Je suis Charlie. Waren wir das wirklich? Charlie? Während sich so ziemlich alle sehr einig waren, dass Mord und Totschlag keine angemessene Reaktion auf Mohammed-Karikaturen sind, spukte doch in einigen Köpfen der Gedanke „naja, sie haben es ja schon provoziert, sie wussten ja wie die radikalen Islamisten auf soetwas reagieren“. Von Salman Rushdies Satanischen Versen über die Mordanschläge auf Kurt Westergaard und Theo van Gogh bis zu Benghazi und Charlie Hebdo wurde uns das Bild vermittelt, dass der islamistische Fundamentalismus ausgesprochen empfindlich gegenüber Spott ist, um es mal sehr freundlich auszudrücken. Doch die Presse- und Meinungsfreiheit, hochgehaltene „westliche“ Werte, dürften niemals durch soetwas eingeschränkt oder infrage gestellt werden. Im Gegenteil! Und doch wurde den Menschen etwas mulmig zumute. Manche posteten die Titelseiten von Charlie Hebdo trotzig auf Facebook, andere trauten sich nicht einmal ein Like. Und wieder andere empfanden die französischen Karikaturen als recht billige Provokationen, denen sie kaum künstlerischen Wert beimaßen. Sie hätten es einfach bleiben lassen sollen, so konnte man es hier und da hören und lesen. Und ein paar Wochen später ließen sie es auch bleiben. Charlie Hebdo verkündete, den Islam nicht mehr verspotten zu wollen.
Nun hat Christian Ehrings Satireshow extra3 den türkischen Präsidenten verspottet und erstaunlicherweise dessen ganzen Ärger auf sich gezogen inklusive Forderung nach Beschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland, was völlig folgerichtig sofort noch viel mehr Spott verursachte. Memes wurden auf Facebook und sonstwo geteilt mit Bildern von Erdogan mit diversen Gegenständen und ähnlichem („Gewehrdogan“, „Hairdogan“, „The Fresh Prince of Bel-Airdogan“) und Deutschlands – zu Recht – unvermeidlicher „Chefsatiriker“ (Spiegel Online) Jan Böhmermann ließ sich zu einer kompletten Überspitzung hinreißen in seinem Neo Magazin Royale, als er dichtete „Pervers, verlaust und zoophil / Recep Fritzl Priklopil“. Da wurde es dem ZDF doch zu heiß und es löschte, angeblich in Einvernehmen mit Böhmermann, die entsprechende Sendung und Ausschnitte daraus sowohl in der eigenen Mediathek als auch überall auf YouTube wo der Ausschnitt auftauchte. Das ZDF lege äußersten Wert auf Qualität, hieß es.
Nun lässt sich sicherlich juristisch darüber streiten ob Böhmermanns Extremschmäh in diesem Fall die Grenzen der Satire hin zur Verleumdung überschritten hat und rechtlich nicht mehr einwandfrei abgesichert ist. Die Anstalt mit Max Uthoff und Claus von Wagner musste ja auch bereits einmal vorübergehend offline gehen nachdem Journalisten der Zeit die Sendung verklagt hatten. Doch die Frage ist nicht, ob hier eine rechtliche Grauzone betreten wurde. Die Frage, die in den sozialen Netzwerken gestellt wird, ist ob das ZDF den Schwanz eingezogen hat – möglicherweise staatlich verordnet – aus Angst vor diplomatischen Spannungen mit der Türkei. Und ob Böhmermann übers Ziel hinausgeschossen ist. Meine Antworten sind: Ja. Und ja. Letzteres ist aber irrelevant.
Darf Satire alles? Sie darf nicht nur, sie muss. Wenn uns an den sogenannten westlichen Werten wie Meinungsfreiheit wirklich etwas liegt, dann müssen wir Satire stets verteidigen, selbst wenn sie schlecht ist oder zu hart oder uns nicht in den ideologischen Kram passt. Doch wir müssen uns auch die Frage stellen, was manche Satire bewirkt. Dass in den USA sich momentan alle Comedians auf Donald Trump und dessen Fans stürzen ist logisch und unvermeidlich – und in vielen Fällen sehr sehr witzig. Wird es Trump Unterstützer kosten? Wohl kaum. Eher wird sich seine Gefolgschaft noch mehr radikalisieren und gegen den Rest des Landes aufstacheln lassen. Wird Erdogan aufgrund des Spottes aus Deutschland seine harte Linie etwas aufweichen? Erst recht wohl kaum!
Als Jon Stewart seine Daily Show letztes Jahr nach 16 Jahren beendete, sprach er in seiner letzten Show einigermaßen frustriert davon, wie sich in all dieser Zeit kaum etwas bis gar nichts zum Guten hin verändert habe. Volker Pispers, der uns nun auch mit seiner Rente gedroht hat, erzählt seit Jahren in seinem Programm, dass er seit Jahrzehnten über die gleichen Missstände in Gesellschaft und Politik spricht und sich seitdem nichts verändert habe. Die wohl optimistischste Lesart aus dieser Erkenntnis wäre wohl: Man stelle sich vor wie viel schlimmer alles geworden wäre, wenn die Satire nicht gewesen wäre! Die realistischere ist: Satire erreicht meist ohnehin nur diejenigen, die bereits ein offenes Ohr haben und aktiv Denkprozesse bei sich selbst einleiten. In den Fällen wo die Satire die wirkliche Masse erreicht, ist es meist nur die Reaktion auf die Satire, die zum Thema wird. Erdogans Reaktion, die Videolöschung des ZDFs und der Anschlag auf Charlie Hebdo sind weit mehr Menschen bekannt als die extra3-Sendung, Böhmermanns Gedicht oder die Titelbilder einer kleinen französischen Satirezeitschrift. Das ist schade, ja ärgerlich. Heißt das, die Satire hat versagt? Die Satire hat keine Chance? Die Satire ist nur, wie Pispers es in seinem Anfangsmonolog bei „Bis neulich...“ stets suggeriert, ein Streicheln über das Gewissen der Menschen, die sich zwar über Missstände im Klaren sind, aber nichts dagegen tun würden?
Nein. Die Satire ist in den letzten Jahren, sowohl hier als auch am anderen Ufer des großen Teichs, zum Journalismusersatz geworden. Bill Maher, Stephen Colbert, Jon Stewart, Trevor Noah, Georg Schramm, Volker Pispers, Max Uthoff, das sind Namen, denen große Glaubwürdigkeit beim Vermitteln von Fakten beigemessen wird, während die Skepsis gegenüber den herkömmlichen Nachrichtenvermittlern in Print und TV immer mehr steigt. Was in den USA „corporate media“, „establishment media“ oder „mainstream media“ genannt wird, heißt bei uns mittlerweile in bestimmten unangenehmen Kreisen „Lügenpresse“ - eine etwas unglückliche „Unwort des Jahres“-Wahl, die leider den Eindruck machte dass nur rechte Nationalisten Probleme mit der Presse haben.
Dass die Satiriker/Comedians/Kabarettisten zu reluctant heroes der Berichterstattung geworden sind, hat ihre Rolle in der Gesellschaft verändert und das Internet und die sozialen Netzwerke können ihre Reichweiten immens verstärken. Wie groß die Auswirkung dessen auf gesellschaftliche Entwicklungen ist oder sein kann, wird man wohl erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten nachvollziehen können. Vielleicht wird man es auch nie nachvollziehen können. Genauso wie wir jetzt nicht wissen ob Pispers' oder Stewarts satirisches Engagement vollends im Rad der Zeit verpufft ist oder wir einfach noch ein Stück miserabler dran wären ohne sie. Sicher ist nur: Satire darf nicht nur, sie muss. Damit werden auch Trump, das ZDF, Erdogan und der IS leben müssen. Und weil ich natürlich ungern so zugespitzte Aufzählungen mache wie Jan Böhmermann, entschuldige ich mich gleich hier und jetzt beim ZDF. Nichts für ungut.
PS: Ich verzichte hier bewusst auf die korrekte Schreibweise des Namens Erdogan mit Sonderzeichen. Ich spreche das "g" auch als "g" aus. Das ist mein Protest. Ich bin sicher, Erdogan zittert bereits.
Kommentare 109
|| Die Frage, die in den sozialen Netzwerken gestellt wird, ist ob das ZDF den Schwanz eingezogen hat – möglicherweise staatlich verordnet – aus Angst vor diplomatischen Spannungen mit der Türkei. ||
Die sozialen Netzwerke mal wieder. War wohl noch 'ne Verschwörungstheorie zu wenig im Netz. Dann gut, dass es die jetzt gibt.
