Paar Sätze mal

zum Fußball, wo wir gerade eine komplette Verdrehung von Wirklichkeit erleben. Uns wird grandios vorgeführt, wie man eine krude Realität locker so lange aufhübscht,

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bis jeder überzeugt ist, daß alles glänzt und strahlt: allüberall eitel Sonnenschein. Kommt einem bekannt vor, doch ich möchte beim Thema bleiben. Kein wort über Wirtschaft, keins über Banken. Nur Fußball.

Kein Wort darüber, daß bei Bayern München die Glatzen trendy werden. Zwar weckt das übelste Erinnerungen, doch solange die Spieler keine Springerstiefel tragen, maul ich nicht rum. Kein Wort über Wirtschaft, keins über Banken. Nur Fußball.

Der Verein ist beispiellos in jeder Hinsicht. Sein Präsident wird wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Der Verein verkündet die Entlassung des Trainers, noch während dieser die größten Erfolge der Vereinsgeschichte einfährt. Das muß man den stets nobel auftetenden Herrschaften erstmal nachmachen.

Die Medienwelt sonnt sich im eigenen Glanz - sowieso - und im Glanz eines neuen Trainers, der ein Sabbatjahr in New York verbrachte und sich nunmehr als seine eigene Legende inszeniert. Eben: nicht wirklich, sondern, wie sagt der Esoteriker: vergeistigt, nein, besser: feinstofflich, in sphärischen Regionen.

Irgendwie kriegen sie das jedoch nicht rund, man hat den Eindruck, der Verein liegt am Boden zerstört. Ja, jetzt schon. Kaum ist die Legende - bissel jung für ne Legende eigentlich, und schnöselig - auf festem Münchner Boden, inszeniert sie einen Zickenkrieg, der rigoros in das Verlangen mündet: Thiara, sonst nix!

Und never change a winning team. Nein, nein, die Glatzen wissen es besser, oder sollen wir sagen, daß neue Besen gut kehren, das wäre unverdächtig, aber egal. Schwung ist da, zweifellos, und wenn sonst nichts, dann jedenfalls Schwung - in jenem Übermaß, das zuverlässig aus der Kurve trägt.

Man wundert sich auch - schöne neue Medienwelt - über den Kommentator des Sonnabendspiels, der gleichwertige Mannschaften auf dem Feld sah. In welchem Stadion war der eigentlich?

Es fällt unseren geschmeidigen Welterklärern schwer, Veränderungen wahrzunehmen. Satt und zufrieden bleibt gern satt und zufrieden, überhaupt und überall. Wir sind beim Fußball. Kein Wort über Wirtschaft, keins über Banken, nicht eins.

Was leiten wir aus der auf yellow-press-Niveau siedelnden Information ab, daß der neue Trainer nicht mehr in der Mannschaftskabine residiert (wie noch der Vorgänger), sondern ein eigenes Büro bezieht? Die Mannschaft, heißt es, solle unbefangen reden dürfen, oh oh! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Der Verein schlingert und trudelt ohne Ende.

Krisenberichterstattung. Man könnte fragen, wie selbstherrlich - never change a winning team - die Glatzen beschaffen sein müssen, daß sie so zielsicher und unaufhaltsam auf die Wand zusteuern. (Man kennt das, aber kein Wort jetzt über Wirtschaft, keins über Banken.) Von Glanz geblendet und vom Mammon, setzt das Denkvermögen aus. Ein Totalausfall? Man darf neugierig sein.

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Geschrieben von

Dreizehn

Lebe in einem Winkel der Stadt, lese, schreibe gelegentlich.

Dreizehn

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