Im Süden der Ukraine bombt die russische Armee Mariupol zu Trümmern, in Kiew werden Zivilisten getötet, selbst im Westen gibt es Luftangriffe: Frauen und Kinder aus der ganzen Ukraine sind auf der Flucht. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock geht davon aus, dass Europa bis zu acht Millionen Vertriebene aufnehmen muss, deutlich mehr als im Syrienkrieg 2015. Doch dieses Mal öffnen auch Polen und Ungarn ihre Grenzen – während sie sie für Flüchtlinge aus dem Irak und Afghanistan weiter geschlossen halten. Vor Polens Grenze spielt sich in Belarus eine humanitäre Katastrophe ab. Steffen Mau erforscht seit Jahren soziale Verschiebungen in der Gesellschaft und versucht sich an einer Einordnung dieser doppelten Grenzziehung.
der Freitag: Herr Mau, Sie sind in den ersten Tagen des Krieges selbst an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren. Welchen Eindruck hatten Sie?
Steffen Mau: Der Bahnhof Przemyśl an der Grenze war über Nacht zum Nadelöhr des Schicksals geworden. Hunderte Menschen kamen an und wussten nicht, wie es von hier aus weitergehen sollte. Die riesige Menschenmenge und die gleichzeitig herrschende Orientierungslosigkeit waren eindrücklich.
Leisteten Sie auch Fluchthilfe?
Wir hatten zuvor mit dem Kleinbus Hilfsgüter nach Krakau gefahren, dort hatten wir Kontakt zu Leuten, die Unterstützungsstrukturen in die Ukraine hinein mit aufgebaut haben. Von der Grenze aus haben wir dann eine Familie nach Deutschland mitgenommen.
Polen und Ungarn haben den Grenzübergang stark erleichtert, mehr Checkpoints geöffnet, Bürokratie abgebaut. Während sich die EU-Außengrenze Richtung Ukraine zu öffnen scheint, wird die andere Grenze, Richtung Belarus, mit einem Stahlzaun verstärkt. Was passiert hier?
Wir sehen hier das Doppelbild einer Außengrenze: Die eine fortifiziert sich und wird zu einer Abwehrgrenze, die mit Brutalität durchgesetzt wird, was eine humanitäre Krise unter den dort ausharrenden Geflüchteten aus Afghanistan und dem Irak auslöst. Diese Fortifizierung geht mit einer großen Intransparenz einher, Journalist*innen haben keinen Zugang zum Grenzgebiet. Über 300 Millionen Euro investiert die polnische Regierung in einen fünf Meter hochgerüsteten Zaun.
Vor dieser Grenze hungern die Menschen im Frost, und ein paar Kilometer weiter dürfen plötzlich auch Minderjährige ohne bürokratischen Aufwand und ohne Begleitung ihrer Eltern passieren.
Ja, in der Tat, die Grenzerfahrungen könnten nicht unterschiedlicher sein.
Nun sind ja alle sehr erleichtert, dass Polen und Ungarn die ukrainischen Kriegsvertriebenen mit offenen Armen empfangen, und die Solidarität ist beeindruckend. Doch wieso diese doppelten Standards?
Zunächst muss man wissen, dass die Visafreiheit für ukrainische Staatsbürger in der EU nicht erst seit Putins Angriff besteht, sondern seit 2017. Das sah in den 1990er und nuller Jahren noch ganz anders aus: In der deutschen Botschaft in Kiew bildeten sich ewig lange Warteschlangen, es war schwer, in den westlichen Teil Europas zu gelangen.
Der ehemalige ukrainische Präsident Leonid Kutschma beklagte, Schengen-Visa seien an die Stelle des Eisernen Vorhangs getreten.
Man spricht dabei auch von einem „papiernen Vorhang“. Viele der ehemaligen Ostblock-Länder haben nach 1989 feststellen müssen, dass der Westen Reisefreiheit zwar zum Kern des Freiheitsbegriffs zählte – aber als dann die Nagelprobe gemacht werden musste, weil die Leute nicht mehr von ihrem eigenen Regime eingesperrt wurden, wurde die Visapflicht schnell eingeführt. Für viele Länder, besonders im Westbalkan, sind die Schwierigkeiten enorm gewesen, in die EU hineinzukommen. Um diese Reisebeschränkungen abzubauen, gab es langjährige Verhandlungen.
Zur Person
Steffen Mau, geboren 1968 in Rostock, ist Soziologe. 2019 veröffentlichte er die viel beachtete Studie Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft. In seiner aktuellen Arbeit befasst er sich mit der Funktionsweise von Grenzen als Sortiermaschinen
Mitten in diesen Auseinandersetzungen gab es die Visa-Affäre um Joschka Fischer.
Das Auswärtige Amt hatte im Jahr 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung in einem Runderlass die Auslandsvertretungen angewiesen, bei der Verteilung von Visa unbürokratischer zu verfahren. Das führte zu einem erheblichen Anstieg der Visa-Austeilung auch in Kiew, doch der Erlass war umstritten, es gab sogar einen Untersuchungsausschuss. Er wurde 2004 zurückgenommen, die langen Warteschlangen vor den Konsulaten blieben. Diese Geschichte ist Teil einer Entwicklung der vergangenen Jahre, in denen die Europäische Union versuchte, eine Westorientierung der Ukraine zu fördern und engere Beziehungen aufzubauen, zugleich aber immer recht zögerlich war. Im Zuge dieser Politik wurde die Visafreiheit 2017 erlassen. Man setzte das Signal, dass die Ukraine zu Europa gehört.
Wieso ist das visumsfreie Reisen so zentral für solche geopolitischen Fragen?
Es hört sich zunächst banal an, aber die Schwierigkeit, eine Grenze nicht überwinden zu können, führt zu Zurückweisung, führt zu sozialer Exklusion. Visafreiheit steigert die Lebensmöglichkeiten von Familien enorm.
Von welchen Familien? Gab es bislang Klassenunterschiede bei der Einreise von Ukrainer*innen in die Europäische Union?
Natürlich spielt die Reisefreiheit für die Mittelschicht eine große Rolle, aber es gab immer auch viel Arbeitsmigration, allerdings für einfache, schlecht bezahlte und prekäre Tätigkeiten: Helfer bei der Spargelernte, die Beschäftigten in der Fleischindustrie. Mobilität ist zudem keine rein individuelle Frage. Auch Ukrainer*innen, die selbst noch nicht in die EU eingereist sind, haben Geschwister, Kinder, Enkelkinder im Westen, viele junge Menschen haben im Westen studiert. Die Bezüge, die über Freizügigkeit in einer Gesellschaft entstehen, sind vielfältig.