Lese im Spieglein an der Leine:
|| Als Schmähung hat das Bundesverfassungsgericht 1990 eine herabsetzende Äußerung charakterisiert, "wenn in ihr nicht mehr die Auseinandersetzung in der Sache, sondern die Diffamierung der Person im Vordergrund steht." Eine solche Schmähkritik stünde dann nicht mehr unter dem Schutz der Meinungsfreiheit. || link
Und der Tweert da zwitscherte gestern Mittag um zwanzig vor zwei über'n Neo Magazin Royale Account. Text: "Was Satire auf gar keinen Fall darf, hier nochmal zum Nachschlagen"
Gefolgt vom Link auf den (gelöschten) Clip zum Gedicht.
Also, ich bin ja einer, der auch meint, dass Satire alles darf. Aber etwas, das explizit als Nicht-Satire angepriesen wird, darf logischerweise weniger.
Sie hatten es doch drauf angelegt. Und so gern ich Böhmermann mag, so daneben finde ich die Aktion. Schon allein politisch. Als ob es nicht genug gäb', was man an und um die Hexe von Blairdogan satirisch verwursten könnte.
Und Priklopil..??? Unterste Schublade. Da tun mir alle Geschmacksnerven weh. Nicht so bei:
Obwohl das rein musikalisch behört auch ganz grausam ist.
Ja! Hoch lebe er und lang, der Spott - und mit ihm der blitzgescheite Herr Böhmermann und seine Crew, die gerade immer noch einen Schritt weiter bzw. voraus sind...
Denn irgendwie kann ich mir bei der soliden Tante ZDF nicht vorstellen, dass die Sache zwischen Aufzeichnung und erster Ausstrahlung nicht abgeklärt wurde, bzw: in genau dieser Dramaturgie geplant.
Möge es die Satire-Debatte befeuern und inspirieren.
Hallo Jantoban,
was sich Herr Böhmrmann da dachte, sei seine Sache. War es verletzte Eitelkeit? Keine Ahnung.
Gewiss wird aber Herr Erdogan diesen Elfer gerne verwandeln. Seine wichtigen türkischen Wähler in Deutschland glauben Ihm jetzt, dass die westliche Journaille übel ist. Ehrlos und beleidigend, das Pack. Voila.
Und dieser Elfer für die AKP kam ganz ohne Not, Erdi hatte kurz vorher noch ein echtes Problem. Weil das Lied untermauert mit Fakten war.
Die pädagogisch verschwurbelten Hin und Her Gedanken von Böhmermann (Jetzt weiss Erdi endlich, wo der Unterschied zur Schmähkritik ist!) wird wohl kaum jemand nachvollziehen können.
Was bleibt, ist die beleidigende Wirkung von Worten wie „Ziegenficker“ et altera. Das verbindet dann die Anhänger der AKP umso stärker in Ihrer Rolle als Opfer westlicher Hybris.
Er hat – nach meiner Meinung - der Sache (der Freiheit und den inhaftierten Journalisten in der Türkei) einen Bärendienst erwiesen und wird deshalb scherzhaft selbst:
Mitarbeiter des Monats von Recep Tayyip Erdoğan.
Dumm gelaufen.
Viele Grüße
fos?
fos! ;o)
Ja, dumm gelaufen. Letztlich aber, weil das ZDF die Löschung des Beitrags nicht mit Böhmermanns eigenen Worten flankierte, sondern von Ansprüchen an die Qualität von Satiresendungen anfing. Da noch mal gut nachzulesen.
Misskommunizierende Röhren.
Sonnige Grüße!
ja die zustände und führer-persönlichkeiten
spotten jeder bemühten beschreibung.
dem auf-geblasenen gehört die luft abgelassen.
das spott-lied schrumpft die anmaßenden.
glücklich das volk, das heroische haltungen überwunden hat.
Dass die Satiriker/Comedians/Kabarettisten zu reluctant heroes der Berichterstattung geworden sind, hat ihre Rolle in der Gesellschaft verändert und das Internet und die sozialen Netzwerke können ihre Reichweiten immens verstärken.
Das ist so - und Götz Hamann beklagte es vorigen Sommer in der "Zeit":
Satire darf alles, klar, sie darf böse sein, einseitig, zynisch. Aber wenn sie vom Rand der Debatte in deren Mitte rückt, sagt das viel über die Gesellschaft. Und wenn Satire zu einer wesentlichen Informationsquelle wird, dann dokumentiert das nicht nur die Entfremdung zwischen dem Publikum und jenen Journalisten, die traditionell über Politik, Wirtschaft und Kultur berichten: Dann vertieft sich die Entfremdung noch.
Dem Publikum war Hamann ob dieses Vertrauensvotums zugunsten der Satiriker ziemlich böse. Schließlich seien Medien .. bei den satirischen Welterklärern längst fester Bestandteil jener Elite, die unter Generalverdacht steht.
Die Presse und die ÖRM haben's nicht leicht. Das weiß auch Noam Chomsky.
Der "nicht erfüllte Qualitätsanspruch" ist sicher nicht der entscheidende Hintergrund für die berechtigte, wenn auch ungeschickt kommunizierte Entfernung des Beitrags aus der Mediathek.
Vielmehr ist es eine Erklärung mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner für derartige Maßnahmen, die so mehrheitlich akzeptiert werden dürfte. Eine präzisere Erklärung wäre sicher zu anspruchsvoll gewesen und hätte den dafür notwendigen Intellekt überfordert, wäre also nur von denen verstanden und akzeptiert worden, derentwegen der Beitrag ohnehin nicht hätte entfernt werden müssen.
Die Satire-Inkarnation des ZDF hatte einfach nur den intellektuellen Bogen überspannt. Das passiert halt schnell, wenn man auf den Satireerfolg von Kollegen noch eins drauf setzen will.
Böhmermann ist eben auch nur ein ehrgeiziger Mensch, der immer mehr Aufmerksamkeit braucht.
Irgendwann sollte es dann aber auch genug sein.
"Darf Satire alles? Sie darf nicht nur, sie muss. Wenn uns an den sogenannten westlichen Werten wie Meinungsfreiheit wirklich etwas liegt, dann müssen wir Satire stets verteidigen, selbst wenn sie schlecht ist oder zu hart oder uns nicht in den ideologischen Kram passt. Doch wir müssen uns auch die Frage stellen, was manche Satire bewirkt."
Genau. Wir müssen uns diese Frage stellen. Vor dem Hintergrund stellen, dass sie tatsächlich Ausdruck einer Situation ist, in der neutrale Berichterstattung als Geschäftsmodell nicht mehr wirklich funktioniert. Weil sie erstens im Sinne der Staatsmoral missbraucht wird, und zweitens auf dem Markt der gerissenen, wertenden Darstellung unterlegen ist, die überspitzt, satirisch überzeichnet und dir Ideologie ihrer Zielgruppe rhetorisch bedient.
Aber ein Effekt ist eben auch der, dass damit der Mechanismus aufrecht erhalten wird, den der internationale Terrorismus für seine Zwecke ausnutzen kann und sehr bewusst ausnutzt. Man könnte überspitzt sagen: Die Enthauptungen vor laufender Kamera, die Bomben in Brüssel und Paris sind die "Satire" der Terroristen. Sie entsteht aus einer ähnlichen Situation heraus, indem sie nur ihre Statatsmoral predigt, die Regeln unserer freien Marktwirtschaft bedient und sich durch den Extremismus ihrer Botschaften einfach durchsetzt. Kurz: Deren satirische Antwort auf die Realität unserer Doppelmoral, mit der sie ihre Freiheit der unseren entgegen setzen. Und so lange wir nicht auf die Freiheit unserer Satire verzichten können oder wollen, obwohl sie ja, laut Pispers keinen effektiven politischen Nutzen hat, so lange wird auch der Terror im Rahmen der Spielregeln antworten, die wir selber als unverzichtbar festgelegt haben,
Hallo Ernstchen.
Ich finde, dass das insgesamt ein starker Text ist, der die richtigen Fragen stellt und mit dem ich weitreichend übereinstimme.
„Die Frage, die in den sozialen Netzwerken gestellt wird, ist ob das ZDF den Schwanz eingezogen hat – möglicherweise staatlich verordnet – aus Angst vor diplomatischen Spannungen mit der Türkei. Und ob Böhmermann übers Ziel hinausgeschossen ist. Meine Antworten sind: Ja. Und ja. Letzteres ist aber irrelevant.“
Und vielleicht ist das zweite Ja sogar sogar noch eine Überlegung wert: https://www.freitag.de/autoren/ernstchen/es-lebe-der-spott#1459587160298829
Wir verteidigen also den Wert der Satire, indem wir zensieren. Das steht in einer Reihe mit den sonstigen Selbstwidersprüchen der westlichen Wertehemisphäre, wie Foltern für die Menschenrechte, Abhören für die Freiheit, Waffenexporte für den Frieden und die Möglichkeiten der Wirtschaft Gesetzestexte, die die Möglichkeiten der Wirtschaft zum Inhalt haben, selbst zu schreiben. Mir würde locker noch mehr einfallen.
