Die Stadt ist grün und blau

Görlitz Klima, Strukturwandel, Migration: Im äußersten Osten verdichten sich die Konflikte der Gegenwart. Ein Jahr am Rande Sachsens
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 52/2019
Die einen dienen Gott, die anderen der Polizei: Görlitz, Stadt der Türme
Die einen dienen Gott, die anderen der Polizei: Görlitz, Stadt der Türme

Foto: Charlotte Sattler für der Freitag

Drrrr, macht der Turm. Durch sechs schwarze Kameras blickt er sich um, auf der Görlitzer Altstadtbrücke, der Kameraturm blickt nach Polen rüber, nach Norden und Süden die Neiße entlang, Videoüberwachung, draußen nehmen die Kameras alle Farben auf, blau, grün, rot, drin: schwarz, ich stelle mich direkt vor ihn, na komm schon, Turm, nichts, nicht einmal mein Gesicht spiegelt er zurück, drrr, die Passanten gucken mich an, wie ich den Turm angucke, der mich anguckt, ich strecke ihm die Zunge raus, rot, 96 Stunden lang wird meine Zunge gespeichert, dann gelöscht, es sei denn, meine Zunge baut in dieser Zeit irgendeinen Mist. Die Glocken in der Altstadt schlagen sieben vor vier. Ich muss los. Ich rede gleich mit Norman Knauthe. Ich rede nicht mit