Höher, weiter, schneller – dass Rekordjagden an natürliche Grenzen stoßen würden, war auch im Sport nie eine Frage des ob, sondern des wann. Die Überwindung von Erdanziehung und Widerstand des Mediums standen versinnbildlicht als immense Saturn- oder Nositel-Raketen für alle sichtbar an Rampen – warum dauerte es bis 1988, dass die ebenso außerirdisch bepackte Muskelmaschine Ben Johnson und sein Fabelweltrekord von den Startblöcken weggezupft wurden?
Sich darüber zu unterhalten, dass olympische Spiele nationale Veranstaltungen seien, die dem Korpsgeist eines Landes aufhelfen würden, ist nur noch in Teilen richtig. Denn der propagandistische Effekt der Leistungsschau eines Systems, das seine Überlegenheit zu demonstrieren hätte, ist seit jenen Tagen in Seoul weitgehend hinfällig geworden.
Unvermeidlich sind seither die AthletInnen selbst in den Mittelpunkt gerückt. Kaum eine(r), der oder die sich im Spitzenfeld behauptet, ohne sich tatsächlich von der Mannschaft zu lösen: Mit eigenen Trainern, Physiospezialisten, Mentalcoaches, Ausrüstern. Bei Großveranstaltungen wird die Zugehörigkeit zu einer Mannschaft nur noch durch konformen Auftritt suggeriert; eine eigene Art des Brandings und Labelings neben denen der offiziellen Großsponsoren.
Derart der staatlichen Deutungshoheit über den Sport enthoben ist auch der Mechanismus der Großveranstaltungen verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Denn egal ob olympische Spiele, Europa- oder Weltmeisterschaften gleich welcher Sportgattung: Veranstalter wie IOC, FIFA oder IAAF sind stets Vereine des Privatrechts überwiegend Schweizer Provenienz und Jurisdiktion, die nach dem gleichen Grundschema verfahren –Investitionen und finanzielle Risiken werden überwiegend auf Veranstaltungsorte und die dortigen Steuerzahler übertragen.
Von Salzburg (Bewerbung für die Winterspiele 2014) bis München (2018) wurde das betreffende Regelwerk, der sog. „Host-City-Vertrag“ als in Teilen sittenwidrig eingestuft. Was in der juristischen Sprache bedeutet, dass Leistungen und Gegenleistungen exorbitant außer Verhältnis stehen. Dieser Gigantomanie in Sachen „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ haben sich jüngst auch Oslo oder St. Moritz entzogen, was den seit 2013 amtierenden IOC-Präsidenten Thomas Bach zur öffentlichen kuriosen Frage veranlasste, „ob ein Bürgerbegehren tauglich sei, ein Großprojekt zu legitimieren.“ Kein Wort davon, dass die Haushaltshoheit tatsächlich eine selbstbestimmte wie selbst zu bestimmende Angelegenheit staatlicher Gemeinwesen ist.
Die Begehrlichkeit des staatlichen Gewaltmonopols
Etwas subtiler, aber nicht weniger einschneidend ist der Umstand, dass mit dem Gesetzesentwurf zur Strafbarkeit von Doping eben diese privatrechtlichen Vereine mit dem staatlichen Gemeinwesen hierzulande um das Gewaltmonopol ringen. War in der Systemkonfrontation zwischen Ost und West Doping nicht nur probates, sondern in nationalen Sportverbänden ein Mittel erster Wahl, um im Medaillenspiegel ganz vorne zu rangieren, sind AthletInnen, nun auf sich selbst zurückgeworfen, die Spielbälle konkurrierender Sanktionssysteme: Des privatrechtlich organisierten Sport- und des staatlich-hoheitlichen Strafrechts.
Das Motto vom „Kampf gegen Doping“, das von Justiz- bzw. Innenministerien zusammen mit der World Anti Doping Agency (WADA) verwendet wird, kann darüber nicht hinwegtäuschen: Dass neben der Verfolgung unterschiedlicher Ziele auch nicht kompatible Verfahren zu Lasten der AthletInnen verwendet werden.
