Balltreterendlager und

Leistungsgesellschaf t. Schattenseiten? Aber, aber! "Wenn ein Spieler eine tolle neue Möglichkeit hat, der Verein ihn aber nicht gehen lassen will, dann ist der Verein der böse Bube. Wenn

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aber der Verein einem Spieler offen und fair sagt, dass er nicht mehr mit ihm plant - dann soll wieder der Verein der böse Bube sein? Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft." (Christian Heidel, Mainz, laut SPON). So einfach kann man das sehen. Klare Verhältnisse?

Es geht um Endlagerung, genaugenommen, und da der Mensch eine höfliche Spezies ist, zwischenlagern wir erstmal - Vorbild Hoffenheim. Es geht um verbrauchte Balltreter, gerne solche, die man aus der Ferne - die Ferne ist ein schöner Ort/ doch wenn ich da bin, ist sie fort: Tamara Danz (Silly) - herkauft, und kann gut sein, man stellt fest, daß sie schlicht nicht passen: dem Trainer, dem Konzept, ins Mannschaftsgefüge, wer weiß das schon. Wie alt mögen sie sein? 24, vielleicht 36? Die Endlagersuche für ausgemusterte Balltreter gestaltet sich schwierig. Helmut Rahn - Das Wunder von Bern - begegnete man regelmäßig in seinem Stammlokal an der Frohnhauser Straße in Essen. Das waren noch Zeiten, da die Stammkneipe sich als Endlager anbot.

Heutzutage sind paar mehr gescheiterte Existenzen zu entsorgen bzw. - was dasselbe ist - abgehalfterte Balltreter. "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich verpraßt." George Best schlug da den falschen Weg ein.

Und, weil es sich so ergibt, der BSV Rehden, vierte Liga, Status "Amateure". Da amüsiert sich die Liga. Der Co-Trainer spielte bei Olimpia Posen (Polen), bei FC Torshavn und beim TB Tvöroyni (beide auf den Faröer Inseln mit eigener UEFA-Mitgliedschaft); der 22jährige Rechtsaußen (Position laut Spielerprofil), zwei Nationalitäten; der Mittelstürmer (Angaben lt. Profil), Staatsbürgerschaft Kongo, spielte für diverse portugiesische Vereine und wechselte zu dieser Saison nach Rehden; der Spieler linkes Mittelfeld stammt "aus der Region" und wurde zu Beginn dieser Saison "eingeworben" - die vierte Liga firmiert als Amateurliga, deshalb wird nicht "gekauft"; der Spieler rechtes Mittelfeld spielte für italienische Vereine, zuletzt für einen Verein aus Lyon - das sind die ersten fünf auf dem Mannschaftsfoto, hintere Reihe. Wer sich die Mühe machen möchte, kann auf der homepage gern selbst das weitere Personal studieren.

Es wäre natürlich falsch, beim BSV Rehden von "Endlagerung" zu reden. Viele der Aktiven sind weit herumgekommen. Der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe. Man darf daran zweifeln, daß sie das ersehnte Ziel erreicht haben. Wie geordnete Verhältnisse sieht der Zustand eines solchen Vereins der vierten Liga jedenfalls auch nicht aus.

Wie letztlich das Hinterherlaufen hinter den immer wieder platzenden Seifenblasen bezahlt wird, kann man sich denken. Weshalb gibt's keine Untersuchung über sowas? Elf Freunde? Informationen zum Beispiel über die individuellen Kosten, physisch, psychisch? Wie groß ist der volkswirtschaftliche Schaden, der durch die gezielte Fehlorientierung auf Balltreter-Ruhm angerichtet wird? Der hochgelobte Sponsor, woher zockt der sein Geld? Der spart an seinen Angestellten? Zahlt Billiglöhne?

Fußball ist ein feiner Sport. Nur: die Umstände stinken zum Himmel. Nach "Leistungsgesellschaft" klingt das alles gar nicht.

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Geschrieben von

Dreizehn

Lebe in einem Winkel der Stadt, lese, schreibe gelegentlich.

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