Höret die frohe Kunde: Es gibt wieder ein gelobtes Land! Nach Jahrzehnten der utopielosen Dürre neoliberaler Endzeit liegen sie vor uns: die saftigen Auen des Grünen Kapitalismus, die unendlichen Weiten fruchtbarer, noch ungenutzter Erde, die endlose Kraft der Urgewalten. In diesem Land fließen vielleicht nicht Milch und Honig, aber was wird hier geflossen! Die kraftvollen Ströme von Wissen, Wind und Wasser reißen uns ins 21. Jahrhundert, und es wird als das Jahrhundert des Grünen Kapitalismus in die Bücher eingehen.
Joe Kaeser weiß das. Da steht der Ex-Siemens-Chef doch tatsächlich als Vertreter der Industrie bei den Grünen auf der digitalen Bühne und erklärt auf ihrem Parteitag, was die Wirtschaft jetzt von der Politik braucht, um wachsen und gedeihen zu können: Einen verlässlichen Ordnungsrahmen! Die Sicherung des sozialen Friedens! Und Investition in die Nachhaltigkeit! Joe Kaeser steht auf der grünen Bühne und sagt: „Das Erfolgskonzept heißt sozialökologische Marktwirtschaft.“ Bähm.
Da zittert das Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft natürlich. Der im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall für die heißen Zeiten des Neoliberalismus gegründete Thinktank fürchtet in diesem Wahlkampf nichts mehr als genau das, den Siegeszug der ökologischen Marktwirtschaft. Die Neoliberalen starteten daher eine breite Werbekampagne mit dem Slogan: „Grüne Verbote führen uns nicht ins gelobte Land.“ Sie haben recht, mit allem: Damit, dass der Grüne Kapitalismus für ihr Kapital wohl nicht das gelobte Land darstellt. Und damit, dass Annalena Baerbock diejenige ist, die genau dorthin führen will.
SPD, CDU und Linke zerrissen
Denn sie sind endlich gefunden, die neuen Felder für die kapitalistische Expansion. Was wir derzeit beobachten, ist kein einfacher grüner Anstrich, sondern ein grundlegender Paradigmenwandel von Wirtschaft und Gesellschaft, wie wir ihn zuletzt nach 1968 erlebt haben. Damals geriet der von Massenproduktion und Wohlfahrtsstaat geprägte Kapitalismus wirtschaftlich und ideologisch in die Krise. Die Forderungen der weltweiten Demokratiebewegung der 68er Jahre zeigten einen Weg hinaus: Die bunten Auen der menschlichen Kreativität und Fürsorge waren es, die dem Kapital neue Äcker bescherten. Nach dem Zeitalter der industriellen Massenproduktion kam das der Dienstleistungs- und Datenwirtschaft. Und nun erleben wir, nach der Wirtschaftskrise 2008, den Übergang in ein grünes Produktionsregime.
Joe Kaeser findet das super, weil sein Konzern von diesem Umbau profitieren wird: „Niemand hat ein Unternehmen so tiefgreifend verändert und so stark auf die Zukunft ausgerichtet wie Siemens“, sagt der Ex-Manager mit stolz geschwellter Brust. Und das Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft findet das nicht so super, denn wenn eine Industrie nur schwer auf nachhaltig umschalten kann, dann ist es wohl die Schwerindustrie. „Die Wirtschaft“ ist in diesen Zeiten ebenso gespalten wie „die Gesellschaft“ und „die Politik“: Während die einen mitsamt ihren Profitinteressen, aber auch ihren Wertevorstellungen, ihren Lebensweisen und Identitäten noch voll im fossil betriebenen Industriekapitalismus stecken, leben, handeln und produzieren die anderen bereits nach der Logik des grünes Produktionsregimes. Statt fossiler Energien werden erneuerbare Energien zu Ressourcen; statt Mama, Papa und Kind werden soziale Blasen zu Konsum- und Lebenseinheiten; statt der Prinzipien der Massenproduktion und der massiven Ausbeutung von Mensch und Natur geht es um Nachhaltigkeit und Fürsorge.
Die Grünen haben als erste Partei ein Programm vorgelegt, das die dafür notwendige Umstrukturierung von Gesellschaft und Wirtschaft umfassend in politische Maßnahmen übersetzt: Über den CO₂-Preis werden Wirtschaft und Verkehr auf Nachhaltigkeit umgesteuert; über massive Investitionen werden Kommunen in die Lage gebracht, ganze Städte grün umzubauen; Arbeitswelt und Sozialstaat werden angepasst, um diese „Große Transformation“ umsetzen zu können. Baerbock und Robert Habeck versprechen das gelobte Land: einen „klimaneutralen Wohlstand“, von dem die „Gesellschaft als Ganzes profitiert“.
Es ist also keine Leistung des Personals dieser Partei, dass sie im Zentrum des Wahlkampfs stehen. Es sind die Bedarfe des Wirtschaftssystems, die sie in diese Position hineindrängen. Und die anderen Parteien? Denen bleibt nichts übrig, als hinterherzulaufen. „Grüner Kapitalismus, aber“ ist die Überschrift der Wahlprogramme: „Klimaneutrales Industrieland, aber gesicherte Arbeitsplätze“, so stellt Armin Laschet das CDU-Programm vor. „Klimaneutral und digital, aber sozial“, so ist das SPD-Zukunftsprogramm zu lesen. „Klimaneutral, aber sehr sozial und ohne Krieg“, so lässt sich das Programm der Linken zusammenfassen. Selbst Christian Lindners FDP forderte nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts: „Da empfiehlt es sich, dass alle Parteien des demokratischen Zentrums zusammenkommen, um über einen Weg zum klimaneutralen Deutschland zu beraten“, „aber unternehmerfreundlich“, ließe sich hinzufügen. Die AfD bleibt die einzige Partei, die sich dem Paradigmenwechsel gänzlich entgegenstellt.
Das „Aber“ zeigt an, dass alle Parteien außer den zwei Polen Grüne und AfD zwischen fossilem Industriekapitalismus und Grünem Kapitalismus noch zerrissen sind. Diese zwei politischen Strömungen sind nicht als links oder rechts, wohl aber als progressiv oder konservativ einzuordnen. Sahra Wagenknecht etwa steht wie kaum eine andere Politikerin für das Paradigma des fordistischen Wohlfahrtsstaats: Umverteilung, soziale Absicherung, gute Arbeitsbedingungen als Sozialpolitik. Arbeiterstolz und patriarchale Kleinfamilie als Identitätspolitik. Auto und Mallorca-Urlaub als Freiheit. Diese Politik war einmal progressiv, weil sie auf dem basierte, was die Arbeiterschaft dem Kapital abknapsen konnte. Heute ist sie konservativ: weil ihre Umsetzung ein Zurückspulen der Transformation von Wirtschafts- und Identitätsprozessen notwendig machen würde.
Doch der gewaltigen Kraft des kapitalistischen Aneignungshungers beim Anblick noch unerschlossener grüner Auen konnte sich noch keine gesellschaftliche Kraft entgegenstellen: Weder verhinderten Maschinenstürmer die Industrialisierung noch Konservative die Vermenschlichung der Produktion nach 1968.
„Der Geist des Kapitalismus verdankt seinen Triumph der Fähigkeit, die gegen ihn gerichtete Kritik aufzugreifen und zu verarbeiten“, so beschrieben die Soziologinnen Luc Boltanski und Eve Chiapello die Wandlung des Wirtschaftssystems in den 1970ern. Damals wurde kritisiert, der Kapitalismus verschleiße die Körper, zerstöre menschliche Fähigkeiten. Also gut, das System switchte um: Kreativität, Wissen und Vielfalt wurden neue Ressourcen, produziert wurden nun Identität, Zugehörigkeit, Spaß, Ruhe, Unterhaltung, Entspannung.
Dennoch wandte sich „die Wirtschaft“ auch damals zunächst gegen den Wandel: Ford versuchte selbstverständlich, die Massenstreiks seiner Arbeiterschaft niederzuringen. Doch dann wurden Unternehmen gegründet, die dem „neuen Geist des Kapitalismus“ entsprachen und davon profitieren: Toyota etwa überholte Ford, weil es seine Produktionsprozesse flexibilisierte und auf Just-in-time-Produktion umstellte. Dienstleistungsunternehmen schossen aus dem Boden, ebenso Social-Media-Konzerne.
Je mehr Unternehmen vom Wandel profitieren, desto näher kommt der gesellschaftliche Kipppunkt: Das neue Produktionsparadigma wird hegemonial. Was Toyota für den beginnenden Neoliberalismus, ist Tesla für den beginnenden Grünen Kapitalismus: Längst verkauft das Unternehmen keine Autos mehr, sondern Identität, politische Haltung und Datenströme.