Tatsächlich sind professionelle AthletInnen im Einzugsbereich der WADA das Sinnbild für „gläserne Bürger“ schlechthin. Die jederzeit zeitliche und örtliche Verfügbarkeit samt Mitteilungspflichten über den Aufenthalt, damit Proben genommen werden können, sind, in rechtsstaatlichen Bezügen gesprochen, eine vollendete präventive Schleppnetzfahndung. Bislang war das nicht in der Breite erörtert, da das System der Sanktionen in den Verbänden privatrechtlich organisiert ist und „nur“ jeweils innerverbandlich wirkt.
Mit der Unterwerfungserklärung unter verbandliche und Wettkampfrichtlinien willigen SportlerInnen neben der Transparenz in ihr Verhalten und ihre Vermessung auch in die Körperverletzung ein, die jede Blutentnahme mit sich bringt – einer richterlichen Anordnung oder der Begründung von Gefahr in Verzug bedarf es hierzu nicht.
Daran war aber bislang die Perspektive geknüpft, dass alleine das -ebenfalls privatrechtlich organisierte- Sanktionssystem der Sportverbände greifen würde. Vor den eigenen Schiedsgerichten des Sportrechts aufgerufen besteht hier als Höchstmaß der Ausschluss von Wettkämpfen und damit das faktische Berufsverbot auf Zeit.
Die WADA als Hilfsbeamtin deutscher Staatsanwaltschaften?
Wenn Doping nun hoheitlich kriminalisiert und -wie im Gesetzesentwurf der Bundesregierung vorgesehen- die Selbstanwendung mit „Freiheitsstrafen bis zu 3 Jahren“ bestraft wird, sind aber die rechtsstaatlichen Prinzipien aufgerufen: Bei der körperlichen Untersuchung das Vorliegen eines Tatverdachts und deren richterliche Anordnung (so etwa bei § 81a StPO). Und im Gegenzug keinesfalls die allseitige Verfügbarkeit der Probanden, die in diesem, dem staatlichen verfassungsrechtlichen Kontext ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit beraubt wären.
Mit anderen Worten: Weder sind die WADA und ihre Kontrolleure „Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft“ noch erlauben geschäftsmäßig erteilte Einwilligungserklärungen zwischen Subjekten des Privatrechts dem Staat, ohne Weiteres darauf seinen Strafanspruch aufzubauen. Wobei „erteilt“ bereits ein Euphemismus ist: Nachdem die Unterwerfung unter die Bedingungen der Verbände Voraussetzung für die Berufsausübung im Wettkampf, also für den eigentlichen Broterwerb ist, wäre, wenn nicht „abgenötigt“, mindestens „erzwungen“ als Attribut angemessen. Umgekehrt sind deutsche Polizeikräfte nicht dazu da, den spezifischen kriminellen Sumpf, den die WADA mangels Personal, eigenem Willen und Befugnissen nicht angeht, trocken zu legen.
Die Duplizierung des Sanktionsapparats ist nicht neu. Angeknüpft an die Berufseigenschaft unterliegen von Ärzten bis Rechtsanwälten dem, was als Standesrecht bekannt ist. Das Primat staatlicher Autorität ist hier allerdings unübersehbar und heute aus der Entstehungsgeschichte selbstverständlich. Von der Befugnis, den Beruf auszuüben, über die gesetzlich normierten Berufsordnungen bis hin zu den standesrechtlichen Sanktionen ist die Eingliederung auf staatlicher Ebene perfekt. Selbst das von einer Rechtsanwaltskammer ausgesprochene Berufsausübungsverbot ist jederzeit vor ordentlichen Gerichten anfecht- und überprüfbar.
Berufsrecht der Sportler als Sittengesetz
Das im Werden erkennbare „Standesrecht der Berufssportler“ steht hier freilich noch ganz am Anfang, allerdings mit falschen Vorzeichen. Denn es ist nicht erkennbar, dass der Rechtsschutz vor doppelten Sanktionen auch nur annähernd realisiert würde. Nach wie vor wären aufgrund der Schiedsklauseln in den Verbandsbedingungen für die beruflichen Sanktionen ausschließlich die Verbandsgerichte zuständig. Die Überprüfung der Rechtmäßigkeit ihrer Entscheidungen durch staatliche Gerichte ist weitgehend ausgeschlossen.
