Die Schreibtischtäter

Medien Der ZDF-Film „Die Wannseekonferenz“ hält sich strikt an das damalige Protokoll. Doch es bleiben Lücken
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2022

Der Diplomat Franz Rademacher, seit März 1940 Leiter der Abteilung D III, des „Judenreferats“ im Auswärtigen Amt, fuhr am 16. Oktober 1941 nach Belgrad. Wieder in Berlin erstattete er Bericht: „Die männlichen Juden sind bis Ende der Woche erschossen, damit ist das in dem Bericht der Gesandtschaft angeschnittene Problem erledigt.“ In seiner Spesenabrechnung gab Rademacher als Zweck der Reise „Liquidation von Juden“ an. Der Spiegel zitierte dies schon 1971 in einem Beitrag über NS-Diplomaten im Auswärtigen Amt. Léon Poliakov und Joseph Wulf hatten das Dokument sogar schon 1956 in ihrem Buch Das Dritte Reich und seine Diener publiziert. Auch Christopher R. Browning zitierte es 1978 in seinem Buch Die „Endlösung“