Wer verliert, wer gewinnt
Nach Tesla orientiert sich die gesamte Wirtschaft grün um. Die ersten Mittelstandsunternehmen fordern einen höheren CO₂-Preis, wie jüngst etwa der Bundesverband Nachhaltiger Wirtschaft, dem Unternehmen wie BioCompany, Voelkel, GLS Bank, Solarenergie-Produzenten sowie Tischlereien und Hotels angehören. „Angesichts der jetzt aufkommenden Kritik einiger Verbände möchten wir klarstellen, dass nicht DIE Wirtschaft gegen höhere CO2-Preise ist“, erklärte der Verband nach dem Grünen-Parteitag, „wenn Verbände wie der BDI, BDA oder BVMW so etwas erklären, dann sagt das vor allem etwas über den Stellenwert aus, den diese fossil geprägten Wirtschaftslobby-Verbände dem Klimaschutz zumessen.“ Das stimmt natürlich so nicht. Es sagt eher etwas darüber aus, welchen Stellenwert fossile Träger für die verschiedenen Kapitalfraktionen haben – und jene Fraktion, für die sie keinen Stellenwert mehr hat, wächst.
Auch die Gesellschaft als Ganzes produziert nun neue Werte und Lebensweisen: kulturelle Diversität, eine Verbindung des Urbanen mit Ruhe und Ländlichkeit, Fitness und Gesundheit statt Burnout und Bierbauch. Die ersten Industriegewerkschaften erkennen, dass die Zukunft ihrer Unternehmen davon abhängt, wie schnell sie die grüne Wende umsetzen: Die IG Metall fordert einen Transformationsfonds zum grünen Umbau der Stahlindustrie, Betriebsräte in Autounternehmen organisieren Proteste für den schnelleren Umstieg auf Elektromotoren.
An diesem wirtschaftlichen Kipppunkt werden die Grünen zur Leitpartei. Oder, mit den Worten Joe Kaesers: „Die Kraft, der es gelingt, die drei Elemente sozial, ökologisch und marktwirtschaftlich optimal zu integrieren, kann ein neues Kapitel in der Geschichte unseres Landes schreiben.“
Was die einen als Wandel von Lebensweisen wahrnehmen, wird von jenen, die an alten Lebensweisen festhalten, natürlich als Verbot wahrgenommen. Nicht nur der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sieht seine Gewinne in Gefahr – auch ein großer Teil der Arbeiterinnenschaft wird Arbeit, Anerkennung und Wohlstand verlieren. Das ist den Grünen durchaus bewusst. „Wir werden einen klimaneutralen Wohlstand schaffen“, verkündet Habeck beim Parteitag, „aber auf dem Weg dorthin wird es viele individuelle Probleme geben, einzelne Schicksale.“ Manche Jobs würden neu entstehen, andere vergehen – nicht alle würden mit dem Wandel klarkommen. „Wenn wir darauf mit einem Sozialsystem antworten, das sagt: selbst schuld, streng dich besser an, oder geh dich mal waschen und rasieren“, mahnt Habeck, „dann fliegt uns Deutschland auseinander.“
Klar, als der Kapitalismus keine Expansionsmöglichkeiten mehr hatte, musste das Wachstum durch größere Ausbeutung aufrechterhalten werden: Im Neoliberalismus wurden die Menschen ausgepresst wie müde Zitronen. Doch jetzt gibt es ja die grünen Auen! Wenn die Wachstumsraten im Grünen Kapitalismus stimmen, kann auch wieder umverteilt werden.
So sieht es aus, das neue Produktionsregime. Wie marktwirtschaftlich und wie sozial es wird – darum wird in den kommenden Jahren gekämpft werden. Ist die Transformation einmal durchgesetzt, werden SPD und Linke auf der einen, CDU und FDP auf der anderen Seite ihre Rollen darin wiederfinden. Dass es ökologisch wird, ist jedoch gesetzt. Die Grünen werden Leitpartei, ob sie regieren oder nicht. Sie schreiben ein neues Kapitel, nicht nur in der Geschichte dieses Landes, wie Joe Kaeser sagt. Sondern in der langen Geschichte eines erstaunlich wandelbaren globalen Kapitalismus, der immer das gelobte Land erreichen will. Dass er nie ankommt – das steht auf einem anderen Blatt.
Kommentare 92
Der Kapitalist beginnt die Klimakrise zu vermarkten. Nur darum geht es. "There is no Planet B" - Autowerbung bei der Euro 2020 für breite, schwere, übermotorisierte SUVs ... E-Mobilität nach kapitalistischer Art. ... und wenn es gerade läuft, gibt es den VW auch mit Regenbogen ...
Die "Grünen", mitsamt iherm Paten Josef Käser wollen weder den Mensch und Natur ausbeutenden Kapitalismus überwinden, noch sind diese Ostlandritter eine friedenssichernde Partei.
Wer diese "Grünen" geute noch für irgedetwas Linkes hält, der setzt sich auch den Hut mit dem Kran auf.
Die sich im grünen Kapitalismus entfaltende Logik greift an einigen Punkten zu kurz. Hier einmal vier davon:
1. Die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen und Rohstoffe liegt quer zu jedem wirtschaftlichen Akkumulations- und Wachstumsmodell (kurz-, mittel- und langfristig, je nach Substanz/Material).
2. Die durch die Klimakrise prognostizierten Wechsel und Veränderungen in der natürlichen Umwelt – mit den absehbaren sozialen und ökonomischen Folgen für die Population – werden durch ‚Marktwirtschaft‘ nur am Rande angesprochen werden.
3. Fortgesetztes globales Bevölkerungswachstum und Migrationsbewegungen großer Menschengruppen lassen sich ebenfalls nicht durch ‚Marktorientierung‘ regeln.
4. Die „wild card“ Operationen einiger globalen privatkapitalistichen Akteure und imperialer Staaten kümmern sich wenig um die herbeigewünschte Magie des ‚Made in Germany‘ - Kapitalismus.
Ich habe begründete Zweifel daran, dass der mit grüner Farbe lackierte Kapitalismus die Gletscher und Permafrostböden auf diesem Planeten davon abhalten wird, weiterhin zu schmelzen bzw. aufzutauen.
Bisschen lang für eine Glosse. Und hinten raus auch kaum witzig.
Ich sollte schon mal mit einer Art Gelobtem Land beglückt werden. Manches klang dabei seinerzeit sehr vernünftig. So sehr, dass dieser unvermeidlich sehr schwierige Weg von Außen (und auch von Innen von nicht wenigen) mit allen Mitteln gestört wurde. Man nannte das Kalten Krieg. Die inneren Konflikte dürften mittlerweile auch einigermaßen bekannt sein.
Wenn 70% Baerbock NICHT als Kanzlerin sehen wollen, dann ist das ja nach hiesigen Spielregeln wohl zu akzeptieren. Wären es 70%, die sie als Kanzlerin sehen wollen, dann gäbe es VIELLEICHT(!!) eine Chance. Das selbstverliebte Sendungsbewusstsein der Grünen, die übrigens immer noch Bündnis90/Die Grünen heißen, was kein kleiner Unterschied ist, ist wirklich nicht zu überbieten.
„dann fliegt uns Deutschland auseinander.“ - Die Beobachtung stimmt schon mal. Auf dem Weg ist D schon seit einiger Zeit.
Als Alternative dazu wäre noch die saftig-grüne Kolchosen-Planwirtschaft im Angebot. Weil es zum Kapitalismus immer nur eine einzige Alternative gibt: Den Kommunismus. Die Wählerinnen werden brüllen vor lauter Begeisterung..!
Eine Seite von mir "wünscht" sich radikale Klimaschutz-Massnahmen in Rahmen einer Postwachstumsökonomie (siehe Niko Peach) - quasi einen 10 jährigen Klima-Lockdown mit viel weniger Möbilität von Menschen und Waren und eine Rückehr zum lokalen Leben und Handeln. Eine um 50% schrumpfende Wirtschaft würde aber im Umbauprozess u.a. durch sinkenden Steuereinahmen, unsere demokratische Gesellschaften destabilisieren und die Menschen überfordern, so wie viele nach einem Jahr Covid Massnahmen schon überfordert sind. Also nicht realistisch!
Die andere Seite „wünscht“ sich eine gesellschaftliche Stabilität, in der der Klimaschutz da umgesetzt wird, wo er neue Märkte erschließt und von den Menschen angenommen wird, z.B. E- Auto und nachhaltige Energiegewinnung.
Meine Vermutung ist, das sich durch das „Grüne Wachstum“ am Gesamt CO2 Ausstoß nicht viel ändern wird, weil ein Gorßteil der Produktion von Vorprodukten nach China und andere Länder ausgelagert wurde und der Welthandel, der Flugverkehr und die Fleichproduktion ungebremst weiterläuft. Chinas Kohlekraftwerke liefern den Strom für die Produktion unserer Konsumgüter.
Von daher ist die Politik der Grünen, mit der ich durchaus symphatisiere, auf der einen Seite nicht radikal und effektiv genug und auf der anderen Seite ein Schritt in die richtige Richtung des Machbaren, das den Menschen die wichtige Illusion gibt, etwas gegen den Klimawandel getan zu haben. Das große Dilema unserer Zeit.