Im Gegenzug würden staatliche Strafgerichte die Sanktion von Geld- oder zeitiger Strafe unabhängig von etwaigen Berufsausübungsverboten der Schiedsgerichte fällen. Damit ist aus der Warte der Betroffenen das allgemeine Verbot des „ne bis in idem“ (keine Doppelbestrafung) faktisch ausgehebelt. Die komplette Ruinierung einer menschlichen Existenz alleine aufgrund der Zuführung eines Stoffes, der etwa in einem Nahrungsergänzungsmittel nicht auf dessen Verpackung ausgewiesen ist, ist damit vorprogrammiert.
Noch fragwürdiger sind freilich die kriminalpolitischen Motive des Gesetzgebers. Dass hier etwa „die Gesundheit“ als Schutzgut im Vordergrund stünde, kann nicht ernsthaft erörtert werden. Denn der weitaus größere Markt für gesundheitsschädliche Substanzen wird von Mucki-Buden bis Fitness-Centern abgewickelt, wo Couch-Potatos meinen, sich den einen oder anderen Muskel künstlich aufwerten zu müssen. Sie, also die Breitensportler, sind aber vom Gesetzesentwurf ausgenommen.
So dass im Ergebnis nur das bliebe, was der Entwurfsverfasser, nämlich die Bundesregierung meint, als beispielgebend per Strafrecht immunisieren zu müssen: Der Sport schaffe „Vorbilder für junge Menschen und ist durch die Sportlerinnen und Sportler mit ihren Spitzenleistungen zugleich Aushängeschild für Deutschland in der Welt.“ Die sarkastische Bemerkung sei erlaubt: Nachdem verstanden wurde, dass „Olympia“ von Leni Riefenstahl schon einmal das konzertierte Produkt von IOC und Propagandaministerium war, werden uns die lauteren Mädels und Jungs als Triumphatoren reinen Willens in Gesetzestexten näher gebracht. Tatsächlich ist gegenwärtig der Werdegang vom „Doping-Sünder“ zum „Doping-Kriminellen“ zeitnah zu beobachten.
Zweite als erste Verlierer
Die Entwicklung des „sauberen Sports“ als moralische wie moralisierende Entität hin zu einem positiv-rechtlichen normativen Begriff wurde etwa in „Was ist Doping?“ (Christoph Asmuth (Hrsg.), Bielefeld, 2010) nachgegangen. Hierzu Asmuth im Interview mit der Wochenzeitung der Freitag („Die Substanz des Sports“) : „ … dass ein bloßes Dopingverbot nicht hilft. Es muss, auch bei unserem Projekt, um Aufklärung gehen: Jeder Sportler muss für sich selber die ethische Entscheidung treffen, ob er Mittel nimmt oder nicht. Er steckt zwar in einem extremen Systemdruck, ist aber dennoch eine freie Person – wenn er den Kopf aus dem Sand steckt. Wir können und wollen ihm Argumente liefern. Der Sportler ist einer unserer Adressaten. Das soll ihm aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“, wie Kant es ausdrückte, herausholen. Das hat der Mensch also selbst zu verantworten. Er kann aber und muss eigentlich daraus selbst herauskommen. Auch der Sportler hat Alternativen.“
Tatsächlich wird der innere Widerspruch nun dadurch verschärft, dass beim Berufssportler das Selbstdoping kriminalisiert werden soll. Damit ist aber der immerhin denkbare berufsspezifische Ansatz herabgewürdigt auf eine reine Verteidigung von Moralauffassung, was „sauber“ im Zusammenhang mit „Sport“ sei. Im gleichen Maß wird, exerziert an den BerufssportlerInnen, deren allgemeine Handlungsfreiheit nicht mehr an einem konkreten Rechtsgut ausgerichtet, sondern tatsächlich in ein veritables „Sittengesetz“ gegossen. Neben dem Sexual- und dem Strafrecht zu Betäubungsmitteln wird damit ein weiterer Bereich eröffnet, der der Personalisierung und Moralisierung des staatlichen Gewaltmonopols erneut Eintritt verschafft.