„Darf Satire alles? Sie darf nicht nur, sie muss. Wenn uns an den sogenannten westlichen Werten wie Meinungsfreiheit wirklich etwas liegt, dann müssen wir Satire stets verteidigen, selbst wenn sie schlecht ist oder zu hart oder uns nicht in den ideologischen Kram passt.“
Warum die Verlogenheit oder Doppelmoral eigentlich noch toppen? Satire darf nicht alles, auch bei uns nicht und sollte m.E. auch nicht alles dürfen. Die besten KZ- oder Kinderficker-Satiren will ja auch keiner hören, wenn man sagt „zurecht“, muss man begründen, warum man glaubt, dass hier oder irgendwo die Grenze des guten oder auch schlechten Geschmacks verläuft. Was ist noch Satire und was einfach nur noch geschmackloser Müll ist.
Eine nicht ganz unwichtige Frage in dem Zusammenhang ist ja, mit welchem Recht wir eigentlich anderen Staaten und Kulturen vorschreiben wollen, wie sie sich zur Satire zu verhalten haben. Es geht Erdogan schlicht nichts an, welche Haltung wir hier dazu haben, aber wie die Türkei das entscheidet ist auch nur am Rande unser Bier, es sei denn, es werden bestimmte EU-Kriterien verletzt, aber da sollte man dann, um glaubwürdig zu bleiben, vielleicht erst mal Ungarn und Polen ins Gebet nehmen.
„Volker Pispers, der uns nun auch mit seiner Rente gedroht hat, erzählt seit Jahren in seinem Programm, dass er seit Jahrzehnten über die gleichen Missstände in Gesellschaft und Politik spricht und sich seitdem nichts verändert habe.“
Ja, das tut er und vergleicht die Satire mit der Predigt in der Kirche. Man lässt sich kurz den den Kopf waschen und ändert nichts. Warum eigentlich nicht? Warum ist uns eigentlich alles so schrecklich egal? Wie kommt das? War das immer schon so? Und ändert es tatsächlich nichts?
„Die Satire ist in den letzten Jahren, sowohl hier als auch am anderen Ufer des großen Teichs, zum Journalismusersatz geworden.“
Ja. Oder jein. Und ist das nicht eigentlich auch ein Skandal? Es gibt sie schon, die richtig geilen Features, Dokus und Artikel, nur eben in Nischen. Und nicht jeder hat Zeit und Lust aktiv danach zu suchen. Aber die Mainstream Unterhaltung und auch die Nachrichten, sind m.E. in den letzten Jahrzehnten nicht erheblich besser geworden, ohne in den saudummen Lügenpresse-Singsang einstimmen zu wollen.
„Wie groß die Auswirkung dessen auf gesellschaftliche Entwicklungen ist oder sein kann, wird man wohl erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten nachvollziehen können.“
Ja, hier hat sich was geändert und während die Qualität der breiten Presse nicht unbedingt besser geworden ist (aber, hier muss der Leser selbstkritisch sein: Längere und gut recherchierte Artikel werden dann gerne auch mal nicht mehr gelesen. Alles muss in 30 oder 90 Sekunden passen. Mein persönliches Highlight ist der vollkommen ernst gemeinte Vorschlag gewesen, wenn man was wirklich Wichtiges zu sagen habe, könne man das auch in 6 Sekunden tun! Die Definition von Wichtigkeit möchte ich gerne mal hören oder lesen. Aber bitte in weniger als einem Zeichen. ;-) ) Satire, ja die wird noch gehört und die ist nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite besser geworden. Ich höre regelmäßig und liebend gerne Satire und finde die Qualität oft ausgezeichnet. Lustig und informativ, manchmal bitterböse, U und E das geht zusammen, muss aber nicht immer zusammen gehen. Ich will nicht alles pseudokomisch vermittelt bekommen, ich finde auch knochentrockende Monologe gut, muss halt nur fesselnd sein.
„Sicher ist nur: Satire darf nicht nur, sie muss. Damit werden auch Trump, das ZDF, Erdogan und der IS leben müssen.“
Warum? Begründen Sie mir das doch mal. Ich finde, man sollte sich sehr genau überlegen, inwieweit man auf dem herumtritt, was anderen wichtig und heilig ist. Das mag uns als kleinkarierte Scheiße erscheinen, aber, wenn wir meinen, dass es irgendwie besser, reifer, hilfreicher ist, dass man das erträgt, muss man auch begründen können, warum, ansonsten steht nämlich nur ein: Wir machen das so und wir eben so, gegeneinander. Die Engländer fahren links, wir rechts, das war's, eine reine Konvention.
Wenn wir mit der Möglichkeit der Satire mehr verbinden, als dass das eben eine kulturspezifische Ausdrucksform bei uns ist, wie anderswo die Ikonenmalerei oder bestimmte Sportarten, muss man Ihren Mehrwert darstellen können. Ihr Text belegt aber, dass dies überwiegend nicht der Fall ist, also wird die Frage, wieso das, was nichts bringt, eigentlich so dringend für die Weiterentwicklung der Menschheit nötig ist, nur umso lauter.
Top! Interessant fand ich auch das Vorgehen von Erdogans Faschisten in Washington; gegen Kurden und türkische Journalisten. So nach dem Motto, das türkische Weltreich ist überall. Merkel und die EU haben ihm das ja auch so schon suggeriert.
Die sogenannte Real-Politik ist die wahre Satire.
Erdogan's henchmen in action in Washington http://www.sueddeutsche.de/politik/washington-erdoans-leibwaechter-greifen-reporter-in-washington-an-1.2929915
"Eine präzisere Erklärung wäre sicher zu anspruchsvoll gewesen und hätte den dafür notwendigen Intellekt überfordert, wäre also nur von denen verstanden und akzeptiert worden, derentwegen der Beitrag ohnehin nicht hätte entfernt werden müssen."
Den Intellekt überfordernd? Vielleicht auch einfach ne Spur zu ehrlich?
PS: Link versemmelt. Wollte eigentlich den Spiegel Beitrag verlinken, hat aber Janto schon getan, siehe dort.
Mir ging es nicht um die schön geschriebene Spiegel-Analyse, sondern nur um die auf "Qualitäts-Anspruch" redzierte Erklärung des ZDF.
Und die ist aus meiner Sicht eben nicht ehrlich, sondern nur bequem. Der Böhmermann hält das problemlos aus, hat er doch damit schon die Knetmasse für sein nächstes Scenario.
"...Der Böhmermann hält das problemlos aus,..."
Heute abend kleiner Stimmungsbericht live von Böhmermann im türkischen Viertel einer mittelgroßen Stadt. Das wärs doch.
Viele Grüße
fos?
"Und die ist aus meiner Sicht eben nicht ehrlich, sondern nur bequem."
Ja, meinte ich auch. Die qualitätsbedingte Rücknahme riecht schwer nach Zensur, aber zum Glück gibt es die bei uns ja nicht. ;-)
"...mittelgroßen Stadt..."
Osten zählt nicht. Irgendwas in NRW.
Böhmermanns "Entschuldigung":
"Sollte ich bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte ich ergebenst um Verzeihung."
dabei gings es ihm und dem ZDF doch nur um eines:
"Ich denke, wir haben heute am 1. April 2016 gemeinsam mit dem ZDF eindrucksvoll gezeigt, wo die Grenzen der Satire bei uns in Deutschland sind. Endlich!"
weil der Blick so schön irre ist, hier nochmal in Wort und Bild.
Komische Frage. Satire, ähnlich wie Humor an sich, ist überlebenswichtig, wenn das Gehirn eines durchschnittlich intelligenten Menschen mit noch rudimentär vorhandenen Fühlungsartefakten nicht durchdrehen soll...
Dennoch lohnt es sich zu schauen, ob das laute Lachen eventuell auf Kosten anderer Menschen geschieht. Oder das Ehrgefühl eines anderen verletzt. Allerdings auch nur, wenn man/frau davon ausgeht, dass es überhaupt noch andere "Menschen" gibt außer der eigenen geschätzten Trendrübe, selbstverständlich.
Mit "Trendrübe" meine ich übrigens Böhmermann, nicht dass sich irgendjemand anderer womöglich fälschlicherweise angesprochen fühlt ;-)
Natürlich. Bei uns ist sogar die Zensur besser, nicht nur die Doppelmoral.
Für mein Empfinden ist das Böhmermannsche Gedicht schon Satire. Eine Satire, die sich aber nicht gegen Erdogan sondern im Gegenteil gegen die hiesigen Medien und deren "Berichterstattung", "Kritik" und "Satire" über Erdogan richtet.