Meine Vermutung ist, das wir den Klimawandel mit imensem Aufwand möglicherweise etwas verlangsamen aber nicht aufhalten können.
Daher sollten unserer Ressourcen klug einteilen und auch darauf verwenden, uns auf die Auwirkungen des Klimawandels (Unwetter, Dürren, steigender Meeresspiegel, Missernten etc) einzustellen und vorzubereiten.
Kommunisten sind Sektierer, denen der Feind abhanden gekommen ist. Ihre einzige Funktion besteht heute eigentlich nur noch darin, Wähler abzuschrecken und damit linke Ideen in Verruf zu bringen. Dass die DDR für einige hier drinnen so eine Art von Sunny State war, in dem Milch und Honig flossen, kann man ihnen noch knapp nachsehen: Wer im Mauerstaat sozialisiert worden ist, kann wohl nicht anders, das ist absolut nachvollziehbar.
Was mein Pseudonym mit der möglichen Qualität einer Auseinandersetzung zu tun haben soll, bleibt Ihr Geheimnis. Mit Blick auf vergangene Wortgefechte sollten wir davon absehen, uns weiter miteinander zu unterhalten, da haben Sie zweifellos Recht.
Unterwegs informativ - aber man muss erstmal durch die Polemik am Anfang durch.
Ich versuche den "grünen Kaputtalismus" mal einfach zu erklären. Sachlich begründeter Widerspruch ist willkommen.
Kapitalinvestoren lassen permanent Trends beobachten die sie nicht selbst gesetzt haben, um auch diese fürs Geschäft nutzbar zu machen. (Ein kleines Beispiel wär die Kommerzialisierung der Hippie-Bewegung).
Dass seit einiger Zeit Klima/Umweltprobleme öffentlicher diskutiert werden ist natürlich eine grosse Sache, da ist ne Menge Profit drin wenn man das rechtzeitig in den Griff bekommt. Nützliche Nebenwirkungen sind wie immer nicht ausgeschlossen, aber das primäre Ziel sind sie wie immer nicht.
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>>Längst verkauft das Unternehmen keine Autos mehr, sondern Identität, politische Haltung und Datenströme.<<
Ja. Die Fortbewegungsart mit dem höchsten Energie- und Materialverbrauch pro Personenkilometer war schon immer gut für die Selbstdarstellung als "erfolgreich" & irgendwie modern. Gut dass die Automobilindustrie den Elektromotor erfunden hat.
Ich halte es da eher mit dem großartigen Volker Pispers:
"Auf dem Grabstein des Kapitalismus wird stehen - Zuviel war nicht genug".
Die kurze Phase des "sozialen" Kapitalismus, war auf die Zeit des Konkurrenten "realexistierender Sozialismus" beschränkt.
Seit über 30 Jahren darf der Kapitalismus wieder sein wahres und unsoziales Gesicht zeigen. Und das mit tätiger Mithilfe einer rot-grünen Bundesregierung.
Mit ein bisschen grüner Farbe wird diesem zerstörerischen Wirtschaftsmodell nicht beizukommen sein.
„Man könnte natürlich genauso gut sagen: Der wahre Kapitalismus ist anders.“
Klug und witzig argumentiert!
Vielleicht ist es typisch deutsch. Wir haben gerne einen Ablaßhandel der weh tut. Medizin muß übel schmecken, sonst wirkt sie nicht.
Wir sind die Welt und können sie retten. Wir sparen, egal was es kostet. Wir müssen alles dokumentieren, verwalten und regeln. Ohne Regel fühlen wir uns bedroht und hilflos. Wenn wir uns festgefressen haben bleiben wir bis zum Fiasko dabei.
Viele Probleme sind damit verbunden. Leider werden die wirklichen Probleme kaum erkannt, wir doktern gerne an den Symptomen herum.
Was wir vorne aufbauen, reißen wir mit dem Hintern wieder ein.
Die Zeit ist reif wieder auf eine neue Erzählung hereinzufallen. Wir haben die Lösung, die Plastikflasche besteht zu 70% aus recyceltem Kunststoff.
Fragt einer wieviel Transportkapazität dazugehört, den energetischen Aufwand, anfallende Chemikalien, Müll, Schadstoffe? Es wird nur auf die Wiederverwertung gestarrt. Klingt ja auch positiv. In manchen Fällen ist es das auch, aber bei allem? Ist es nicht sinnvoll mal weiter zu denken? Ist der Konsum von Schrottware/Nippes deswegen ok nur weil der Plunder wiederverwertbar ist?
Auf vielen Waren steht: Material ist wiederverwertbar. Das genügt den meisten. Theoretisch ist das richtig, wird nur häufig nicht gemacht. Aus verschiedenen Gründen. Zu hoher Aufwand, zuviel entstehender Müll usw.
Eine Fahrt zum Wertstoffhof kann die Umwelt mehr verschmutzen als das hinbringen an Vermeidung bringt. Insofern müssen die Sammelstätten in die Stadt. Das ist selten der Fall. Nur ein Beispiel für vermeindliche Lösungen.
https://www.eti.kit.edu/1376.php
Die Automobilindustrie hat sicher vieles gemacht, aber ganz sicher nicht den E-Motor erfunden.
Allerdings gabs zur Weltausstellung 1900 (!!!!!) den Lohner-Porsche. Bei dem saßen die Motoren in den Radnaben. Allrad!
https://de.wikipedia.org/wiki/Lohner-Porsche
Und der Lohner konnte sogar viele Jahrzehnte Automobilindustrie (und -nutzung?) voraussehen:
"Lohners Grund für ein Fahrzeug mit Elektromotor war, dass die Luft von den „in großer Anzahl auftretenden Benzinmotoren erbarmungslos verdorben“ werde.[5]"
Man könnte der Automobilindustrie eher unterstellen, dass die den E-Motor geradezu verhindert hat. Aber vielleicht gabs damals auch noch genug frische Luft. Und dass dann das Auto so eine inflationäre Entwicklung durchlaufen würde, war wohl doch nicht absehbar.
Die gefeierten Tesla beschleunigen übrigens, wenn auch bis zur geleerten Batterie nur wenige Male, auf dem Niveau von Formel1-Autos. Und genau das ist der Magnet für die Selbstdarsteller. Na, und über die erforderlichen Batterien reden wir dann das nächste Mal reden, denn zwei Tonnen schwere Autos benötigen ja für die erforderliche Beschleunigung nun mal dieselbe Energiemenge, wie die Verbrenner.
Und:Kapitalismus geht weder mit wirklicher Ökologie noch mit dem Sozialen zusammen. Mit Frieden übrigens auch nicht. Man kann nun natürlich den Kapitalismus anders definieren. Dann mags gehen.
Es gab gute Gründe damals, den E-Motor nicht einzusetzen. Wenig Leistung, schlechte Akkus, schwer, wenig leistungsfähige Stromnetze usw.
Die Luft, ja. Damals gabs keine Kats, die Verbrennung war nicht ausgereift. Jedoch bei den damals üblichen Kohle und Holzheizungen ist das mit der Luft kein gutes Argument. Die Luftqualität ist heute besser als damals. Man erinnere sich an London.
Cool.
..."Das System dürfte noch 10 Jahre funktionieren, halt bis der letzte geburtenstarke Jahrgang in Rente geht"...
Das ist die Mär, erst mal muessen 2 Billionen Privatvermoegen in D zielgerichtet abgebaut werden, ohne nach Malle fuer 19,99 Euro Fliegen und den Kasten Bier 20 x 0,5 Liter + 5,99 Euro im Monat Flatrate incl. Bundesliga (EM kann man sich ja jetzt sparen) gewinnst du 2021 in D keine Bundestagswahlen mehr, auch nicht 2025, 2029, 2033, 2037 oder 2041.
;-)
Kommunisten ...
Das ist zuviel der Ehre für Herrn Erich. Kommunismus und Klugheit schließen einander keineswegs aus.
Da bin ich nicht Ihrer Meinung. Diese hellsichtige Beobachtung der zu erwartenden Luftverschmutzung ist doch genau jene Genauigkeit der Analyse der Verhältnisse, die wir auch heute brauchten.
Wir werden sehr bald erleben, dass wir enorme Probleme mit den Rohstoffen für die Batterien bekommen werden. Wir zahlen nicht die menschenwürdigen realen Preise für unsere Wohlstandsdinge im Westen, wir werden das dann bei den Batterien genauso halten. Falls wir uns das noch leisten können. Und die anderen das dulden (müssen).
Man sollte übrigens so ein kompliziertes System wie das Auto nun auch nicht nur an einem Aspekt festmachen. Bequemer und noch vieles andere sind die Dinger ja auch geworden. Und trotzdem stecken wir damit in einer Sachgasse. U.a. wegen des Flächenverbrauches usw.
Bei aktuell 48 000 000 PKW auf den 644 480 km deutschen Straßen (ohne Transit) haben wir also auf den Kilometer 74 Autos. Kann man ja mal drüber nachdenken, wohin diese Entwicklung führen könnte.