Putin kappt immer mehr Verbindungen zum Westen: Aktuell wurde Instagram in Russland verboten. Polen hingegen scheint eng mit der Ukraine vernetzt. Leitet sich daraus auch die große Solidarität dort ab?
Die Stärke der Solidarität in Polen ist beeindruckend. Dafür gibt es mehrere Gründe, zunächst die lange, positive Erfahrung mit ukrainischer Migration: Man hat festgestellt, dass die Integration sehr gut funktioniert, es gibt wenig Sprachbarrieren. Zum anderen handelt es sich um eine stark feminisierte Migration, 80 Prozent der Geflüchteten sind Frauen und Kinder. Und es handelt sich hier um Menschen, die einer Bedrohung durch einen Aggressor ausgesetzt sind, der einen selbst auch bedroht. Polen hat eine lange Erfahrung mit der Unterdrückung und Bedrohung durch Russland.
Syrische Geflüchtete sind doch auch vor russischen Bomben geflohen? Schließlich hat Putin in Syrien gemeinsam mit Assad Krieg geführt.
Der Syrienkrieg war kein dezidiert europäisches Ereignis und hatte eine andere mediale Präsenz, er wirkte auf die Menschen viel weiter entfernt. Und Solidarität ist immer ein privilegiertes Verhältnis, darin unterscheidet sie sich von Gerechtigkeit: Man wählt eine spezifische soziale Bindung, die immer einige Gruppen bevorzugt und andere ausschließt. Das gilt für die Solidarität gegenüber Mitgliedern der eigenen Familie, oder wir sehen das in der Frage, welchem Obdachlosen man Geld gibt – und welchem nicht. Man kann nur eine Familie aufnehmen und andere dann nicht mehr. Solidarität auf der gesellschaftlichen Ebene ist nicht dafür gedacht, eine allgemeine Gerechtigkeit herbeizuführen, dafür brauchen wir die Politik und das Recht.
Rassismus spielt in der Frage, für wen ich Solidarität aufbringe und für wen nicht, sicher eine Rolle?
Wenn an der Grenze zu Polen ukrainische Geflüchtete mit indischem Hintergrund aufgehalten werden oder keinen Platz im Bus bekommen, dann ist das Rassismus. Diese Praktik wurde zu Recht kritisiert und hoffentlich behoben. Doch die gefühlte soziale und kulturelle Nähe ist immer ein starker Faktor für die Entscheidung zur Solidarität.
Wieso gab es diese gefühlte Nähe zu syrischen Geflüchteten in großen Teilen der deutschen Bevölkerung 2015 offenbar mehr, in Polen aber weniger?
Man muss schon zwischen dem Handeln der polnischen Regierungsinstitutionen und der breiten Bevölkerung unterscheiden. Es gibt sicher auch in Teilen der polnischen Bevölkerung die Bereitschaft, den Geflüchteten zu helfen, die jetzt vom belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko an die Grenze gebracht wurden. Zum Teil könnte sich die Stärke der Solidaritätsbewegung gegenüber ukrainischen Geflüchteten aus diesem Widerspruch erklären: Sie könnte eine Überkompensation der vormals sehr harschen Haltung gegenüber Migrant*innen sein.
Sie meinen, eine Art verspätetes schlechtes Gewissen wegen der ausgesperrten Menschen aus Afghanistan und dem Irak?
So wurde die deutsche Willkommensbewegung von 2015 im Ausland teils diskutiert: als Kompensation für die mangelnde europäischen Solidarität in der Wirtschaftskrise 2009, als Deutschland Südeuropa eine harte Austeritätspolitik aufzwang und sich gegen die Vergemeinschaftung von Schulden wehrte.
Und Sie meinen, das wirkt in Polen ebenfalls?
Die polnische Bevölkerung weiß ja, wie brutal und inhuman ihre Regierung Geflüchtete nach Belarus zurückgestoßen hat, dass sie im Wald ohne Essen und Trinken großen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind und dass dabei Menschen zu Tode gekommen sind. Die dadurch entstehenden Schuldgefühle könnten jetzt in der Unterstützungsbewegung für ukrainische Geflüchtete kompensiert werden. Ob dies aber tatsächlich so ist, bleibt Spekulation.

Foto: Omar Marques/Getty Images
Kommen wir zurück zu diesem Gefühl der sozialen Nähe, das Grundlage für die Entscheidung ist, wem wir Solidarität zukommen lassen möchten.
Auch auf dem afrikanischen Kontinent gibt es doch viele kriegerische Auseinandersetzungen, in die Europa involviert ist. Die kolonialen Folgen reichen bis nach Lateinamerika, und wir hatten jüngst eine Fluchtwelle aus Venezuela nach Kolumbien mit mehreren Millionen Menschen. Ist es Rassismus, sich mit diesen Geflüchteten nicht solidarisiert zu haben? Kolumbianer fühlten sich durch die geografische, sprachliche und kulturelle Nähe betroffener als Europäer. Das ist legitim. Solidarität kann nicht jederzeit universell sein, sie ist selektiv. Das unterscheidet sie von Gerechtigkeit.
Genau diese Frage ist doch die Basis für Rassismus: Wen erkennen wir als „unseresgleichen“ an – und wen als „Andere“, „Fremde“, „nicht unseresgleichen“? Hier scheint es mir in Deutschland eine Verschiebung gegeben zu haben: Rassismus gegen Osteuropäer*innen steht seit dem Krieg in der Ukraine zurück, es ist ein „Wir“ gegen Putin entstanden, das die Ukrainer*innen mit einschließt.
Wir beobachten hier die Macht der Bilder: Selbst Menschen, die zuvor auf ukrainische Arbeiter*innen mit wenig angesehenen Tätigkeiten herabgeblickt haben, entdecken in den Geflüchteten, die sie jetzt in den sozialen Medien sehen, vieles, worin sie sich ähneln.
Huch, die ukrainische Gesellschaft ist ja vielfältig!
Ja, es gibt da eine gewisse Überraschung: Die sind ja Webdesigner! Die gucken auch Netflix! Die Lehrer unterrichten geflüchtete Kinder weiter über Online-Unterricht! All das zeigt, wie sehr diese Gesellschaft unserer gleicht. Das stärkt natürlich die Identifikation, weil man diese Leben in Beziehung zum eigenen setzt: Wie wäre das denn für mich, wenn ich von heute auf morgen mit meinem Koffer fliehen müsste? Das Bild „der Ukrainerin“ hat sich in den letzten vier Wochen stark verändert, es ist eine Augenhöhe entstanden.
Obwohl sich „die Ukrainerin“ selbst nicht verändert hat. Nur ihre Verfremdlichung, Exotisierung durch den westlichen Blick ist weggefallen.
