Der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts

Gesellschaft Der Kapitalismus ist das gröβte Verbrechen, das die Menschheit je hervorbrachte.

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Metaphorische Kriegserklärungen beinhalten immer eine gewisse Ironie. Es geht um das Leben in einer kannibalistischen Weltordnung, wie Jean Ziegler den Kapitalismus einst nannte. Eine politische Ordnung, die die Kinder in kongolesischen Minen hungern und sterben lässt, damit monopolistische Groβkonzerne ihren Mehrwert, sprich den Gewinn, maximieren können. Eine Ordnung, die Menschen in reichen Industrienationen wie Deutschland und Frankreich unter die Diktatur der "Solidargemeinschaft" peitscht, in der die arme und nicht besitzende Majorität mittels Sanktionen in den gesellschaftlichen und persönlichen Ruin getrieben werden. Der Kannibalismus der Politik legitimiert sich auf Kosten ganzer Nationen auβenpolitisch und auf die sogenannte "untere Schicht" im eigenen Land. Er überlebt nur durch die bewusste Versklavung derjeniger, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um Teil einer "Solidargemeinschaft" zu werden.

Der Kapitalismus ist eine Diktatur der besitzenden Klasse, die sich subdiktatorischer Methoden bedient, teilweise plebiszitär und semidemokratisch legitimiert. Die Spaltung der Gesellschaft, mehr der Klassen, ihre Aufhetzung, zwingt die kannibalistische Weltordnung zur Koalition mit anderen diktatorischen und faschistischen Kräften. Die Niederschlagung einer anderen Gesellschaftsform wurde stets mit militärischem Terrorismus niedergebrannt, gleich ob in Chile, der Türkei oder Portugal. Jüngste Formen des aggressiven Potentials zur Verteidigung der Monopolstellung ist die spanische Gewalt gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens, offen geduldet vom europäischen Imperialismus in Form der EU. Der dabei hofierte konstitutionelle Rassismus ist nicht notwendiges übel, sondern fester Bestandteil.

Der Rassismus der EU findet Ausdruck einerseits in der Niederhaltung grundsätzlicher Rechte von staatenlosen Menschen, wie Sinti und Roma in Italien oder im Osten Europas, die mehr und mehr direktes Ziel einer nationalistischen Kampagne werden. Andererseits werden die Opfer ihrer desaströsen militärischen Politik daran gehindert, vor europäischen Waffen, Bomben und Panzern zu fliehen, sei es durch weitere Aufrüstung autoritärer Machthaber wie in Syrien, der Türkei oder Sudan, sowie des Aufbaus einer gesamteuropäischen Militarisierung der Grenzen, deren Ziel die Kriminalisierung der Flüchtenden ist, was in der Realität deren hingenommene Hinrichtung darstellt, gleich ob im Massengrab des Mittelmeers oder menschenverachtenden Lagern Afrikas. Sollte jedoch der flüchtende Mensch Europas Boden erreichen, wird ihm der konstitutionelle Rassismus hemmungslos entgegengestelt, auf bürokratischer Ebene so des Terrors der Straβe.

Die Welt versinkt in einem globalen Autoritarismus, welcher die euphemistische Schere zwischen Arm und Reich bedingungslos weiter auseinanderreisst, willentlich mit dem Ziel verknüpft, die Menschheit in den existentiellen Ruin zu treiben. Reformbestrebungen halten den zerstörerischen Charakter des politischen Kannibalismus dabei nicht auf, sondern verzögern lediglich die Barbarei (nach Rosa Luxemburg), gleichzeitig soll damit jeglicher Widerstand erniedrigt werden, da "Sozialgeschenke" die Mehrheit ruhig stellen soll. Jedoch treiben es Regierungschefs wie Sebastian Kurz, Emmanuel Macron, Donald Trump und Wladimir Putin regelrecht auf die Spitze, in dem sie keinen Hehl mehr daraus machen, welcher Klasse sie angehörnen, und der Krieg gegen die andere Klasse provokativ in die Wege geleitet wird. Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus der UdSSR läuft der Kapitalismus regelrecht Amok, nimmt Kriege und Terror in kauf, schafft es jedoch stets, sich als moralische Instanz zu behaupten, in dem der "Krieg gegen den Terror" ausgerufen wird, hernach den islamistischen Terror des Daesh abgekoppelt der kapitalistischen Entwicklung definiert und erörtert wird.

Der Kapitalismus ist das gröβte Verbrechen, das die Menschheit je hervorbrachte. Ihm verwandt bis identisch sind der Kolonialismus, Imperialismus, Faschismus und Rassismus jeglicher Form. Gerät er an seine gesetzten Grenzen, bedient er sich derer Mittel, um sein endgültiges Sterben in die Länge zu treiben. Er kann und wird dieses Jahrhundert nicht überleben, da ansonsten die Natur und die Menschheit zu grunde geht. Als im 19. Jahrhundert mittels der Erfindung der Dampfmaschinen der Kapitalismus Nordamerikas und Europa eine solch stark progressive Entwicklung nach sich zog, bei gleichzeitiger Verelendung der Arbeiterklasse, vermochte man nicht zu ahnen, dass sich diese Weltordnung mittels aller Mittel auf dem ganzen Planeten breitzumachen versucht. Als die Oktoberrevolution in Russland und die Novemberrevolution in Deutschland ausbrachen, bediente er sich eines verheerenden Nationalismus, der in den desaströsen Zweiten Weltkrieg mündete. Nach 1945 konnte er sich festigen und einen zeitlich begrenzten "Wohlstand" generieren, doch die Quittung gilt es nun zu begleichen. Entweder die kannibalistische Weltordnung der besitzenden Klasse wird in die Geschichtsbücher verbannt, oder er wird die Menschheit weiter in eine nicht aufzuhaltende Katastrophe führen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Elisa Nowak

Freie:e Journalist:in aus Konstanz

Elisa Nowak

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