Man darf also vermuten, dass wir nicht mit dem Auto ins "Gelobte Land" fahren werden. Mit den Raketen von Musk übrigens auch nicht fliegen werden.
Hm, war das jetzt die Ultrakurzversion einer „Liebeserklärung“?
;-D
*Grübel* An wen denn man bloß?
>>Die Automobilindustrie hat sicher vieles gemacht, aber ganz sicher nicht den E-Motor erfunden.<<
Das war ironisch gemeint, denn die Autoindustrie tut so hätte sie.
Knifflig
Versuchen wir es mal im Ausschlussverfahren. Ich halte Herrn Erich für nicht klug.
(Für so einen Satz kriegt man den Arno-Schmidt-Preis.)
Ok, guter Anfang. Arno Schmidt? Da kommt mir automatisch eine Zentaurin in den Sinn (Die Gelehrtenrepublik).
Gott, bin ich belesen, ey.
Item. Unser Protagonist dürfte ein überzeugter Anhänger von Le Corbusier sein. Why? Jetzt wird‘s knifflig...
Jetzt kommt die Killerprämisse: ein Kommunist kann klug sein.
Stimmt.
Und Herr Erich ist kein Kommunist.
Ist das eine Schlussfolgerung?
Ich und die Ironie. Vielleicht habe ich den Koester-Text schon allzu ironisch gelesen. Da war dann bei mir keine Ironie mehr übrig.
Aber hier tun ja doch verdächtig viele, als wären diese E-Autos nun die Lösung. Einer dieser Auto-Päpste, Dudenhöfer, findet jetzt das Fahrradfahren auch ganz toll.
Bin ja auch mal gespannt, wann der erste E-Traktor das Feld pflügt.
Mit der Digitalisierung verhält es sich m.E. übrigens sehr ähnlich. Die soll ja nun auch alles klären.
Es wird wohl so kommen, dass die Grünen schon im Gelobten Land sein werden und so Trottel wie ich immer noch blind herumtappen.
Nein. Ein Versuch, den harten Fakten dezent ins Auge zu blicken.
wusste nicht, ob text satiere. wahrscheinlich nicht. seltsam, dass medien die grünen so positiv sehen, ich erkenne nicht, dass mit den grünen ein grüner ruck durch das land geht wenn sich käser auf die grünen freut, dann gehts um big business und nicht um mutter erde. das wort sozial ist dann schon begraben.
satire
Aaaach... Herr Braun, soviel Schmalz muessen Sie mir schon vorraussetzen...
;-)
BLÜHENDE LANDSCHAFTEN
das war auch so ein Spruch,
dann kam bei jeder Gelegenheit
NACHHALTIGKEIT
und jetzt der neue Spruch
GRÜNER KAPITALISMUS
das muss ein sehr erfolgreicher Startup sein der diese Floskeln in das politische Vokabular integriert hat... bin gespannt auf den neuen...
Grüner Finanz ...usw. irgend etwas oder so
>>Bin ja auch mal gespannt, wann der erste E-Traktor das Feld pflügt.<<
LKW mit Elektroantrieb gibt es schon als Prototypen. Für Testfahrten wurden 3 Autobahn-Teilstücke mit Oberleitung ausgerüstet. Dass eine Lokomotive mit der Motorleistung von 10 LKW die Ladung von 50 LKW transportieren kann weiss ja heute niemand mehr.
>>Ja, welche Partei wählt denn die Autorin nun?<<
Alzo ich hab früher mal die Trotzkisten gewählt.
Fand dann aber die Bierkisten gehaltvoller.
Naja, ein Sozialismus ohne Sozialisten ist kein Sozialismus. Ein Kapitalismus ohne Kapitalisten ist natürlich auch kein Kapitalismus. Aber der Kapitalismus funktioniert schon mit 1% Kapitalisten, der Sozialismus frühestens mit 60% Sozialisten. Daher besagt das Nichtfunktionieren des Sozialismus im Gegensatz zum Funktionieren des Kapitalismus sehr wenig.
„Kapitalismus geht weder mit wirklicher Ökologie noch mit dem Sozialen zusammen. Mit Frieden übrigens auch nicht.“ - Wer das bestreiten will, möge sich hier endlich mal argumentativ zu Wort melden.
Oder der ausführlicheren Argumentation im Folgenden widersprechen:
Das bestehende Gesellschaftssystem ist ein dynamisches System, das sich, um sich zu erhalten, immer wieder an die selbsterzeugten Veränderungen anpassen und optimieren muß. Daher weist es historische Häutungen auf, der Manchesterkapitalismus transformierte sich in den Fordismus, der zum Shareholder-Kapitalismus des konzentrierten Großkapitals und jetzt ist das System dabei, sich in den grünen und diversen Kapitalismus zu verwandeln. Das ist richtig beschrieben, und auch, daß es sich um eine immer mehr in hochkomplexen Sachzwängen von Interdependenzen selbststabilisierende Alternativlosigkeit zu handeln scheint. Was der Beitrag unterschlägt, ist die Doppeltendenz dieses Systems, immer mehr zu sich selbst zu kommen und dabei seine eigenen Existenzvoraussetzungen zu vernichten. Stabilisierung ist auch Stabilisierung gegen die zunehmenden tiefen Bruchstellen, gegen den wachsenden Stabilisierungsbedarf, der Kapitalismus wird zum Faß ohne Boden, er offenbart seine eigene Unmöglichkeit.
Der Kapitalismus ist definiert durch die Wert- und Mehrwertproduktion. Das bedeutet einen Wachstumszwang zu einem immer größeren Ungleichgewicht, absolut unverträglich mit dem ökologischen Gleichgewicht eines geschlossenen Systems. Umgekehrt entspricht eine geschlossene Kreislaufwirtschaft nicht der Dynamik der menschlichen Entwicklung. Eine sich emanzipierende Menschheit muß dem ökologischen Konservatismus wie dem Fortschrittswahn der entfesselten quantitativen Maß- und Verantwortungslosigkeit widersprechen im Sinne einer allgemeinen qualitativen Entwicklungsperspektive. Der Kapitalismus konnte wachsen, bis die Globalisierung erreicht war, jetzt kann er nicht einmal die Schäden, die er produziert, durch technologische Innovationen kompensieren. Also versucht er auf seine Weise, als Spätkapitalismus die konservative und die neoliberale Systemanforderung zu harmonisieren in dieser letzten Stufe des grünen und diversen Kapitalismus. Viele sehen schon die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens, aber zu wenige können und wollen das System schon infrage stellen. Auch dieser Beitrag möchte sich erst einmal mit den kleinen Schrittchen der Anpassung begnügen.
Vor ungefähr 90 Jahren hielt der große Vorsitzende einer großen Partei den Kommunismus für unausweichlich – komme, was da wolle. Elsa Koester hält nunmehr den grünen Kapitalismus für unausweichlich – egal, ob die Grünen die Wahl gewinnen oder bei selbiger abschmieren.
Mit beiden Aussagen lässt sich arbeiten. Die erste lege ich wegen »Off Topic« erst mal ad acta, an der zweiten kleben eine Reihe Fragezeichen. So frage ich mich, ob dieses lineare Zukunftsbild – eine Idee, die grüne, wird immer stärker und stärker und stärker, bis eben zum, Sorry, Endsieg – so zutreffen muß, oder ob das nicht eher eine Milchmädchenrechnung ist. Die grüne Zukunftshoffnung muß nicht etwa krass abschmieren – etwa dergestalt, dass nach Nichts-bewegt-sich-Laschet eine Rechtsregierung kommt, oder internationale Komplikationen die Grüne Wende zerhauen. Viel geben würde ich auch auf Tesla oder den »Joe vor den Grünen« nicht. Nicht nur, weil gerade die als »liberal« verorteten Großunternehmen die übelsten Ausbeuter, Lohndrücker, Steueroasen-Fans und Gewerkschaftsfeinde sind. Sondern auch deswegen, weil die Sorte Konzerne ihre politischen Zukunftsaktien breit zu streuen pflegt. Heißt in der Praxis: Ein paar warme Worte auf dem Parteitag kommen immer gut. In der Praxis muß Annalena jedoch ihren Weg allein gehen.
Heißt somit: Dass die Zukunft grün wird, kann man halt feste glauben – dass es so wird, ist allerdings nicht garantiert. Eigentlich hatte ich vorgehabt, auf die Grünen ein ganz anderes Loblied zu singen: das der Partei mit dem realistischsten Sozialprogramm. Heißt: Im Fall, dass ein paar andere Parameter stimmen, könnte eine unter grüner Mitregentschaft auf den Weg gebrachte Politik in der Tat dazu führen, ein paar der schlimmsten aktuellen Barrieren (etwa bei Hartz 4, Altersrente & Co.) aus dem Weg zu räumen. Umgekehrt: Die Grünen sind durchaus auch wählbar, wenn man die Ökodiktatur explizit NICHT will. Ich würde da sogar vermeinen, in der Partei steckt viel zu viel aufgeklärtes Bürgertum, als dass sie sich auf derlei gefährlichen Unsinn einlassen würden.
