Heimisch geworden

Eingeschenkt In den siebziger Jahren schufen toskanische Winzer den Tignanello. Heute ist er aus der Gegend nicht mehr wegzudenken

Es war einer der ersten Weine einer ganz neuen Generation. Bereits in den 1970er Jahren hatte man im toskanischen Weinhaus der Marchesi Antinori begonnen, mit einer Rebsorte zu experimentieren, die auch für die Klasse einiger der größten Bordeaux-Weine verantwortlich ist, dem Cabernet Sauvignon. Ihm zur Seite stellte man den alten toskanischen Sangiovese, der damals allerdings auf sich allein gestellt nicht wirklich in der Lage schien, Weine von Weltklasse hervorzubringen.

Als Chianti Classico konnte man den Wein nicht verkaufen, denn in dem durfte kein Cabernet enthalten sein. Also schickte man ihn erst als schlichten Tafel-, später als Landwein auf die Reise um die Welt, und hatte Erfolg damit. Und was für einen Erfolg! Tignanello hatten sie den Neuen genannt, der in der Landschaft der Hügel und der Zypressen anfangs so fremd wirkte, mit den Jahren aber immer toskanischer, immer typischer wurde – nicht zuletzt auch, weil immer mehr Sangiovese in ihm enthalten war.

Heute gilt dieser Tignanello als echtes Urgestein der Region. Sein toskanischer Charakter ist unverkennbar, seine Klasse bewiesen, und wer einmal das Glück hat, alte Jahrgänge, den 1985er oder den 1988er etwa, zu trinken, der weiß, dass dieser Wein auch richtig gut altern und reifen kann. Der bislang beste Jahrgang gelang den Antinoris mit diesem 2007er. Von ungemein frischer, rubinroter Farbe, betört er im Duft mit Beerenaromen, mit dem Geruch von Unterholz und Pilzen und mit einer unvergleichlichen Würzigkeit und aromatischen Tiefe. Am Gaumen ist er rund, dicht, samtig und fruchtig, besitzt perfekte, reife Tannine und Aromen, die lange im Mund nachhallen. Wie gesagt, es ist der beste Tignanello bisher … wenn man den 2008er noch nicht probiert hat.

Tignanello 2007Marchesi Antinori, Firenze (Toskana/Italien) Preis: ca. 66,- EUR

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Diese Kolumne basiert auf einer Kooperation mit Deutschlands ältestem unabhängigen Weinportal.ENOWorldWine

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Geschrieben von

Eckhard Supp

Journalist, Buchautor und Herausgeber von ENO WorldWine (www.enobooks.de)

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