Allerdings ist das ganze mit seinen kolossalen Übertreibungen doch recht grenzwertig. Es kann leicht mißverstanden werden und ist für gar manches Tröthorn womöglich noch Bestätigung für seine "Kritik" an Erdogan.
Insofern ist die Entscheidung des ZDF für mich durchaus nachvollziehbar.
Einer der herausgefurzten Sprüche Böhmermanns verrät mit einer unfassbaren Aneinanderreihung, dass homophobe Gedanken diesem Hofnarren nicht fremd sind:
"Von Ankara bis Istanbul weiß jeder dieser Mann ist schwul, pervers, verlaust und zoophil."
Spätestens damit hat er die Grenzen der Satire überschritten.
Ich wollte zu diesem Thema Böhmermann, weil er so abartig primitv auf der infantilen Ebene 'Pipi-Popo-Kacka' rumturnt, nichts von mir geben, aber zu Ihrem Kommentar muß ich mich äußern und sagen: Bingo, genau so ist es!
@ Bernhard Wettig:
@ Gebe:
Dann lautet die Sprachregelung, dass Satire zwar alles darf, aber nicht alles Satire ist.
Was also ist die Grenze zur Satire? Ich hörte mal, Satire dürfe sich nicht gegen unterprivilegierte Minderheiten oder Randgruppen richten.
Schwule Kaberettisten oder solche mit Migrationshintergrund nehmen zuweilen ihre eigene Community aufs Korn.
Das "Wie" ist ein Teil der Geschichte. Aber wir müssen über die Grenzen reden und wenn es nur ein Ping Pong ist zwischen dem was Satire darf oder ist, bringt das auch nicht viel.
Die Paulchen Panther Videos an denen wohl das NSU Trio beteiligt war, arbeitete, soweit ich das gesehen habe, mit satirischen Elementen, aber ist es Satire?
Manche sehen es als super an, dass man die katholische Kirche als "Kinderfickersekte" bezeichnen darf.
Die taz meint, die späte Löschung sei eine Art Werbegag.
kein Werbegag, sondern Teil ddes Spiels, so kann man das durchaus sehen, Gesichtswahrung für alle, außer Erdogan natürlich.
Das ZDF hat mit seiner Löschung nichts anderes gemacht als Böhmermanns Spiel mitzuspielen. Es hat ihm womöglich sogar den Arsch gerettet.
"Was also ist die Grenze zur Satire?"
"Schwule Kaberettisten oder solche mit Migrationshintergrund nehmen zuweilen ihre eigene Community aufs Korn."
Der Unterschied ist der zwischen "Spiegel vorhalten" und erniedrigen.
Es gibt nichts, was befugt ist, alles zu dürfen! Da irrte Tucholski gewaltig; denn Satire ist keine Gottheit. Und selbst eine Gottheit darf nicht alles, weil sie ansonsten zum Tyrann verkommen würder.
Alles, was zu Extremität und Exzessivität tendiert, schlägt in sein schädliches Gegenteil um.
"Was fruchtbar ist allein ist wahr." (Goethe)
Sie werden nun aber nicht ernsthaft annehmen, daß ich mich auf eine weitere Diskussion einlasse zur Bedürftigkeit von Satire.
Mit dem nochmaligem Weiterverbreiten dieser Scheiße auch hier kommen Sie sich jetzt wohl wie ein "Held" vor?
Wie lautet doch jeder zweite Ihrer Kommentare: Nettiquette, Nettiquette, Nettiquette, Forumsregeln, Forumsregeln, Forumsregeln... bla, bla, bla.
Wissen Sie was, wenn mich jemand fragen würde: Du bist doch da in einem Forum. Fällt Dir da auf Anhieb jemand ein, der Dir mit seiner Schreibe total unsympatisch rüberkommt?
Was glauben Sie, welcher Nick mir da sofort in den Kopf schießen würde.
"Schwule Kaberettisten oder solche mit Migrationshintergrund nehmen zuweilen ihre eigene Community aufs Korn."
Wissen Sie was, was mir bei solch komischen Sätzen wie diesem auch immer wieder auffällt?
Sie drücken eine seltsame Verwunderung darüber aus, dass es sich bei Angehörigen einer Minderheit um Menschen wie Du und ich handelt.
Guten Abend! trendrübe ist auch ein schönes Wort.
Ich schaue mir die Böhmermann-Sendung an und lache über seine auch Frechheiten.Politische Satire ist es ja nicht so oft.Das ist auch gar nicht sein Anspruch.Böhmermann wollte auch mal so die Grenzen ausloten und auch rüber über die Demarkationslinie.Extra3 hat eine andere Qualität.Ich bin der Meinung,daß der türkische Ministerpräsidentmit gar keinem Spott umgehen kann.Ihm ist so gehuldigt worden,daß das jetzt als Sand im Getriebe zu werten ist.Niemand hat aber das Recht, Satirikern oder berufsmäßigen Zynikern mit Bannfluch oder anderen lebensverkürzenden Machtspielchen zu begegnen.Dieser selbstverliebte Ministerpräsident wird noch mehr Puppen tanzen lassen.Manchmal ist es besser,solche Menschen nicht vorzuführen,es findet sich immer ein Rächer.Und da setzt bei mir die Ratio ein.
Ich hoffe sehr,daß dieser Ministerpräsident bald abgewählt wird-hahaha.
Genau so ist es.
Böhmermann wollte lediglich die Zuschauer inkl. Erdogan anhand eines plakativen Beispieles darüber aufklären, was nach deutschem Recht nicht erlaubt ist.
Dieser äußerst nützliche Hinweis ist nun gelöscht.
Was nun allgemein (auch in der FC) als Eindruck hängen bleibt, ist, dass Böhmermann angeblich eine geschmacklose Schmähkritik gegen Erdogan verfasst hätte ...
Besonders schlau war die Lösch-Aktion des ZDF wohl nicht ...
Korr.:
"dass Böhmermann angeblich eine ernst gemeinte geschmacklose Schmähkritik gegen Erdogan verfasst hätte ... "
„Der Unterschied ist der zwischen "Spiegel vorhalten" und erniedrigen.“
Der Adressat der Satire kann sich aber durchaus erniedrigt, entehrt oder beleidigt fühlen – und zwar ernsthaft, nicht als Masche – während der Satiriker zugleich der Meinung sein kann, er habe nur den Spiegel vorgehalten.
Die Frage ist, was man aushalten muss und warum.
„Wissen Sie was, was mir bei solch komischen Sätzen wie diesem auch immer wieder auffällt?
Sie drücken eine seltsame Verwunderung darüber aus, dass es sich bei Angehörigen einer Minderheit um Menschen wie Du und ich handelt.“
Kann ich in dem Zusammenhang nicht nachvollziehen.
„Niemand hat aber das Recht, Satirikern oder berufsmäßigen Zynikern mit Bannfluch oder anderen lebensverkürzenden Machtspielchen zu begegnen.Dieser selbstverliebte Ministerpräsident wird noch mehr Puppen tanzen lassen.Manchmal ist es besser,solche Menschen nicht vorzuführen,es findet sich immer ein Rächer.Und da setzt bei mir die Ratio ein.“
Das ist es ja, was einige erreichen wollen, Satire mundtot und laff zu machen. Die Schere im Kopf ist dann immer dabei. Kluge Satire beginnt jedoch genau hier und endet nicht.
Und in der Tat haben selbstverliebte Menschen häufig noch die Angewohnheit, dass sie nicht nur gefürchtet, sondern auch noch geliebt werden wollen. Satire benutzt ja das Mittel der Übertreibung und Überzeichnung, das bietet ja reiche Möglichkeiten. GröFaZ war ja das bitterbös-ironische Akronym für genau das, was Hitler gerne sein wollte, der größte Feldherr aller Zeiten. Gleichzeitig klingt es aber irgendwie mies und weckt Assoziationen die in Richtung grölender Fatzke gehen könnten.
Eine satirische Großtat ist meines Meinung nach diese. Das hat irgendwie alles und noch ein bisschen mehr.
Erdogan hätte ja auch antworten können: „Wissen sie, ich lache auch immer wieder gerne über Satiriker.“ Aber dann hätten wir uns vielleicht wirklich Sorgen machen müssen.
..."Erdogan hätte ja auch antworten können: „Wissen sie, ich lache auch immer wieder gerne über Satiriker.“ Aber dann hätten wir uns vielleicht wirklich Sorgen machen müssen"...
***** + ***** + *****
Danke, es tut gut, gelegentlich auch mal verstanden zu werden.