Sport ist nie sauber. Das bezieht sich einerseits auf die Korruption in den Interdependenzen zwischen den staatlichen und privatimen Märkten, die jüngst Jens Weinrich in „Macht, Moneten, Marionetten: ein Wegweiser durch die olympische Parallelgesellschaft” (2013) dargestellt hat. Das Fazit des Journalisten, der bei den Krautreportern für „Sport und Politik“ verantwortlich zeichnet: Rund um das Business habe sich eine Form von „Spezialdemokratie“ gebildet, die vor allem der Bereicherung einiger Weniger diene.
Das bezieht sich aber auch darauf, dass Spitzensport heute nicht nur Professionalisierung, sondern oft Selbstleugnung bedeutet: Von Perioden, die aufgrund physischen Stresses ausbleiben, bis hin zur allgegenwärtigen Kotzerei bei der erforderlichen physischen Grenzüberschreitung. In allem kondensiert sich das Prinzip, „dass Zweite bereits die ersten Verlierer sind“. Sich dieser Logik zu entziehen müsste eigentlich staatlich gefördert werden. Denn es betrifft 99% der Bevölkerung.
Erstveröffentlichung bei die Ausrufer
Kommentare 26
Sie müssen mit e2m unterzeichnen, nicht mit MS, für Marian Schraube - sonst fällt das auf...lieber Ed.
Nützt nüscht, lieber Ed...sie wissen schon - Screenshot und so...ja, ist doof jetzt...ich erzähls nicht weiter, versprochen..kann passieren.
Da haben Sie natürlich völlig recht ... liebe ... Unschärfe. Bleibt nur die Frage, ob das gewollt sein könnte.
Ach machen Sie sich keinen Kopp, wie der homonyme Verlag: Damit Sie wirklich aller Anechtungen bar wären, müssen Sie das auch als htm-, htm- und mht-Datei speichern. Wegen photoshop und so, Sie wissen schon.
Yepp...und Sie können sich jetzt um Kopp und Kragen kommentieren, es ändert nichts an den Tatsachen, den Fakten. Sonst ist mir Ihre Spielerei mit Accounts völlig wurscht, ist ja nun nichts Brandneues.
Der staatliche Aktionismus könnte viel damit zu tun haben, dass die "Reinheit" des Sports scheinbar leichter zu bewerkstelligen ist als Vollbeschäftigung, angemessene Entlohnung oder andere Ziele, die ich eigentlich für primär halten möchte.
Och nö, eigentlich nicht "Kragen". Denn dami scheinen Sie selbst
Och nö, eigentlich nicht so ganz um „Kragen“. Denn damit scheinen Sie mir genau die Personalisierung zu bedienen, die auch Gegenstand des Blogs ist: Es käme mehr darauf an, wer oder was eine bestimmte Meinung personalisiert, statt die Meinung selbst in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. Ob und inwieweit Sie dabei auf der Höhe des herrschenden Zeitgeistes sind, wird ggfs. in einer ganz anderen Rubrik erörtert werden. Aber seien Sie beruhigt: Der erkennbar fiktive Nick „ed2murrow“ hat im Netz schon zu dezidierten Mordaufrufen geführt. Sie sind wirklich der Letzte, der mir schlaflose Nächte bereiten würde.
das
Lieber JR, ich will Ihnen nicht wirklich die letzte Illusion rauben. Aber der Umstand, dass in Vorbereitung und im Nachklapp von „ZeroZeroZero“ von Saviano Flüsse untersucht wurden, die die Abwässer von Finanzzentren enthalten, sollte zu denken geben: Mailand (Po), Paris (Seine), London (Themse), Frankfurt (sie wissen schon) und New York (Hudson) haben derart viele Residuen an Kokain aufgewiesen, dass man sich fragt, ob nicht die eine oder andere Finanzblase schlicht drogeninduziert ist. Das System einer „Wettbewerbsgesellschaft“ ruft geradezu nach „Enhancement“. Was dabei „erlaubt“ oder nicht sei, ist eine Definitionsfrage. Als „war on drugs“ ist es eine krachende Niederlage westlicher Moralvorstellungen, die von den Opiumkriegen über die afghanischen Mohnfelder bis hin zu den Kokaplantagen in Mexiko das Leid gesteigert haben, statt Missstände zu mildern. In weiten Teilen habe sie sie sogar hervorgerufen.
