Randgänge

Berlin-Buch Berlin als Panorama ...

Berlin als Panorama

Die nächtlich beleuchtete Stadt, die sich im nassen Asphalt spiegelnden Lichtreklamen - das gehört in die Grundausstattung des Berlin-Mythos. 1928 zum Beispiel hatte sich "Berlin im Licht" inszeniert. Konservative Gemüter beklagten Geschmacklosigkeiten und Reklamerummel, vor allem aber, dass die Sehenswürdigkeiten und Denkmäler Berlins nur unvollständig vertreten waren. Das zumindest scheint sich gründlich geändert zu haben, sieht man sich die Fotografien von Jürgen Pollak an. Sie liefern ein Panorama alles dessen, was einem so zu Berlin einfallen könnte - vom Flughafen Tegel über Avus, Gedächtniskirche zum Potsdamer Platz, Brandenburger Tor, Reichstagsgebäude über Dom, Palastruine der Republik zum Alexanderplatz. Und dazwischen noch vieles mehr. Kamen die Zwanziger in künstlerischem Schwarzweiß auf uns, so leuchtet hier Berlin künstlich in starken Farben, pastellig bis bonbonös. Eine unwirkliche, menschenfreie Kulissenstadt. Nicht ohne Schaudern betrachtet man die gleichwohl faszinierenden Bilder.

Jürgen Pollak Berlin. Lichter einer Großstadt. neuer Kunstverlag. Stuttgart 2007, 92 S., 40 Fotografien, 34,90 EUR

Berlin für Arme

Auf S. 63 wird uns verraten, wie man an kostenlose Rezensionsexemplare kommt. Schon aus Distinktionsgründen sei hier nachdrücklich erklärt: Dies Buch habe ich eigenfinanziert gekauft! Heißt es doch Berlin für Arme. Doch dank seiner inzwischen reichlichen Popularität werden Bernd und Luise Wagner ebenso reichlich Honorar erhalten, das ihnen erlauben wird, ihre eigenen Tips ignorieren zu können. Als Stadtführer für Lebenskünstler preist das Bändchen sich an, das systematisch alle Zwänge, Bedürfnisse und Wünsche zwischen Behördengang und Winterüberstehen, Nahrungsaufnahme und Kulturgenuss, vom Einkaufen bis zum Verreisen daraufhin untersucht, wie sie besonders preiswert oder gar kostenlos zu erfüllen sind. Das mag auf den ersten Blick wie eine snobistische Schnorrerfibel für Schwaben erscheinen. Ist aber mehr. Zum einen ist es eine Art Volkspädagogik, nämlich Wiedererinnern alles dessen, was man selber tun kann, wofür man selbst in der Stadt keine Dienstleister braucht. Nicht zuletzt aber ist es ein Buch, das jenseits aller seiner Gewitztheiten und Kuriositäten darauf sinnt, wie man als Armer (oder auch nur Prekarier) seine Würde wahren kann. Vielleicht liegt darin sogar seine überzeugendste Ratgeberfunktion.

Bernd und Luise Wagner Berlin für Arme. Ein Stadtführer für Lebenskünstler Eichborn Berlin, Frankfurt am Main 2008, 144 S., 8,95 EUR

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden