TERFs raus aus den Demos

Polemik Am Internationalen Feministischen Kampftag wird nicht nur für die Rechte und die Befreiung von Frauen gekämpft, sondern er greift alle Geschlechter auf. Widerstand dagegen kommt besonders von transfeindlichen Radikalfeminist*innen.

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Morgen, am 8. März 2023, findet der Internationale Feministische Kampftag statt. Erstmal fand er 19. März 1911 statt, vorgeschlagen von der Kommunistin Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz. Zehn Jahre später wurde der Tag durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen kommunistischen Frauen in Moskau auf den 8. März gelegt. Seitdem wird jedes Jahr der damals genannte „Internationale Kampftag der Frauen“ begangen, der auf die Ungleichheit der Frauen, Queers und Gebärende hinweist und – in einem revolutionären Kontext – die Überwindung des Patriarchats und des Kapitalismus fordert. Denn die Befreiung der Frauen, Queers und Gebärenden kann nur durch die Überwindung des kapitalistischen Systems erreicht werden, da jenes durch das Patriarchat die Frauen, Queers und Gebärenden doppelt unterdrückt: als Teil der Arbeiter*innenklasse und aufgrund ihres Geschlechts. Gerade in der heutigen Zeit ist der Kampf notwendiger denn je: nicht nur in der BRD, sondern in allen Teilen der Welt.

Dass das Geschlecht nicht binär ist, wird auch an diesem Tag deutlich, der nicht nur Frauen mit einschließt, sondern alle Geschlechter und Genderidentitäten. Die Entwicklung des Kampftags ist Resultat der dialektischen Wechselbeziehung materielle Bedingungen und der Selbstwahrnehmung. Der Feminismus ist, entgegen seines Wortstammes, keine inklusive Ideologie, die nur cis Frauen aufgreift, sondern die Wirklichkeit anderer Geschlechter, die das binäre Konstrukt sprengen, in den Kampf mit aufnimmt. Aufgrund der Tatsache, dass der Feminismus unterschiedliche, teils sich widersprechende Strömungen hat, gibt es eine Kritik an dieser Entwicklung, die besonders von konservativen und separatistischen Feminist*innen formuliert wird, die letztlich nicht nur transfeindlich, sondern auch misogyn sind. Die stärkste Strömung findet sich im radikalfeministischen Diskurs, der nur cis Frauen und trans Männer inkludiert, allerdings auf Basis einer Negation der nicht-binären Geschlechterwirklichkeit, die rein biologistisch argumentiert wird.

Diese sogenannten transexklusiven Radikal*feministen (TERFs) reproduzieren nicht nur das reaktionäre Narrativ der Binarität von Geschlechtern, sondern stellen die Genderidentität unter eine vermeintlich biologische Realität. Ihr Argument fußt auf der Prämisse, dass das von der Geburt zugewiesen Geschlecht für den Menschen unauslöschlich sei und hiernach eben jenes eine Realität postuliert, das allerdings nichts mit den materiellen Bedingungen und auch der wissenschaftlichen Erkenntnis übereinstimmt. Da sie dem binären Denken verhaftet sind, polemisieren sie besonders gegen Menschen, die sich außerhalb dieses Diskurses befinden und beispielsweise genderfluid oder nicht-binär sind. Die Binarität des Geschlechts wird als gesetzt angenommen und alle Menschen werden, die sich außerhalb dieses Rahmen befinden, entweder attackiert oder ihrer Genderidentität beraubt.

Dass sich TERFs gerade deshalb gegen den feministischen Charakter des morgigen Kampftages stellen, ist die logische Konsequenz. Da der Kampftag nicht mehr „Frauentag“ genannt wird, sondern alle Geschlechter miteinbezieht, wird eine misogyne Ideologie rezipiert, die sowohl cis Frauen als auch trans Frauen diskriminiert. Trotz ihres Anspruches feministisch zu sein, ist ihre Ideologie letztlich streng antifeministisch, da der separatistische Charakter nur cis Frauen inkludiert und trans Männer transfeindlich miteinbezieht. Dabei wird auf das überholte binäre Konzept Bezug genommen, das, wie bereits dargelegt, die tatsächliche Wirklichkeit der Vielfalt der Genderidentitäten leugnet. Hiernach attackieren TERFs nicht nur den feministischen Charakter des Internationalen Kampftages, sondern sie postulieren eine Frauenfeindlichkeit. In ihrer Ideologie wird der inklusive Charakter dahin interpretiert, dass er cis Frauen ausschließt und eine Vereinnahmung von cis Männer und trans Frauen fantasiert, die einen Raum übernehmen wollten.

Die Forderung, dass TERFs keinen Platz am Internationalen Feministischen Kampftag haben ist nur folgerichtig, da sie durch ihre spalterische Taktik der Befreiung der Frauen, Queers und Gebärenden behindert und die patriarchalen Strukturen stützt. Freilich gilt es, die Einheit aller Geschlechter am morgigen Tag zu fordern, allerdings hat das auch zur Folge, jede diskriminierende Ideologie scharf zu kritisieren und ihren kleinbürgerlichen Charakter zu betonen. TERFs sind keine Feminist*innen, die Feind*innen von Frauen, Queers und Gebärenden, die die Spaltungsmechanismen des Kapitalismus übernehmen und es als radikale Politik verkaufen: Doch nichts daran ist radikal.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Elisa Nowak

Freie:e Journalist:in aus Konstanz

Elisa Nowak

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