Mitte Mai erschien der Sammelband „Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik“ der drei Autoren Gerald Grüneklee (Sozialpädogoge und Publizist), Clemens Heni (Antisemitismusforscher) und Peter Nowak (Journalist). Was seit Beginn der Pandemie geschieht, halten sie für „Panikmache in nie dagewesenem Ausmaß seit 1945 für die größte Katastrophe, die uns in diesem Land je widerfahren ist, schlimmer noch als der deutsche Herbst 1977“. Der gesellschaftlichen Linken kreiden sie an, dabei mitzumachen, was der extremen Rechten einen Zulauf bereite. Zum Buch motivierte sie ein „Impuls der Empörung und der Wut über das, was sich in den letzten Wochen abspielte“. Dabei sei der Verstand „auf der Strecke geblieben“.
In einem Geleitwort positioniert sich die Schriftstellerin Rebecca Niazi-Shahabi ganz klar gegen den „Gesundheitswahn“ und seine autoritären, ja totalitären Folgen und ruft dazu auf, dabei mitzuhelfen, „die ‚neue Normalität‘ wieder rückgängig zu machen“.
Wer soll hier eigentlich geschützt werden?
Gerald Grüneklee fragt, wer eigentlich mit all den Maßnahmen geschützt werden soll und geht auf die vielen Bevölkerungsgruppen ein, denen im Gegenteil Schaden zugefügt wird, wie Frauen und Kindern, Geflüchteten und armen Menschen. Er weist auf den Film „Die Hamburger Krankheit“ von Peter Fleischmann aus dem Jahr 1979 hin (2019 neu geschnitten), in dem es um rätselhaftes Sterben, Quarantäne und Gegenwehr geht. Grüneklee kritisiert blinden Gehorsam und „Staatsverehrung“, sieht eine „Lust zum Gehorchen“ und eine „neue Volksgemeinschaft“ bis weit „in die linke Szene hinein“, die Ausgangssperren und Maskenpflicht fordert. Die Polizei erfahre einen „enormen Akzeptanzgewinn“. Der Autor fragt, ob „wir noch auf dem Weg in die Gesundheitsdiktatur“ seien, oder ob diese schon begonnen habe.
Angesichts von Privatisierungen des Gesundheitswesens, Klimawandel und Abbau von Arbeitsrechten sieht Grüneklee gute Chancen, dass der Kapitalismus „abgewrackt“ werden könne, „wenn es noch eine Bewegung gäbe, die derlei Anliegen endlich einmal angeht.“ Eher befürchtet er jedoch zunehmenden Nationalismus sowie Vereinzelung und Kontrolle durch Digitalisierung, denn die Linke habe „die Entwicklung verschlafen“ und nähe Masken statt Kritik zu üben. „Die wahre Seuche heisst Kapitalismus“, darum seien gerade jetzt Utopien wichtig, und dass sich diejenigen „eine andere Zukunft“ erkämpfen, die „Gründe genug hätten, sich gegen die Zumutungen von Staat und Kapital kollektiv zur Wehr zu setzen“.
Befolgung der Maskenpflicht als „Selbstfaschisierung“
Mit teils drastischen Formulierungen kritisiert Clemens Heni das aktuelle Geschehen. Kita- und Schulschließungen seien „empirisch Schwachsinn und Panikmache“, noch nie seien „Überwachen und Strafen, Gesundheit und Wahn so eng beieinander“ gewesen wie heute. Dabei gehe es „nicht primär um die Rettung des Kapitalismus“, sondern „um den Staat“. Bei vielen Menschen gäbe es ein „Bedürfnis nach dem starken Führer“, und ohne eine gesellschaftliche Diskussion, um den Ausnahmezustand zurückzuweisen, würde „die Demokratie in ihren Grundfesten zerstört“. Heni kritisiert „die Diskrepanz zwischen dem Nicht-Handeln bezüglich der Klimakatastrophe und dem völlig irrationalen, panischen Soforthandeln bei diesem Virus“, das nicht gefähricher sei „als die schleichende Zerstörung der Natur“.
