Der Westen ist auch nur der Westen

"Krim-Krise" Im bisherigen Verlauf der „Krim-Krise“ zeichnet sich ein schlechtes Bild des Westens ab, denn weder Sanktionen helfen, noch lautstarke Drohungen. Wieso?

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Seit dem es Putin in den Sinn kam die Krim Russland einzuverleiben, leuchtet bei so einigen Vertretern, Diplomaten und Politikern des Westens ein rotes Lämpchen auf. Doch nicht nur weil hier möglicherweise das Völkerrecht gebrochen wird, sondern vor allem deshalb, weil EU und die USA langsam feststellen müssen, dass sie ihre moralische und überparteiliche Integrität letztendlich vollständig verloren haben. Vor kurzem versuchten Kerry und Obama noch den Russen klarzumachen, dass man nicht fremdes Gebiet mit Waffengewalt einnimmt. Schnell mussten die Oberlehrer einsehen, dass sie es mit dieser Regel wohl selber nicht so ernst nahmen, als sie im Irak oder in Afghanistan einmarschierten, gedeckt unter dem Mantel der Sicherheit, was Russland nun ja auch auf der Krim als Grund propagiert. Der Fall steht sinnbildlich für das Problem des Westens, denn als moralisch korrekt handelnde Institution kann dieser Verbund von Ländern schon lange nicht mehr angesehen werden. Zu groß sind moralische Verfehlungen in den letzten Jahren, zu groß die Probleme die sich nicht groß unterscheiden von außerwestlichen Ländern, allem voran die wachsende Schere zwischen Arm und Reich.

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Der Krim-Konflikt sollte nun den westlichen Ländern endgültig gezeigt haben, dass sie nicht mehr die Moralkeule weltweit schwingen können. Folgen daraus ergeben sich global, um aber mit den Problemen zurechtzukommen bedarf es zuerst einer grundlegenden Veränderung westlicher Außenpolitik. Anstatt anderen Nationen Sanktionen und Strafen anzudrohen, wenn sie nicht dem westlichen Dompteur folgen, sollten sich Merkel, Hollande, Obama und Co. darauf besinnen mit diesen Ländern wirkliche Verhandlungen zu führen und auf diese Länder zuzugehen. Zugegeben auch jetzt schon behaupten die Spitzenpolitiker immer darauf zu drängen mit Putin zu verhandeln, nur scheint diese Verlautbarung ziemlich unglaubwürdig, wenn man parallel dazu schon die ersten Sanktionen ausarbeiten lässt. Was der Westen erkennen sollte ist, dass Ländern wie Russland, China und Indien auch nur in der Welt ernst genommen werden wollen und natürlich wirtschaftlichen Profit erzielen möchten. Natürlich stehen in diesen Ländern Menschenrechte für so manchen Politiker nicht an erster Stelle, aber Veränderungen in diesen Ländern wird der Westen nur durch Verhandlungen erreichen können und nicht durch Abgrenzungen von diesen Ländern.

Die Erde ist ein kleiner Planet, dass sollte die westliche Welt immer im Hinterkopf behalten und es kommt schneller zu einer Krise, als so manch einer denkt. Um Frieden auf Erden zu erreichen und ein Fortbesehen der verschiedenen Nationen nebeneinander friedlich und brüderlich zu sichern, bedarf es eines Westens, der neue Wege geht. Wenn die Bewohner der Krim über eine neue Grenzziehung entscheiden sollen, dann ist das nicht weniger völkerrechtswidrig, als ein Putsch in Kiew. Dies ist nur ein Beispiel, dass sich auch der Westen darauf besinnen muss, moralische Entscheidungen und rechtliche Urteile nicht mehr nur aufgrund von eigenen, meist wirtschaftlichen Interessen zu treffen. Hierzu bedarf es eines neuen Schubs der Kommunikation mit den Ländern fern der westlichen Grenzziehung. Das dieses Mammutprojekt bald gestartet wird ist eher zweifelhaft, was schon die Ablehnung gegenüber der Forderung der Linkspartei zeigt, die Sanktionen gegen Russland sofort auszusetzten und alternativ zu verhandeln. Der Vorschlag wird in den Medien kaum diskutiert und sogar noch dazu benutzt, wie immer bei außenpolitischen Fragen, eine rotrot-grüne Regierung nach der nächsten Bundestagswahl 2017 für unmöglich zu erklären. Aufschwung und Veränderung durch Kommunikation, auch innerhalb des Landes, sieht wohl anders aus.

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Geschrieben von

enfantteRRible

Zu frühe Urteile sind Vorurteile, aus denen der Irrtum emporsteigt wie der Nebel aus dem Meere.

enfantteRRible

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