"Diaspora“
Nicht nur ein Wort für die geographische Zerstreutheit eines bestimmten Volkes, vielmehr eine angesprochene Anerkennung und Würdigung ihrer Zugehörigkeit. Sie deklariert ein Volk, eine Nation mit der ihr zugehörigen Kultur anstatt mit den geographischen Grenzen eines Landes. Somit werden Grenzen geöffnet und die Existenz bestimmter Kultur in der großen weiten Welt betont. Das verleiht international eine neue (politische) Wahrnehmung zum Beispiel auch für Kinder türkischer Gastarbeiter, deren Geburtsland außerhalb der Türkei liegt. Sie sind zwar nicht in die Geographie ihrer ethnischen Herkunft, jedoch aber in der Fremde in ihre Kultur hineingeboren. Diaspora betont vordergründig die kulturelle Identität, und behandelt die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen aus dem Anwerbeakommen (Ankara Protokoll 1963) eher nachrangig, aber nicht unwesentlich. Viel wichtiger erscheint seit geraumer Zeit im politischen Dialog beider Länder, Türkei und Österreich, die strukturelle Diskriminierung der Türken in ihren Rechten im Niederlassungs- und Aufenthaltsrecht in Europa. Die Einschnitte mit der Stillhalteklausel im Assozierungsabkommen, die die Sozialität und in die Sozialisierung der türkischen Gastarbeiter in Österreich in der Familienzusammenführung einschränken, ist ein vorzeigbares Beispiel hierfür. Auch dieproblematische Betrachtungsweise von Österreich zu der Verwirklichung der Doppelstaatsbürgerschaft für Türken, lässt ihnen erneut die ablehnte Haltung spüren. Und die Spitze zurKontrollsucht der Muslime und damit die automatische Ablehnung der türkischen Kultur in ihrer Freizügigkeit bildet nun der Entwurf der Novelle des Islam-Gesetzes (Oktober 2014), mit diesem die Muslime in Österreich sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Sie zeigt den Mangel der kulturellen Anerkennung und der islamischen Freizügigkeit. Denn sie ist in der aktuellen Fassung völkerrechtlich in Frage zu stellen. Die Verfassungskonformität muss aufgrund der systematischen Verletzung des Paritätsgrundsatzes erneut zur Gleichbehandlung der Muslime auffordern und in Erwägung ziehen.
All diese Punkte greifen in die Identitätsbildung der Türken in Europa negativ ein. Somit sind die Türken in Europa auf der Suche nach einem Staat der sie auffängt, anstatt sie zur Hälfte ablehnt und dabei rechtlich Fehler macht. Da kommt die Türkei mit ihrer Rhetorik “Diaspora” gerade recht und fängt die Türken verantwortungsvoll auf. Dabei hieß es doch in der österreichischen Integrationspolitik stets, dass man seit 50 Jahren beiderseitig der Verantwortung gegenüber den Menschen nicht nachgekommen sei. Aber bei den wesentlich rechtlichen Schritten in der Gesetzgebung lässt die Verantwortung gegenüber der Freizügigkeit der Türken auf sich warten.
Aus all diesen Gründen wird aus der politsch strategischen Sicht der Herkunftsländer hier darauf eingegangen werden, wie ein Mensch mit Identitäten im historisch kulturellen Kontext in Österreich und in Europa angesprochen wird. Diese einflussreiche Maßnahme, die es schaffte in die zugehörige aktuelle Außenpolitik der Türkei Einzug zu nehmen, ist ein wesentlicher Schritt entgegen der kulturellen Abstumpfung in den aktuell vorherrschenden internationalen Entwicklungen im Werdegang der Globalisierung. Sie ist kein unwesentlicher Teil im Prozess, in diesem sich die Staaten wiederfinden.
Den Menschen entsprechend richtig ansprechen
Als eines der Aufgaben der politischen Philosophie im Prozess der Globalisierung liegt es sehr nahe, das bestehende menschliche Potential treffend anzusprechen. Für Staaten und Regierungen gilt es das eigene Volk mit seiner Herkunftsidentität – lebend im Ausland – richtig anzusprechen, um dem Risiko entgegenzuwirken die ausgewanderte Bevölkerung nicht den Regierungen ihrer jeweiligen Einwanderungsländer als eine gefragte politische Ressource gefestigt überlassen zu müssen.