Heni beklagt, dass kritische Meinungen von Virolog*innen und Ärzt*innen von extremen Rechten und Querfront-Medien okkupiert würden. Er fürchtet, dass dieses Land nie wieder eine Demokratie sein würde, denn jederzeit könnten innerhalb weniger Stunden „alle unsere Grundrechte (Bewegungsfreiheit, Gewerbefreiheit, Religionsfreiheit, Recht auf Bildung und Forschung etc. pp.) entzogen werden“. Die Maskenpflicht und deren Befolgung ist für ihn Ausdruck einer „Selbstfaschisierung“. Der Mundschutz sei „eine Art Selbstverleugnung all dessen, woran wir glauben: Vernunft, selbst denken, Rationalität, Verhältnismäßigkeit und Freiheit. Menschen wollen als Menschen leben und nicht als uniformierte Mundschutzträger*innen.“ Sowohl Medien als auch Politik würden die Bevölkerung aufhetzen und zur Denunziation anstiften. Heni wütet: „Die faschistoiden Politiker*innen wollen exakt das hervorkitzeln und alle machen mit. Volksgemeinschaft 3.0.“
Eine „Politik der Angst und des Schreckens“
Deutlich differenzierter, jedoch sich trotzdem klar positionierend, argumentiert Peter Nowak. Er kritisiert, dass die Gewerkschaft verdi wegen Corona ausgerechnet einen Warnstreik der ausgelagerten Beschäftigten an der Berliner Charité, und gleich alle weiteren Arbeitskämpfe absagte. Er konstatiert einen völligen „Bruch mit der aktuellen Doktrin des mündigen, selbstverantwortlichen Bürgers“, wenn die Einzelnen nicht mehr selbst entscheiden dürfen, ob und wie sie sich schützen möchten. Das Argument, dass die Schwächsten der Gesellschaft geschützt werden sollten, lässt er nicht gelten, denn es gäbe viele Krankheiten, „die vor allem die Ärmeren und Schwächeren treffen“. Er fragt, warum ausgerechnet bei Corona ein Notstand ausgerufen wird. Dieser diene der „Entglobalisierung der Weltwirtschaft“ und der „Einschränkung der Rechte von Millionen Menschen“, die isoliert und „nur noch über Streamingdienste mit der Aussenwelt verbunden sein sollen.“ Widerstand bliebe angesichts dieser Biopolitik und einer „Politik der Angst und des Schreckens“ aus, und die Panik nütze „nur den Rechten in aller Welt“.
Kritisch sieht Nowak auch die öfter geäußerten Hoffnungen, dass mit Corona „der Neoliberalismus nun endlich am Ende ist“ und erinnert daran, dass das Kapital in der Krise schon immer nach dem Staat gerufen habe, „um danach weiterzumachen wie bisher.“ Als „Umwelt-Leninismus“ bezeichnet er Vorschläge, „den Corona-Notstand als Blaupause“ für eine ökologische Umgestaltung nehmen zu wollen und ausgerechnet den Staat als Mittel zur Gesellschaftsveränderung zu sehen. Bei den Grundrechte-Demonstrationen vermisst er soziale Forderungen und betont, „dass autoritäre Staatlichkeit keine Verschwörung, sondern eine Konsequenz kapitalistischer Politik ist.“ Den Veranstalter*innen rät er, „die weiteren Aktionen abzusagen“ wenn es nicht möglich sei, „die Rechten rauszuhalten“.
