Soziologie des Sex: „Porno hilft gegen Angst“

Interview Der Soziologe Kurt Starke über den Sexfilm-Boom im Lockdown, den Reiz von Tabus und die Prüderie des Westens
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2020
Die Produktionsbedingungen für Online-Sexclips ändern sich. War früher noch ein Set samt Produzent und Drehbuchautor notwendig, drehen die Darstellerinnen heute als Ich-AG mit ihrem Smartphone. Spannender wird ein Koitus dadurch nicht unbedingt
Die Produktionsbedingungen für Online-Sexclips ändern sich. War früher noch ein Set samt Produzent und Drehbuchautor notwendig, drehen die Darstellerinnen heute als Ich-AG mit ihrem Smartphone. Spannender wird ein Koitus dadurch nicht unbedingt

Fotos [M.]: Daniel Rosenthal/laif, iStock

Regelmäßig veröffentlicht der Online-Sexfilmdienst Pornhub seine Statistiken – und die verraten viel über die Gesellschaft: dass Menschen scharenweise Sex anschauen, wenn ein Virus ausbricht. Oder: dass in allen ostdeutschen Bundesländern weniger Porno geschaut wird als im Westen. Woran liegt das? Der Soziologe Kurt Starke untersucht seit Jahrzehnten die Soziologie des Sex – mit einem nüchternen Blick, wie ihn wohl nur ein Nicht-Porno-Sozialisierter haben kann. Also: ein Ostdeutscher.

der Freitag: Herr Starke, wieso treibt ein Virus die Menschen zum Pornoschauen?

Kurt Starke: Es gibt dazu noch keine Untersuchungen, aber wenn ich spekulieren muss, würde ich sagen: Es ging um Angst. Corona macht Angst. Jedem. Und die ist eingebettet in eine Fü