Ja, verstehe ich, ich bin ja auch oft genug ein Kotzbrocken an dem "scheinbar" alles abperlt, aber ich kenne das Gefuehl...
;-)
der demütigung hoch-gestellter partner
unserer kanzlerin
durch selbst-ernannte spaß-macher,
die sich mit dem kunst-privileg raus-reden!
muß ein riegel vorgeschoben werden.
ich starte hiermit die aktion:
je suis: erdogan!
unterschriften-listen liegen am zaun
vor dem bundeskanzler-amt aus.
Besonders schlau war die Lösch-Aktion des ZDF wohl nicht ...
Das Gegenteil scheint der Fall, denn.....
Gelöscht (im Netz?) ist nicht gelöscht! Inzwischen weiß das doch (fast) jedes Kind.
wieder hat sich bestätigt, durch eine Löschung mit Ansage wird meist erst die gewünschte Aufmerksamkeit erzielt, so auch in diesem Fall:
nachdem der von Jan Böhmermann schon bald nach der Vorabveröffentlichung in der Mediathek erwartete Shitstorm ausblieb, hat das ZDF mit der (Quoten bringenden) „Zensur“ (mit Ansage) durch Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Stein des Anstoßes doch erst für dessen Auslösung gesorgt.
Jan Böhmermann hat einer immer peinlicher werdenden politischen Witzfigur einen nicht getürkten griechischen Stinkefinger gezeigt, und das ZDF hat ihn dabei erfolgreich unterstützt.
Also nichts mit miss-kommunizierenden Röhren, sondern konzertierte Aktion.
Manchmal sind die Dinge eben ganz anders, als sie erscheinen:
"Ich denke, wir haben heute am 1. April 2016 gemeinsam mit dem ZDF eindrucksvoll gezeigt, wo die Grenzen der Satire bei uns in Deutschland sind. Endlich!"
Das ist grenzüberschreitende (sic!) Satire!
"Also nichts mit miss-kommunizierenden Röhren, sondern konzertierte Aktion."
Glaub' ich nicht.
kein Problem, übernehme ich dann für Dich.
das spricht auch dafür:
TV-Satire ist eine Kunstform, über die es unterschiedliche Meinungen gibt, erklärt ZDF-Sprecher Alexander Stock den Schlingerkurs um die Ausstrahlung der umstrittenen Böhmermann-Show. Die Redaktion habe ihre Meinung gemeinsam mit Jan Böhmermann geändert. Das ZDF hatte die Sendung im TV komplett gezeigt, das Video dann aus der Online-Mediathek entfernt und später gekürzt erneut veröffentlicht.
Nenn mir lieber die Vorteile die das ZDF davon hat. Den Marktanteil des Nischenprodukts von 0,84 auf 0,85 oder gar 0,86 Prozent schrauben?
Endlich die Jugend gewinnen?
Bei der ganzen merkwürdigen Erregung über Erdogans Erregung (die eine Fraktion geht von einer Kränkung aus, die andere sieht kühle Berechnung) ist Böhmermanns Einwurf nur eine Marginalie und bleibt es auch. Was für medienfixierte Medien, die sich wechselseitig gerne am Pimmelchen spielen.
Sorry, läuft bei mir unter Schadensbegrenzung, redet in 8 Tagen aber eh keine Sau mehr von.
Ein Satire-Streit ist bestimmt unterhaltsamer als einer über Menschenrechte - da könnte es ja auch noch um Menschenleben.
Tolles Timing ... äh ... blöder Zufall ^^
https://www.freitag.de/autoren/jonathannes/fachkraeftemangel-nicht-bei-frontex
..."Beim Fernsehrat haben sich daneben - außerhalb gesetzlicher Grundlagen - zwei sogenannte „Freundeskreise“ etabliert, die auch als „CDU-Freundeskreis“ und „SPD-Freundeskreis“ bezeichnet und regelmäßig von jeweils einem politisch erfahrenen Mitglied der CDU oder CSU beziehungsweise der SPD koordiniert werden. Nahezu jedes Mitglied des Fernsehrats gehört einem der beiden Freundeskreise an. Die Freundeskreise treffen sich üblicherweise nach den Ausschusssitzungen am Vortag der Sitzungen des Gesamtgremiums und stimmen die im Gesamtgremium zu treffenden Beschlüsse im Voraus informell ab"...
Auch oben und unten mal genau im Link lesen:
..."Urteil
für Recht erkannt:
Die Zustimmungsgesetze und Zustimmungsbeschlüsse der Länder zu dem Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland vom 31. August 1991 sind, soweit sie § 21 Absatz 1, Absatz 4, Absatz 10 Satz 2, § 24 Absatz 1, Absatz 3 Satz 2 Alternative 1 ZDF-Staatsvertrag als Artikel 3 des Staatsvertrags über den Rundfunk im vereinten Deutschland vom 31. August 1991 in der Fassung des Fünfzehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrags vom 15./17./21. Dezember 2010 in Landesrecht überführen, mit Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes unvereinbar"...
Sowas, schreibt wieder keiner drueber, sehr interessant...
warum auch: Äpfel mit Birnen vergleichen war noch nie zielführend.
??? man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Oder hast Du wegen der Verstöße gegen die Menschenrechte jede Nahrungsaufnahme eingestellt, weil täglich 24.000 Hungertote zu beklagen sind?
Du scheinst die Reaktion des türkischen Staatspräsidenten plötzlich völlig auszublenden.
Insofern hat das ZDF doch Merkels originäre Aufgabe übernommen, nämlich Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden. :-)
Ich finde im ZDF werden weitaus rassistischere Beiträge gesendet und sie sind nicht mal als Satire gekennzeichnt, sondern ernst gemeint.
das ist doch eher das "Werk" von Verschwörungspraktikern und Propagandisten, die sich auch in dieser Community wohl zu fühlen scheinen.
Hallo und schönen Nachmittag!
Ja, klar, ich schau mir den Böhmi auch gelegentlich an und mag auch seine kompromisslose Art, allerdings wie gesagt ich finde es gibt einen schmalen Grat zwischen Spott, Ironie, Satire und totalem Quatsch. Auch das Ding, was er damals mit dem Varoufake-Stinkefinger abgezogen hat, war genaugenommen grenzwertig. Kann man/frau mit Humor betrachten, muss aber nicht... ;-)
Und was Erdogan angeht, ist er - das ist nichts neues - ein selbstverliebter Tyrannosaurus, der seinem Land und den Kurden viel Schaden zufügt. Aber das hält die bundesdeutsche Regierung keineswegs davon ab, inhumane "Deals" mit ihm abzuschließen!! Das ist doch der wahre Skandal, von dem mit diesem lächerlichen, Erdowahn-Liedchen-Löschen-Eklat erfolgreich abgelenkt wird. Vielleicht ist es auch Geschmacksache, aber ich finde das Lied komplett idiotisch. Und die anschließende Debattte mehr oder weniger überflüssig. Doppelbödig ist, wenn Leute, die hier im Freitag durch zensurfreudige Tendenzen gegenüber ihren Mitbloggerinnen auffallen, nun empört gegen Erdogan wettern... Eben Realsatire :-D
Wie gesagt: worüber man/frau sich viel eher aufregen sollte und/oder könnte, wäre der EU-Türkei-Deal, bei dem sich die Türkei gegen Bakschisch zum willigen Instrument für die europäische Anti-Flüchtlingspolitik machen lässt .
selbstverliebter selbstherrlicher Tyrannosaurus
>> „Der Unterschied ist der zwischen "Spiegel vorhalten" und erniedrigen.“
Der Adressat der Satire kann sich aber durchaus erniedrigt, entehrt oder beleidigt fühlen ... <<
Ich spreche nicht über den Adressat, sondern über den Absender.
"Kann ich in dem Zusammenhang nicht nachvollziehen."
Wenn ein Satiriker seinem Publikum den Spiegel vorhält, dann wird er niemals davon ausgehen dürfen, dass er gottgleich über seinem Publikum (also Dir und mir) steht.
Ob er nun Angehöriger einer gespiegelten Minderheit oder Mehrheit ist, ist völlig egal. Er wird, wenn er treffende Satire machen will, also ein guter Satiriker sein will, selbst vorher in diesen Spiegel schauen.
Was das angeht. sind wir vermutlich weitreichend einer Meinung.
Guten Abend Moorleiche! Ich habe mir die satirische Großtat angesehen.Ich habe nichts übrig für Barth.Der ist flach,flau und hat die Dollarzeichen im Auge.Seine Gag`s sind so abgedroschen(um das sagen zu können,hatte ich mir mal die Mühe gemacht und mir das angetan),daß die satirische Großtat mir sich nicht gleich erschlossen hat.Der Barth als Gesamtkunstprodukt in weiblicher Realsatire dargestellt?Da dachte ich auch darüber nach,daß bei so viel lyrischem Verstand nur mit grotesker Darstellung geantwortet werden kann.Schade ist nur,daß der Barth so ungeschoren flache Witze machen kann und ganze Stadien füllt.Er versaut die intelligente Unterhaltung,er macht die Norm noch flacher.Hauptsache die Kohle stimmt.
