Diese Kippfigur zwischen Ernst und Unernst

Literatur Prof. Erhard Schütz liest sich durchs Drama der Moderne, zwischen Gelehrtensatire und Triebtragödie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2021
Goethes Faust, „eine besonders herausfordernde Kippfigur aus religiösem Ernst und Unernst“
Goethes Faust, „eine besonders herausfordernde Kippfigur aus religiösem Ernst und Unernst“

Foto: IMAGO/Leemage

Ein wahrer Schleuderkursus durch die Geschichte ist dieses Buch über die Entstehung des Westens. Und nur ein auf dem Titel zierlich eingefügtes Kreuz deutet darauf hin, was einen erwartet: Es geht um den Einfluss des Christentums auf den Weg des Westens und überhaupt der Welt. Rasant geht es von der Antike bis zur Moderne, die – bei aller Korrosion und Abwehr – natürlich als Erbin des Christentums auftritt, wofür am Ende nicht nur die Beatles, sondern eigentlich überhaupt alles zeugen soll, sogar Aktivist*innen.

Überzeugend liest man hier das Ungeheure des Werteumsturzes, über die Umwertung aller Werte. Die Ungeheuerlichkeit, dass die christliche Zwangsbeglückung mit Verfolgung, Ausrottung, Versklavung und jedweder Ungleichheit einher