Die Wiedergeburt des Maskulinismus

Antifeminismus Der antifeministische Maskulinismus kämpft nicht für den Mann, sondern für eine männlich-dominierende gesellschaftliche Struktur, was bisweilen groteske Züge annimmt.

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Die Strömung des Maskulinismus, gleich welcher Flügel, ob gemäßigt oder offen misogyn, gibt sich gerne als das männliche Äquivalent zum Feminismus, orientiert sich in seiner Funktion jedoch offen am Antifeminismus, wobei der Maskulinismus und der Antifeminismus klar getrennt werden müssen, sie aber sich ergänzen können. Das Wesen des Maskulinismus definiert sich primär durch die Sprachgewalt, die selektiv das System der patriarchalen Geschlechtsstrukturen untermauert, was man am besten an dem maskulinistischen Netzwerk wikiMANNia erkennt.

Misandrie; ist ist eine extrem feindselige Haltung gegenüber Männern aufgrund ihres Geschlechts. Sie wird als eine Form von Sexismus betrachtet. Misandrie ist nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern anzutreffen.

Misogynie; ist eine bereits in der griechischen Antike denkerisch und literarisch behandelte starke Abneigung gegen Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Sie wird als eine Form von Sexismus betrachtet.

Die Wertung der einzelnen Feindseligkeiten gegenüber eines singularen Geschlechts definiert bereits einen wichtigen Unterschied zum Feminismus, welcher die Gleichheit der Geschlechter fordert, dabei jedoch auch jedwede Feindseligkeit ohne jedweder Selektion kritisiert. Beim Maskulinismus scheint jedoch jener Fall zum Vorschein zu kommen, der gerade jenes Symptom erfüllt, was dem Feminismus stets vorgeworfen wird; dieser stelle nur den Sichtpunkt der Frau in den Mittelpunkt. Interessant ist, daß der Maskulinismus kaum eine gesellschaftliche Kritik erfährt, wie es dem Feminismus geschieht, was wohl auch der patriarach-soziologischen Gesellschaftsstruktur geschuldet. Doch dazu gleich mehr. Während beim Maskulinismus eine misandrische Haltung als eine "extreme feindselige Haltung" gewertet wird, erfährt eine misogyne Haltung lediglich eine "starke Abneigung", zynischerweise wird jener Begriff auch in altgriechische Denkschulen verfrachtet, derweil der Misandrie jegliche intellektuelle Handhabe abgesprochen wird und stets einem desaströsen Moment zu gleichen scheint. Dabei sind misandrische und misogyne Verhaltensmuster nicht einstimmig zu klären, und sie können mehrere Abstufungen haben, die sowohl psychologisch als auch gesellschaftlich zu erklären sind, wobei beide Formen des Hasses zu verurteilen sind. Eine Kritik am Patriarchat ist nicht mit einer Leugnung oder einer verbalradikalen Kriegserklärung an das männliche Geschlecht zu vergleichen, diesen Modus fährt jedoch der Maskulinismus In feministischen Denkschulen oder Aktionen bricht er den Inhalt stets auf den paradoxen Nenner einer Zerstörung tradierter Modelle herunter, obgleich der Reformismus dessen auch dem männlichen Geschlecht zugute kommen wird.

