Der Fall Claas Relotius: Sagen, was ist

#spiegelgate Was wir aus dem Fall Relotius lernen: Journalismus, der nur nach der großen Erzählung sucht, wird blind für eine komplexe und widersprüchliche Wirklichkeit
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Dass ausgerechnet dem Spiegel das passiert!
Dass ausgerechnet dem Spiegel das passiert!

Foto: Joko/imago

„Come on! Im Ernst? Damit kommst du niemals durch!“ Es ist dieser Satz, der mir nach dem Lesen der Spiegel-Enthüllung über die Betrugsfälle von Claas Relotius am meisten nachgehangen hat. Weil Relotius damit durchgekommen ist. Genauer: weil er damit durchgekommen ist, obwohl er selbst gesehen hat, wie dick aufgetragen seine erfundenen Storys waren. Weil es ihm aufgefallen ist, aber nicht den Redaktionen, nicht den Kolleginnen, nicht den Jurys. Es steckt mehr in diesem Satz als die Angst, entdeckt zu werden. Darin steckt eine stille Übereinkunft. Die unausgesprochene Übereinkunft, dass zwar jeder sehen kann, dass Relotius hier so dick aufgetragen hat – dass seine Story hier zu glatt ist, als dass es hätte genau so passiert sein können. Un