„Illusionäre Gemeinschaftlichkeit“
Der Soziologe Helmut Dahmer bringt es im Interview mit Peter Nowak für die Jungle World auf den Punkt: „Galt bis gestern noch, jedermann solle sich als Ich-AG im Überlebenskampf behaupten, wird plötzlich wieder zu Solidarität aufgerufen. Eine illusionäre Gemeinschaftlichkeit wird beschworen, besungen und beklatscht, um darüber hinwegzutäuschen, dass die Position in der Einkommenspyramide über Leben und Tod entscheidet. Wieder einmal heißt es, alle säßen in einem Boot, nur ist es für die einen das Schlauchboot, für die andern die Hochseejacht, und Rettungswesten sind knapp.“
Es ist schade, dass es – mit Ausnahme des Geleitworts – ein Buch ausschließlich von Männern ist. Der schnellen Herstellung ist es geschuldet, dass es eher ein Flickenteppich als ein durchkomponiertes Werk ist, was einige Wiederholungen mit sich bringt. Mir hat einerseits ein wenig Mitgefühl mit den echten Corona-Opfern gefehlt, also mit denjenigen, die an dieser Virusinfektion schwer erkrankt und gestorben sind. Andererseits sind die hier zusammengestellten kritischen Perspektiven von links in den Corona-Diskussionen recht selten, schon dafür haben die Autoren größte Anerkennung verdient.
Ein Diskussionsangebot
Clemens Heni hat Blogbeiträge aus März und April beigesteuert, deren grobe Sprache zunächst abschreckend wirkt, jedoch aufrüttelnde Positionen markiert, die für eine kritische Auseinandersetzung produktiv sein können. Die Texte von Peter Nowak wurden als Artikel von März bis Anfang Mai bereits veröffentlich. Nur die Beiträge von Gerald Grüneklee sind wohl für dieses Buch verfasst worden. Manches davon ist heute bereits überholt, so haben sich beispielsweise einige Maßnahmen geändert, und es gibt viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse – was jedoch nicht unbedingt mit einer Zunahme an zuverlässigem Wissen einhergeht.
Viele Aspekte der Maßnahmekritik und auch viele politische Reflektionen der Autoren sind nach wie vor wichtig und auch heute noch diskutierenswert, und sollten grade von denjenigen ernst genommen werden, die eine ganz andere Auffassung vertreten. In respektvollen kontroversen Auseinandersetzung könnte einiges vertieft und sicher von allen Seiten dazugelernt werden. Denn es sind Denkanstöße von kritischen Geistern, die heute gerade in den Corona-Debatten viel zu selten zu hören sind. Wer sich auch in diesen merkwürdigen Zeiten die Idee bewahrt hat, dass Demokratie nicht bedeutet, die endgültige Wahrheit herauszufinden oder einfach nur auf der (vermeintlich) richtigen Seite zu stehen, sondern dass Demokratie ein Prozess des Fragens und der laufenden Abwägung unterschiedlicher Fakten und Meinungen ist, wird dieses Buch wohl mit Genuss lesen.
Gerald Grüneklee, Clemens Heni, Peter Nowak: Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik. Mit einem Geleitwort von Rebecca Niazi-Shahabi. Edition Critic, Berlin 2020, 190 Seiten, 14,00 €, ISBN 978-3-946193-33-3.
Kommentare 16
Das übliche Spiel, die mündigen Bürger auf Linie zu bringen. Bei den Grünen hat's geklappt und mit den Linken ist man auf gutem Weg.
Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten. Und wer ist dabei? - Die Linke Partei.
Ach ja die Sozis. Die hat man schon vor über 100 Jahren zivilisiert.
Nun steht der virusverunsicherte Deutsche Michel wieder ideologisch alleingelassen auf der Straße. Ob er sich eine Arm- statt Mundbinde aufschwatzen lässt?
Was sich hier als Kritik »von links« ausgibt, ist allenfalls eine »links« sich gerierende Kritik auf dem Weg der Verbrüderung mit rechts.
Linke Kritik an der Pandemie hat es gegeben und gibt es weiterhin. Vieles davon – etwa die Idee, die Krise als »Chance« zu nutzen für nachhaltigere und klimafreundlichere Produktionsweise – ist sicher illusionär, anderes allzuarg staatsgläubig. Die Grundrichtung jedoch – möglichst alle kommen möglichst unbeschadet durch, und die Kosten werden NICHT unten abgeladen – ist nicht nur gut und richtig, sondern im Sinn einer humanen Gesellschaft, um das Wort mal positiv zu verwenden, »alternativlos«.
