Solidarität mit Riace und mit Domenico (Mimmo) Lucano

Kundgebung Sa., 6.11.2021, 13h , Berlin-Kreuzberg, Oranienplatz: Geflüchtete aufzunehmen ist ein Gebot der Menschlichkeit und kein Verbrechen!

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Das Bergdorf Riace im süditalienischen Kalabrien hat seit Ende der 1990er Jahre solidarisch Geflüchtete aufgenommen. In kleinen Werkstätten und Läden fanden Einheimische und Zugereiste bezahlte Arbeit. Das von Abwanderung betroffene Dorf wurde neu belebt und bekam eine Zukunftsperspektive. Seit zwei Jahren gibt es eine eigene Olivenöl-Produktion.

Riace und sein ehemaliger Bürgermeister Domenico (Mimmo) Lucano wurden weltweit bekannt für das "Modell Riace". Dazu gehörte auch die strikte Zurückweisung der Mafia, die in Kalabrien sehr stark ist. 2018 setzte verstärkte Repression ein. Mimmo und fast 30 Mitstreiter*innen wurden angeklagt wegen der Förderung illegaler Einreise.

Ende Oktober diesen Jahres wurde Mimmo Lucano zu 13 Jahren und 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Verurteilt für seine Solidarität und verurteilt dafür, dass ihm die Schutzsuchenden wichtiger waren als die Bürokratie. Er nahm alle auf, die nach Riace kamen – und oft von offiziellen Stellen geschickt wurden. Mit den öffentlichen Geldern – deren Veruntreuung ihm nun vorgeworfen wird – versorgte er mehr Menschen als vorgesehen. Er unterstützte die Geflüchteten wo er nur konnte.

Am 6. und 7. November findet in Riace eine "Manifestazione Nazionale Abbracciamo Riace e Mimmo Lucano" statt.

Am 6. November möchten wir auch von Berlin aus Riace und Mimmo Lucano umarmen.

Riace ist ein Beispiel für eine Willkommenskultur, in der jeder Mensch als Mensch zählt und keine*r zurückgelassen wird. Das „Modell Riace“ und Domenico (Mimmo) Lucano haben vielen Menschen Hoffnung gegeben, dafür haben Mimmo und seine Mitstreiter*innen Anerkennung und Unterstützung verdient. Das Urteil gegen Domenico Lucano ist eine Schande!

Solidarität mit Riace bedeutet auch, sich für die Rechte aller Geflüchteten überall einzusetzen. Für diejenigen, die noch unterwegs sind und für diejenigen, die es geschafft haben, an einem sicheren Ort anzukommen.

Die tödlichen Grenzen der Festung Europa verhindern dies viel zu oft. Es sind Europas Tote, die in der Sahara verdursten, im Mittelmeer ertrinken, auf der Balkanroute oder aktuell an der polnischen Grenze getötet werden.

Für diejenigen, die Europa erreichen, gibt es viel zu oft auch hier keinen sicheren Ort – auch Berlin ist kein sicherer Ort für Schutzsuchende. Darum werden wir auch zur Solidarität mit Geflüchteten hier in Berlin aufrufen und die unmenschliche Berliner Abschiebepraxis anprangern.

Wir kommen auf dem Oranienplatz zusammen, am Denkmal für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt. Von diesem Platz aus, mit seiner Geschichte der Selbstorganisation von Geflüchteten, werden wir ein Signal der Solidarität nach Riace senden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

elisvoss

Freiberufliche Autorin, Journalistin, Vortragende und Beraterin zu Solidarischem Wirtschaften und Selbstorganisation in Wirtschaft und Gesellschaft.

elisvoss

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