Nachdem ich nun zwei Hardcore-Ökos von den Grünen weggescheucht habe, will ich wenigstens eine(n) Linke(n) wieder in die Stimmurne mit dazutun – und an der Stelle nicht verhehlen, dass ich bei der grünen Sozialprogrammatik (trotz ihrer reduzierten Ambitionen) ein insgesamt besseres Gefühl habe als bei der der Linkspartei – wo ich zunehmend den Eindruck gewinne, dass da gerne auch ungenügend durchdachte Parolen rausgepfeffert werden, nur damit Ruhe im Karton respektive eine Thematik »abgedeckt« ist. Kann man alles vollends anders sehen. Umgekehrt muß ich einräumen, dass für das Setzen auf die grüne Karte einiges an politischem Vertrauenskapital vonnöten ist. Heißt: Es kann auch schiefgehen. Schiefgehen wegen mieser Wahlergebnisse, schief aber auch, weil die Grünen ihre Programmatik im Bund mit der CDU (einer deutlich mächtigeren zumal) über Bord schmeißen wird zugunsten eines geräuscharmen Mitregierens à la Hessen.
In einem stimmt der Beitrag: In gewisser Weise hat das sich aufgeklärt dünkende Bürgertum, für das die Grünen stehen, den Schlüssel in der Hand. Sie könnten sich als Segen entpuppen (naja – sagen wir: als halber oder wenigstens so ungefähr wie Biden & Harris in US). Ebenso jedoch als Fluch, wenn sie unpopuläre Maßnahmen mittragen oder, in einer zugespitzten Situation, klimatischen oder auch identitären Diktaturgelüsten erliegen. Persönlich immerhin lässt mir meine katholisch-kommunistische Prägung einen Hinterausgang: Falls es für die Linkspartei eng werden sollte, ist die Mitleidsstimme gesetzt.
Es weiß leider nicht mehr jedes Kind, dass so eine Superlokomotive zuverlässig Strom braucht. Und - Achtung - Schienen. Letztere wurden in den letzten Jahrzehnten in erheblichem Umfang abgeschraubt. Die zahlreichen zu DDR-Zeiten ausgebauten Bahnanschlüsse der Betriebe dürften beinah alle verschwunden sein.
Und es weiß auch, dass diese LKW dringend für das System von just-in-time erforderlich sind, auf dem die gesamte Industrie basiert. Rollende Vorratslager, die jede Menge staatliche Kohle mitnehmen. Eigene Lager wären viel zu teuer.
Ein(!) Schiff steht ein paar Tage quer im Suezkanal und schon werden die Chips für die Autos knapp. Das sind so die unglaublich eng getakteten Zusammenhänge.
Oberleitungstrekker auf dem Acker? Stelle ich mir ja lustig vor. Da dürfte dann nicht nur bei schlammigem Boden viel, viel Strom die Leitungen erwärmen.
Ich habe ja die Vermutung, dass das Gelobte (grüne Koester-) Land sehr viel anders aussehen wird, als es jetzt propagiert wird. Bin aber bloß einer von diesen Kleingeistern, denen das Gerede von Gelobten Ländern einfach nur langweilig ist. Und verdächtig.
"Weil es zum Kapitalismus immer nur eine einzige Alternative gibt: Den Kommunismus."
War das ernst gemeint oder nur provokativ? Letzteres hatte ja Erfolg, wie ich sehe.
Falls es jedoch wirklich ernst gemeint war: Wie kommst Du denn auf diese Idee? Nur weil es bisher in ein paar Jahrzehnten, in guten hundert Jährchen, einem Pups in der Erd-, ja sogar der Menschheitsgeschichte noch nicht so gut geklappt hat (oder gleich niedergetrampelt wurde vom Kapital)?
Nach dem Überraschungssieg gegen Frankreich hätte ich mir von einem Exil-Schweizer schon etwas mehr Verwegenheit und Inspiration erhofft. :-)
"Deswegen und nur deswegen konnte er nicht überleben."
ob das der einzige grund war? schließlich war "der westen", also die kapitalistischen industrieländer, wirtschaftlich ca. 4-5x stärker, von anfang an. allein die usa hatten nach dem wk2 ca. 50% der globalen wirtschaftskraft inne. das ist ein unglaublicher vorsprung, bei dem es mich wundert, dass "der osten" solange durchgehalten hat. welcher wirtschaftlich derart unterelegene machtblock hält über 40jahre aus?
die udssr hat fast die ganze zeit seines bestehens eine art kriegswirtschaft führen müssen, um mit den usa/der nato nur halbwegs mitzuhalten, musste ein enormer anteil des bsp auf rüstung verwendet werden. und die bedrohung von außen war real.
dafür konnten sie sozialistischen länder nichts.
die von ihnen angesprochenen mankos der verantwortlichen sind sicher ein teil der erklärung, aber manchmal frage ich mich auch, ob das ein symptom der ökonomischen aussichtslosigkeit des ganzen unterfangens war.
War eher Zufall und sonstiges.
Hellsichtig wäre gewesen die damaligen Heizungen zu kritisieren. Damals Autos mit Akku bauen wäre viel verschmutzender gewesen als die damaligen Motoren.
Stromerzeugung damals, Verluste, Infrastruktur, Technikprobleme.
Das damalige E-Auto war ein Spielzeug für Superreiche. Hatte keinen praktischen Wert. Alleine die miserablen Bleiakkus, laden mit ein paar A.
Mit dem ersten Kommentar ist schon alles gesagt. Genau wie die Regenbogenflagge es ist alles Marketing. Der Linksliberalismus mit seiner Identitätspolitik ist der Nachfolger des Neoliberalismus.
Außerdem ist man nicht klimaneutral wenn man die NATO oder Russland oder China weiter aufrüsten will. Krieg ist der Klimakiller Nr. 1
Wenn wir Aufrüstung als "progressiv" (da von einer vermeintlich progressiven Partei wie den Grünen), als "demokratisch" ansehen will ich nicht wissen was die gleichen Leute unter "nicht progressiv" sehen. Das neoliberale System, das Zurückdrängen des (Sozial)staates und NATO-Interventionen werden gerade als "progressiv" umgeschrieben. Das hilft der Umwelt nicht sondern nur ein paar Superreichen deren Nachfahren in 100, 150 Jahren ein oder zwei Jahrzehnte länger leben können weil sie ne Villa mit Klimaanlage auf einem abgelegenen Ort besitzen. Sicher vor Klimaflüchtlingen, gnadenloser Hitze, Überschwemmungen und Bürgerprotesten
Die Grünen bekämpfen die Klimaerwärmung und bringen uns gleichzeitig durch ihr außenpolitisches Programm einem heißen Krieg näher. Aber an beidem können Technologiekonzerne Geld verdienen, denn die Kassen des Staates werden sich für derartige grüne Ideen öffnen und das Volk steuert gerne mehr dafür.
Außerdem ist nach einem großen Krieg der unnatürliche Treibhausgasausstoß geringer und es gibt viel Grünes aufzubauen.
Ja, zugegeben: Da war schon ein bisschen Provokation dabei. Wer sich mit den Kommunisten verbündet, kann sich politisch eigentlich gleich ganz begraben lassen. Dabei sind linke Ideen heute so wichtig, wie seit mindestens 1848 nicht mehr! Aber bei Marx und Engels ist nach weit über einem Jahrhundert (!) einfach definitiv die Luft draussen und selbst potentielle Linkswähler:innen laufen i.d.R. schreiend davon, wenn deren Namen ernsthaft wieder in die Debatten mit eingebracht werden. So viel Verschrobenheit dürfen sich Linke einfach nicht mehr leisten! Ausser sie wollen weiter Steigbügelhalter für die Weiter so!-Fraktion und die AfD spielen.
Den Kapitalismus gilt es (radikal) umzugestalten- und nicht abzuschaffen. Wer Letzteres will, wird niemals eine Mehrheit für dieses Ansinnen finden, nirgendwo. Ich hoffe, so viel Realitätssinn ist doch noch vorhanden in den (Ex DDR)-Betonköpfen! Und wenn nicht: Gute Nacht!
Kurz: Ja zum grünen Kapitalismus- aus Mangel an valablen Alternativen.
So viel Verschrobenheit dürfen sich Linke einfach nicht mehr leisten! Ausser sie wollen weiter Steigbügelhalter für die Weiter so!-Fraktion und die AfD spielen.
Das Unverschrobene überlasse ich gerne den Parteien der "Mitte". Es ist illusionär zu glauben, durch angepasste Kommunikation (oder gar angepasstes eigenes Denken) könnten Linke ihre Politik für Mehrheiten attraktiver oder wählbarer machen. Die Blödzeitung hat immer den längeren Arm, wenn es um Desinformation geht.