Was haben wir hier? Beim Nachforschen in Sachen Buchbeiträge ist, wie so oft, erst mal wieder Schluss mit linker Transparenz; eine Leseprobe, über die man sich ein Bild machen kann, gibt es nicht. Der Rezensionstext oben gibt selber zu, dass die Beiträge wild zusammengemengt wurden und im Wesentlichen die – faktisch so nicht mehr aktuelle – Situation im Frühjahr zum Thema haben. Das Autorentrio ist ein wilder Reigen. Peter Nowak kennt man als engagierten Basisaktivisten aus der »df«-Community sowie von »konkret«. Gerald Grüneklee ist in der Föderation anarchistischer Vertriebe engagiert. Nummer drei, Clemens Heni, hat sich als streitlustiges enfant terrible mit ungefähr allen Positionen angelegt, die es zum Themenkomplex »Israel, Antisemitismus und die Linke« gibt. Mit anderen Worten: endlich mal ein vertrauenswürdiger Ratgeber, mittels dessen Anleitungen wir die leidige Krise endlich im Rückspiegel lassen können.
Ist es denn eine? Ebenso wie die Querfront von Ballhaus & Co. und in bewährter linker Textvolumen-Tradition behauptet auch Heni: Nee. Die Entscheidung des Berliner Senats bezüglich der für Samstang angesetzten Coronaskeptiker-Demo mag man für falsch halten, fragwürdig oder auch demokratiegefährdend. Die Gedankenlinien, mit denen Heni seine »linke« Position bewirbt, sind indess fragwürdig bis nach rechts anschlussoffen. So belegt er die demokratische Unbedenklichkeit der Coronaleugner-Demos mit Leumundszeugnissen, die mit exakt der Intention auch in der »jungen freiheit« angeführt werden könnten. Für die demokratische Unbedenklichkeit der »Covioten«-Demos, die bereits zugange waren, die Zelte zusammenzupacken zwecks dem endlich anfälligen Sturz des Merkel-Regimes, soll ausgerechnet ein kürzlich in die politische Arena abgesondertes Unbedenklichkeitsattest des Verfassungsschutzes sprechen – mit dem Ergebnis, dass die Teilnahme von Rechten an ebenjenen Demos eine zu vernachlässigende Größenordnung darstelle. Derselbe Verfassungsschutz, der den NSU-Komplex bis heute supportet und fast allem rechts von Seehofer den demokratischen Musterbuben-Freischein ausstellt, wird ausgerechnet von einem »Linken« als Gewährsquelle herangezogen. Im Anblick der durchaus dichten Informationslage über diese Demos hat das fast die Chuzpe eines Hans-Georg Maaßen, der in Chemnitz bekanntermaßen ebenfalls nichts Bedenkliches gesehen hat.
Folgerichtigerweise arbeitet sich Heni in einem weiteren Blog auch am »Faktencheck«-Format der ARD ab. Gut, dass wir endlich auch auf linker Seite einen wirklichen, wahren Experten haben, der zielsicher mit Statistiken jonglieren kann und zu unterscheiden weiß, ob jemand »an« oder lediglich, vielleicht, weil er oder sie schon 105 war, »mit« Corona krepiert ist. Lange Rede kurzer Sinn: Auch hier nichts, was – entsprechend gut geschüttelt und durchgerührt – nicht auf den Seiten anderer »Alternativmediziner« und sonstiger politischer Koryphäen allseitig zu lesen wäre. Womit als Faktenlage gesichert wäre, dass zumindest einer der drei »linken« Krisentheoretiker in spe sich schwer die Anwartschaft verdient hat auf das Sofa eines bekannten Alternativmedien-Dampftalkers.