Bevölkerung – ein politisches Maß
Der individuelle Volkszugehöriger solle so in seiner Gesamtheit auch als die steuerbare(!) Ressource im Interesse der geführten Politik der Staaten dem entsprochen näher betrachtet werden können. Gewünscht ist der Zusammenschluss der aller außen liegenden Kräfte der gleichen Identität für eine gemeinsame Sache, für eine gemeinsame Definition mit der grundlegenden Kraft zum Zusammenschluss der Maxime. Eine funktionierende Anleitung zur Konvergenz der Willensbildung. Insbesonders dann, wenn Zugezogene in den Einwanderungsländern langjährig auf unerwünschter Weise eine ablehnende Haltung gegenüber sich und ihrer kulturell historischen Identität zu spüren hatten. Genau hier bildet sich die Suche nach einem Boden für einen neuen Halt.
Dieser Gedanke der Solidarität beherbergt nicht nur eine Kompensation des bisherigen markanten Mangels einer angesprochenen Anerkennung und der fehlenden Willkommens-Kultur in den Zuzugsländern, sondern führt auch eine heilige Seele im Wesen, welche im insbesondere entgegen veralteter Nationalgedanken, vielmehr eine neue Form des Zusammenhalts im kosmopolitischen Gedanken reflektiert. Aus diesem Grundgedanken heraus nehmen sich verantwortungsbewusste Nationen das Bestehen ihrer Zerstreuung ernst. Zugehörig dem Erbe einer großen weltlichen Historie wird an sich so das Volk uneingeschränkt in geographische Grenzen gleichbedeutend und mit hoher Anerkennung angesprochen. Mögen diese definierten Geographien ein Land in ihrer Fläche bestimmen, doch die Erweiterung der Nation mit ihren Kulturmerkmalen und mit der notwendigen Solidarität scheint einer viel größeren Bedeutung zuzusteuern, als sich nur in einen eingeschränkten Nationalgedanken wiederzufinden.
Hat eine Kultur Menschen als ihre Träger, so ist sie!
Mensch als Kulturkapital
Menschen im einzelnen, oder in spezifischen Gruppen, oder aber auch als große historische Gesellschaften (zB Gastarbeiter-Migranten) werden von hohen Vertretern der Diplomatie des zugehörigen Landes nicht nur als ein im Ausland liegendes wirtschaftliches, sondern auch als ein kulturelles Kapital wahrgenommen. Eine Volksgruppe zerstreut in anderen nationalen Staaten. In der Regel als eine der beiden Formen eines politischen Faktums. Als der eigene Staatsbürger, oder als der Emmigrant mit bereits der Staatsangehörigkeit des jeweiligen Zuzugslandes. Als eine präventive Maßnahme in die Zukunft, solle so entgegen der gegenwärtig kausal bedingten Ordnung, entsprochen einem strategischen Plan, eine Möglichkeit der effektiven Gegenwirkung ausgeschöpft werden können, um dann mit dem, den für sich in seiner Eigenheit zughörig deklarierten Menschen, in wirtschaftlicher, kultureller und ethnischer Zuordnung wieder für das Ursprungsland als das kulturelle Kapital in seiner Neuorientierung erneut zurückzugewinnen. So solle auch in Folge die weitere Ressourcenstärkung eines Landes auch in anderen Bereichen garantiert werden.
Politische Selbstbestimmung des Menschen im Ausland
Mit den zunehmend humanen, kulturellen und politisch gestärkteren Verantwortlichkeiten gegenüber diesen Menschen, welche in den strategischen Berechnungen der Regierungen Platz einnehmen, könne gerade mit dieser Vorgehensweise und mit der Nutzung der am höchsten erreichbaren wirtschaftlichen Selbstbestimmung für diese Menschen, genau die Freiräume als Ergebnis des Planes geschaffen werden, welche die Protagonisten der Diaspora in ihrerer Selbstbestimmung an dem Punkt anspricht, diese die kulturelle Eigenzuordnung vereinfacht erneut überdenken lässt. Dies bezweckt den Trigger für eine Neuorientierung in der Dynamik der Identität.
Freiräume und Kapazitäten in der Selbstbestimmung des Menschen innerhalb der Diaspora ist deswegen ein nicht wegdenkbares Gut in der politischen Führung nationaler Staaten, weil sie während ihrer gegenseitigen nebenbei geführten diplomatischen Bemühungen im Kampf um der Positionierung inner ihrer wirtschaftlich geführten Globalisierung, auf den Träger der Kultur und ihren ideellen Zusammenhalt, zur Stärkung der Nation und die der Zivilisation, nicht verzichten wird können.
