„Ehrliche Arbeit“ gleich Wohlstand für alle

Blüms Abrechnung Das Buch Blüms über die Raffgier des Finanzkapitalismus, ist ein echter Lese Tipp. Erfrischend einfach erklärt er hier, wo in unserem System die Fehler liegen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die immer stärker zunehmende Vernachlässigung der Wertschätzung von Arbeit, ist dem ehemaligen Arbeits-und Rentenminister Blüm ein starker Dorn im Auge. Einst noch gescholten und belächelt für seinen populären Satz: „ Die staatliche Rente ist sicher“, erfreut sich der ehemalige Politiker nun immer größerer Beliebtheit, was wohl gerade deswegen der Fall ist, da seine Thesen in mehreren Bezügen immer zutreffender erscheinen. In seinem jüngsten Buch, dass mir durch Zufall in die Hand gefallen ist, als ich auf der Suche nach Literatur über den Abbau des Sozialstaats in der Bibliothek recherchierte, beschäftigt sich Blüm mit der zunehmenden Flexibilisierung und Entwertung von Erwerbsarbeit und stellt diesen in schlauen Zusammenhang mit den ausufernden Ungerechtigkeiten des Finanzkapitalismus.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/dd/Norbert_Bluem_Ibbenbueren_2.jpg/800px-Norbert_Bluem_Ibbenbueren_2.jpg

Im ersten Hauptkapitel seines Buches geht der Politiker in erfrischend einfacher, volksnaher Sprache darauf ein, dass heutzutage das pure Geld im Mittelpunkt all unseres Denkens stehe und belegt dies an einfachen aus dem Alltag herangezogenen Beispielen, die er auch mit amüsanten biographischen Elemente unterstreicht. Schließlich kommt er zu seinem Hauptanliegen der Arbeit. In den ersten Teilkapiteln dieses Hauptabschnitts beschäftigt er sich mit der Frage was Arbeit überhaupt sei und kommt zu dem einfachen Schluss, dass Arbeit uns heutzutage Sinn und Struktur stifte. Allerdings sieht er diese Aufgabe der Arbeit als in Gefahr an, da sie durch die zunehmend neoliberale Politik, an der seine Partei ja unausweichlich Mitschuld trägt, gefährdet sei. Ausführlich und mit philosophischen und religiösen Zitaten unterlegt, stellt Blüm den Wert unserer heutigen Arbeit heraus und plädiert für ein Wiedererstarken der Schätzung der Arbeit durch die Politik. Hierzu müssen laut ihm die Fehler und Änderungen der letzten Jahre rückgängig gemacht werden, auf die er jedoch leider nicht näher eingeht. Das Buch endet mit einem flammenden Inferno von Argumenten, wieso auch der rheinische Kapitalismus heute am Ende seiner Möglichkeiten steht und man zu einer wirklich sozial gesteuerten Marktwirtschaft zurückkehren müsse.

Blüms Werk ist am weiten Horizont der kapitalismuskritischen Werke ein echter Lichtblick, denn das Buch ist nicht nur für sich mit der Materie näher befassende Personen interessant, sondern auch für Berufstätige, Schüler oder Laien die normal nicht die Zeit und Lust haben sich näher mit den Niederungen unseres Wirtschaftssystems zu befassen. Wenn man Blüms Buch liest wünscht man sich vielmehr Persönlichkeiten wie ihn in unsere Regierung zurück, die in Zeiten der Aussagelosigkeit des "Merkeltilismus", doch wirklich für etwas stehen und ihre Meinung ohne Beachtung von Lobbygruppen und Privatinteressen äußern. Blüm stand während seiner Zeit als Berufspolitiker zu seiner Meinung, wurde deshalb teilweise als „Herz-Jesu-Marxist“ belächelt und beschimpft. Da scheint es nur erfrischen gerecht, dass neben seinen Thesen nun auch die Person Blüm selbst mit seinem Charakter Ansehen und Geltung zurück gewinnt. Zu hoffen bleibt, dass bald auch andere Blüms Vorbild folgen, sich gegen den Parteikurs hinweg kritisch zu äußern, ansonsten sieht es für das doch überwiegend schwarz regierte Deutschland nach einer Verlängerung des "Merkeltilismus" über Jahre hinweg aus.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

enfantteRRible

Zu frühe Urteile sind Vorurteile, aus denen der Irrtum emporsteigt wie der Nebel aus dem Meere.

enfantteRRible

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden