fast eines ganzen Jahres! die "sozialen Probleme" nennenswert "zuspitzen" können?

Mein lieber Scholli, - deutlicher kann nicht werden, in welchem Maß sich die Ausreden-, die "andere-zum-Schul- digen-machen"- und eine gepflegte "status-quo" - Kultur im Osten so erhalten hat!

Da es von
- Wohnraum (eher ÜBERSCHÜSSIG infolge stetiger Nettoverluste an Bevölkerung in MVP)

- über die Größe von Kita-Gruppen u. Schulklassen (rechnerisch irgendwo eine Erhöhung um 0,2 Kinder/Gruppe bzw. Klasse? oder eher weniger ?),

- über die fehlenden Ärzte auf dem Land (!; notw. Erg., sonst stimmt die Fakten-Nennung nicht; gab's (fast) ohne Flüchtlinge/Migr./Ausländer, 34.000 auf 1,6 Mio. Ew., seit LANGEM, und ist einerseits der Bevölkerungs-Leere auf dem Land u. andererseits den Lebens-Ansprüchen der hochgeschützten DEUTSCHEN, diesbezüglich nun gar NICHT neoliberalisierten Ärzte-Zunft geschuldet),

- bis zum Verwaltungspersonal

nirgendwo irgendeine Zwangsläufigkeit dafür erkennbar wird, daß aufgrund von Flüchtlingen "Die Schere zwischen
Arm und Reich ... weiter auseinander gehen" müßte/"würde", muß man natürlich noch "Zudem" erwähnen, daß "mehr als 31.000 Transitflüchtlinge über Rostock und Sassnitz per Fähren nach Schweden" gefahren sind, - was natürlich dem Faß der Desolanz durch Flüchtlinge, dem die MeckPommerschen Leutchen sich so unschuldig gegenübersehen, den Boden raushaut:
Wie kann es eine "bürgernahe" Verwaltung bloß zulassen, daß solche Bazillenschleudern, Sexmonster usw. ungestraft unser Land in Zügen durchqueren dürfen, in denen vielleicht ja schließlich auch mal "Einheimische" Platz nehmen wollen? Da muß man ja erstmal die Riesen-Autoklaven bauen, in denen die Züge anschließend keimfrei gemacht werden ...

Re: Sagenhaft

Zum Teil wurde ja, sogar von "Linken", völlig an den Verwaltungsrealitäten vorbei argumentiert, "Deutsche" u.
a. "Status-Quo"-Besitzer müssten sich vor Ort künftig mit Flüchtlingen um Job-Center-Termine u. a. BA-Kapazitäten rangeln, als wären das statische Zuteilungen im Sinne der kapitalistisch gesonnenen Bibel, wo jeder sein "Pfund" kriegt und dann das Beste draus machen muß, statt sozialstaatlich flexibler Bedarfs"- Entsprechung". (Von "-deckung" sollte man besser nicht reden, a) aufgrund der schon praktischen Unterdeckung des bisherigen Versorgungskonzeptes, b) weil der Bedarf an "Gutem" NIE "gedeckt" sein kann, außer in "Status-Quo"-Gesellschaften, die aber nie lange jenseits gewisser Marginalität, z. B. als kleine Bergvölker o. ä., überleben)

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Das Telefonat mit O. Präger vom ND ergibt, daß er mich "auch schon kontaktieren wollte", bloß noch nicht dazu gekommen sei (ca. 2 h. nach der Löschung):
Die Wendung zum Sarkasmus sei nicht erkennbar, mein Einsatz zugunsten der Flüchtlinge sei unbekannt, ergo känne man nicht von Flüchtlingszügen als Bazillenscheudern usw. reden.
(Was aber 31.000 in fast Jahresfrist nach Schweden Durchreisende denn dann in einem Artikel/Statement Bluhms/ zu suchen haben, wo man durch 17.000 Jahresflüchtlinge bis heute die Zuspitzung sozialer Probleme und das weitere Auseinderklaffen der sozialen Schere bedingt sieht, blieb offen.)

