Ein Schrumpfkopf erzählt

Literatur Jan Koneffke schickt mit feiner Komik ein koloniales Objekt auf Reise durch Welt und Zeit. Das ist groß!
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2020

Als der deutsche Weltreisende Richard Katz Ende der 1920er Jahre im Amazonasgebiet einen Tsantsa, also einen Schrumpfkopf kaufte, wusste er, dass das streng verboten war. Denn die Regierung befürchtete zu Recht, dass das Interesse der europäischen Touristen das Morden unter den Indigenen befeuern würde. Allein ein weiblicher Tsantsa war ja schon Beleg dafür! Doch das Interesse am wohl gruseligsten Exotikum bestand da bereits seit dem 19. Jahrhundert. Unzählige Schrumpfköpfe fanden den Weg nach Europa, in private Ausstattungen, Wunderkammern und wissenschaftliche Sammlungen. So hat justament das Pitt Rivers Museum in Oxford beschlossen, über Hundert davon aus seiner Ausstellung zu nehmen. Insofern ist es gar nicht so abwegig, einen Schrumpfkopf ins Zentrum