Nun die rund 7.000 deutschen Spitzenathleten als Reservoir der Wohlanständigkeit im ureigenen Beritt der „Leistung“ auszuspielen, kann bestenfalls als sarkastische Randnotiz genommen werden. Wäre da nicht, dass mit einem größenwahnsinnigen Aplomb genau diese Leute, die ihre Haut buchstäblich zu Markte tragen, als „Aushängeschild Deutschlands“ verwurstet würden. Was da montiert wird, ist keine Schlagsahne oder die darauf platzierte Kunstkirsche, sondern die schimmelig gewordene Torte „Leistung“. „Sie muss sich endlich wieder rentieren“ ist dazu das geradezu völkische Bon-Mot der Abgehängten.
Warum haben Sie denn das Kürzel "MS" jetzt aus Ihrem Blog entfernt? Nachdem ich darauf hingewiesen habe? Sie ver-kommentieren sich jetzt in die Schwangerschaft eines Missgeschicks. Ist nicht nötig. Es bedeutet mir nichts. Was Sie anführen ist mir egal. Morgen bearbeite ich meinen Granit, und Sie spielen keine Rolle. Müssen Sie deshalb Ihre Lebenszeit damit verbringen, anderen Menschen etwas vorzuspielen, hier im Netz, damit ich morgen im Abdunst meiner Flex, noch an einen eloquenten Satz von Ihnen denken muss? Frönen Sie weiter Ihrem Hobby, wir anderen sind derweil im Leben tätig. Das ist nichts, lieber Ed, oder Marian Schraube, oder wie auch immer.
MfG Unschaerfe
My, ich muss nur das regionale Privatradio einschalten, um den Koks akustisch wahrzunehmen - in den Ansagen. Aber ganz ehrlich: von mir aus soll sich jeder um den Verstand dopen, der es nötig hat. Und wenn das im Sport zu Ungerechtigkeiten führt, kann ich den Benachteiligten nur empfehlen, eine Liga mit eigenen Regeln aufzumachen.
Wobei ich leicht reden habe: für eine Profi-Karriere bin ich eh zu spät dran, und aus dem Sportkonsum habe ich mich diesen Sommer endgültig ausgeklinkt.
Spannend die Reaktion auf „Anonymität“. Mit meinem kleinen, sehr subjektiven und keinesfalls irgendwelchen wissenschaftlichen Kriterien entsprechenden Experiment zu „Nicknames, Trolling und flachen Hierarchien“ bin ich nach rund 5 Jahren in einem Stadium, ein Resümee zu ziehen. Bei Gelegenheit wird es dazu ein paar Sätze geben, wie personale Wertschätzung oder Abwertung eine mehr oder weniger tragende Rolle spielen. Das betrifft natürlich auch Sie, Unschärfe, da Sie, obwohl erst im Juli 2014 angemeldet, intime Kenntnisse über Vorgänge offenbaren, die nur aus der weit vorverlagerten Teilnahme an der sogenannten „Freitag-Community“ herrühren können. Daran wäre nur etwas auszusetzen, wenn man sich Ihre Personalisierung zu Eigen machen würde.
Ich danke Ihnen für die weitere Personalisierung in Form von "Müssen Sie deshalb Ihre Lebenszeit damit verbringen, anderen Menschen etwas vorzuspielen". Während Sie mit vorgeblich handfesten Argumenten des treudeutschen Hobbybastlers und Heimwerkers mit Flex auf Granit aufwarten, die so etwas wie Arbeiterschaft suggerieren sollen? Also ehrlich, Obi-Werbung macht das besser und geschickter. Alles andere steht da https://www.freitag.de/autoren/ed2murrow/vom-suender-zum-kriminellen#1416750996326364
Womöglich ein Doppelnick? Das wäre ja schrecklich. Magda wäre sehr enttäuscht.