??? man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Na klar aber auch! Die Regierung und die MSM werden sich darüber freuen! Die Diskussion über die Freiheit der Kunst ist doch prima künstlich - bei Menschenrechten geht es ja um richtiges Menschenleben - was ist das schon in der Politik und den MSM wert?
Extra 3 hat dies ja verstanden - Böhmermann&ZDF über die *drei Ecken* warnt ja nur vor dem miesen kulturellen Niveau, indem er es gesellschaftsfährig macht: "Ich erzähle dir mal eine ganz ganz eklige und unmögliche Geschichte (vom blauen Elefanten) - aber NIEMALS darfst du auch nur daran denken, dass die wahr sein könnte oder selbst solche Geschichten erzählen"
Guten Morgen! Seid auch heute schon brav und wachsam:-)
„Ich spreche nicht über den Adressat, sondern über den Absender.“
Klar, aber wenn der eine beteuert er habe nicht beleidigen wollen, der andere aber äußerte er fühle sich beleidigt/gekränkt/ehrverletzt, was dann?
„Wenn ein Satiriker seinem Publikum den Spiegel vorhält, dann wird er niemals davon ausgehen dürfen, dass er gottgleich über seinem Publikum (also Dir und mir) steht.
Ob er nun Angehöriger einer gespiegelten Minderheit oder Mehrheit ist, ist völlig egal.“
Mag sein, aber was hat es damit zu tun, dass Du der Meinung bist, die Bemerkung, dass schwule Kabarettisten auch schon mal die eigene Community aufs Korn nehmen, würde ?Verwunderung darüber ausdrücken, dass bestimmte Randgruppen Menschen wie Du und ich seien?
„Der Barth als Gesamtkunstprodukt in weiblicher Realsatire dargestellt?“
Der Barth reduziert auf seinen Inhalt. Barth als Text ist nicht wirklich komisch und eher pointenarm. Aber Barth verkauft sich ja erfolgreich als Gesamtkunstwerk und man kann nicht sagen, er sei nicht lustig, denn viele finden ihn ja lustig.
Das ist der Punkt, den ich interessant finde. Wer findet was, warum komisch, gut oder schlecht? Total faszinierend, weil einerseits ein gutes Stück weit am Klischee orientiert, andererseits hochindividuell und das Klischee in Einzelfällen doch wieder durchbrechend. Eigentlich grausam, wenn man „den Menschen“ systematisch verstehen will, weil es diese Systematik nur in Grenzen gibt.
Ich habe nur eine Vokabel für Mario Barth: peinlich.
Muss ich jetzt auch alle diejenigen peinlich finden, die sich in dessen Peinlichkeiten wieder finden, angesprochen und unterhalten fühlen?
Für mich "als Gesamtkunstwerk" einfach nur unerträglich. Punkt.
Pispers sagte in seinem letzten Auftritt über den Quotenrenner „Dschungelcamp“ und dessen Zuschauer, dass es einem früher peinlich gewesen wäre Leute zu kennen, die sowas gucken. So ändern sich die Zeiten. Aber „Klamauk“ machte auch Heinz Erhardt. Mit „Dalli Dalli“ verbindet der eine oder andere (Wessi) vielleicht die gute alte Zeit, aber würde uns das heute noch, außer unter Retroaspekten, die uns dann auch auf Hitparade Interpreten (Wir hatten ja nichts ;-) ) romantisch verklärt schauen lassen, hinterm Ofen hervorlocken?
im wort "fort-schritt" ist der mähliche fort-gang und nicht das fort-eilen zu sehen:
deutschland ist nicht das land,in welchem eine bessere satire es wagen dürfte, das haupt mit freiheit emporzuheben; in deutschland mag ich es nicht wagen, einem dorfschulmeister diejenige wahrheit zu sagen, die in london ein lord-erzbischof anhören muß.(der "deutsche swift", gottlieb wilhelm rabener, 1714-1771)
wenn Erdowahn demnächst in Köln eine Wahlkampfveranstaltung macht, wer schützt dann Böhmermann vor Erdowahns Prügelbodyguards?
wenn ich mir die Kommentare so durchlese, frage ich mich, ob Böhmermann verstanden wurde...
Schön, dass er nach dem Griechenland-Thema wieder den Finger in (unsere) Wunde legt.
Je mehr ich drüber nachdenke und -lese, desto uneingeschränkter genial finde ich das Schmähgedicht. Ja klar ist es allerunterste Schublade. Darum geht es ja! Dass die Merkel da was zu sagt jetzt und zu Erdogans Schindludern grundsätzlich (zumindest öffentlich) schweigt, das ist wieder die alte Angie bevor sie kurz einen Anflug von Menschlichkeit oder gar Charakter in der Flüchtlingskriseblabla hatte.
Böhmi ist ein cleveres Kerlchen und er hat auf die Löschung spekuliert. Und damit das Thema Meinungsfreiheit zur Diskussion gestellt. Mit einer ganz eindeutigen Message: Ich sag was ich will ihr verfickten Arschlöcher, denn ich darf das. Bäm.
Nein, offenbar leider nicht. Wenn man anderswo liest wurde er noch weniger verstanden.
Der Text der Böhmermann-Crew war so offensichtlich übertrieben unterhalb der Gürtellinie, daß man getrost von einer weiteren Meta-Kommunikation seines Teams ausgehen kann.
Und da ist auch das Problem. Mit Meta-Kommunikation, über deren Humorkomplikationen gar nicht zu reden, kommt man im Land der gepflegten Herrenwitze und der Föttchesföhler nicht weit. Weswegen ein Teil der Kritiker sich nur auf Böhmermanns reinen Text (und auf ihn selbst) stürzt, wie der Föttchesföhler auf die Kellnerin.
Die Aktion kann auf mehrere Arten gelesen werden. Eine davon ist, daß man selbst bei derartig schroffen und beleidigenden in einem aufgeklärten Rechtsstaat nicht die Person verhaftet, verschleppt, gefoltert oder ermordet wird, sondern maximal der fraglich gewordene Inhalt entfernt wird (was auch schon fragwürdig ist) und, in einer perfekten Welt, dann per unabhängigem Gericht festgestellt wird, ob es sich dabei noch um Satire handelte oder um Rechtsverletzungen. Das kann man dann sogar noch journalistisch beackern und auswalzen in aller Veröffentlichkei, samt Moralmummenschanz.
Allerdings glaube ich nicht, daß das ZDF bei Böhmermanns Aktion wissentlich mitgespielt hat (obwohl es selbst dafür Gründe gäbe).
"Der Text (der Böhmermann-Crew) war so offensichtlich übertrieben unterhalb der Gürtellinie, daß man getrost von einer weiteren Meta-Kommunikation seines Teams ausgehen kann." (Klammersetzung von mir)
Den Satz mit der Meta-Kommunikation merke ich mir für den Fall, daß nochmal jemand dumm-dämlicher Unflätigkeit bezichtigt werden sollte, z.B. Merkel als Vieh zu bezeichnen oder gar krimineller Energie bezichtigt wird, Gabriel symbolisch an einen Galgen zu hängen. :-0
Den können Sie gerne auswendig lernen. Ob es sich dann jedoch im Kontext auch um Meta-Kommunikation handelt ist ne andere Frage.
Warum eigentlich die Klammern? Daß da ein ganzes Team an den Texten und dem Auftritt feilt, ist ein wichtiger Teil.
Das Team habe ich ja auch nicht ausgeklammert, nur die Crew, bei der Sie ja auch das 'S' davor weggelassen haben.^^
Warum einer sich als gebildet einstufenden Menschen dieses Unterschichtenformat eines Gossensenders inzwischen gefällt, kann ich weder nachvollziehen noch als positiv einstufen, bestenfalls lässt es (negative) Rückschlüsse auf Bildung und Charakter zu. Da ist ja selbst der unterirdische Barth Pipufax.
Auch wenn die Hauptsender des ÖR aus Gründen der Grundversorgung ihr Programm mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner der prekären Qualität der Privaten immer mehr annähern, so schaffen sie gleichzeitig mit ihren zahlreichen "Dritten" sprich Spartensendern ein immer besser werdendes Kontrastprogramm. Also alles gut.
