9-Euro-Revolution: Klassenkampf im ICE

Bahn Mit den billigen 9-Euro-Tickets strömt alles in die Züge. Doch keine Sorge: Auf der Schiene fahren die sozialen Milieus weiter säuberlich getrennt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2022
Im Fernverkehr wurde schon klassenlos gefahren. Bis 1979 verkehrte der IC nur mit einer Klasse für alle
Im Fernverkehr wurde schon klassenlos gefahren. Bis 1979 verkehrte der IC nur mit einer Klasse für alle

Fotomontage: der Freitag, Material: Imago, dpa, Getty Images, Unsplash

Die Rolltreppe zu den Bahnsteigen spuckt einen in die Menge, ob man will oder nicht: Rucksäcke! Koffer! Tüten! Menschen, so viele Menschen! Mit Kindern! Mit schreienden Kindern! Aufgerissene Babymünder, quengelnd verzerrte Mädchenaugen, „ich will aber!“, „jetzt reicht’s mir aber!“, genervte Elternaugen, Geschrei, dann fährt der Zug ein. Menschentrauben vor den Eingängen. Aber nicht vor allen. Da hinten ist der Wagen mit gelbem Streifen, eine „1“ ziert ihn. Unsere Reisende boxt sich durch und steigt ein. Kühl. Und ruhig. Vereinzelte Menschen in Anzügen und Blusen tippen leise. Die Reisende nimmt sich am Eingang eine Zeitung und sucht sich einen einzelnen Sitz am Fenster, so kann sich niemand neben sie setzen.