Ich bitte um Freiheit für mein Buch

Güte Wassili Grossmans gewaltiges Kriegsepos "Leben und Schicksal" und seine Kriegstagebücher
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"Mir das Buch wegzunehmen, ist dasselbe, wie einem Vater sein Kind wegzunehmen", schrieb der sowjetische Schriftsteller Wassili Grossman inständig 1962 an den Ersten Sekretär des ZK der KPdSU, Nikita Chruschtschow. "Das Buch" war ein epochales Manuskript von mehr als 1.000 Seiten, an dem der Autor zwölf Jahre gearbeitet hatte, um die Bilanz seiner Zeit zu ziehen - die Zeit der Sowjetunion unter Stalin, also seit den dreißiger Jahren, bis zum Kulminationspunkt des Zweiten Weltkrieges, dem Sieg von Stalingrad, dem Anfang vom Ende des nazistischen Alptraums.

Unmittelbar nach dem deutschen Überfall im Juni 1941 ermutigte die verwirrte sowjetische Führung ihr schockiertes Volk mit der literarisch-patriotischen Erinnerung an Napoleons ebenfalls im Juni begonnenes Un