Traditionell vertritt er wertkonservative Themen, wobei es auch in jener Strömung einen sogenannten linken Flügel gibt, der sich jedoch kaum nennenswert abzuheben vermag. Der Eigendefinition nach vertritt jener Flügel politisch linke Positionen, wobei sich jener in einem Gaudium wiederfinden wird, da diese tlw. pro-feministischen Flügel konträr zum originären Gedanken der maskulinistischen Idee ist, welche primär sich an politisch rechten Ideen und gesellschaftspolitischen Argumenten orientiert. Die Crux bei diesem Flügel ist nicht die Position, die sie vertritt (welche man wohl als gemäßigten EMMA-Feminismus gleichsetzen kann), sondern die innerparteiliche Kritik, welche schnell erstickt wird, da der linke Flügel dessen mehr als eine kontraproduktive Opposition agitiert. Primär frauenrechtliche Errungenschaften werden hernach final nicht bekämpft, jedoch gewisse Akzentuierungen, und bisweilen auch emanzipative, neumodernde Ideen. So scheint der Maskulinismus zwar traditionelle Familienmodelle zu favorisieren, doch orientiert er sich auch an dezidierte, antifeministische Frauen, die sich final jeglicher emanzipatorischen Auseinandersetzung entzieht, da sie dem Gedanken der maskulinistischen Idee aufgesprungen ist, der F. höhle die Gleichberechtigung der Frau von innen aus, um so einen Geschlechtskampf zu umgehen, bei der der Mann nur zu verlieren scheint. Daß der M. exklusiv des männlichen Geschlechts ist, ist ein Irrtum. Wertkonservative und anti-emanzipative Personen existieren geschlechtsübergreifend, was bspwl. die schwulen Mitmenschen erklärt, welche ihre Sexualität nicht leugnen, jedoch homophobe Diskriminierungen mittragen. Das mag nur auf dem ersten Blick ein Widerspruch sein, der in dem gesamtkomplexen Bild der Gesellschaftskritik jedoch entlarvt wird: ein patriarchal-hierarchisches Gesellschaftsmodell eruiert in seiner Gesamtheit einen Grundgedanken antidemokratischer Ambivalenz. Durch die Abstufungen der Geschlechter, wird dadurch auch zwangsläufig die Heterosexualität an sich als Instrument der Erklärung für die patr. Struktur erklärend mißbraucht, was meist mit erzkatholischen Argumenten unterfüttert wird, bisweilen jedoch auch von agnostischer Seite biologisch zu erkären versucht wird. Der Maskulinismus in diesem System ist sich seiner Rolle als Katalysator der Verteidigung tradierter Modelle bewußt und agitiert gezielt gegen jene Formen sozialer Bewegungen, die den status quo zu überwinden versuchen, ohne seine eigenen indoktrinären Ideen zu verbreiten, was ein kluger Schachzug ist, womit wohl erklärt wurde, wieso er kaum Kritik widerfährt, außer tlw. von linker und feministischer Seite, doch auch von dort viel zu wenig und zu leise, weil auch der Linken nicht immer gelingt, den Antifeminismus vom Maskulinismus zu trennen.

Daß er in seiner Funktion sehr wohl den Feminismus als eine Art von "Erzfeind" auserkoren hat, liegt in der Natur des geschlechtlichen Kampfes, welcher jedoch in sich zusammenbricht, da die Fronten beider Strömungen themenbezogen keine äquivalente Strukuren auffassen. Will heißen: der Kampf des Maskulinismus gegen den Feminismus ist kein primärer Kampf für den Mann als singuläres Geschlecht, was leicht zu erklären ist, wenn man sich vorurteilsfrei mit dem Feminismus beschäftigt. Der eigentliche Kampf obliegt in der Zementierung bestimmter sozialgesellschaftlicher Gesetze. Genausowenig wie der Feminismus einzig für die Frau kämpft, so kämpft auch der Maskulinismus nicht für den Mann, sondern mehr für eine männlich-dominierende gesellschaftlichen Struktur, was bisweilen groteske Züge annimmt, wenn man detailliert bestimmte Themen beleuchtet: so war es final der Feminismus, der das Krebsgeschwür der Frauen und desen Symptome erkannte, dessen Wissen jedoch nicht nur ihm hörig ist, sondern auch maskulinistische Frauen von profitieren können, derweil von der Ideologie des Maskulinismus nicht der Einzelne im kollektiven Gedächtnis profitiert, da der Maskulinismus nicht für ausgestattet ist, emanzipativ zu agieren, sondern sein einzig Wesen ist die Beibehaltung wertkonservativer, tradierter Modelle und Struktur, da das Feindbild eine rein frauen-dominierende Gesellschaft zu sein scheint, was 1.) naiver Schwachsinn ist und 2.) die Logik dessen ignoriert, daß von feministischer Agitation auch der Mann von profitiert. Derweil eine Frau von maskulinistischer Seite keinen Profit erfahren wird.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Elisa Nowak

Freie:e Journalist:in aus Konstanz

Elisa Nowak

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