Warum haben Sie denn das Kürzel "MS" jetzt aus Ihrem Blog entfernt?
Würde ich auch tun, wenn mir - so vorhanden - ein Doppelnick verrutschen würde. Und wenn keiner vorhanden wäre, würde ich es ebenfalls tun. Wäre ja weder im einen noch im anderen Falle von mir beabsichtigt.
Spannend finde ich die kleinliche, intensive Genugtuung, mit der Sie nun schon seit anderthalb Stunden hier unterwegs sind, obwohl es Ihnen doch angeblich wurscht sein soll, Unschaerfe.
Das lässt mir Ihre Tätigkeit im Leben nicht so prall aussehen, wie Sie es gerade darstellen.
Kann ebenfalls weg, E2M - aber ich bin gespannt auf Unschaerfes Selbstauskunft.
Ein Blogger-Kollege ist Leistungssportler. Gewesen, wie ich anfügen muss, denn ihm ist buchstäblich das Leben dazwischen gekommen. Ein Beruf, der ihn bis in den letzten Winkel seines Seins in Anspruch nimmt und ein Privatleben, das ihn wie jedermann fordert. Der Zug zum Wesentlichen ist ihm, vergleichbar mit der Zielgeraden, geblieben: Was ist wesentlich, was vernachlässigenswert. Diese Fragen beantwortet er meines Wissens ohne die Einnahme irgendwelcher Substanzen. Das markiert den Unterschied: Wer den eingeschlagenen Weg nur noch mit Zuführung von Substanzen bewältigen kann, ist überfordert. Dass die Einnahme von Substanzen endemisch geworden ist, eröffnet die Frage, ob der Weg selbst, nicht nur die eigene, persönliche Entscheidung, falsch oder zumindest fehlerhaft gewiesen ist.
Es wird Branchen geben, in denen der Drogenmissbrauch nicht nur endemisch ist, sondern mehr oder weniger zum guten Ton gehört.
Der Gruppenzwang endet halt nicht mit dem Schulabschluss.
Blöd nur, wenn die, die auf dem Schulhof "bäh, pfui" gerufen haben, jetzt in der Regierung sitzen.
Als Gelegenheitsbeobachter des sportlichen Geschehens ist mir bisher nicht aufgefallen, dass in der Sportart, in der zumindest in Europa am meisten Geld verdient wird, nämlich dem Fußball, Dopingfälle bekannt geworden sind. Auch während der letzten WM in Brasilien scheint kein aktiver Teilnehmer überführt worden zu sein. Das lässt für mich zwei Schlüsse zu: Entweder nutzt es nichts, sich in dieser Sportart zu dopen, weil die körperlichen Leistungsanforderungen nicht so hoch sind, oder der Weltfußballverband (FIFA) hat ein internes System entwickelt, das in seinem Bereich keine dopenden Sportler entdeckt werden können. Die wirtschaftlichen Folgen wären gravierend, wenn ein Superstar wie Ronaldo nicht mehr auflaufen könnte, weil offenbar wurde, dass er leistungsfördernde Substanzen zu sich genommen hat.
Als Einstieg: http://www.fussballdoping.de/; http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/sport/schmerzmittel-und-doping-die-schluckkultur-im-fussball-12954054.html; http://www.sueddeutsche.de/sport/weltmeisterschaft-und-doping-grosses-indianer-ehrenwort-1.2012093 Aber wer will schon das Idyll von Freitagabend bis Sonntagnachmittag stören, wenn Hools auch noch als Retter des Abendlandes (hogesa bis pegida) unterwegs sind? Vom Marktwert bestimmter Mannschaften ganz zu schweigen …
Wären solche disziplinarbedingten Ausfälle nicht vielleicht versicherbar? Ronaldo ist ja kein Atomkraftwerk.