Fazit:

1. In den Zeiten der Zuspitzung legen sich die sozialneidischen Theoreme und Demagogien des steten "Zuwenig!", des "Betrugs" oder gar des systematischen "Mehrwert-Raubes" und eine statisch-fixe Kuchenauffassung der Reproduktionsmittel (um die eine variable Anzahl von Bedarfsträgern ringt) wie eine Schlinge um den Hals der Linken, - und schnüren so, - und seien die Zahlen noch so hanebüchen bzw. irrelevant klein = der Strick noch so dünn -, die kleine Schlagader, die das "Humanismus-Areal" der Linken versorgt, zunehmend ab.

Statt dessen glaubt man, den Gaul, den man bisher schon bestieg, die Kleinen Leute usw. , nun noch heftiger reiten zu können, wo er doch auch von der anderen Seite (Pegida, AfD usw.: zu 99,5 % von "Sozialkonkurrenz mit Flüchtlingen" völlig Unbetroffene) so perfekt angestachelt wird, - man sich also legitim im Weimar-Schema agieren sieht.

2. ist das sicher nicht nur ein Ostproblem, wie nicht zuletzt auch die promovierte Leiterin des Sozialamtes meiner Stadt bei Jauch mit dem Esprit und den kognitiven Investitionen eines Mehlsacks verdeutlichte, - aber im Osten wird es besonders seltsam:
Der Fürtherin könnte man eine gewisse Unvermeidlichkeit von Bräse durch lange Routine zugute halten, da wir hier ca. 34% Mig-Anteil und in der unmittelbaren Großstadt Nürnberg (dieselbe U-Bahn) deutlich über 40% in der ständigen Wohnbevölkerung (die große Zahl der passageren Bevölkerung ist naturgemäß durch Messen & Tourismus, Unis, ZAST und Unternehmen wie Siemens usw. eh international) haben, - aber in MeckPomm mit gerade mal 2,4 % oder weniger ?

3. Allerbestenfalls werden auf diese Weise normativ-kulturelle Vorbehalte/Befürchtungen "rationaliserend" von beiden Seiten, PdL und Pegida, ins Sozialökonomische projiziert, wo sie nichts/wenig zu suchen haben.

Zu normativer Verunsicherung mag es auch infolge linken Desinteresses & Ablehnung (Gefährdung der "Posten & Positionen") und schwacher Ursprungsausstattung auf diesem (und anderen) Gebiete(n) der Linken durchaus objektiven Anlaß geben, -
- aber mir scheint der ressentimentale Grundbedarf der "besorgten Bürger" so hoch, daß auch ein normatives Gerüst gegenüber dem herrschenden Larifari, des mal Hü, mal Hott, den doppelten Maßstäben und Zynismen in Norm- u. Wertfragen (auch auf der Linken) , die rechten Wallungen nur wenig gehemmt hätte.
Man muß bedenken, daß der Raum für das Ausleben von Ressentiments generell, an Stammtischen usw. im Westen ja auch enger geworden ist.
Da drückt sich die Wurst dann im Osten als "Pegida" an der dünnsten Stelle (des geringsten Wiederstands/größten denkbaren Regional-Supports) aus der Pelle, - oder man geht auch im Westen gleich zur Gewalt vor Ort über. Gerichtsurteile a la "der Mann/die Tat war nicht rechtsradikal, er hatte bloß Angst vor Asylanten" und kroch deshalb mit Benzin und Feuer auf deren Dachboden rum, scheinen mir im Osten noch stärker verbreitet als im Westen.