Die Türkei spricht hiermit ihr buntes Volk außerhalb des Landes auch aus folgenden Gründen an. Ab den 1970’er Jahren sind sehr viele Menschen aus der Türkei aus unterschiedlichsten Flanken weggezogen oder geflüchtet. Diesen Menschen gegenüber gilt es nun erneut eine bindende Identitätsbasis mit der Türkei wiederzuvermitteln, welche sie als ein Kulturpotential wieder zueinander vereinen können soll. Hierzu gilt es aber auch im eigenen Lande für politische, wirtschaftliche und kulturelle Stabilität zu sorgen, ansonsten wäre sie nicht authentisch. Der Lösungsprozess mit der PKK und auch die Strategie der Null-Probleme-Mit-Den-Nachbarn, wie auch die konjunkturelle Prosperität tragen hierzu bei. Doch diese Friedensprozesse sind im Fokus der konkurrierenden Mächte ein Dorn im Auge. Im Inland der Türkei die unfähige Opposition. Im Ausland der Machtkampf um internationale Stellungen und Positionen um das Bestimmungsrecht in den internationalen Agenden, welcher im Rahmen der neuen Weltordnung geführt wird.
- Ab 1961 strömten die Gastarbeiter raus nach Deutschland.
- Ab 1964 strömten die Gastarbeiter raus nach Österreich.
- Ab 1977 suchten politisch Verfolgte Zuflucht außerhalb der Türkei.
- Ab 1980 12. September verlassen 30.000 Türken und Kurden das Land (dritter Militärputsch).
- Ab 1990 gingen abertausende Mädchen wegen Kopftuchverbot ins Ausland studieren.
- Ab 2000 abertausende Türken und Kurden wegen Studium im Ausland.
Das Wort “Diaspora”, das in seinem Wesen die aufrechterhaltene ethnische und religiöse Wurzelverbindung für die veranlagten Personen in seiner Ursprungsbedeutung propagiert, solle so deren Lebensweisen und deren Haltung außerhalb der nationalen Grenzen des Ursprungsland implizit hervorheben können. Ersichtich ist hierzu eine zunehmend höhere Frequenz in ihrer zugehörig dialektischen Verwendung im Diskurs der grundlegend politischen Rhetorik. Sehr fein wird des Menschen eigentliche Zugehörigkeit ganz bewusst untermauert und definitiv deklariert.
Die Türkei als Staat zeigt ihren Kindern im Ausland, wie ein Mentor vor, wie sie es schafft auf dem internationalen Parkett und in den Globalisierungsprozessen, wie sie mit ihrer erneut erlangten Macht nach den Seldschuken und nach den Osmanen einen selbstbewussten Aktionsradius um sich schafft und mit ihren eigenen Regeln in der globalen Selbstbestimmung und ihrer internationalen Eigenständigkeit, wie auch sie mit ihrer geo-strategischen Position ihrer geo-politischen Rolle das Bestimmungsrecht zuspricht. Die Türkei hat drei Aktionsradien in ihrer geregelten Außenpolitik. Diese aus einem gemeinsamen Punkt aus der Mitte der Türkei ausgehend zu verstehen sind. Sie schafft es in diesen sich aufeinanderfolgenden drei Aktionsradien ihrer Außenpolitik aus der Tiefe ihrer Strategie ihre Macht aus dem Epizentrum in diese umschlossenen Geographien zu stärken. Insbesondere im engeren Kreis des Inlandes bis zu ihren politischen Grenzen, des weiteren im Nahen Osten und am Balkan, wie sie aber auch den weiten Westen und den fernen Osten für sich als Partner unentbehrlich machen kann. Die Afrika-Offensive in ihrem südlichen Aktionsfeld der letzten zehn Jahre. Wie sie auch mit ihrem Beitritt zu Shanghai Five im nördlichen Moskau Zuspruch für sich findet und aus Fernost chinesische Zusammenarbeit forcieren kann. All diese Außenpolitik trifft gleichzeitig nun auch auf die in allen Himmelsrichtungen im Ausland verteilten Türken. Diese Außenpolitik erreicht auch ihr eigenes Volk, nicht nur Außenminister anderer Staaten. Mit der Erreichung der Türken im Ausland stimmt sie sie zu einer starken Einheit, diese automatisch auch Gegner mit sich bringt. Die Mehrheit der Türken identifizieren sich zunehmend selbstbewusster mit dieser einheitlichen Kraft. Eine geringe Gruppe radikalisiert sich dagegen. Separatisten sind schwer für diesen Zusammenhalt zu gewinnen und werden ständig bestrebt bleiben der Türkei ihre Vorwürfe aufrecht zu erhalten. Hierbei wird für sie die Allianz mit den politischen Mächten im Ausland als Unterstützung sehr relevant. Auch da dagegen soll das Wort Diaspora als eine Gegenmaßnahme ihre zusammenhaltende Wirkung entfachen..