Kurz: Linke müssen zu ihren Ideengebern stehen, wenn sie überzeugen wollen. Sie müssen sie erklären, nicht verkaufen, und nicht verschrotten. Denn Marx ist aktuell. Für manche erschreckend aktuell. Darum hätten sie gern eine Linke ohne Marx.
>>Die zahlreichen zu DDR-Zeiten ausgebauten Bahnanschlüsse der Betriebe dürften beinah alle verschwunden sein.<<
Ältere Grossbetriebe hatten auch in der BRD einen Gleisanschluss, für Anlieferung und Versand per Bahn.
In Friedrichhafen führte ein Gleis von einem Industriegebiet zum Güterbahnhof, dort fuhr in den 60er Jahren zweimal täglich ein langer Zug zum bzw. vom Güterbahnhof. Der führte allerdings über mehrere Strassen, und mit zunehmendem Strassenverkehr galt dieser Güterzug als "Haupthindernis" auf dem Weg in die neue Zeit. Hinter dem münchner Ostbahnhof sah sah man bis vor wenigen Jahren noch die Gleise, die die Strasse querten auf dem Weg zu einigen Betrieben. Ich kann mich nicht erinnern dass es wegen des "obsoleten" Bahntransportes jemals zu irgendwelchen Lieferengpässen gekommen wäre.
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>>Bin aber bloß einer von diesen Kleingeistern, denen das Gerede von Gelobten Ländern einfach nur langweilig ist.<<
So ein Kleingeist bin ich auch: Mein Fahrrad hat noch nicht mal einen Elektromotor, dazu kann der moderne E-Hipster ja nur sagen: "Hoffentlich stirbt das alte Fossil bald" ;-)
Mit wehenden Fahnen in den Untergang also. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Zu glauben, im Medien- und Informationszeitalter nichts „verkaufen“ zu müssen (sondern insgeheim einfach darauf zu hoffen, dass sich die Wähler dann instinktiv schon für „das Richtige“ entscheiden werden) ist grundfalsch. Man muss Menschen von einer politischen Idee überzeugen, nicht an ihnen vorbei politisieren. Für Träumereien ist schliesslich die Nacht da. Oder das Sofa über Mittag. Mit Marx und Engels lockt man heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, ganz im Gegenteil: Da treibt man die Wähler direkt in die Arme der Konkurrenz und versinkt selber in der Bedeutungslosigkeit.
>>Aber bei Marx und Engels ist nach weit über einem Jahrhundert (!) einfach definitiv die Luft draussen...<<
Das dachte ich auch mal. Bis mir 1968 oder '69 ein Heftlein mit dem Titel "Lohnarbeit und Kapital" unterkam. Begann zu lesen in der Erwartung, mal ein bisserl in den "Geist des 19. Jahrhunderts" einzutauchen. Stellte dann aber überrascht fest: "Hoppla, das sind ja Grundlagen die heute immer noch viel klären können".
Nun gut, Du kannst sagen: "Das war im 20. Jahrhundert, aber heute, im Zeitalter des Bitcoinschürfens, ist das obsolet". Für Dich, ja. Für Andere hat es aber immer noch mit der konkreten Lebenssituation zu tun, egal ob sie mangels anderer Einkommensquellen ihre Arbeitskraft an Aldi oder an Siemens oder an Amazon verkaufen.
Mit wehenden Fahnen in den Untergang also. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit.
Was beim Verkaufen herauskommt, sehen Sie jeden Tag: sinkende Wahlbeteiligung, und das dumpfe, halb präsente Bewusstsein, "von denen da oben sowieso nur verarscht zu werden".
Eine Linke, die versucht, mit den selben Mitteln "erfolgreich" zu sein wie der Mainstream, glaubt nicht einmal sich selbst - und das merkt man ihr an.
Man muss Menschen von einer politischen Idee überzeugen, ...
-> Sag ich ja.
... nicht an ihnen vorbei politisieren.
Eben. Linke müssen ihre Ideengeber --> erklären.
Sie werden ohnehin nur die Verständigen und die Verzweifelten ansprechen können - und die wollen keine Show, sondern möglichst viel Faktenbasiertes. Genau der Marxsche Ansatz - ohne Allein- und Perfektheitsanspruch.
Selbst die Grünen mussten erst einmal glauben, was sie erzählten, bevor sie mit dem Lügen anfangen konnten. Dieses erste Entwicklungsstadium kann keine (wachsende) politische Kraft überspringen.
Wie definieren Sie denn links?
Abgesehen davon glaube ich überhaupt nicht daran, dass man zurück zu Adam und Eva gehen muss, um ein linkes politisches Programm besser an den Mann, bzw. die Frau bringen zu können. Die Arbeitskämpfe haben lange genug gedauert und waren sehr erfolgreich. Da reicht es, auf dessen neuere Geschichte näher einzugehen. Aber nur sehr begrenzt. Die soziale Wirklichkeit hat sich seit dem 19. Jhrd. schliesslich vollkommen verändert. Dem muss man Rechnung tragen, wenn man wirklich ernst genommen werden will.
Ergänzung: Man kann drauf aufbauen, natürlich nicht als 1:1-Kopie, sondern mit Anwendung auf heutige Verhältnisse.
Das ist die Abwehrreaktion Nr. 1: "alte Sachen aus der industriellen Revolution."
Und die zweite: "hatten wir schon in der DDR. War ganz, ganz schlimm."
Ich bin sicher, Sie wissen die Antwort, Wuming. :))
„Denn Marx ist aktuell. Für manche erschreckend aktuell. Darum hätten sie gern eine Linke ohne Marx.“
Da fragt sich der marxistische Laie dann immer, was denn an Marx so aktuell ist. Das Spektrum der Meinungen, was Marx denn wirklich meinte, ist ja ungeheuer breit, die Lektüre von Marx wohl eher weniger.
Und wenn man sagt, Lesen wird ohnehin überbewertet: Die realen Alternativen, die man so kennt und kannte, machen nun auch nicht wirklich Lust auf mehr und die praktische Lebbarkeit ist ja auch nicht ganz unwichtig.
Ich finde den Marxismus (soweit ich ihn kenne) eher in Details gut, d.h. da gibt es für mich einzelne Perlen in einem Gesamtkonstrukt, dessen Charme sich mir eher entzieht. Es ist ja auch noch eine Frage, ob man den Kapitalismus als Wirtschaftsform oder Lebensform betrachtet, er ist heute eher Lebensform. M.E. hat aber jedes System das Problem die Individuen zu versklaven, so dass der Ausweg immer eine Form der Privatheit ist und sein muss, mithin systemunabhängig.
Das System ist nur insofern interessant, als man schauen kann, inwieweit es Privatheit unterstützt oder verhindert.
Einen Hinweis auf die Aktualität hat ja Gelse schon gegeben. Davon abgesehen ist Marxismus ja nicht nur schon einmal Gedachtes, sondern auch eine Art zu denken - insbesondere der Mut dazu, eine Lage zu analysieren und zu nutzen, anstatt sich blindlings führen zu lassen (sei es von Riexinger, sei es von Wagenknecht - nur mal als Beispiele).
Wenn beide Flügel (der Einfachheit halber reduziere ich mal auf zwei) der PdL den Mut hätten, die angeblich alten linken Hüte vorzuholen, wäre das die halbe Miete.
Gegen Sprüche wie diesen:
Die Identitätspolitik läuft darauf hinaus, das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten zu lenken, die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein
wäre schon einmal halbwegs immunisiert, wer das Wesentliche im Blick behält.
Marx ist ein Wut- und Empörungshemmer und ein Denkhelfer. Bringen Sie gerne andere Denker und Macher, die der Linken helfen können - Marxismus ist ja keine Religion. Aber tagespolitische Propaganda führt sicherer ins Abseits als angebliches Sektierertum.
... sollten einfach mal die Klappe halten
Wenn Sie sich Ihrer Sache sicher wären und um den rotlackierten faschistischen Koloss keine Angst hätten, würde sie ein bisschen Gemaule nicht aufregen, Wuming. Aber dass Sie sich aufregen, ist eben Ihr Problem. Von dem möchten wir nicht mehr abbekommen als unvermeidbar ist.
Also: Rechnen Sie mit uns Losern, oder halten Sie sich schreiend die Ohren zu.
ob man den Kapitalismus als Wirtschaftsform oder Lebensform betrachtet, er ist heute eher Lebensform
Ohne Macht- und Abhängigkeitsstrukturen? Ohne Fragen des Ressourcenzugangs, bzw. nebensächlich davon?
Die Lohnarbeit hat sich heute wieder zum Schlechteren verändert, keine Frage. Da sie noch viel schlechter startete, aber so viele Verbesserungen erstritten wurden, dass es mal eine Zeit gab, in der Lohnarbeit ein formidables Lebensmodell war, ist also die Möglichkeit gegeben, dass es auch anders geht, denn Kapitalismus war das ja immer.
