Nein, süffig und weich, rasch zu trinken oder auch nur fruchtig und gefällig waren die Weine der Collas nie. Eher das Gegenteil: tanninbetont, in ihrer Jugend oft sehr hart, manchmal wirklich schwer zu verstehen und auf lange Reifezeiten, nicht auf raschen Trinkgenuss ausgelegt. Schon damals, als sie noch Eigner der renommierten Kellerei Prunotto im piemontesischen Alba waren, galten Beppe und Tino Colla als ausgesprochene Hüter der Tradition, ließen ihre Weine lange auf der Maische, das heißt auf den Häuten und Kernen der Traubenbeeren, ziehen und anschließend im großen Fass statt im modernen, kleinen Barrique lagern und reifen.
Diesen Ruf bewahrten sie sich auch, als sie Prunotto verkauften und zusammen mit Beppes Tochter Federica in den Hügeln hinter der Stadt ein neues Weingut erwarben. Wo sie allerdings inzwischen erstaunlich modern wirkende Weine machen, und das nicht nur in Jahrgängen, wie 2007, in denen die Natur Traubenmaterial von so ungewöhnlicher Harmonie bescherte, dass ihnen Frucht, Charme, Schmelz und weiche, samtene Tannine fast „in den Schoß“ fielen. Es gelang ihnen auch 2008, in einem Jahr also, in dem die Weine durchweg kräftiger, rauer und härter ausfielen.
Mit ihrem 2008er Nebbiolo d’Alba – das ist so etwas wie der kleine Bruder der Piemonteser Majestäten Barolo und Barbaresco, die ebenfalls aus Nebbiolo-Trauben gekeltert werden – machten die Collas einen Wein, der schon jetzt ungemein aromatisch und fein wirkt, auch wenn die Tannine, die sich am hinteren Gaumen bemerkbar machen, die traditionelle Handschrift der Macher noch immer ein wenig verraten. Es ist wie die Quadratur des Kreises: ein Wein, der jetzt schon Trinkgenuss bietet, aber auch noch einige Jahre reifen und sich geschmacklich verfeinern kann.
Nebbiolo d’Alba 2008 Poderi Colla, Alba (Piemont / Italien), Preis: ca. 14,- EUR
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Diese Kolumne basiert auf einer Kooperation mit Deutschlands ältestem unabhängigen Weinportal.ENOWorldWine
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