Danach sieht es aus. Solche Bilder der oder des „Anderen“ können sich offensichtlich verändern, und mit ihnen kann auch Solidaritätsbereitschaft wachsen.
Wer „anders“ ist, diese Frage ist hochpolitisch: Die EU hat nun entschieden, eine 2001 eingeführte Richtlinie zur erleichterten Aufnahme von Flüchtlingen im Fall des „massenhaften Zustroms“ anzuwenden – 2015 wandte sie sie nicht an.
Es ist wichtig, zwischen staatlichen Akteuren und Menschen als sozialen Wesen zu unterscheiden. Die Politik hat die Pflicht dazu, sich zur Gleichbehandlung zu verpflichten – und zu begründen, warum nicht gleichbehandelt wird. Wieso hat die EU alles getan, um zu verhindern, dass Geflüchtete aus Syrien und afrikanischen Ländern ankommen, von Pushbacks im Mittelmeer über die Unterbrechung der Balkan-Route bis hin zum EU-Türkei-Deal? Das wird zu Recht gesellschaftlich diskutiert.
Wieso haben sich in Deutschland nach 2015 so viele Menschen mit syrischen Geflüchteten identifizieren können, zumindest weit genug, um solidarisch zu handeln – und viele Menschen nicht?
Ich bin zögerlich, in diese Frage eine moralische Wertung hineinzubringen. Manche Menschen haben mehr Möglichkeiten, sich solidarisch zu verhalten, weil sie mehr finanzielle Möglichkeiten dazu haben – andere weniger. Manche tun es, weil es die Selbstwahrnehmung als „helfende Person“ stärkt.
Ich meinte die Frage gar nicht moralisierend. Vielmehr könnte es doch sein, dass sich ein bestimmtes Milieu eher mit Syrer*innen identifizieren konnte, weil es in Berlin-Neukölln wohnte oder weil es in ihnen Ärzte, Webdesigner und Künstlerinnen erkannte – und andere Milieus weniger?
Möglich, dass auch soziale Erfahrungen ein wichtiger Faktor sind. Die geografische und politische Ferne des syrischen Krieges und die Nähe von Russlands Krieg in der Ukraine sind jedoch auch ein gewichtiger Unterschied. Dass wir im Ahrtal helfen, ist für die Gesellschaft selbstverständlich. Gelder für eine vergleichbare Flutkatastrophe in Brasilien zu mobilisieren, ist hingegen nicht so einfach. Menschen treffen Unterscheidungen: Manche nehmen lieber eine alleinerziehende Mutter aus der Ukraine mit drei Kindern auf als drei alleinstehende 20-Jährige aus Syrien. Da kann man die Augenbrauen hochziehen, aber jeder Mensch hat Gründe für die Entscheidung, wem er hilft und wem nicht. Rassismus kann hier eine Rolle spielen, aber als pauschale Erklärung trägt er nicht weit.
Die AfD äußerte sich jüngst zu der Einrichtung von „Willkommensklassen“ für ukrainische Kinder. Sie fordert ihre Unterrichtung nach ukrainischem Lehrplan und in der Landessprache, weil die Geflüchteten keine „soziale Daueralimentierung“ wollten, sondern sozialen Schutz, bis sie zurückkehren wollen. Kommen nach der zweiten Willkommensbewegung also wieder politische Konflikte auf uns zu, wenn deutlich wird, dass viele der Geflüchteten länger bleiben könnten?
Wir können nicht vorhersagen, wie sich der Krieg langfristig entwickelt. Doch es gibt bereits eine längere Tradition der ukrainischen Migration nach Deutschland: Geflüchtete kommen von Anfang an dezentral unter, bis in die kleinsten Gemeinden hinein. Es gibt dadurch weniger „Lagerbildung“, die Geflüchteten können ihren Aufenthaltsort freier wählen, haben soziale Anbindung, lernen schneller Deutsch. Das verringert Integrationsprobleme, auch wenn die Zahl der Schutzsuchenden tatsächlich sehr hoch sein wird.
Sie sprachen von geografischer und kultureller Nähe als Faktoren der Solidarität. Durch die Geschichte türkischer Gastarbeiterschaft könnte Westdeutschland eine größere Nähe zum Islam entwickelt haben. Ist andersherum Osteuropa nicht auch näher an Ostdeutschland, schon aus der Geschichte der DDR heraus?
Sicher spielt es in der Wahrnehmung Russlands eine Rolle, dass die Ostdeutschen den friedlichen Abzug der Sowjetarmee erlebt haben und dass sie – anders als die osteuropäischen Länder – nicht von den imperialen Bestrebungen Russlands drangsaliert wurden. Zur Ukraine sind die Bezüge nicht gerade groß, aber Sie haben Recht: Es könnte einen Unterschied machen, ob man als Familie häufiger nach Osteuropa in den Urlaub gefahren ist oder eher nach Frankreich und Italien.
Welche Rolle spielen kulturelle Unterschiede in diesem Krieg? In Ihrem Buch halten Sie die These des „Kampfs der Kulturen“ von Samuel P. Huntington für widerlegt. Putin aber erklärt auch der Genderpolitik den Krieg ...
Moment, das sind unterschiedliche kulturelle Kämpfe: Mit dem „Kampf der Kulturen“ waren religiös motivierte Konflikte gemeint, es ging um die „blutigen Grenzen des Islam“. Das kann man heute nicht sehen: Es gibt beispielsweise starke Grenzen und Territorialkonflikte zwischen muslimisch geprägten Ländern, und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine spielt sich innerhalb einer religiösen Welt ab.
Auch hierzulande gibt es Kritik gegenüber einer „Verweichlichung“ der Politik, verbunden mit der Forderung nach mehr „Wehrhaftigkeit“. Sind Sie besorgt, dass die Liberalisierung der Gesellschaft hierzulande durch den Krieg in Gefahr gerät?
Nein. Die Liberalisierung der Gesellschaft dauert an und wird gesellschaftlich breit getragen. Die Spiegelfechterei Einzelner in den politischen Feuilletons spielt für die Breite der Leute keine große Rolle. Wir sehen in allen Studien der letzten 60 Jahre, dass die Leute toleranter werden gegenüber Homosexualität, gegenüber Trans-Personen. Das, was sowohl Putin als auch Rechte innerhalb liberalerer Gesellschaften jetzt inszenieren, den Kampf gegen die sexuelle Vielfalt – das halte ich für einen Pseudokonflikt, hinter dem sich etwas ganz anderes verbirgt. Mehr Liberalität gegenüber sexueller Vielfalt ist keine fundamentale Herausforderung für Putin.