Dass irgendwann alles zur Ware wird, ist m.E. eine etwas anders (auf die Wirtschaftsform ausgerichtete) Formulierung dafür, dass alles dem Funktionalismus in den Rachen geworfen wird, auch eigene Beziehungen, die gerne von Dienstleistern übernommen werden. Eine Variante von Kants kategorischem Imperativ warnte uns bereits davor.
Um diesen Funktionalismus, der in der Tat hoch problematisch ist, zu stoppen bedarf es eines emotionalen und moralischen Felsens in der Brandung, auf den man so lange verlässlich bauen kann, bis man sich frei strampelt und selbst entscheidet. Bis dahin ist dieser Ort von zentraler Bedeutung und das ist die Familie und vielleicht in besonderer Weise der Vater. Dass man beide geschreddert hat und es bis heute tut, ist keine lässliche Sünde. Der Kapitalismus ist ein anonymes System und nimmt das Angebot einer desorientierten Verfügungsmasse gerne an. Bisschen hart formuliert, aber wenn man das nicht kapiert, kämpft man gegen Windmühlen.
Wenn Sie meinen, daß nach ein paar Jahrhunderten aus einem philosophischen oder weltbildlichen Gedankengebäude die Luft raus ist, dann ist die Luft auch aus Kant, der Aufklärung, dem Humanismus, dem Empirismus, dem Naturalismus, der Religion, der Idee der Demokratie, Platon, Demokrit, dem Mythos, und zwar zunehmend in der Reihenfolge dieser Aufzählung, raus. Was bleibt Ihnen da zum Denken? Wovor laufen Sie nicht weg? Und wohin?
Die „zwei Seiten der Linken“, die radikale und die realpolitische Linke, sind nicht äquidistant von der Wahrheit entfernt, Realpolitik ist die Anpassung des Ideals an die Bedingungen seiner Möglichkeit. Das kompromißlose Beharren auf der Idealität kann linker Praxis den Boden entziehen, aber die realpolitische Anpassung kann die linke Substanz zerstören, also den linken Charakter der Praxis. Daher hat im Prinzip die eine Seite recht, aber es ist natürlich sinnvoll, den Graben zu überwinden.
„Marx ist ein Wut- und Empörungshemmer und ein Denkhelfer.“ - Das ist schön gesagt. Das trifft den gegenwärtigen Zeitgeist, der das Denken für eine veraltete Marotte hält.
Grund und Boden in China sind Volkseigentum.
Die von Ortskadern willkürlich umgewidmet werden - nach dem Motto, wir brauchen weniger Landwirtschaft und mehr Industrie.
Ob und inwieweit die Bauern dann entschädigt werden, ist Glücksache. War ja kein Bauernland.
Und ob und inwieweit die Umwidmungen tatsächlich "makroökonomisch" nützlich sind, entscheidet in vielen Fällen ebenfalls das Bonzentum vor Ort.
Aber gut genug für Hochglanzbroschüren sind solche "Alles-für-das-Volk"-Legenden allemal.
Darüber wird offen diskutiert, auch wenn das durch die Sprachbarriere im Westen niemand mitbekommt, mitbekommen will.
OK, verlinken Sie mal.
Sie übertreiben. Aber das ist Ihnen zum Glück ja bewusst. Marx & Co hatten ihre Zeit. Zum Glück für uns alle gab es den Kommunismus. Heute ist er überholt. Auf zu neuen Ufern!
Heute ist er überholt. Auf zu neuen Ufern!
Ja, das behaupten Sie, Reinkarnation. Aber warum jemand das glauben soll, einer tibetischen Gebetsmühle hingegen nicht, wird mir noch nicht klar.
Ich finde, es kommt nicht auf Wortklaubereien an - ob Marx nun dies sagte, Bakunin aber das, blabla. Das interessiert auf der Straße schon mal gleich gar niemanden.
Auch diese ganzen Begriffe wie Kapitalismus, Kommunismus, Sozialismus, etc. pp. werden oft einfach so verwendet, ohne sich über die Begriffsdefinition wirklich einig zu sein.
Letztlich geht es sicher darum, eine neue, bessere Gesellschaftsordnung zu entwerfen, die Elemente aus verschiedenen "Ismen" kombiniert und anderes enthält. Es sollte möglichst konkret formuliert werden, was man möchte, keine zu philosophischen Abhandlungen - nach meinem Geschmack.
Mein Vorschlag in aller Kürze:
- Versorgungskritische Kernsektoren der Wirtschaft (incl. Banken) gehören in Staatseigentum.
- Privateigentum soll es weiter geben. Lediglich Umverteilung von Vermögen wird praktiziert.
- Kapitalgesellschaften sind (m.E. entschädigungslos) zu enteignen und zu verbieten, da "juristische Personen" nicht ausreichend haften für Schäden.
- Inhabergeführte Personengesellschaften und Genossenschaften (bzw. Kooperativen) werden auch in Zukunft gebraucht.
- Geldschöpfung darf nur noch durch die demokratisch legitimierte staatliche Zentralbank erfolgen. (Es wird m.E. zwingend eine Währungsreform hin zu einer neuen Währung benötigt.)
Beginnen wir doch einmal... bei der ungerechten Verteilung der „Produktionsmittel“- wohlgemerkt: im Zeitalter von von Amazon, Zalando oder Ebay? Marx hat diese im 19. Jhrd. absolut zu Recht engeprangert: Schliesslich hatte kein Arbeiter eine eigene, kleine Dampfmaschine in Form eines mechanisierten Webstuhles für die industrielle Grossproduktion zuhause rumstehen. Heute hingegen hat er, natürlich metaphorisch ausgedrückt, sehr wohl so eine Maschine im eigenen Besitz. Und zwar in Form eines Rechners. Mit diesem Rechner verunmöglicht er mit jedem einzelnen Einkauf bei irgend einer Online Plattform die nächste Lohnerhöhung beim Verkaufspersonal. Was soll man also heute noch mit dem Marx‘schen Diskurs rund um die „Produktionsmittel“ noch anfangen? Ist doch Mottenkiste! Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Ursprüngliche Akkumulation? Diese Theorie hatte ihre Berechtigung- abgeleitet von der Französischen Revolution: Adel - Fabrikant - Industrieller - Bankier. Und heute? Gehen die Gründer vieler Tech Start-Ups vom MIT, Harvard oder sonst einer Ivy League-Uni ab, finden Risikokapitalgeber für ihr Geschäftsmodell und werden spätestens nach der erfolgreichen Erstnotiz an der Börse zu Multimilliatdären. Die Theorie der ursprünglichen Akkumulation? Geschenkt!
Aber ich will den kommunistischen Gottesdienst natürlich nicht unbefugt stören: Wo ist Marx denn Ihrer Ansicht nach heute- und gerade heute- immer noch beängstigend aktuell?
Die Theorie der ursprünglichen Akkumulation? Geschenkt!
Sie können gleich beim "Freitag" bleiben, Reinkarnation:
Wenn Daten der neue Rohstoff sind, dann stellen sie das zentrale Produktionsmittel der digitalisierten „Industrien“ dar.
Aber ich will den kommunistischen Gottesdienst natürlich nicht unbefugt stören
Keine Angst, ich bombe nicht gleich. Aber wenn Sie Marxismus für eine Religion halten, wird's schwierig mit der Verständigung. Wo müssen wir anfangen?
Übrigens: sind die millardenschweren Startups die neuen Tellerwäscherbibeln? ;)
Ich halte den ganzen Datenwust m. E. für völlig überbewertet. Wie verhält es sich diesbezüglich eigentlich mit China? Item. Nein, ich halte den Kommunismus nicht unbedingt für eine Religion. Zumindest war er das nicht, als er noch ein unersetzbares Kernelement der gesellschaftspolitischen Entwicklungen war. Aber durch die Vokabel „gebetsmühlenartig“ in Ihrem Kommentar oben sah ich mich natürlich dazu genötigt, im gleichen Stil weiter zu machen.
Haben wir eigentlich schon über Nordkorea gesprochen? Oder über Venezuela?
Haben wir eigentlich schon über Nordkorea gesprochen? Oder über Venezuela?
Glaube ich nicht. Warum?
Ja, im Westen haben viele linke Parteien abgewirtschaftet. Keine gute Entwicklung!
genau. die grünen sind total verlogen.
Gut, dass Elsa Köster mit guten Argumenten die aktuellen Entwicklungen auf Veränderungen im Kapitalismus zurückführt. Unklar ist mir dieeser Absatz:
"Statt fossiler Energien werden erneuerbare Energien zu Ressourcen; statt Mama, Papa und Kind werden soziale Blasen zu Konsum- und Lebenseinheiten; statt der Prinzipien der Massenproduktion und der massiven Ausbeutung von Mensch und Natur geht es um Nachhaltigkeit und Fürsorge."
Mir ist nicht ganz klar, ob Köster hier aus den Werbebroschüren der digitalen Indutrie zitiert oder ihre Meinung referiert. Denn tatächlich hat ja die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskrfat im digitalen Kapitalismus noch zugenommen.