Liebe Moorleiche! Barth ist weder klug,denkend um die Ecke ...Ich finde ihn einfach nur flach geiszig,ohne Anspruch-Vakuum....Ich verstehe was Du meinst,Du gehst mit der Psychologie vor-strukturiert nach Personengruppen,Beruf,Alter....Aber darüber reden wir nicht,das ist vergeudete Energie.Das als letztes-Herr Barth ist ein typisches Produkt dieser Gesellschaft.
Danke!
Böhmermann hat vorgeführt und siehe da,es wird zensiert,weil ....
"Darf Satire alles? Sie darf nicht nur, sie muss."
Ich bin ja für 'ne ganze Menge und ordentliche Portionen Satire. Trotzdem sage ich hier: Schwierig, schwierig ... Denn, vor allem muss sie ja immer als Satire erkennbar bleiben. Und da geht es schon los ...
Westergaards 'Turban-Bombe', als Beispiel, ging zu weit. Hier fehlte eine wichtige Differenz. Diese 'Karikatur' war plumpe Pauschalisierung; war allein hetzende Beleidigung aller, die sich entweder als Muslim verstehen. Vielmehr noch wurden in diese pauschalisierende Beleidigung alle einbezogen, die einen Turban oder ähnliche Kopfbedeckungen tragen - womit das ohnehin schon fragwürdige Ziel 'Muslim an sich' noch mehr überspannt wurde. Und schließlich ging es sogar noch weiter: Selbst gewisse Physiognomien wurden in die pauschalisierende Verurteilung mit einbezogen.
Der zweifellos wichtige Wert einer Kunst- und Pressefreiheit darf nicht zu einer Überheblichkeit und Vermessenheit führen, die meint, man könne im Namen derselben einfach alles machen; man habe im Schutze dieser Freiheit schließlich auch immer Recht. Wer nicht einmal einen Funken Respekt für Andere und das Andere verspürt, mißbraucht diese Freiheit und bildet sich im Zweifel nur ein, kritikfähig zu sein. Wenn nicht, wie in Fällen einer Westergaard-"Karikatur" gar eine ganz andere Agenda als Satire - also überspitzende und humoristische Kommentare - gefahren wird.
Ich will einem Westergaard oder ähnlich Verfahrenden nicht zu viel unterstellen (vielleicht geht ihnen einfach nur das Gefühl fürs Maßhalten und der nötige Mindestrespekt ab; geht es ihnen primär um Schlagzeile und Quote) - aber wer wollte dagegen etwa die Judenkarikaturen des 3. Reiches und der Jahrhunderte zuvor noch als Satire ansehen?
* * * * *
"Ja klar ist es allerunterste Schublade. Darum geht es ja! (...) Böhmi ist ein cleveres Kerlchen und er hat auf die Löschung spekuliert."
Genauso wird es gewesen sein, die Sache hat einen doppelten Boden. So ist er, der Böhmermann (der nach eigener Aussage übrigens kein Kabarettist, sondern allein Satiriker sein will).
Nur ist die Wortwahl der Verse dann halt doch wieder so derb, dass es an ein Wunder grenzte, wenn das so stehengeblieben wäre. Ist halt doch das ZDF ... Und die Kanzlerin hätte ausgerechnet hier ja nunmal ruhig dazu schweigen können - was sie ja sonst so gerne tut.
[...]
"Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein."
[...]
"Auch wenn die Hauptsender des ÖR aus Gründen der Grundversorgung ihr Programm mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner der prekären Qualität der Privaten immer mehr annähern, so schaffen sie gleichzeitig mit ihren zahlreichen "Dritten" sprich Spartensendern ein immer besser werdendes Kontrastprogramm. Also alles gut."
Ja.
"Das als letztes-Herr Barth ist ein typisches Produkt dieser Gesellschaft."
Ja, man kriegt nicht nur die Regierung, die man verdient. Aber Barth und Dschungelcamp guckt eben nicht nur die Unterschicht. Ich weiß nicht, ob es das besser macht. :-)
»Je suis Charlie. Waren wir das wirklich? Charlie?«
Um die Antwort vorwegzunehmen: Nie im Leben! Bereits im Januar 2015, die Charlie-Hebdo-Leichen waren gerade mal in die Obduktion verfrachtet, war das »Charlie«-Attribut nicht mehr als geborgte Patina. Anders gesagt: Der deutsche Wohlstandsmichel hat es sich – zwecks Simulation von Weltläufigkeit – ans Revers geheftet, um damit sein Anliegen moralisch zu überhöhen: dass es ihm nicht nur um Sicherheit vor dem islamistischen Terror gehe, sondern darüber hinaus um hehre Werte »Meinungsfreiheit«, »die Freiheit der Kunst«, »Pressefreiheit«, »Satirefreiheit« und so weiter.
So gerechtfertigt das eigentliche, ursächliche Anliegen war und so aktuell es angesichts der Terroranschläge in Paris und Brüssel ist – letzten Endes hat die Losung »›Sicherheit‹ meinen, aber ›Demokratie‹ sagen« nur zu Mißverständnissen geführt. Vierzehn Monate später stehen wir nun da – mit vollgeschissenen Hosen und ramponiertem Gemüt. Und fragen nun kleinmütig: War das wirklich nötig? Dem neuen türkischen de-facto-Diktator so einzuheizen? Wo er uns nunmehr sogar die Flüchtlingsplage elegant abnimmt und so auch unserem lädierten Humanismusverständnis ein erholsames Hammam-Bad spendiert? Wenn da Kurden zusammenbombardiert werden, Demonstranten beschossen und Opposition eingelocht – dann soll man bitte die Verhältnisse wahren.
Adolf einen Nazi nennen mag vielleicht noch angehen. Aber sich über seinen kleinen Knödel lustig machen? Da ist das Fass der Satire schnell ausgeschüttet. Übergelaufen. Da wird geschimpft wie ein Rohrspatz, um Böhmermans Karriere herumfilibustert, Erbsen gezählt um den Wert von Satire im Besonderen und seit 1200 n. Chr. und ARD/ZDF wahlweise in die Transatlantik-Ecke oder die Putin-Fankurve eingenordet. Und auch der Blogschreiber hat es elegant vermieden, die beiden corpi delicti einzustellen.
Was soll ich sagen? In meinen Augen gibt es lediglich eine Form von Satire, die man ächten sollte – solche, die den Herrschenden in den Enddarm hineinkriecht und Schadenfreude über Schwächere auskübelt. Ist Erdogan ein solcher »Schwächerer«?
Ansonsten: Bei Leuten, denen Humor quasi chronisch fehlt (oder abhanden gekommen ist), sehe ich mich nicht berufen, entwicklungshilfetechnisch tätig zu werden.
dem kann doch abgeholfen werden:
"Schwule Kaberettisten oder solche mit Migrationshintergrund nehmen zuweilen ihre eigene Community aufs Korn."
Dass dieser Satz von Ihnen wohl einer Verwunderung Ihrerseits entspringt, dass sich Minderheiten so normal verhalten wie "Du" und "ich", möchte ich mal mit banalen Selbstverständlichkeiten erläutern:
"Deutsche Kabarettisten nehmen zuweilen Ihre eigenen Landsleute aufs Korn." Sie machen also nicht ausschließlich Witze über z.B. Franzosen.
"Männliche Kabarettisten nehmen zuweilen ihre eigenen Geschlechtsgenossen aufs Korn." Sie machen also nicht ausschließlich Witze über Frauen.
Sie wären doch nie auf die Idee gekommen, solche Gemeinplätze aufzuschreiben.
Weil Sie aber im Gegensatz dazu das obige Zitat aufgeschrieben haben, scheinen Sie sich über eine Selbstverständlichkeit zu wundern. Wenn es keine Verwunderung Ihrerseits darstellt, dann bin so oder so ich es, der über diesen Satz staunt.
Ich glaube, jetzt ist es verständlicher.
Genau darum geht es.
*****
Ist ja okay dass Ihnen Jan Böhmermann oder zumindest seine Form der Satire unsympathisch ist. Sie ist aber nicht von der Hand zu weisen. In allen derzeit noch erreichbaren Videoausschnitten sieht man ausschließlich das "Gedicht" und nicht die Einleitung, die darauf hinweist dass das folgende den Tatbestand "Schmähkritik" erfüllt und somit unzulässige Satire sei. Er führe die folgenden Zeilen nur an um zu demonstrieren was in Deutschland satirisch nicht erlaubt sei. Das isz doppelt-doppelter Boden, da er die verbotene "Schmähkritik" damit umgangen ist, indem er sie in einen Metakonzext einbindet. Dass das ZDF daraufhin das Video löschen lässt und sich dabei nicht auf unzulässige Überschreitung der Satiregrenze beruft, sondern auf Qualitätsmangel, das ist doch ein großartiges Stück Satire mit Realsatire gemischt. Metasatire at its best. Natürlich zuckt man zusammen bei Böhmis Wortwahl. Aber auf jedem Schulhof, auf jedem Fußballplatz und in jeder Eckkneipe wird man solche Sätze hören. Und dass dafür niemand verhaftet wird, wie es Herr Erdogan gerne hätte, ist auch etwas worüber wir verdammt froh sein können.