Nicht? Führt mehr Demokratie nicht zu mehr Sichtbarkeit der Forderungen sexueller Minderheiten?
Genau, es ist die demokratische und liberale Entwicklung der Ukraine, die eine Gefahr für Putin darstellt, die Möglichkeit der kollektiven Selbstbestimmung, der kollektiven Willensbildung, der Etablierung demokratischer Verfahren in seiner direkten Nachbarschaft. Denn diese Entwicklung stellt die Putin’sche Herrschaftsform radikal infrage.
Schließlich flieht kaum eine Ukrainerin nach Russland. Die russische Armee wird nicht mit offenen Armen empfangen.
Obwohl Russisch zum Teil eine gemeinsame Sprache ist, erscheint Russland nicht als ein Ort, an dem Ukrainer leben wollen. Wir sehen hier, wie die Stärke der Liberalen in der „Soft Power“ liegt: in der Fähigkeit, Meinungsfreiheit zuzulassen, individuelle Rechte zu schützen und zu einem gelingenden Leben zu befähigen. Putin könnte niemals sagen: „Ich bin Antidemokrat“, oder: „Ich bin Autokrat.“ Er braucht also Ersatzbegriffe, die einen Kulturkampf simulieren, und lenkt seine Aussage auf die Ablehnung von Unisex-Toiletten oder den dekadenten westlichen Lebensstil um.
Kommentare 68
das ist ein tolles interview. glückwunsch !
mau klärt auf:
- über das filtern, das solidarität ausmacht,
- die ursache des politischen kultur-kampfs,
den putin zum krieg gesteigert hat,
- und die entwicklung/das politische näher-rücken
zwischen west/mittel-europa und der ukraine.
Schaut man sich die Berichterstattung an ... so muss man feststellen, Flüchtlinge sind nur Manövriermasse. Die "Guten" kommen auf die erste Seite und dürfen dann passend Schlagzeilen. Die "Schlechten" erscheinen unter Sonstiges. Zahlen spielen da keine Rolle ...
Der Helfende und Spendende muss aufpassen, nicht Teil dieser heuchlerischen Maschinerie zu werden.
“Ist andersherum Osteuropa nicht auch näher an Ostdeutschland, schon aus der Geschichte der DDR heraus?“ Bitte beachten, dass hat nicht nur mit den friedlichen Abzug der SU Truppen zu tun!Die 27 Millionen toten Sowjetbürger waren schließlich z.B. Armeniern, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Ukraine, Georgien usw. Die haben als Brüder und Schwestern gegen die Nazi Barbarei gekämpft – POS Wissen!!! Deshalb schmerzt es, das man sich in kapitalistischer Manier die Rübe einschlägt! Und nochmals, die Konflikte in der ehem. Sowjetunion werden geopolitisch auch angeheizt - unrühmliche Rolle die USA! Ja es stimmt, in der Fam. gehen die Meinungen sehr auseinander, aber einig sind wir in einen Punkt, der Krieg ist das politische Resultat des Versagens beider Seiten, die Arroganz des Westens – einschließlich Jugoslawienkrieg usw. sowie die eigenartigen historischen Erklärungen von Putin! Die Fehler sind vielschichtig und ich kann das nicht so eindeutig übersetzen … (Gib den Spiegel nicht die Schuld für dein hässliches Gesicht ) Überlege was Du falsch gemacht hast, und suche die Fehler nicht immer bei den anderen! Nato, EU, Russische Föderation schaut in den Spiegel !!! Zusatz: In Polen werden die Ukrainer “gesalbt“ und die Afrikaner kommen in den Knast! Das wundert mich nicht beim 51 Bundesstaat der USA da werden wie noch tolle Sachen erleben - “dank“ Kaczynski und Truppe! Doppelmoral die schäbig ist!
waren den "ost-deutschen" die "russen" nicht näher
als die polen mit ihren verlusten durch nazi-D.?
hat das was damit zu tun, daß es die SU war,
die für "sicherheit gesorgt" hat in der ddr und anderswo ?
daß die SU das sieger-land und die herren waren?
Es ist eben eine Sache, ob Ukrainer flüchten, weil ein Russe wie Putin das Land überfällt.
Etwas vollkommen anderes ist es, wenn die "friedliebenden" und "demokratischen" US-Amerikaner im Namen der "Freiheit" Afghanistan, Libyen, Syrien oder wen auch immer bombardieren und dann Afghanen, Libyer oder Syrer fliehen.
Das macht nicht nur für das "katholische" Polen, das macht auch für die deutschen Mainstream-Medien und die bürgerliche Mitte der deutschen Gesellschaft einen gewaltigen und gewalttätigen Unterschied.
Was sagt der Papst zum Krieg in Afghanistan?
Ich staune.
"dass sie – anders als die osteuropäischen Länder – nicht von den imperialen Bestrebungen Russlands drangsaliert wurden."
Die DDR war durchaus mit Folgen 45 Jahre sowjetisch besetzt. Positiven und negativen! Der sowjetische Botschafter war, zumindest in den Anfangsjahren der Statthalter. Und die Regierung hatte sich bei größeren Themen die Genehmigungen in der SU abzuholen.
Von den Reparationsleistungen der DDR und dem sowjetischen Zwang zur Rüstung als Frontstaat könnte man ja dann auch mal reden.
Und von den vielen Vergewaltigungen und Plünderungen in den ersten Jahren nach dem Krieg ebenfalls.
Interessant immer auch das Thema Demontage als Reparation.
"Durch die Demontagen sank die Industriekapazität in der SBZ insgesamt um rund 50%, eine schwere Belastung für die spätere Entwicklung der Wirtschaft der DDR. Gravierender war allerdingsdie drastische Reduktion des Kapitalstocks,.."(http://medien.bwv-verlag.de/Open_Access/9783830529217.pdf)
Die SU wäre sehr wahrscheinlich besser gefahren, wenn sie aus der ja doch in Teilen noch vorhandenen Wirtschaft in der SBZ Gewinne und Produkte abgeschöpft hätte. Leider konnte ich denen das damals nicht sagen.
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So wischt Steffen Mau in einem Satz ein hochdramatisches Geschehen einfach so beiseite. Keine Drangsalierung also. Selbst den Mauerbau musste sich Ulbricht in Moskau genehmigen lassen.
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Leider ist das Thema der Überschrift im Interview völlig abhanden gekommen. Wohin würden/könnten wir Deutschen mit unseren schweren (Roll)Koffern denn flüchten?
Es gibt Fragen, die sind weder zwingend noch naheliegend. Den Aufmacher des Textes zähle ich dazu.
Die "Sichtbarkeit sexueller Minderheiten" ist für das Modell Putins m. E. keine der vordringlichen Bedrohungen.