Danke für die Links. Die Süddeutsche beschreibt dieses Fußball-Rätsel (Link s. o.):
"Gedopt wird ja fast nie vor dem Spiel, sondern im Training. Intelligente Tests zielen auf diese Zeit, wenn Kraft und Ausdauer getankt werden. Testet die Fifa intelligent? Befragt, ob sie bei der WM Zielkontrollen durchführe, hält sie sich voll bedeckt: "Angaben über individuelle unangekündigte Doping-Kontrollen können wir aus Vertraulichkeitsgründen nicht geben." Vertraulichkeit? Niemand will wissen, wer wann Objekt eines Zieltests wird."
Da Fußball aus dem offiziellen Fokus gezielt herausgehalten zu werden scheint, ist die Neuregelung der Dopinggesetzgebung in mehrfacher Hinsicht scheinheilig.
Es gibt wohl kaum einen Spitzenhandballer (m), der nicht mit Schmerzmitteln intus aufläuft. Irgendwie auch klar, bei der Belastung. Bei einer WM oder EM 11 Spiele an 8 Tagen oder umgekehrt. Wahrscheinlich helfen sich die Mannschaften auch gegenseitig aus, wenn nötig. Das ist bekannt und akzeptiert. Ob die Handballer dadurch "unmündig" werden?
Früher häufig gehört im Fußball: fitspritzen. Seit Jahre nicht mehr, Dass die Praxis verschwunden ist bezweifle ich.
Die nächsten sind wahrscheinlich die Skatspieler, die zu viel Bier während ihrer Wettbewerbe zu sich nehmen. Oder die Darter, bei denen die Zielgenauigkeit auch nachlässt ohne "Feuerwasser". Zumindest in den untere Regionen.
"Wären solche disziplinarbedingten Ausfälle nicht vielleicht versicherbar?"
Ich vermute nein. Die Versicherungen müssten eine Risikoabschätzung vornehmen können und damit Einblick in die gängige Praxis der Fußballclubs und der -verbände erhalten. Der Blatter-Sepp würde das sicher zu unterbinden wissen.
Wie zweifelhaft bereits Sport ist (gehören etwa Schach und/oder Body-Building dazu?), zeigt sich daran, dass die Definition dazu den Verbänden überlassen ist. Im Gesetzesentwurf (im Blog verlinkt) heißt es dazu, „in einem Wettbewerb des organisierten Sports“.
Vielleicht sollte darüber nachgedacht werden, den Verband der Weitpinkler zu organisieren, um Drucksäufern (Doping per Kohlensäure plus Malz und Gärung im Verhältnis von Blasenhautdehnungskoeffizienten zum naturgegebenen Volumen mal Körpergewicht dividiert durch Körpergröße [gendergerecht: ohne Absätze]) endlich den Garaus zu machen.
Versicherungen … Kinners, noch nie von „Lebens“versicherungen gehört? Die werden auf den Todesfall ausgezahlt, was nicht heißt, dass man sich gegen das Todesrisiko versichern könnte. Das hat bislang nicht einmal der Faust, sondern nur der Brandner Kaspar geschafft und hat dabei dem Vernehmen nach beim Kartenspiel beschissen, auf Boandlkramer komm raus.
Dass es im Weltfußball noch nicht den Bedarf gibt, sehe ich ja durchaus ein. Man sollte aber auch über den Tag (und den Blatter) hinausdenken. Vielleicht wird noch ein schönes Geschäftsmodell draus.
Das mit dem »Blatter geht natürlich vor allem Sie an, Achtermann.
Je nun: Die einen nennen es Geschäftsmodell, die anderen Parallelgesellschaft. Ich bekomme Pickel, wenn beides sich in der öffentlichen Hand als unanfechtabares Primat vereinigt.
Weitpinkler, gut, Aber was ist das gegen Synchronschwimmen Einzel?
Och, in der Diszplin "ego" findet sich alles: von shooter bis *hüstel*. Btw: Was halten Sie von Skeet und Trap sowie den dazu gehörigen Zielwassern? So als Mentaldoping u.a. ...