Die Menschen im Ausland werden in ihrer granularen Zerstreuung, entgegengesetzt durch die Politik des Zusammenhalts der eigenen Regierungen, vermehrt als eine Wertanlage erkannt, und werden so in ihrer politischen Funktion modular zur international einsetzbaren national multi-ethnischen Entität. Das ist Im Sinne der Förderung des Machterhalts eine politsch willkommene und einsetzbare Kapitalanlage. Sie ist in der Globalisierung auch zur Förderung der nationalen Interessen gedacht. Und zwar von den eigenen Leuten in der Diaspora.
Im Grunde entscheidet der einzelne Mensch durch eines seiner dynamischen Identitäten selbst, ob die Wirkung eines bestrebten Einflusses auf ihn als verwertbares Humankapital durch die Interessen der nationalen Politik des Ursprungslandes einwirken darf oder nicht. Diese Freiheit muss auch als ein Teil seiner Würde bestehen bleiben. Es ist ein moralisches Grundrecht und eines der wesentlichen Teile des Völkerrechts. Diese Bestrebung des Ursprungslandes kann als eine fundamentale Basis mit einer ausführbaren altbewährten soziopolitschen Methode hervorkristallisiert und festgehalten werden, so darin die gesuchte politische und wirtschaftliche Treue der Menschen zum eigenen Land durch ihre eigene kulturelle und historische Identität angesprochen wird.
So nimmt auch der Mensch als die kulturelle und ökonomische Ressource zunehmend an Bedeutung zu. Der ethnisch kulturelle Mensch, betrachtet aus dem zivilisatorischen Augenmerk des Staates, eine in ihrer gegenwärtigen Form der Gesamtheit für die Steuerung der demographischen und demokratischen Entwicklung, – im Angesicht der Globalisierung – eine durchaus angesprochene Wichtigkeit zu sein scheint, welche durch ihre ethnische Verstreutheit, im politischen Verhältnis der Internationalität, eine immer gewichtigere Rolle zu spielen bevorzugt.
“Diaspora” ist nicht einfach nur ein Begriff für Menschen im Ausland, sondern ein rhetorischer Begriff für einen menschlichen Bezugspunkt, und deswegen dieser zur Stärkung des “Vaterlandes”, oder des “Anavatan” oder des “Homeland” an unschätzbarer Bedeutung im globalen Kampf und um das Leaderships um der ureignen Ressource trägt. Der rhetorisch geführte Kampf um die Führung des Menschen innerhalb der politisch unterschiedlichen Geflechte!
Etymologisch betrachtet ist das ursprünglich griechische Lehnwort “Diaspora”, welches auch von Israel hauptsächlich verwendet wird, deswegen sehr wichtig, weil es auch sehr wesentliche zivilisatorische Aspekte inbegriffen in sich trägt, während es seiner Bedeutung unverlassen seiner Geschichte fortwährend einen Ausdruck der Verbundenheit in der Verstreutheit zu verleihen bemüht. Das Wort Diaspora endet im Judentum mit der “Alija”. Das ist das Hochsteigen oder das Aufsteigen mit der entschlossenen Rückkehr. Mit der Rückkehr der Israeli in das gelobte Land ist die “Alija” in ihrem Ursprung ihrer Bedeutung die geographische, kulturelle und politische Authentizität ihres Seins. Somit zum Ursprung ihrer stabilen Zugehörigkeit, ins gelobte Land.
Kommentare 4
Ausgezeichneter Beitrag. Vielen lieben Dank für die integralen Perspektiven.
Danke Nil.
es war mir ein vergnuegen.
Ich bin auf der suche nach menschen, die in der lage und lust haetten ein buch, eros kosmos logos des amerikanischen philosophen ken wilber ins tuerkische zu uebersetzen, um die integrale theorie und praxis in der tuerkei bekannter zu machen. kennst du menschen die die tuerkische sprache beherrschen und die deutsche?
Ps. Ich habe deine seite besucht und bin unter anderem auf das hochtuerkisch aufmerksam geworden, deshalb meine frage
Ich fühle mich sehr geehrt Nil. In welchem Zeitrahmen möchtest Du dein Projekt abschließen?