Anders gesagt: Man kann die aktuelle Maßnahmen-Politik auch kritisieren, ohne erwiesenermaßen Rechte in Nicht-Rechte rückzutransferieren. Ebenso kann man über unterschiedliche, liberale und weniger liberale Wege raus aus der Krise diskutieren, ohne das Virus zu leugnen oder doch stark zu bagatellisieren. Nicht zuletzt täte die anskizzierte Seriosität auch potenzieller Überzeugungskraft unter linken Leserinnen und Lesern gut. Die dürften sich – möglicherweise anders als Chefideologe Henzi – durchaus noch erinnern an das weltweite Trudeln in den Monaten Februar bis April mit den auf Armeelastwagen abtransportierten Leichen in Italien, New Yorks Kliniken außer Rand und Band, Spaniens Medizinversorgung am Landunter-Gehen und so weiter. Mit anderen Worten: Die aktuell kommode Lage ist, das sollte man nicht vergessen, (auch) das Ergebnis ebenjener (im Übrigen weltweit so oder so ähnlich durchgeführter) Maßnahmenpakete, welche die drei Buchautoren nunmehr von »links« frontal angehen.
Noch einfacher formuliert: Die Tatsache, dass Unfälle vergleichsweise selten passieren, ist nicht wirklich ein Argument gegen Sitzgurte. In dem Sinn: Sämtliche Indizien deuten darauf hin, dass hier KEIN Buch vorliegt, dass in irgeneiner Weise geeignet ist, Wege heraus aus der aktuellen Krisensituation zu finden.
"Sämtliche Indizien deuten darauf hin, dass hier KEIN Buch vorliegt, dass in irgeneiner Weise geeignet ist, Wege heraus aus der aktuellen Krisensituation zu finden."
Aber vielleicht eines, dass müde gewordenen Augen und Herzen wieder etwas öffnen könnte?:
"Wer allerdings jetzt die organisierte Menschenvernichtung von unzähligen Menschen vor allem in den südlichen Ländern der Erde – in Afrika gibt es schon lange mehr Tote durch die Massnahmen gegen Corona als durch Corona selbst -, aber auch in Europa allein durch verbotene Hilfeleistung – die Schätzungen der an zum Zweck der Krankenbett Freihaltung verweigerten Operationen gestorbenen Menschen liegt zwischen 5000 und 125 000 (Studie des Innenministeriums, die trotz Verbots veröffentlicht wurde) −, sowie Selbstmorden; wer diesen diktatorisch weltweit durchgesetzten Völkermord nicht mit derselben Kompromisslosigkeit wie den Nationalsozialismus anklagt, macht sich genauso schuldig wie die von uns in den 60−er Jahren kritisierte Elterngeneration.........Wer totalitäre Massnahmen einer Regierung befürwortet, macht sich lächerlich, wenn er sich als »links« bezeichnet. Wer gar Kritik an weltweiter Entmündigung erwachsener Menschen als »rechts« zu denunzieren versucht, wird auch noch unverschämt mit dem dümmsten Trick 17, den es gibt: »haltet den Dieb«: Als ob eine Kritik dadurch falsch würde, dass sie auch von Rechten geteilt wird."
https://www.untergrund-blättle.ch/buchrezensionen/sachliteratur/gerald-gruenklee-clemens-heni-peter-nowak-corona-und-die-demokratie-eine-linke-kritik-1675.html
Also ich sehe da einen Versuch, die Corona-Skeptiker irgendwie als linke Potenz zu gwinnen, aber dabei gerät man selbst in einen ganz anderen Sog. Nämlich in ein Karussell des "Whataboutism". (Warum Corona Schutz, wenn der Klimawandel drückt). Reichlich vordergründig ist das.
Das Zitat von Peter Nowak spricht Bände. Im Grunde schleicht er sich an libertäres Denken an. Aber Peter Nowak ist sowieso immer ein bisschen schnell mit seinen Zeitdiagnosen.