Keine Ahnung, die kenne ich nicht. Und. Das führt jetzt auch ein wenig weit weg vom Thema (jaha, ich gebe zu angefangen zu haben). Was ich richtig krank finde ist, dass der Staat sich anscheinend da einmengen will. 3 Jahre? Und für welches Vergehen wem gegenüber eigentlich? Du bist Jurist, gell? Was für "Straftaten" liegen denn sonst so in der Größe? (Und ja, die Doppelfalle habe ich mitgelesen).
Vielen Dank auch noch für die ausführliche Information: *****
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die mit den Tricks denen mit den Tests (immer) einen Schritt voraus sind.
Nehme man das Beispiel Lance Armstrong: da kann viel vermutet werden, allein es hilft nicht, wenn es nicht beweisbar ist. Beweisbar war es nicht, weil ... Prinzip Hase und Igel...
achso, ja, Erfolge müssen her, je schneller, je weiter, je... desto besser. Da gibt es weder Sünder noch Kriminelle. Da ist on top, wer zugibt, sich systemimmanent verhalten zu haben. Doping ist dann auch nur noch ein Etikett, ein Hinweis auf, vernachlässigbar.
Es ist (offiziell) der Mob, der Erfolge will. Die bekommt er, wie auch immer.
Die einen nennen es sünden, die anderen kriminell, wieder andere notwendig oder auch unvermeidbar... dope sells.
Da ist so viel und auch Vergruegnliches zu dem Thema kommentiert worden, dass ich beschaemt hier nur beipflichten moechte, dass bei einer staatlich/gesetzlichen Regelung von Strafbarkeit des Doping selbstverstaendlich alle anderen und privatrechtlichen Sanktionen entweder aufgehoben gehoeren oder den gesetzlichen nachgestellt werden muessten.
Parallel geht da gar nicht, erst recht nicht private Ermittlungen als Quelle fuer staatsanwaltliche Recherchen.
Wird das nicht korrigiert, versinken wir noch tiefer in Korruptionssuempfen als bisher schon.
..."Oder die Darter, bei denen die Zielgenauigkeit auch nachlässt ohne "Feuerwasser""...
Kein Witz, Anti-Doping beim World Darts Federation.
Gruss
Welche Taten mit welchen Strafen belegt werden, kann jede(r) selbst erlesen, der einen Blick in das StGB wirft. Mit der bisherigen Begründung der Bundesregierung wäre allenfalls daran zu denken, eine äußere Parallele zum Delikt des Betrugs (§ 263 StGB) zu ersehen, weil nach dem Gesetzesentwurf eine Relation zwischen einem, untechnisch ausgedrückt: Vorgaukeln einer physischen Leistungsfähigkeit (durch künstliche Steigerung derselben) ein Vermögensvorteil (im Entwurf: „sich im Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen“) unrechtmäßig erlangt würde. Der Punkt ist: Unterstellt, Doping würde im konkreten Fall tatsächlich zur Leistungssteigerung führen (was wiederum normativ definiert und nicht stets naturwissenschaftlich bestätigt ist! Grenzwerte selbst sind normative Festlegungen, wie bei Asmuth belegt wird), so ist das per se keine Täuschungshandlung: Der Mensch liefert seine tatsächliche Leistung ab, von der Stoppuhr gemessen. Der Twist ist: Er (personalisiert) wird an dem gemessen, was er idealerweise abzuliefern in der Lage wäre. Damit wird aber auch der fundamentale Unterschied klar: Die Täuschung ist nicht konkret, sonder wird nur angenommen.
Aus meinem früheren Leben und dem damit verbundenen Job habe ich gelernt, dass, soll ein Schaden geltend gemacht werden, dieser konkret (und zwar auf Punkt und Komma, Heller und Pfennig) nachzuweisen ist. Das, der konkrete Nachweis, wird beim Doping - wenn ich dich richtig verstanden habe - immer nur vorgegaukelt, weil es ja sowieso jeder glaubt. Es wäre ja auch möglich, dass der oder die Gedopte trotzdem Platz 1 oder 7 oder 351 erreicht hätten. Weiß doch keine Sau.