Für einen Menschen, der bald sieben Jahrzehnte in Deutschland wohnt und dort schöne wie bittere Stunden erlebt hat, fehlt mir - wie so oft - eine Debatte, die Liberalisierung, Toleranz und soziale Fragen als verbundene Themen in den Fokus nimmt. Liberalisierung wird hier häufig als eine primär ökonomische Frage behandelt, sekundär als eine sexueller Orientierung.
Dies gilt gleichermaßen für die deutsche Realität 2022 wie auch für das Interview.
es war eine grandiose Propaganda Schlacht...
ich fragte mich immer wieder woher haben die alle die ukrainische Devotionalien auf die schnelle, in dieser Menge organisiert..
Wie spannend. Russland führt einen Angriffskrieg, es gibt viele Flüchtlinge, es gibt ein sehr gutes Interview mit jemanden, der vor Ort war und die Diskussionen sind wie immer. Teile der deutschen Linken scheint ihre Ideologie wohl wichtiger zu sein als die Realität. Der Musiker Vakarchuk hat übrigens auch von interessanten Eindrücken in einem Interview zu berichten.
An Solidarität ist - wie an so vielen zwischenmenschlichen Zuständen - nichts Stabiles. Das beste, was zu tun bleibt, besteht darin, sie auszunutzen, wenn und solange sie vorliegt. Damit meine ich beide Seiten, diejenigen, die ihrer bedürfen, und diejenigen, die sie gewähren. Selbsterständlich ist Solidarität ungerecht, da sie - wie im Interview zurecht herausgearbeitet - nicht unversell ist, nicht ein für immermal gewährt wird und sich ihre Schäfchen selbst aussucht. Davon ausgehend könnte man noch im Nachhinein kotzen, wenn man bedenkt, wie mit den Flüchtlingen aus Syrien verfahren wurde und allzuoft heute noch mit Flüchtlingen nichteuropäischer ethnischer Herkunft verfahren wird. Noch mehr könnte ich kotzen, wenn die Schuld am Syrienkrieg derzeit einseitig auf Putin und Russland geschoben wird. Der Westen hatte dort sein eigenes Süppchen geköchelt, lange ehe sich Russland zum Eingreifen bemüßigt fühlte. "Du Affe", beschimpft der Gorilla den Schimpansen.
Die polnische (und baltische) Haltung gegen Russland scheint mir eher einer Paranoia zu entspringen als tatsächlicher Gefährdung.
Schön, dass es immer wieder Auftritte von Menschen gibt, die als Erklärbären verLAUTbaren lassen, worum es 'eigentlich' geht. 'Unwisssende und verblendete Linke' wüssten sonst nicht mehr, wo oben und unten, wo hinten und vorne ist.
Dass diese Erklärbären sich dafür eines der wenigen Foren aussuchen, in dem noch letzte Reste von Debattenkultur aufrechterhalten werden, hat System. 98% des medialen Restes (Rest-Mülls) sind bereits gleichgeschaltet.
Der russisch-ukrainische Krieg hat eine lange Genese. Ein früherer deutscher Bundeskanzler (Neben-Projektionsfläche 1) hat sich tatsächlich zu der Äußerung hinreißen lassen, dass BEIDE Seiten Fehler gemacht haben - und damit die Zuspitzung auch BEIDE (das behaupte ich) zu verantworten haben. Während die weitere Skandalisierung und Ent-Menschlichung russischer Verantwortlicher weiter tobt.
Ein Unrecht wurde noch nie durch ein ANDERES Unrecht zu Recht.
Über die jeweiligen Anteile, quantitativ und qualitativ, sollen neutrale Beobachter urteilen. Dass die parteiischen 'Kritiker' jeweils die Seite favorisieren, mit denen sie - in unterschiedlicher Weise (historisch, folkloristisch, politisch) - verbunden sind, liegt auf der Hand.
Ich ahne, wie es sich anfühlen k a n n, wenn jemand zwanzig Jahre lang vergebens versucht, mit der Gegenseite eine einigermaßen friedliche Lösung zu finden. Dass dem dann irgendwann die Hutschnur reißt, wenn er nur Knüppel zwischen den Beinen und dumme Anschuldigungen erntet, ist für mich kein Wunder. Und vermutlich auch nicht ohne Absicht.
Allerdings bedeutet dies nicht, dass damit sämtliche stattfindenden Übergriffe gut und richtig werden.
Putins Russland trägt im Einzelnen j e d e Verantwortung für die Bombadierungen der Ukraine. Die übrigen Beteiligten tragen j e d e Verantwortung für ihre Entscheidungen. Am Ende des Tages hilft da auch keine Kriegslyrik à la Hollywood und - selektive - Menschenfreude.
Wider die große SCHEINHEILIGKEIT dieser Zeit. McCarthy go home.
Mich, die zu dem unteren Stratum der Bevölkerung dieses Land gehört, dem die herrschende Klasse aus Sparmassnahmen, purem Geiz und Klassen - und Behindertenhass (man tut gerne so als wäre man Behindertenfreundlich, ist es auch, wenn es um zB Barrierefreiheit geht, die kommt auch Behinderten mit Geld zu Gute, aber sobald es um das Existenzminimum von Behinderten, also armen Behinderten geht, können die Grundrechte entgegen Diskriminierungsverbot nicht genug beschnitten und gekürzt werden- aber wie schön dass niemand darüber spricht) die Grundrechte verweigert werden (Details gegenmacht.net) freut das, wie hier privat gespendet und mit öffentlichen Geldern um sich geschmissen wird (außerhalb der Schuldenbremse kann man aasen und die Tilgung, ist noch nicht klar, aber man kann schon vermuten, die steht im regulären Haushalt, und da gilt die Schuldenbremse, was dann heisst man muss wieder sparen, kürzen, streichen, aber nur bei Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur, denn mehr Steuern für Wohlhabende, Konzerne etc. das wäre Kommunismus und gegen den kämpt man ja in der Achse des oder der Guten. Wies den hier Bedrohten geht, interessiert keine Sau (auch nicht die AFD). Man kann der Ukraine und den USa nur gratulieren, die Propaganda hat sich gelohnt. Und man sieht, mann muss passen in das Konzept des Kapitalismus, genug money und Gehilfen für eine Kampagne aufbringen, dann läut der Laden und die Journalistin und der Soziologe freuen sich, wie gut dieses Land ist und kapieren nicht, dass sie ein Teil des herrschenden Narrativs sind. Hier noch der Link zu einem der ersten Berichte (hoffentlich kommen noch weitere) zur Medienmaschine Ukraine https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/pr-agenturen-und-freiwillige-unterstuetzen-die-ukraine-im-medienkrieg/Ich bedanke mich aber beim Freitag, dass er mich stehen lässt, anderswo werde ich gelöscht, man meint wohl, weil ich unbequem bin, bin ich schlecht oder rechts. Ich denke, ein Laden kann nur mit Basiserechtigkeit funktionieren. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Es freut mich auch dass die ukrainischen Milliardäre unbelastet das Leben im Wertewesten geniessen können und mit ihren ergaunerten Millionen, Milliarden the save haven oder heaven erreichen um sich dort nahtlos in die herrschende Klasse zu integrieren. Berichte darüber = 0. Komisch, dass die nicht mitkämpfen müssen, wo doch jeder Mann und jeder Mäuserich dort in den Kampf ziehen muss. Auch kein Wort, dass Parteien verboten, Missliebige öffentlich bestraft werden- letzteres kennt man aus unseren anderen Menschenrechtsfreunden, den VAE. Aber hej, Welcome in the EU, denn hier wäre man auch gern so und wenn es mehr Gleichgesinnte gäbe, wer weiß, wir ändern eh ständig das Grundgesetz....
