Wo bleibt die Corona-Solidarität der Reichen und Superreichen?
Das Coronavirus gefährdet nicht nur die Gesundheit, sondern auch die wirtschaftliche Situation vieler Menschen und Betriebe. Solidarität ist jetzt in dieser außergewöhnlichen Situation gefragt und wird bereits tagtäglich praktiziert von vielen oft jungen Menschen, die sich für diese Krise genauso verantwortlich fühlen wie für den Klimawandel. Sie gehen einkaufen, übernehmen Kinderbetreuung u.v.m.
Doch was tragen diejenigen dazu bei, denen es am wenigsten weh tut, die Reichen und Superreichen? Allein in Deutschland leben mehr als 100 Milliardäre mit einem Vermögen von rund 500 Milliarden Euro, Deutschland hat damit nach den USA und China die meisten Milliardäre. Laut Auskunft der Deutschen Bundesbank besitzen 10 % der reichsten Menschen in Deutschland 56% des Gesamtvermögens in Deutschland. Über die vergangenen fünf Jahre ist ihr Vermögen um mehr als ein Drittel gewachsen - auch Dank des Börsen- und Immobilienbooms.
Wie wäre es denn, wenn in dieser außergewöhnlichen Situation diejenigen zur Kasse gebeten werden, die die Gewinner des Wirtschaftsbooms der letzten Jahren sind: Mit einem Verzicht auf Zahlung von Dividenden an Großaktionäre, um Umsatzeinbußen in den Betrieben finanzieren zu können. Mit dem Aussetzen des Börsenhandels während der Corona-Krise, damit Unternehmen in schwieriger wirtschaftlicher Lage Planungssicherheit haben. Mit einer einmaligen Vermögenssteuer in Höhe der 30% ab einem Vermögen von z. B. 5 Millionen Euro, das viele Reiche in den letzten Jahren durch Immobilien- und Börsenspekulationen verdient haben.
Damit würden alleine durch die Besteuerung der Milliardäre weitere ca. 170 Milliarden Euro freigesetzt für dringend erforderliche Forschungen in Impfstoffe und für den Aufbau von Pflegekapazitäten, für die Unterstützung gemeinwirtschaftlicher Unternehmen (die über keinerlei Rücklagen verfügen) und Gastronomie- und Kulturbetrieben und allen in prekären Beschäftigungsverhältnissen Arbeitenden, die jetzt von Arbeitslosigkeit bedroht sind.
Ebenfalls wichtig wäre die sofortige bundesweite Einführung eines Mietendeckels, ein Verzicht auf Räumungsklagen bei Nichtzahlung von Mieten, die Verlängerung des Arbeitslosengeldes u.v.m. Und längerfristig auch eine endlich angemessene Bezahlung derjeniger, die in Krankenhäusern, Altenheimen, Supermärkten, LKW´s und an vielen anderen Orten z.T. unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit das öffentliche Leben sicherstellen.
Auch die Einführung des Kurzarbeitergeldes und Kredite an Klein- und mittelständische Unternehmen sind wichtige Maßnahmen der Bundesregierung, für die die Bundesregierung 350 Milliarden Euro aus Steuergeldern der Bevölkerung als Wirtschaftshilfen zur Verfügung stellt. Diese werden an anderer Stelle in den nächsten Jahren im Sozialhaushalt fehlen.
Wenn wir wirklich eine Solidargemeinschaft sein wollen, dann müssen jetzt auch diejenigen Verantwortung zeigen und sich an den Kosten der Krise beteiligt, die es sich leisten können: Die Reichen und Superreichen dieses Landes.
Kommentare 3
Zitat: "Wo bleibt die Corona-Solidarität der Reichen und Superreichen?"
Eine berechtigte Frage im reichen Deutschland. Tja nun, wo bleibt die "Corona-Solidarität" der Reichen und Hyperreichen?
(Anmerkung: Ich finde, die Bezeichnung "hyperreich" ist wesentlich zutreffender als "superreich". Das Wort superreich ist m. E. viel zu zu positiv konnotiert und verharmlost den Sachverhalt.)
Die Corona-Solidarität der Reichen und Hyperreichen wird sich wahrscheinlich auf ein paar medial wirksame Charity-Aktionen beschränken. Im Dezember gibt es dann im Verblödungsfernsehen die üblichen Spenden-Shows für die Armen. Der Mainstream-Journalist Claus Kleber wird im heute-journal wie in den letzten 40 Jahren auch betreten in die Kamera schauen. Die ehemalige Honecker-Sympathisantin und amtierende Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel wird zum Jahreswechsel ihre obligatorische Rede an die lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger halten und davon labern, dass es Deutschland gut gehen würde und wie toll die Corona-Krise gemeistert worden wäre.
Mit anderen Worten: The same procedure as every year!
Das Problem besteht darin, dass die autoritätsgläubige Mehrheit der Deutschen aus Opportunisten und feigen Arschkriechern besteht. Nach unten treten und nach oben buckeln.
Viele Deutsche, die sich als "christlich" bezeichnen, regen sich darüber auf, wenn der Weihnachtsmarkt in Wintermarkt umbenannt werden soll, schmeißen aber gleichzeitig mit Dreck auf Arbeitslose, Obdachlose, Geringverdiener und Flüchtlinge statt von denjenigen, die in den Millionen und Milliarden baden eine Vermögensabgabe von einem lausigen Prozent zu fordern.
Es ist leider so, dass der neoliberale Monopoly-Kapitalismus auch nach Corona fröhlich weitergehen wird bis es richtig ordentlich kracht, scheppert und knallt.
Dem ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Hier wäre dann wohl die Politik gefragt. Leider wird die Situation der einzelnen Bürger (und Wähler!) im öffentlichen Diskurs gerne von makroökonomischen (durchaus relevanten) Themen "überlagert" - und so das Thema "Solidarität" plötzlich sehr asymmetrisch gehandhabt. Wer EU-weit nach "starken Schultern" schreit, der sollte es dann auch innerhalb des eigenen Landes tun. Nur so werden die eigentlichen wirtschaftlichen Profiteure der EU dann auch im Gegenzug vermehrt für die Haftung eingespannt. Klar zahlen sie auch höhere Steuern- sie vermeiden eben Steuern aber auch überdimensional im Vergleich zum "kleinen Sparer". Das unsoziale Credo "Gewinne privatisieren, Verluste/Schulden vergemeinschaften" muss endlich ein Ende finden.
Völlig richtig ! Wie soll nun dieser Aufruf an die Betreffenden herangetragen werden? Vielleicht eine Petition starten, um die Bundesregierung dazu zu veranlassen tätig zu werden? Und die 4.Gewalt im Lande berichtet so lange von diesem Aufruf bis den Politikern auf die Sprünge geholfen wird und die Reichen und Hyperreichen von selbst Einsehen haben?