„Den Türken in Deutschland gab Erdoğan lange Selbstbewusstsein – das ändert sich“

Interview Neigt sich der konservative Trend unter Recep Tayyip Erdoğan dem Ende zu – auch in Deutschland? Die Ethnologin Ayşe Çavdar hegt begründete Hoffnung auf einen Sieg der Opposition
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2023
Er will nochmal: Plakat des jetzigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan
Er will nochmal: Plakat des jetzigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan

Foto: picture alliance/EPA/Sedat Suna

Wie kommt es, dass sich so viele Türkischstämmige in Deutschland politisch konservativ und religiös ausrichten? Die Ethnologin Ayşe Çavdar hat sich selbst in den 1990ern von ihrer konservativen Familie losgesagt. Seit 30 Jahren forscht sie zur Entwicklung der aufstrebenden muslimischen Mittelschicht in der Türkei und in Deutschland.

der Freitag: Frau Çavdar, worin liegt der Reiz einer rechtspopulistischen Partei für türkische Wähler*innen in Deutschland?

Ayşe Çavdar: Das hängt mit dem Erfolg des Populismus Recep Tayyip Erdoğans zusammen: Die Türkei wird als globaler Player gesehen. Diese Menschen, die bislang keine Stimme hatten, werden in Deutschland nun ernst genommen. Zwar sagt niemand: Oh, das stimmt, was du sagst