Der Freitag verengt offenbar gerade den Meinungskorridor: https://www.nachdenkseiten.de/?p=82304
Ulrich Heyden ist aber eine wichtige Stimme hier, zumal wenn er direkt aus Moskau berichten kann.
Im übrigen gehen die Menschen hüben und drüben den Machthabern und Innen am A* vorbei. Um die Ukrainer wird nur gewest, weil die Propaganda läuft und der herrschende Narrativ bedient wird und es um neue Gebietsgewinne, Machterweiterung, Menschenauspressung geht (der alte Hitler also). In der Ukraine gibts nicht mal Verbandsmaterial, einfach nichts. Hat die Nomenklatura nix übrig gelassen. Und tja wofür wurden denn die horrenden Kredite genutzt? Offensichtlich nicht mal für Infrastruktur. Naja, auch die BRD ist korruptionsaffin, deswegen mag man sich auch so.
Lieber Herr Jonas, ich bin auch konsterniert. Es ist ein sehr gutes Interview, dass mal ohne die übliche Rassismusbrille versucht zu erklären, warum die Willkommensbereitschaft 2022 eine andere ist als 2015. Aber irgendwie scheint auch dieses Interview nur eine Müllhalde für irgendwelche Copy-paste-Statements zu sein. Mich stimmt das traurig.
(das)
Behinderte auf die Müllhalde... Oder gibts vielleicht noch eine genauere Analyse?
Ist es auch eine Paranoia der Ukrainer, wenn sie Angst vor einem Angriffskrieg Russlands haben? Nur mal so gefragt. Sie scheinen die offiziellen Propagandakanäle sowie die Seiten des russischen Außenministeriums nicht zu lesen. Sonst würden Sie mehr Verständnis für die polnische und die baltische Haltung zu haben.
Copy & Paste-Statements. Aha. Einer meiner Freunde kämpft in Mariupol, einer ist seit dem 18.3. verschollen, ich helfe gerade Flüchtlingen und organisiere ihnen eine Unterkunft, die heute aus Poltava fliehen müssen, vorgestern habe ich versucht, eine Fahrgelegenheit für eine 38jährige Rollstuhlfahrerin zu organisieren. Verzeihen Sie, wenn ich Sie mit meinem "Müll" konfrontiere. Ihr Statement stimmt mich aber nicht traurig. Aus dem sicheren Deutschland bin ich solche Statements wie das Ihrige gewohnt.
Das Pentagon ist mittlerweile anderer Meinung als sie.
Nun, wie sie wissen ist das in einigen Ländern tägliche Realität. Da regen sie sich nicht auf.
Die Uk. hat alles für eine Eskalation getan und nun wollen sie eben Helden sein. Aber ein Held trägt auch die Folgen seines Handelns. Wieso Deutschland für die Uk. verantwortlich sein soll erschleißt sich mir nicht und erpressen lassen sollten wir uns schon gar nicht.
Sie haben die Freiheit, hier selbst Artikel zu schreiben und über die Staaten zu berichten, von denen Sie Ahnung haben. Schreiben Sie nicht anderen Leuten vor, worüber sie schreiben wollen.
Dort ist schon viel Geld versickert, wie in so manchem anderen Land auch. Nun wird es eben deutlicher.
Die Massenpsychose frisst ihre Eltern und Großeltern.
Ich finde es grässlich, wie mit Menschen umgegangen wird. Was Heyden von sich schreibt, macht traurig - und wütend.
Deutschland: das Mutterland der Existenzvernichtung hätte allen Grund das geschminkte Mündchen zuzulassen und sich still im Ecken zu schämen. Das passiert aber nicht, weil Scham ein aussterbendes Gefühl ist. Wenn schämen sich die Falschen.
Die Kotzbrocken und Ekelpakete jubilieren.
Ahnung und ahnen. Tja das ist sone Sache. Ab wann hat man die, strenggenommen doch erst bei eigener Betroffenheit. Obs auch noch Ahnen braucht, sei dahingestellt. Natürlich sehen auch Unbetroffene und können sich Meinung bilden. Jedenfalls sind Sie schon mal kein Ukrainer. Und auch bei diesen dürfte es diverse Positionen geben, Ansichts-sache quasi.
Sie waren aber doch gar nicht gemeint! Sie haben sich doch konkret zu dem Interview geäußert.
Liebe/r Mahe, bitte entschuldigen Sie, da haben Sie etwas falsch verstanden. Ich finde es bedauerlich, dass hier so wenige konkret auf das Interview und die Fragen, die darin gestellt werden, eingehen. Ich kann mich täuschen, das tun Sie auch nicht.
und weiterhin noch alles Gute. Ganz großer Respekt für Ihr Engagement.
Nachdem ich gehört habe, Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, wußte ich, es wird viele Tote geben. Manche interessiert das halt nicht. Mich schon. In den Kategorien "Held" denken Sie vielleicht, ich nicht.
Ah - ich hatte da alles auf mich bezogen. Kein Problem - so nachtragend bin ich nicht ;-). Und solche Missverständnisse lassen sich schnell bereinigen. Eigentlich mache ich recht wenig. Da gibt es wirklich andere, die Tag und Nacht etwas tun.
Auch hier wächst offenbar zusammen, was zusammengehört.
Ein lakonisches Hoch auf Deutsches Heldentum und Deutsche Dummheit. Zwei Seiten ein und derselben Reichsmark.
Was ich aber nicht verstanden habe: wo gibt es hier die schöne Paste???
Wo ist eigentlich vom "Heldentum" die Rede? Oder haben Sie wieder interpretiert? Interpretationen sind ja immer arg ideologisch geprägt...
