'Leichte' und 'Einfache' Sprache klingen zum Verwechseln ähnlich. Sie haben auch ein gemeinsames Anliegen: die 'normale' Sprache, wenn sie schwer verständlich ist, verstehbar zu machen. Dabei werden aber verschiedene Stufen markiert: Leichte Sprache ist für Menschen mit Lernbehinderungen entwickelt worden und formal geregelt. Einfache Sprache richtet sich vor allem an Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder Leseschwierigkeiten. Sie ist vielgestaltig und kann von 'normaler' Sprache bis zu Leichter Sprache reichen.
Einfache Sprache beginnt schon mit dem Versuch, sich schlicht, klar und verständlich auszudrücken (guter Rat von Stilmeistern wie Wolf Schneider!). Sie berücksichtigt bestimmte Vorgaben: verständliche Wörter (möglichst ohne Fachbegriffe, Fremdwörter oder Abkürzungen), kurze Sätze mit einfacher Struktur und logisch aufgebauter Text (mehr dazu in: ABC der Einfachen Sprache).
Mit Einfacher Sprache können viele Menschen erreicht werden, denen normale Sprache - etwa Zeitungsdeutsch, Fachtexte, Behördensprache oder auch Literatur - zu schwierig ist. Ihre mangelnde Lesefähigkeit kann unterschiedliche Gründe haben: z.B. geringe Bildung, andere Muttersprache, Lese- und Rechtschreibschwäche, Lesestörungen (Legasthenie) oder altersbedingte Einschränkungen.
Um diese große Zielgruppe zu erreichen, sind vielfältige Sprachangebote entwickelt worden - jeweils als Alternative zur normalen Sprache:
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Für öffentliche Mitteilungen gibt es Zusatzangebote in Einfacher Sprache. In diesen Texten werden die hauptsächlichen Inhalte der ursprünglichen Quellen in fasslicher und oft kürzerer Form vermittelt. Damit gehen zwar Feinheiten der Aussage verloren, aber es wird auch sprachlicher Ballast abgeworfen. So entstehen Texte in einfacher aber durchaus wirksamer Sprache. Zu solchen Angeboten gehören
- Online-Nachrichtendienste wie Nachrichtenleicht (Sendung des Deutschlandfunks), Kurier in Einfacher Sprache (Wien), Nachrichten in einfacher Sprache (Saarländischer Rundfunk) sowie der mündliche Wochen-Überblick im Deutschlandfunk (Freitag 20:05);
- Informationen für Migranten, z.B. WDRforyou: Infos und Nachrichten für Flüchtlinge (Westdeutscher Rundfunk auf Facebook), Ratgeber zum Thema Flucht und Asyl (als sprachliches Sprungbrett, um sich in Deutschland zu orientieren) und Portal zum beruflichen Anerkennungsprozess (hier soll in Einfacher Sprache informiert werden - vgl. Artikel);
- Material von Parteien und Organisationen, z.B. Wahlprogramm der SPD (Version von 2013 in Einfacher Sprache) und Aufruf zu Aktionstagen von Welcome2Stay (in Kurzfassung: leicht zu lesen).
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Einfache Sprache kann unnötig schwierige Texte auch komplett ersetzen. Das betrifft Informationen zum täglichen Leben, die alle Bürger - Verbraucher, Bewohner oder Kunden - verstehen sollen. Zwei Beispiele führen vor, was möglich ist:
- Irische Energiekonzerne sind verpflichtet, verständliche Gebrauchsanweisungen für alle Kunden herauszubringen (vgl. Blickpunkt alpha: Eine klare Ansage). Die bisherigen Texte werden in plain English übertragen, d.h. klar, kurz und unkompliziert – ähnlich der Einfachen Sprache.
- Wie Behördendeutsch durch Einfache Sprache ersetzen werden kann, zeigt Klar & Deutlich (Agentur für Einfache Sprache): aus einer umständlichen Parkanweisung wird ein kurzer und bürgernaher Hinweis zum Parken.
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Andererseits wird Einfache Sprache genutzt, um komplizierte Originaltexte zu erläutern. Das bietet sich bei Fachsprachen an, deren Begriffe und Wendungen in der Bedeutung feststehen und daher nicht ohne weiteres übersetzt werden können. Erläuterungen in Einfacher Sprache gibt es z.B. für
- juristische Dokumente: Das Grundgesetz: Über den Staat/Die Grundrechte (Reihe einfach Politik);
- amtliche Formulare: Projekt Formulare verstehbar machen (KUB);
- ärztliche Befunde: Übertragung in leicht verständliche Sprache (Portal Was hab' ich?).
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Einfache Sprache ist auch ein wichtiges Medium beim Deutschlernen. Sie entspricht dem Sprachniveau A2/B1, das in vielen Kursen (u.a. Deutschtest für Zuwanderer) angestrebt wird. Einfache Sprache findet sich, wenn auch nicht so genannt, in den Texten für diese Lernstufe. Zugleich ist sie beim Vermitteln und Erwerben von Deutschkenntnissen beteiligt. Wie Einfache Sprache im Lernprozess wirksam wird, kann man hier erfahren:
- Einfache Sprache in Bildung und Ausbildung (herausgegeben von LERNEN FÖRDERN);
- Einfache Sprache in der Grundbildung für Erwachsene (Projekt von Blickpunkt alpha)
- Wie Einfache Sprache beim Deutsch-Lernen hilft (Beitrag von Wort-Marie)
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Schließlich wird Literatur in Einfacher Sprache herausgebracht. Das können Versionen von vorhandenen Werken sein, oder auch ursprüngliche Bücher und Geschichten. Mit dieser Lektüre lassen sich Menschen gewinnen, die vielleicht sonst kein Buch in die Hand nehmen würden oder eine Starthilfe dazu brauchen. Die Palette an Themen ist breit:
- Spaß am Lesen Verlag - In 80 Tagen um die Welt // Ziemlich beste Freunde
- edition naundob - Adile mischt sich ein // Zwischenreise
- Blog von Wort-Marie - Begegnung in der Kälte// Du hast immer einen Wert
Fazit: Die vielfältigen Herangehensweisen und Beispiele zeigen nicht nur, wie Einfache Sprache den Menschen mit Leseschwierigkeiten helfen kann. Sie deuten auch auf Qualitäten der Einfachen Sprache (kurze und leicht fassliche Texte), die 'normalen' Lesern entgegenkommen. Zugleich können Angebote in Einfacher Sprache das Deutschlernen erleichtern, die Lesefähigkeit fördern und das Interesse am Lesen überhaupt wecken.
Hinweis: Eine ausführliche Fassung dieses Beitrags befindet sich im Blog Multisprech unter dem Titel "Einfache Sprache zu entdecken"
Bildquelle: Berliner Büchertisch: "Bücher für alle" Neukölln 2013 (Ausschnitt) [Flickr]
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