Ihr habt eine Heilige verbrannt

Göttlich Christoph Schlingensiefs "Jeanne d´Arc" an der Deutschen Oper Berlin ist mehr als eine Oper
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Vor einem Werk wie diesem muss die konventionelle Opernkritik ebenso versagen wie seine Inszenierung, weil es dem Musiktheater zumutet, das Unbeantwortbare zu beantworten: Was ist das Heilige, das Numinose, das Transzendente, kurz: das unerklärlich Göttliche in dieser Welt - das sich dem Zugriff der kritisch-aufgeklärten Vernunft entzieht, weil es ihr Weltbild radikal infrage stellt? Unbezweifelbar hat es die historische Figur der "Pucelle" gegeben - aber wie mit dem geschichtlich Verbürgten, dem Außergewöhnlichen, dem Anderen umgehen? Wie sich im post-religiösen wissenschaftlichen Zeitalter dem Einbruch des Heiligen in die Welt stellen? George Bernard Shaw, dessen Heilige Johanna (1923) auf dem gründlichen Studium der Ende des 19. Jahrhunderts publi