Kein Anschluss unter dieser Nummer ...
Sie sagen es selbst, Propaganda. Wobei sich die Propaganda beider Seiten wenig nimmt. Kennen Sie die Prinzipien der Kriegspropaganda nach Anne Morelli / Arthur Ponsonby? Wenn ich zitieren darf:
"Wir wollen den Krieg nicht.
Allein das gegnerische Lager ist für den Krieg verantwortlich.
Der Führer des gegnerischen Lagers ist der Teufels, der „Bösewicht vom Dienst“.
Wir verteidigen eine gute Sache und keine Eigeninteressen.
Der Feind begeht wissentlich Gräueltaten; falls uns Fehlverhalten unterläuft, geschieht dies unabsichtlich.
Der Feind benutzt unerlaubte Waffen.
Wir erleiden nur geringe Verluste; die Verluste des Feindes sind riesig.
Die Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache.
Unser Anliegen hat etwas Heiliges.
Wer unsere Propaganda in Frage stellt, ist ein Verräter."
Falls Ihnen das aus neuer Zeit bekannt vorkommen sollte: Das ist unvermeidbar.
Ja, wirklich ein spannendes Interview.
Die Überlegungen zum das Thema "Solidarität" fand ich sehr interessant, weil da oft mit der Zuweisung "Doppelte Standards" agiert, wird, so als sei jeder Mensch in der Lage "Gerechtigkeit" walten zu lassen. . Menschen können und müssen sich eben entscheiden, allerdings natürlich dann auch ein Urteil darüber ertragen, wie sie entschieden haben.
++ Das, was sowohl Putin als auch Rechte innerhalb liberalerer Gesellschaften jetzt inszenieren, den Kampf gegen die sexuelle Vielfalt – das halte ich für einen Pseudokonflikt, hinter dem sich etwas ganz anderes verbirgt. Mehr Liberalität gegenüber sexueller Vielfalt ist keine fundamentale Herausforderung für Putin. ++
Nein, eine Herausforderung ist es nicht, aber wenn er es in seinen Reden berührt oder wenn ein Patriarch der orthodoxen Kirche meint, die Russen bekämpften auch die "Gayparaden" , damit deren verderblicher Einfluss nicht zunehme. wird schon deutlich, warum das immer wieder vorkommt. Putin bedient hier eventuelle Bündnispartner sowohl bei konservativen Linken und bei antiliberalen Kräften in und außerhalb Russlands.
++ Unser Anliegen hat etwas Heiliges.
Wer unsere Propaganda in Frage stellt, ist ein Verräter.++
Das ist Putin fast im Wortlaut. :-)
Na, die Nachdenkseiten haben aber inzwischen einen Meinungskorridor, der enger nicht sein kann. Ulrich Heyden passt da allerdings gut durch.
Das ist richtig :-) die Prinzipien lassen sich aber auch mühelos zumindest sinngemäß in westlicher Propaganda nachweisen :-) und die Polen und das Heilie, das passt doch
Anzahl und Frequenz der 'Ausputzer' nehmen zu. In einem Fussballspiel würde das ziemlich unansehnlich.
Spiegelbild der Jetzt-Zeit. Aber Herr Jonas und Der Freitag: das ist schon eine bizarre Kombination.
Bei Niedecken und BAP hieß es mal: Ahl Männer, aalglatt. Wolfi, das solltest Du mal den Gegebenheiten anpassen.
Andererseits: auch bei der taz-Neustrukturierung hat man etliche Pferde - und Esel - vor der Apotheke kotzen gesehen ...
Apropos kotzen: ich bin mal kurz weg ...
was hätten Sie stattdessen spannend gefunden? Antideutsche Reflexe vollintellektuell zu bedienen?
Glückwunsch, schon wieder Erster !
Die achso "demokratisch-liberale" Ukraine hat die Russisch als Amtssprache verboten. Schon vergessen, der Herr Soziologe?
blöde Frage, ist das nicht üblich, dass in einem souveränen Staat die Amtssprache des überwiegenden Teils der Bevölkerung ...?
<<Die achso "demokratisch-liberale" Ukraine hat die Russisch als Amtssprache verboten. Schon vergessen, der Herr Soziologe? >>
Russisch als Amtssprache gab es nie in der souveränen Ukraine. Also konnte man da gar nichts verbieten.
Nie gewusst?
Sie "Häretiker"! Wie können Sie,direkt nach einem Kommentar des "Wiljonärs",darauf hinweisen dass die Amis mit dem Scheiß in Syrien angefangen haben.
Und der werte Wertwesten, der fast versehentlich den "Grossosmanen" wegen seiner Unterstützung für den IS, ähem,leicht gerügt hätte,nimmt Ihn jetzt wieder grossherzig in seine Arme (ist ja jetzt wieder "unser Schurke")
P.S. : Warum wird die PKK als terroristische Vereinigung betrachtet ,und nicht die AKP ?
ceterum censeo : Warum hat sich der "Wiljonär" immer noch nicht bei dem "kraftlosen kambodschanischen Volk" entschuldigt ?
Vorschlag: "vollintellektuell" kann weggelassen werden.
ja, es fehlen die Anführungszeichen ;-)
Der Albatros hat auch die Freiheit über die Staaten zu schreiben ,von denen er "keine Ahnung" hat,Ihrer Meinung nach.
Dass Sie dort Hilfe leisten,ist das Mindeste ,was Sie als "Buße" für Ihre Propaganda ,die Sie seit "Äonen" betreiben,tun müssen.
P.S:: Entschuldigen Sie sich endlich bei dem "kraftlosen kambodschanischen Volk".
Dass Ulrich Heyden im Freitag für die Dauer des Krieges "de-publiziert" wurde, macht mich traurig, obwohl oder gerade, weil ich andere Positionen vertrete. Zu Beginn des in einem Krieg endenden Konflikts nahm ich die diversen und divergenten Partis pris erfreut zur Kenntnis, die den Freitag wohltuend von fast allen anderen Medien im Hochrüstungsland Deutschland unterschieden. Ein echtes "Meinungsmedium" für urteilsfähige Schreiber und Leser. Sollte man "meinen".
Dann ist Krieg - und "wir" kennen keine Parteien mehr. Keine Konfliktgenese, sondern nur noch Schuld. Keine Multiperspektivität, sondern obligate Eindimensionalität. Keine kritische Distanz, sondern nicht hinterfragte Affirmation.
Im Zweifel "links", zwei, drei, vier?
Quelle connerie la guerre!
Das sagen Sie mal den Franzosen,Italienern und Rätho-Romanen die in der Conföderatio leben.Es gibt noch weitere Länder,die nicht auf Sprachmajorität bestehen(u.a. kurz hinter´m Brenner z.B.) Und,äh,war´n ´se schon mal in Quebec ?
darf ich erinnern ? der herr hatte hier das privileg,
mit redaktions-unterstützung lügen zu propagieren.
da geht mir das bedauern ab.
und das hat soviel mit "perspektiven-verlust" zu tun,
wie das medizinische wissen mit dem verlust der "säfte-lehre"
"ver-armt" ist.
Mal ne Frage an den Freitag: Warum wurde die Akkreditierung mit Ulrich Heyden nicht verlängert?
Seine Artikel habe ich immer gerne gelesen, war nicht immer mit allem einverstanden, aber dennoch fehlt mir etwas, wenn ich hier von ihm nichts mehr lese.
Wie meinen? Sollten nicht diejenigen "Buße tun", die den Angriffskrieg rechtfertigen? Aber ich bin nicht so religiös wie Ihresgleichen...
Schon der sächsischen Zeitung fiel auf, der nahm es mit der Recherche nicht so genau. Der Freitag könnte das auch festgestellt haben. Ulrich Heyden war ja von einer permanenten Pechsträhne beim Recherchieren verfolgt. Beim Interview mit einer "einfachen Rentnerin" aus dem Donbas vergaß er zu erwähnen, die betreibt einen TV- und einen Radiokanal, beim Interview mit einer "Journalistin", die über die gegen sie verhängten Sanktionen klagte, nannte er den Grund nicht: Sie war Pressesprecherin der Völkischen Republik Luhansk. Mir fehlt da aber auch etwas. Er hat sich immer so schön aufgeregt, wenn seine Geschichten zerpflückt wurden...
<<Seine Artikel habe ich immer gerne gelesen, war nicht immer mit allem einverstanden, aber dennoch fehlt mir etwas, wenn ich hier von ihm nichts mehr lese.>>
Sie brauchen doch nur den russischen Mainstream zu lesen. Das ist es doch, was Herr Heyden direkt weitergibt. Ansonsten ist Herr Heyden doch nicht verstorben, sondern schreibt lustig weiter. So erklärt er doch aktuell seinen Lesern, dass Mariupol nicht von der russischen Armee dem Erdboden gleich gemacht wird, sondern, dass das die ukrainischen Nazis sind. Wie auch immer die das anstellen. Aber gut, wenn das natürlich die Informationen sind, die ihnen fehlen?
Aber sehen Sie es doch mal positiv. Der Freitag schützt wenigstens seine Leute. Stellen Sie sich doch mal vor, Herr Heyden würde aus Versehen von einem Krieg Russlands sprechen. Nicht dass er deshalb in Moskau für 15 Jahre hinter Gitter muss?
Schön, wenn die Zurückhaltungen fallen und man genau weiß, was das für Einer ist, der Einem da gegenübersteht. Das schafft ökonomischeren Umgang mit den eigenen Energien. Kein unnötiges ei-dei-dei. Säbel statt Florett. Gut so.
Mein Satz des Tages für die ukrainischen Nicht-Freunde: Wer sich mit Hunden ins Bett legt, wird mit Flöhen aufwachen.
Und für alle Russen-Hetzer und -hasser: schön, wenn es dann wenigstens US-amerikanische, polnische oder deutsche Flöhe sind.
schreibt ein Ukraine mainstream-Leser. Schade dass der eigene Reflektionsgrad so gering ist.
Achn je herjeminieee. Nennen Sie doch mal Quellen, wenn man schon auf Journalist macht. Aber nur Anschuldigungen keine Beweise- vor Gericht würden Sie untergehen.
<<schreibt ein Ukraine mainstream-Leser.>>
Ich habe doch geschrieben, dass man den russischen Mainstream lesen soll. Meinen Sie, den kenne ich aus der ukrainischen Presse? Ich kann ihrer speziellen Logik nicht folgen!
Immerhin fallen die nachdenkseiten durch Quellen auf, die auch abgedruckt werden.
Lesen Sie den nicht?
Vor Gericht würde ich untergehen? Versuchen Sie es doch mal. Ich will mich amüsieren.
Da sehen Sie mal, wie nah die beiden Kontrahenten beieinanderliegen.
Wolf Wetzel meinte, insgeheim möchten die Deutschen den Faschismus weisswaschen.
Ich habe das Interview kontextualisiert und einen Link dazu gepostet. Das interessiert mich, Dekonstruktion des herrschenden Narrativs. Wird meiner Ansicht zu wenig gemacht. Andere interessiert was anderes und das ist auch gut so. Es gibt nun einmal viele Ansätze und Perspektiven.
JA man wähnt sich schon im 4. Reich, obwohl alle beteuern nicht faschistisch zu sein. Trotzdem wird gereinigt, ausgeputzt, gekärchert. Und das obwohl Meinungsfreiheit im GG und alle meinen, wie divers sie seien. In Berlin soll ein Denkmal überarbeitet werden, Tonniebox putzt bei den Schriftstellern das N Wort weg. Wenn man schon seinen Senf vorgeben will, warum dann nicht mit einem eigenen Wort dazu, warum man das heute nicht mehr sagt, warum das bei Mark Twain steht, etc etc. Historische Aufarbeitung. Anscheinend sollen die Leute keine eigenständige Denkarbeit mehr machen, sondern nur noch nachbeten, was ausgewählte Vorbeter des herrschenden Narrativ vorverdauen, Man beachte mal wie die fff Spitze vermieden hat, auf Aufrüstung und Klimawandel zu sprechen zu kommen. Mein Kommentar dazu bei der taz, man hätte zumin klimafreundliche Waffen fordern können, wurde einfach ausselektiert- die taz das bunteste Organ auf dem Planeten, nach eigener Darstellung.
Was Sie absondern ist kompletter Quark. Rassismus ist im Menschen nicht angelegt, er ist eine Ideologie, die "Rassen", die es nach neuester Forschung ja gar nicht gibt, nach einem "Ranking" einordnet, nach denen es höherwertige und minderwertige "Rassen" gibt. Rassismus war immer das Instrument, um Menschen zu unterdrücken.
Was Sie eventuell meinen könnten, (wenn man es gutwillig bewertet) ist eine gewisse Vorsicht for Fremden, die ganz sicher in den Menschen schon immer angelegt ist, weil in vergangenen Zeiten Leute, die nicht zur eigenen Gruppe oder dem eigenen Stamm gehörten, eventuell auch Böses im Schild führen könnten. Aber sie ist nicht zu verwechseln mit Xenophobie, einer -- manchmal auch von interessierten Politikern geschürten - Fremdenangst.