Gomorrah – der Film

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Am Anfang steht ein dünner, junger Mann namens Roberto Saviano. Als er sein Buch Gomorra (Verballhornung der Namen zwischen biblischer Sündenstadt und Camorra) veröffentlicht, ist er 26.

Erfolgreichen jungen Autoren sagt man nach, dass sie mit den Verlaufszahlen abheben. Saviano nicht, das ist ihm nicht möglich, denn seitdem seine Erzählung gelesen worden ist, vor allem die darin enthaltenen Namen, Orte, Begebenheiten, lebt er unter Polizeieskorte, semiklandestin. Er hat sich den Hass nicht nur der Camorra zugezogen, sondern auch den der kollusiven Politik. Der seine ist ein Stoff, aus dem schon die Schreibtätigkeit eines Leonardo Sciascia („Der Zusammenhang“) geschöpft hatte, von Regisseuren wie Francesco Rosi („Die Macht und ihr Preis“) ins Bild gesetzt.

Saviano hat Gomorra nicht vom Kopf her geschrieben, er hat nicht abstrahiert, seine Schilderungen sind ganz konkret. Das ist auch der Film „Gomorra“ von Matteo Garrone. Denn mehr als das Genre Mafiafilm, unter dem es gerne angepriesen wird, ist es eine Dokumentation. In einem Deutschland, wo sehr viel und sehr gerne über Parallelgesellschaften gesprochen wird, ein Must-See. Denn eindrucksvoller ist keiner Chronik, keinem gescheiten Aufsatz zu entnehmen, wie in sich geschlossene, hermetische Machtbereiche funktionieren. Petra Reski hat es treffend beschrieben: Garrones Film belehrt nicht, sondern zeigt.

Weitergehende Besprechung ist nicht notwendig, im Grunde ist alles bereits 2008 geschrieben worden, eine umfasssende Zusammenstellung kann hier nachgelesen werden. Nur die Empfehlung, sich den Film anzuschauen, wie der Italiener sagt, con due dita di peli sullo stomaco, mit zwei Fingern dickem Fell über dem Magen. Wirklichkeit schmeckt nicht jedem.

ARD
Do, 11.08.2011, 23:00 Uhr
Gomorrah – Reise in das Reich der Camorra (Gomorra)
Spielfilm Italien 2008

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Geschrieben von

ed2murrow

e2m aka Marian Schraube "zurück zu den wurzeln", sagte das trüffelschwein, bevor es den schuss hörte

ed2murrow

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