3. ein weiterer Höhepunkt des normativen Larifaris ist ja das organisationssoziologische Postulat "brauchbarer Illegalitäten" z. B. im VW-Abgas-Fall, wo sich angeblich "niemand persönlich bereichert" hätte, - so, als ob der insinuierten Überforderung der Ingenieure, gleich ob "subjektive" (DIE können's nicht) oder "objektive" (Niemand kann das) Unmöglichkeit (BGB), nicht deren Weigerung incl. Kündigung/Rückstufung/Karriereende zwingend zur Folge hätte haben müssen.
Bereichert haben sich doch alle, die den mal selbst/marktlich (Preis/Kosten) oder regulativ (Abgaswerte) gegebenen Anforderungen nicht gerecht werden konnten, aber glaubten, trotzdem ein Anrecht auf hohe Bezüge und gute Aussichten VOR VIELEN ANDEREN oft besserer Qualifikation & Begabung haben zu müssen:
Wenn etwas beruflich tödlich ist im VW-Umfeld, aber bei weitem nicht nur dort, dann sind es exzeptionelle Leistungen und Potentiale. Auf den Trichter, als unterer Mittelbau-Fritze solche "Besten" hochzuhubern, um ein Ohr weiter oben zu haben, kommen ja die allermeisten der sich im Mittelbau zu den Zu-kurz-Gekommenen Zählenden gar nicht.
Es herrscht nicht nur ein Anspruchsgeist für sich selbst vor, nein, es darf/soll auch keiner anderer, und sei er/sie noch so gut, evtl. höher steigen als man selbst (Neid).
Für solches Ziel wird notfalls auch ein ganzes Unternehmen als Geisel genommen, - oder eine German-Wings-Maschine, weil Augenprobleme die berufliche Planung (Kosten!) vereiteln (, was aber keineswegs eine gute Erwerbstätigenexistenz verhindert hätte) .

Mir scheint daher der bisherige Kreis der Deutungen "erweiterter Suizide" um die des "erweiterten S. aus normativem Totalzusammenbruch (trotz des hohen normativen Gehaltes der Suizid-Entscheidung für sich selbst), infolge emotional, normativ und kognitiv völlig überwältigender Anspruchhaltungen an sich selbst, vor allem aber an die berufliche Mit- u. Arbeits-Welt", erweitert werden zu müssen, wenn die "Organisationssoziologie" einen sinnvollen Beitrag denn liefern will.

Was S. Kühl in der "Kulturzeit" so locker als "brauchbare Illegalität" markiert (was prompt auch schon andernorts affirmativ beechot wurde) entpuppt sich als die kognitiv-objektiv wie normativ völlig falsche Rationalisierung, es habe ja 'dem Unternehmen genützt', - wenn man mal reinhört.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=55084

Damit will ich keinen, evtl. sinnvollen Diskurs über Illegalität in Organisationen behindern, aber die Begrifflichkeit kann ja nicht mit Organisationsrationalität falsch gefüllt sein/werden, wenn die Dinge so wie bei VW liegen:
Piech wusste von den Schwierigkeiten, die die Amerikaner in der Pipeline hatten, um sie VW zu jedem (Bedarfs-) Zeitpunkt auf den Teller zu drücken, aber Winterkorn spielte ihm gegenüber den Unschuldigen aber auch sachlich/kompetenzmäßig Zuständigen, der alles schon händeln wird.
Das hat ihm Piech irgendwann nicht mehr abgekauft, - und ohne solches vorgängige Vertrauen in Winterkorn war derr für Piech zu Recht ein UNDING an der Spitze, so daß er auch unter vorübergehender Inkaufnahme von erheblichen Nominalverlusten (Aktien-Wert) seines Vermögens (aber es gibt ja Optionen, - die muß er nicht mal selber kaufen, um Ausgleich zu schaffen), in den USA/Amerika seine Hemmungen/Blockaden/Einflüsse in der der Sache zurückzog und signalisierte: "Leute, wenn ihr das durchziehen wollt, dann jetzt, - je später ihr rauskommt desto weniger kauft man euch das dann noch ab" -, um Winterkorn loszuwerden, was im 1. Anlauf ja nicht gelungen war.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

dos

blender-studies since early 70ies.Im Zweifel links von der Sozialdemokratie.

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