Warum sollte man heute noch Ernst Jünger lesen – vor allem als Frau?

Literatur „Strahlungen“, Ernst Jüngers Tagebücher aus den Jahren 1939 bis 1948, sind ein vertrackter Ziegel. Nur „Männerliteratur“ sind sie nicht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2023
Ein Frauenheld war Ernst Jünger nicht. Hätte er literarisch aber durchaus sein sollen
Ein Frauenheld war Ernst Jünger nicht. Hätte er literarisch aber durchaus sein sollen

Foto: Sven Simon/United Archives/Imago Images

Warum man denn überhaupt noch Jünger lesen solle, hat mich die Redakteurin gefragt, als ich ihr im Herbst vergangenen Jahres meine Besprechung der Edition der Strahlungen geschickt hatte, insbesondere als Frau? Darüber hatte ich mir keine sonderlichen Gedanken gemacht, als Mann.

Mich hatte schlichtweg die Edition dieses vertrackten Ziegels interessiert und die Wiederbegegnung mit einem Autor, den mir in den frühen Sechzigern ein stramm deutschnationaler Deutschlehrer der Parallelklasse als Antidot empfahl gegen Thomas Mann, den mein bewunderter Deutschlehrer favorisierte. Ich habe beide gelesen und bin im Abitur bei Heinrich Mann gelandet. Das steht auf einem anderen Blatt.

Keine meiner Freundinnen, die oft gern Thomas Mann lasen, konnte ich damals für Jünger be