Reue und Sucht schützt nicht vor Schuld

Die Causa Hoeneß Deutschland rätselt welche Strafe Uli Hoeneß erwartet, dabei ist das Urteil eigentlich klar, auch wenn die Medien einen anderen Eindruck übermitteln.

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Uli Hoeneß hat einen Banküberfall begangen. Seine Beute betrug mehrere Millionen Euro. Er hat durch seinen Überfall nicht nur sich selbst bereichert, sondern auch anderen Menschen Reichtum und Wohlstand vorenthalten. Wäre Hoeneß dieses Verbrechens angeklagt, würde niemand mehr zweifeln, denn der Metzgersohn müsste eine mehrjährige Haftstrafe auf jeden Fall in Kauf nehmen. Doch abgesehen davon, dass er keinen Banküberfall begangen hat, sondern Geld ins Ausland geschafft hat und dadurch dem Fiskus Steuern vorenthalten hat, unterscheidet sich sein reales Vergehen mit den daraus folgenden Konsequenzen kaum von dem paraphrasierten fiktiven zu Anfang des Textes. Hoeneß hat durch die Transferierung seines Geldes sich selbst bereichert und durch die fehlenden Abgaben seinerseits an den Staat möglicherweise, drastisch ausgedrückt, Menschen um Sozialhilfe und die Verbesserung der Infrastruktur in ihrer Umgebung gebracht. Ist dies eine Vergehen, das mit geringen Strafzahlungen und dem Nachbezahlen der noch nicht verjährten Steuerschulden beglichen werden kann? Drastischer formuliert: Ist es gerecht, dass ein Bankräuber 10 Jahre im Gefängnis sitzt, während ein Steuerräuber wie Uli Hoeneß möglicherweise ohne Gefängnisstrafe davon kommt? Kann sich der Staat zumuten, nur aufgrund, dass er dadurch jährlich Milliarden Euro einnimmt, die ihm aber eigentlich so oder so zustehen würden, wenn jeder gerecht seine Steuern einzahlen würde, eine Sonderregelung für straffreies Nachzahlen einzurichten?

http://www.tz.de/bilder/2014/01/05/3298644/1025664217-hoeness-1GO3qSHJthef.jpgUli Hoeneß spielt vor Gericht den offenen, geständigen und schuldbewussten Gutherren, möglicherweise ist er auch wirklich so einer, doch dies sollte die Öffentlichkeit nicht vergessen lassen, dass dieser Mann dem Staat für Jahre Geld vorenthielt. Uli Hoeneß hat unbestreitbar großes erbracht, sowohl auf fußballerischer Ebene als Spieler, Manager und Präsident, als auch auf sozialem Milieu, durch Großspenden in Millionenhöhe und die Rettung und Unterstützung von krisengeplagten Vereinen. Er hat möglicherweise schon mehr für die Gesellschaft getan, als ein Normalbürger in seinem ganzen Leben, zumindest an der Größe seiner Gaben gesehen. Trotzdem darf bei einer Straffindung nicht die Gutherzigkeit des Angeklagten entscheiden, denn von dem Urteil hängt der Rechtsstaat ab. Leute aus allen Gesellschaftsschichten schauen auf das Urteil. Die Armen, die das Vertrauen in Staat und Gerechtigkeit vielleicht schon fast verloren haben, aber auch die Reichen, ein kleiner Prozentteil von ihnen möglicherweise ebenfalls Steuerhinterzieher, die sich bei einem erneut milden Urteil in einem Steuerfall wohl überlegen werden noch mehr Geld unbesteuert am Fiskus vorbei zu schmuggeln. Die Medien sollten deshalb auch in die Welt nach draußen transportieren, dass ein gerechtes Urteil gefällt werden muss und das eine Haftstrafe für Hoeneß wahrscheinlich dazu notwendig ist. Letztendlich wird es nicht um 10,20 oder 100 Millionen Euro gehen die Hoeneß der Gesellschaft und dem Staat schuldet, sondern um die Gerechtigkeit die ein funktionierendes, gerechtes und unbeeinflussbares Rechtssystem seinen Bürgern schuldig ist.

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Geschrieben von

enfantteRRible

Zu frühe Urteile sind Vorurteile, aus denen der Irrtum emporsteigt wie der Nebel aus dem Meere.

enfantteRRible

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