Der tragische Tod des Mohammad Salayme

Palästina Eskalation im Westjordanland

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Der junge Mohammad Salayme wurde vergangenen Mittwoch, an seinem Geburtstag, von einer israelischen Soldatin im Westjordanland ermordet. Seitdem ist es zu heftigen Ausschreitungen in den besetzten Gebieten gekommen.

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Mohammad Salayme lebte in Hebron und wollte seinen Geburtstag wie jedes Jahr mit seiner Familie feiern. Er war gerade auf den Weg, seinen eigenen Geburtstagskuchen zu kaufen, als sein junges Leben ein tragisches Ende fand. Eine israelische Soldatin schoss sechs Mal auf Salayme und richtete den Jugendlichen regelrecht auf offener Straße hin. Der Vorfall ereignete sich an einem israelischen Kontrollpunkt nahe einer Moschee. Ein weiterer Palästinenser wurde vom Kugelhagel getroffen und überlebte verletzt. Außerdem wurden Anwesende, die den zwei Opfern helfen wollten, mit Tränengas und Gummigeschossen angegriffen und verjagt.

Die verantwortliche Soldatin namens Nofar Mizrahi rechtfertigte ihre Tat im Nachhinein und meinte, dass Salayme mit einer Spielzeug-Pistole „bewaffnet“ gewesen sei. Salaymes Vater bestreitet dies. Er war kurz nach der Ermordung seines Sohnes bei ihm und konnte nichts derartiges auffinden. Israelische Soldaten sperrten das Gebiet nach der Tat ab und verwehrten Journalisten den Zugang.

Seitdem herrscht Ausnahmezustand im Westjordanland. Manche Medien sprechen schon von einer „dritten Intifada“. In den letzten vierundzwanzig Stunden kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen. Mittlerweile wurden mehrere dutzend Palästinenser verletzt und verhaftet. Unter den Inhaftierten sollen sich auch Kinder befinden.

Die Lage im Westjordanland war schon vor der Ermordung Salaymes unruhig. Seit der Anerkennung Palästinas ließen israelische Soldaten ihren Aggressionen freien Lauf und nahmen zahlreiche Palästinenser, die sie als „Terrorverdächtige“ betitelten, fest. Auch unter diesen Gefangenen waren zahlreiche Minderjährige.

Währenddessen spielt sich eine „elektronische Intifada“ im Netz ab. Kurz nach der Ermordung Salaymes verbreiteten Online-Aktivisten den Link des Facebook-Profils von Nofar Mizrahi. Die Fotos der israelischen Soldatin zeigten den normalen Alltag eines jungen Menschen. Partybilder und Bikinifotos am Strand, weit weg vom zertrümmerten Leben der unterdrückten Palästinenser. Mittlerweile wurde das Profil gelöscht.

In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie sehr die Lage im Westjordanland eskalieren wird. Salayme wurde an einem Kontrollpunkt erschossen. Normalerweise werden diese Orte permanent videoüberwacht. Im Grunde genommen könnte ganz einfach bewiesen werden, ob die Aussage der Soldatin wahr ist oder nicht. Ob dies jedoch geschehen wird, ist eine andere Frage.

Allerdings kann man nicht nur eine Soldatin für dieses Verbrechen verantwortlich machen. Man kann auch nicht ausschließlich ihre zahlreichen Kollegen und Kolleginnen, die vor Ort präsent sind, dafür verantwortlich machen. Der Tod Salaymes und die gegenwärtige Eskalation sind auf die jahrelange Politik Israels zurückzuführen. Eine Politik, die menschliche Wesen nicht gleichwertig behandelt, sondern sie abschottet und unterdrückt. Eine Politik, die junge Soldaten für Kriegsverbrechen benutzt, während die feinen Anzugträger in der Knesset sitzen oder in Europa über Antisemitismus sprechen. All diese Ereignisse sind ein Resultat davon und solange sich dies nicht ändert, wird der Frieden weiterhin auf sich warten lassen.

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