" Er konstatiert einen völligen „Bruch mit der aktuellen Doktrin des mündigen, selbstverantwortlichen Bürgers“, wenn die Einzelnen nicht mehr selbst entscheiden dürfen, ob und wie sie sich schützen möchten"
Irgendwie ziemlich kurzgeschlossen. Ich verlinke hier mal einen ganz hervorragenden Beitrag von Georg Seeßlen im ND
"Die soziophobe Haltung hinter Maskenverweigerung und Coronaleugnung ist auf Angriff getrimmt. Das Angriffsziel ist mitnichten der »autoritäre Staat«, der »uns« die Freiheiten raubt. Sondern eben die auf Vernunft und Moral gegründete demokratische Zivilgesellschaft. Was bei rechtspopulistischen Bewegungen längst taktischer Usus ist, wiederholt sich bei den »Corona-Rebellen« im Schnelldurchlauf: Die Freiheit, die man in Anspruch nimmt, misst man anderen nicht zu. Ein »Peanuts«-Strip bringt das auf den Punkt: Gefragt, ob sie an einem Debattierkurs teilnehmen wolle, verneint Lucy: »Reden macht mir schon Spaß, aber Zuhören ist nicht so mein Ding.«"
Ohje, Sie sind aber weit nach rechts gedriftet. Kein Wunder, dass Sie sich so weit nach links beugen müssen. Also dieser brachiale Warnung - und Mahnungston macht klar, dass es Leuten, die sich für "links" halten an eigenen Haltungen und Ideen fehlt, allerdings nicht an Theatralik.
Die sind richtig happy und dankbar für jede Art von Opferzahlen.
Diesen "brachialen Warnung- und Mahnungston" höre ich seit 5-6 Monaten von der anderen Seite (die, mit dem Wahrheitsmonopol).
Auch die Theatralik sehe ich dort genauso gut.
Seit gut zwei-drei Monaten allerdings, ohne diese(n) noch rechtfertigen zu können.
Die geborgte Meinung, hinter der Sie sich verstecken, beeindruckt mich nicht die Bohne – da hilft auch das kräftigst darin enthaltene Empörungsvokabular (Nationalsozialismus, totalitär) nicht die Bohne.
Befolgt man die Corona-Maßnahmen, so befördert man also die Rechte und hilft mit an einem neuen Faschismus. Das können wir offenbar dem Büchlein entnehmen. In den 1930ern hätten die Autoren eben jenes Büchleins - mit Ausnahme vielleicht von Peter Nowak- vermutlich zur Verhinderung eines weiteren Erstarkens der Nationalsozialisten empfohlen, alle Juden rauszuwerfen.
"Befolgt man die Corona-Maßnahmen, so befördert man also die Rechte und hilft mit an einem neuen Faschismus. Das können wir offenbar dem Büchlein entnehmen. In den 1930ern hätten die Autoren eben jenes Büchleins - mit Ausnahme vielleicht von Peter Nowak- vermutlich zur Verhinderung eines weiteren Erstarkens der Nationalsozialisten empfohlen, alle Juden rauszuwerfen."
Das wichtigste Wort Ihres Kommentares lautet "offenbar".
"Offenbar" sieht es aber die Mehrheit der dieses Buch Besprechenden anders (jedenfalls nicht so despektierlich).
Können Sie (auch nur) eine Rezension verlinken, die Ihren Standpunkt stützen würde?
Obwohl, dass wäre ja laut Herrn Zietz nicht statthaft, wegen "geborgter Meinung" und so.
Btw., Wieso sprechen Sie von sich eigentlich in der Mehrzahl,von wegen "können wir"?
»Können Sie (auch nur) eine Rezension verlinken, die Ihren Standpunkt stützen würde?«
Mal abgesehen davon, dass Fakten nicht nach dem Prinzip Handhochhalten ermittelt werden: Da wirds – außer interessierten Rezensionen aus der Coronaleugnerszene – auch kaum was geben. Der Verlag ist eine One-Man-Nummer, hat sonderlich eigentlich noch nichts herausgegeben und sein Chef, praktischerweise auch Buch-Mitautor, hat politisch schon so vielen Leuten in den Frühstückskaffee gestrullt, das man mit dem Aufzählen nicht mehr hinterherkommt.