Gut, dass Elsa Köster mit guten Argumenten die aktuellen Entwicklungen auf Veränderungen im Kapitalismus zurückführt. Unklar ist mir dieeser Absatz:
"Statt fossiler Energien werden erneuerbare Energien zu Ressourcen; statt Mama, Papa und Kind werden soziale Blasen zu Konsum- und Lebenseinheiten; statt der Prinzipien der Massenproduktion und der massiven Ausbeutung von Mensch und Natur geht es um Nachhaltigkeit und Fürsorge."
Mir ist nicht ganz klar, ob Köster hier aus den Werbebroschüren der digitalen Indutrie zitiert oder ihre Meinung referiert. Denn tatächlich hat ja die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskrfat im digitalen Kapitalismus noch zugenommen.
"die grünen sind total verlogen"
und @mahe macht total bescheuerte aussagen.
Es mag ja sein, dass die Gesellschaft, wie Frau Koester schreibt, »bald« grün wird. Das mit den unterschiedlichen Kapital-Fraktionen ist im Beitrag ja auch halbwegs schlüssig herausgearbeitet. Nur verstärkt sich im langsam heißlaufenden Wahlkampf zunehmend der Eindruck, dass die den Grünen (angeblich) zugeneigte Kapitalfraktion sich stillschweigend in Richtung Büsche verflüchtigt hat und bis ins letzte Leitmedium hinein die kirchturmschwarze Gußeisenfraktion dominiert.
Konkret: Die seit Wochen hochgefahrene Demontage der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ähnelt mittlerweile fast bis aufs Haar jener Kampagne, vermittels der 2017 der »Schulz-Zug« der SPD liquidiert wurde. Aktuell fährt das Flagschiff der Öffentlich-Rechtlichen (!!) die Kampagne fort bezüglich angeblicher Plagiate in Baerbocks aktuellem Buch. Weil es nichts nützt, den Dreck einfach zu ignorieren, habe ich versucht, mich sachkundig zu machen über den Inhalt der erhobenen Vorwürfe. Nun werden in dem Artikel auf tagesschau.de zwar »Gründe« aufgeführt; zumindest erweckt die dort nachzulesende Buchstabensuppe grammatikalisch-didaktisch diesen Eindruck.
So wird ernsthaft die Behauptung aufgestellt, weil Baerbock in ihrem Buch Fakten beschreibt, die so auch im »Spiegel« und bei Wikipedia nachzulesen sind, hätte sie ein Plagiat verfasst. Das ist insofern aberwitzig, weil die großen Medien stillschweigend (also: ohne darüber zu berichten) ein neues »Lex Baerbock« eingeführt haben: Schreibt »Spiegel Online« also (wie heute): »Pelosi beruft Trump-Kritikerin Cheney in Untersuchungsausschuss« und ich gebe diese Information morgen etwa in einem dFC-Blog wieder, gebe ich nicht eine Information weiter, sondern mache mich des Plagiierens schuldig (= »Lex Baerbock«). Folglich hat die Information, dass Pelosi Cheney berufen hat, allein auf der Webseite des Spiegels zu verbleiben, und darf keinesfalls – und schon gar nicht von Annalena Baerbock – in einer Bundestagsaussprache oder gar in einem von ihr verfassten Sachbuch zur Vorstellung der grünen Programmatik verwandt werden.
Fazit: Man kratzt sich am Kopp, welch aberwitzige Finten das nach wie vor tiefschwarz eingefärbte Medienkartell ins Feld führt, um eine ihm mißliebige Partei-Spitzenkandidatin und Kanzlerkandidatin aus dem Feld zu schlagen. Wobei die Baerbock-Demontage genau genommen bereits mit dem ersten Will-Talk unmittelbar nach ihrer Nominierung losging. Kafkaesk ist diese schreiende mediale Einseitigkeit auch deswegen, weil dieselben Medien immer wieder gern das Gerücht streuen, ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Journalist(inn)en stünde den Grünen nahe oder hege zumindest erhebliche Sympathie für die Partei. Das mag beim Fondueessen im allerengsten privaten Freundeskreis so sein oder, bei ganz Wagemutigen, vielleicht sogar beim Sich-Erleichtern auf dem stillen Örtchen im Verlagshaus. In der Berichterstattungspraxis indess und von der Ausrichtung so gut wie ALLER großen Häuser (ARD + ZDF inklusive ihrer subunternehmenden Premium-Talkmaster inklusive) her ist davon jedenfalls Null zu merken. Wie auch immer: Einen Faktencheck wäre die vorgebliche Grünen-Nähe sicher wert. Allein: diesen Faktencheck wird es – aus naheliegenden Gründen – niemals geben.
Um zum Ende zu kommen: Ich bin zwar nicht gerade der allergrößte Feminist unter der Sonne. Die Jauchekübel-Kampagne gegen Annalena Baerbock, finde ich, wäre indess vielleicht mal einen (investigativen) »Freitag«-Beitrag wert.
Es ist immer wieder erschütternd zu sehen wie naiv das linke Lager ist.
1968 war in der Tat eine Zeitenwende. Es war der Zeitpunkt, an dem die Ungleichheitsspirale, die bis heute unvermindert anhält, mit der Globalisierung der Indusdrie ihren Anfang nahm.
Und jetzt applaudieren sie einer Energiewende, die viele Billionen kosten und die Verbraucherpreise nach oben treiben wird. Und glauben allen ernstes, dass sie am Ende davon profitieren.
Natürlich freut sich Siemens über die Energiewende. Sie haben sich für ihre Atom- und Kohlekraftwerke erfolgreich abfinden lassen, und bekommen feuchte Augen ob des kommenden grünen Subventionssegen.
Gleichzeitig hat Kaeser 2017 das größte Sanierungsprogramm der jüngeren Unternehmensgeschichte durchgezogen und 100000 Leute entlassen.
Amazon schaltet eine Werbekampagne nach der anderen darüber, wie nachhaltig und klimafreundlich sie sind.
Und haben gleichzeitig durch Einschüchterung der Mitarbeiter erfolgreich verhindert, dass sich ihre Mitarbeiter gewerkschaftlich organisieren.
Wann lernt ihr endlich, dass von den großen Veränderungen immer die Starken profitieren, und die kleinen das Nachsehen haben.
ja und nein.
die einzig wirklichen industrieländer waren 1950 die cssr und die ddr, die ddr wurde mit reparationsleistungen belastet. die udssr war das, was heute schwellenland heißt, ungarn in bestimmten regionen ebenfalls. der rest waren tendenziell agrarländer.
es war sicher z.t. grottenschlecht gemacht, man darf aber auch nicht vergessen, dass es häufig kleinbürger waren, die in regierungsverantwortung standen. also fehlende tradition und routine im umgang mit macht/herrschaft.
die fokussierung aufs militär war ein problem, aber was blieb der rgw anderes übrig? im pentagon wurden i.d. 50ern atomangriffe durchgespielt, die überlegenheit des westens war enorm (auch wenn die westpropaganda es ganz anders dargestellt hat). stalins paranoia hatte nicht nur, aber auch reale gründe. was nichts an seinen enormen verfehlungen ändert.
die kommandowirtschaft war sicher ein großes problem und disfunktional. die angst vor einer neuerstarkung ökonomischer eliten aber auch tief sitzend und begründet. ausläufer dieses denkens können wir heute in china beobachten.
und dann noch der versuch ein system zu etablieren, das nicht "organisch" aus dem vorsystem erwächst (wie der bürg. kap. aus dem feudalismus). sondern ihm zumindest theoretisch diametral entgegen stand (kein privateigentum z.b.).
ich finde es war wirklich eine extrem verzwickte situation, die wenig spielraum ließ.
Aha- Sie sind nicht H4 betroffen (war Rot/Grün zu verdanken). Die Grünen gingen damit hausieren, sich davon zu verabschieden- haben sie nicht gemacht. Ich denke auch immer an das EEG, dass der Verbraucherin nur eine Kugel Eis kosten sollte. Arme betreffen hohe Energiepreise auch besonders. Mag sein, dass Sie die Lügen der Grünen nicht spüren und Sie auch nicht tangieren.
Sie sind natürlich nicht verlogener als andere bürgerliche Parteien- aber weil sie moralisch auf dem hohen Ross sitzen, fällt es übel auf.
Die Baerbock-Nummer ist wohl gelaufen. Wichtiger scheint es mir, sich noch vor dem Wahltermin mal kritisch mit dem Lebenslauf von Herrn Laschet und seinem Verhältnis zur katholischen Kirche zu befassen.
Als Kanzlerin war die Chance von AB von Anfang an gering. Dass die Union mit dem Korruptesten unter den ihren ins Rennen einstieg, ist allerdings ein Fact, der in mehrererlei Hinsicht zu denken gibt.
die grünen lügen auf der politischen wiese unter roten, braunen und
schwarzen, weiß ich von toxischen kräutern zu unterscheiden.
die kommen auch als satt-gelbe vor...