Hat hier außer Ihnen noch jemand Schillers Glocke läuten gehört?
„Ich glaube, jetzt ist es verständlicher.“
Ja, und ich glaube auch aufzuklären, wenn wir noch mal zurückspulen, denn dort schrieb ich (2.4.|18:52):
„Was also ist die Grenze zur Satire? Ich hörte mal, Satire dürfe sich nicht gegen unterprivilegierte Minderheiten oder Randgruppen richten.
Schwule Kaberettisten oder solche mit Migrationshintergrund nehmen zuweilen ihre eigene Community aufs Korn.
Das "Wie" ist ein Teil der Geschichte. Aber wir müssen über die Grenzen reden und wenn es nur ein Ping Pong ist zwischen dem was Satire darf oder ist, bringt das auch nicht viel.“
Ich wundere mich nicht darüber, dass man in sogenannten Randgruppen auch Menschen wie Dich und mich findet, sondern ich frage mich, wo die Grenzen dessen verlaufen, was Satire darf, falls man meint, dass es diese Grenzen gibt. Sie dürfe sich nicht, so heißt es zuweilen, unterprivilegierte oder ausgegrenzte Minderheiten und Randgruppen aufs Korn nehmen, aber Kabarettisten mit Migrationshintergrund und schwule Kabarettisten tun genau das mitunter und ziehen ihre eigene Community mitunter selbstironisch durch den Kakao.
Ja doch. Ist auch nachzulesen. ;-)
Dong, äh ich meinte Ding oder Gong, gut zu wissen!
Errötend folg' ich Ihren Spuren. ;-)
"(...) dass Ihnen Jan Böhmermann oder zumindest seine Form der Satire unsympathisch ist"
Habe ich was von unsympathisch gesagt? Nein. Mein Kommentar wollte Sie einfach bekräftigen.
Böhmermann und seine Satire sind mir auch nicht unsympathisch. Auf seine Art ist er genial. Ich kann diese Art zwar nicht immer haben, aber ab und zu schon.
Barth sorgt für eine Verflachung der Satire aber steht anders da und ist ein Qualitätssenker. Da war mein letzter Satz dazu.
Je weiter die Affäre voranschreitet, desto deutlicher wird, dass die Themenstellung des Artikels nur bedingt ddn Nagel auf den Kopf trifft. Es geht nicht um Satire. Ähnlich wie in den 60er-Jahren geht es um die Abschirmung autoritärer Potentaten vor Kritik. Und, das wird zunehmend deutlicher: die nötigen Präzedenzfälle, um – nicht in der Türkei, sondern in Deutschland – unliebsame Kritik stärker als bislang an die Kandarre zu legen.
Möglich, dass Böhmermann ein solcher Präzedenzfall wird. Ungutes befürchten ließ bereits der Trouble um den – strafrechtlich nun völlig unbedenklichen – Ergowie-Song. Bei Böhmermann scheinen die deutschen Offiziellen nunmehr richtig in die Vollen gehen zu wollen. Aktueller Stand (7.4.): staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Interessant dabei sind die Kausalzusammenhänge – genauer: die Reihenfolge. Der Paragraph 104a des Strafgesetzbuches nämlich sieht eine strafrechtliche Verfolgung erst dann vor, wenn ein entsprechendes Strafverlangen vorliegt. Die Mainzer Behörden, welche die Ermittlungen eingeleitet haben, kehren die Reihenfolge nunmehr direktemang um: erst Ermittlungen, dann die ausländische Regierung fragen (drängen?), ob sie ein Strafverlangen tätigt. Wir ermitteln erst und suchen uns im Anschluss dann ein Gesetz, dass dazu passt: Deutlicher die Zensurgeilheit kundzutun, die klimatisch im Raum steht, geht wohl kaum.
Was heißt das? Meines Erachtens eignen sich politische Präzedenzfälle und Zensurversuche schlecht, um über Sinn und Unsinn, Wirksamkeit und Unwirksamkeit von Satire zu räsonnieren. Hier wird das Delikt der »Majestätsbeleidigung« durch die Hintertür wieder eingeführt. Ergo geht es um Demokratie. Genauer: demokratische Essentials.
Mehr ist dazu nicht zu sagen. Unabhängig von der – vergleichsweise uninteressanten – Frage, was Jan Böhmermanns Motive gewesen sein mögen.
Und die satirische korrekte Antwort auf Barth, war die, die ich, genau deshalb, oben verlinkt habe und hier noch mal kopiere: "Eine satirische Großtat ist meines Meinung nach diese."
"Aktueller Stand (7.4.): staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Interessant dabei sind die Kausalzusammenhänge – genauer: die Reihenfolge. Der Paragraph 104a des Strafgesetzbuches nämlich sieht eine strafrechtliche Verfolgung erst dann vor, wenn ein entsprechendes Strafverlangen vorliegt."
Ich hatte gestern schon gelesen, dass bereits etwa 20 Strafanzeigen von Privatpersonen vorliegen.
Hallo Moorleiche! Ich bitte um Hilfe-wie kann ich meine Schreibereien rückrecherchieren-wie geht das?Danke!
Wird am 18.4. der Spott neu aufleben? Sitzt dann auch Böhmermann als Überraschungsgast im Publikum? ... so als "künstlerischer Ansatz" mit einem Gedicht für die beiden Protagonisten auf der Bühne???
Drei wackere Kämpfer für die gleiche Sache???
Der Freitag hatte Böhmermann und nun hat er auch bald Altmaier. Jakob Augstein ist für beide der Gastgeber. Was er über Böhmermann geäußert hat, ist nachzulesen, was er von Altmaier erwartet auch: Das Prinzip Offenheit geht verloren.
Ganz nebenbei etwas Realsatire vom Feinsten im Spiegel, denn wie kann Böhmermann sich sooo lustig in Szene setzen, wie er es in der Realität macht ?
Der Satiriker Jan Böhmermann hat wegen seines Erdogan-Gedichts Kontakt mit Kanzleramtschef Altmaier aufgenommen. Doch der ließ nach SPIEGEL-Informationen nach einer ersten Reaktion nichts mehr von sich hören.
Er bitte nicht um Hilfe in seinem Fall, sondern um "Berücksichtigung meines künstlerischen Ansatzes und meiner Position, auch wenn er streitbar ist", so Böhmermann.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jan-boehmermann-bat-kanzleramtschef-peter-altmaier-um-beistand-a-1086128.html
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nee-der-stinkefinger-ist-von-uns
https://www.freitag.de/autoren/freitag-salon/radioeins-freitag-salon-mit-peter-altmaier-1
Nimmt an der Grimme-Preis-Verleihung nicht teil. Die Chose scheint langsam ein Level zu kriegen, wo man sich Sorgen machen muß.
"Kommando Böhmermann" hat auch schon losgelegt ...
http://www.titanic-magazin.de/news/achtung-keine-satire-das-schmaehrkelgedicht-7997/?cHash=8217d076736bffceb825849aa0d13a34&no_cache=1&sword_list[0]=b%C3%B6hmermann
:-)))
Erst auf Deine Namen über eien Kommentar klicken, dann erscheint das hier. Danach einfach auf die Zahl neben der Zeile "Kommentare: ..." klicken und Deine alten Beiträge sind in aller Schönheit zu sehen. ;-)
Ok,das hatte dann geklappt.Danke!
Nun habe ich mir das Interview mit Böhmermann noch einmal durchgelesen.Es ist so wie in seiner Aussage,nach ihm kommt die Kripo.In diesem Land sind schon ganz andere Geschichten gelaufen,da wurde keine Treibjagd veranstaltet.Ich mache mir Sorgen.
Was sagt man denn dazu?
Nachdem seit dem 14. 4. 2016 Böhmermanns uneigentliches Sprechen offensichtlich flächendeckend ausgelöscht wurde, bleibt wohl nur noch BILD als letzte Quelle für die Freiheit von Meinung und Satire im (deutschen) Netz? Wenn das mal keine Meta-Ebene ist.
Die türkische Regierung wirft ja Böhmermann vor, "mit dem Gedicht ein schweres Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen zu haben"... und verlangt nicht nur die Löschung, sondern auch eine Unterlassungserklärung vom Autor, die dieser jedoch umgehend ablehnte.
hier nochmal das Schmähgedicht in seiner ganzer „Schönheit“.
(bis ►BILD dokumentiert die Sätze aus dem Böhmermann-Video: nach unten scrollen)