“Offenbar“, weil ich mich im Moment nur auf die Zitate aus der obenstehenden Besprechung stützen kann. Einiges des dort Zitierten ist allerdings derart sprechend, dass ich ausschließen würde, im Zusammenhang entstünde ein gänzlich anderes Bild. Was Clemens Heni von sich gibt, ist suggestive Knüppelpropaganda für die Dümmlichen. Alles, was einem nicht passt, sogleich “faschistoid“ zu nennen kennt man leider von Teilen der Linken, denen noch einmal mehr nachzudenken in der Regel zu beschwerlich ist. Wer das Maske-Tragen “Selbstfaschisierung“ nennt, hat doch derbe einen an der Klatsche. Als Nebeneffekt tritt eine Verharmlosung tatsächlich faschistischer Tendenzen oder Zustände ein, was besonders gefährlich ist.
"Da wirds – außer interessierten Rezensionen aus der Coronaleugnerszene – auch kaum was geben."
Erstens wird Corona nicht "geleugnet"(nur die behauptete exorbitante Gefährlichkeit), sondern die Sinn- und (positive) Wirksamkeit bestimmter Massnahmen in Frage gestellt.
Zweitens: Sind die Autoren dieses Büchlein (und damit auch ein Peter Nowak) etwa nicht "satisfikationswürdig" (genug), um vom Mainstream in Gänze? nicht wahrgenommen werden zu wollen?
Mit Kritikern der Regierung(spolitik) spricht man nicht, nicht mal über sie?
Aus dem Vorwort zum diskutierten Buch (von Rebecca Niazi-Shahabi) und zur möglichen Erklärung, was Clemens Heni mit "Faschisierung" gemeint haben könnte:
"Wer einmal psychisch bereit ist, für sein nacktes Überleben alles in die Tonne zu hauen, was sein Menschsein ausmacht, der wird es wieder tun“.
Und ... wird noch deutlicher, wenn sie die Ambivalenzen anspricht, die sich aus einer vermeintlich hehren Absicht entwickeln können:
„Denn das Schlimme am Totalitarismus ist ja nicht, dass Böse Böses vorhaben, sondern dass das Gutgemeinte maßlos ausgedehnt wird, bis es schließlich alles andere in der Gesellschaft verschlingt. Der oder die ‚total Gute‘ ist auch deswegen so gefährlich, weil die total Guten bis zum letzten Moment glauben, sie seien auf der richtigen Seite.“
Wurde hier vor Kurzem auch schon besprochen:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/was-das-virus-ausloest
Hallo, es gab verschiedene durchaus kritische Rezensionen zum Buch, auch in der Printausgabe des Freitag:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/was-das-virus-ausloest
in Kultur und Politik
https://kultur-und-politik.de/my-corona-die-mottenkiste-und-die-schockstarre/
oder in der Zeitschrift für Bürgerrechte Cilip:
https://www.cilip.de/2020/05/25/literatur-64/
Eine Verbrüderung nach rechts wird es von uns nicht geben. In dem Buch ist an vielen Stellen eine klare Verurteilung der rechten Corona-Maßnahmen-Kritiker*innen formuliert, aber eben auch die Frage nach dem Versagen der Linken gestellt. Da hat uns ja der FAZ-Autor Markus Wehner, jahrelang bewährter LInkenhasser, bestätigt. Er lobte am Montag nach der Großdemonstration ausdrücklich das Verhalten der "Linksautonomen" am vergangenen Samstag. Wer solche Freunde hat... braucht keine Feinde mehr.
Peter Nowak
Wie gut, dass es unterschiedliche Meinungen gibt.
Schade allerdings, dass es so schnell zum Schlagabtausch wird. Da werden keine Argumente mehr ausgetauscht, es stellt sich keine Nachdenklichkeit her, sondern steht irgendwann nur noch die Frage im Raum, wer Recht hat - was selbstverständlich jede*r für sich reklamiert.
Richtig schlimm finde ich, wenn unbegründete Unterstellungen und denunziatorische Vermutungen geäußert werden.
Aber warum sollte es hier auch anders sein als anderswo?
In einem Artikel zur Maske lese ich eben: "Sie bleibt ein verkeimter Stofflappen, mit dem öffentlich sichtbar Gehorsam gezeigt werden soll." Leseempfehlung: https://www.freitag.de/autoren/mopauly/die-maske-ist-totalitaer