Zum 25. Todestag von Ernst Jünger: Dandytum der Desinvolture

Zeitgenossenschaft „Strahlungen“ lautet der Titel der vorbildlich editierten historisch-kritischen Ausgabe von Ernst Jüngers Tagebuchkomplex aus den Jahren 1939–1948, herausgegeben von Joana van de Löcht und Helmuth Kiesel
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2023
Er benannte die Barbarei, wenngleich ziemlich verschmockt
Er benannte die Barbarei, wenngleich ziemlich verschmockt

Foto: Isolde Ohlbaum/laif

Ernst Jünger war ein notorischer Streicher, Ergänzer, Ersetzer, Verbesserer – und Anpasser. In der ersten Fassung von Das abenteuerliche Herz räsonierte er 1929, zu einer Zeit, als er als möglichst kaltschnäuziger und schneidiger Demokratieverächter wahrgenommen werden wollte: „Wer zu lesen versteht, wittert aus mancher Seite Prosa, dass sie in der Handschrift einem von weg gemähten Worten bedeckten Schlachtfelde geglichen haben muss. Gedruckt erinnert sie an eine von Schüssen durchsiebte Scheibe, die man so überklebt hat, dass uns die Treffer, die ins Zentrum schlugen, noch sichtbar sind.“ Sein bis dato Renommierbuch, In Stahlgewittern, hat Helmuth Kiesel 2013 in einer fulminanten kritischen Ausgabe herausgebracht, in der die