Als die Preisträgerin in Stockholm bekannt gegeben wird, sitzt Nasrin Sotoudeh in Teheran in Haft. Die iranische Anwältin bekommt für ihr „furchtloses Engagement, unter hohem persönlichem Risiko, zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte im Iran“, den alternativen Nobelpreis. „Wie weit kann man gehen, wenn man seine Rechte verteidigen will?“, fragt Nima seinen Vater. Er ist der 13-jährige Sohn von Nasrin Sotoudeh. Kurz zuvor war die Familie bei Nasrin zu Besuch im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis, wo sie ihnen erklärt hat, dass sie in einen unbefristeten Hungerstreik treten wird.
„Unser Sohn war sehr beunruhigt, als er das hörte“, sagt Reza Khandan, Sotoudehs Ehemann, im Interview mit dem Iran Journal. „Als Nasrin aber nach der Meinung der Kinder fragte, haben sie nicht gesagt, dass ihre Mutter es nicht tun solle.“ Khandan ist sich sicher: Hätte eines der beiden Nein gesagt, hätte sie darauf verzichtet.
Sotoudeh brach ihren Hungerstreik wegen „sich verschlechternder Bedingungen“ nach 46 Tagen ab. Als Khandan am 25. September ihre Entscheidung auf Facebook mitteilte, konnten nicht nur Nima, sondern auch freiheitsliebende Menschen in aller Welt, die seit dem 11. August um Sotoudehs Leben bangten, ein wenig aufatmen. Die Anwältin politischer Gefangener war in der letzten Dekade schon mehrmals von den islamischen Sicherheitsbehörden verhaftet worden, unter anderem 2010 wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ und „Propaganda gegen das islamische System“. Damals wurde sie zu elf Jahren Haft und 20 Jahren Arbeits- und Ausreiseverbot verurteilt. 2012 bekam Nasrin Sotoudeh den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments, auch da saß sie im Gefängnis. 2013 wurde sie freigelassen, nach einem langen Hungerstreik und internationalen Protesten.
Die Hüter des Mullah-Regimes verhafteten sie allerdings am 13. Juni 2018 ohne Vorwarnung erneut. Bei der Festnahme sei lediglich ein altes Urteil vorgezeigt worden, so der Ehemann. In ihrer Abwesenheit wurde Nasrin Sotoudeh zunächst zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. In einem erneuten Prozess verhängten die Richter dann aber eine Haftstrafe von 33 Jahren und 148 Peitschenhieben für Anklagepunkte rund um ihren Einsatz gegen den Kopftuchzwang und für Menschenrechte. Wie weit geht eine überzeugte Juristin, die stets staatlichen Repressalien und Unterdrückung ausgesetzt ist, um Menschenrechte zu schützen? Wie hoch ist der Preis für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Würde? Die Überzeugung, dass Leid, Elend, Schmerz und Ungerechtigkeit nicht nur für einen selbst, sondern für alle etwas Grauenhaftes und Erniedrigendes sind, zieht sich durch Sotoudehs berufliche Biografie.
Die 57-jährige Mutter zweier Kinder hat immer klargestellt, dass sie es sich verbietet, als Frau genau wie als Mensch zum bloßen Objekt des Staates zu werden. Denn nach ihren Wertvorstellungen steht die Bewahrung der Menschenrechte an der Spitze der Normpyramide. Für die Anwältin ist „die Menschenwürde der höchste Gipfel der Menschenrechte“. Nach Sotoudehs Handeln und ihrer Haltung besteht der wahre Gehalt menschlicher Würde in verwirklichten Menschenrechten, einem Leben in körperlicher Unversehrtheit, freiheitlicher Selbstbestimmung und Selbstachtung sowie in sozialer Gerechtigkeit. Im Wertesystem von Nasrin Sotoudeh gibt es keinen Platz für ein Dasein, das von Not, Hunger, Ausbeutung, Gewalt und Folter geprägt ist. So eine Existenz ist für die Juristin nicht vorzugswürdig, Leben und Würde setzt sie in gleichbedeutende Relation. Aus diesem Verständnis von Würde heraus trat sie auch schon damals während ihrer dreijährigen Haftzeit im Evin-Gefängnis insgesamt fünf Monate in mehreren Etappen in den Hungerstreik. Dabei magerte sie bis auf 40 Kilo ab.
Töchter der Revolutionsstraße
Auch im August 2020 war der gesundheitliche Zustand der zierlichen Frau am 43. Tag ihres Hungerstreiks mehr als besorgniserregend. Sie wurde mit Herzbeschwerden in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht. „Man hat sie derart abgeschirmt, dass niemand mit ihr in Kontakt treten kann“, schrieb Khandan auf Facebook. Der Grund, warum Sotoudeh in den Hungerstreik getreten war, hat auch mit ihrer ideologisch neutralen Weltanschauung und ihrer Lebenshaltung zu tun. Der persische Dichter Saadie stellt diese Haltung in seinem Lyrikbuch Der Rosengarten so dar:
„Die Menschenkinder sind ja alle Brüder // Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder // Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst // So bleibt anderen weder Ruh und Rast.“
Als Anwältin hat sich Nasrin Sotoudeh ihr ganzes Berufsleben dafür eingesetzt, dass die Allgemeinheit ein würdevolles Dasein leben kann. Der konkrete Anlass für ihren letzten Hungerstreik waren die Haftbedingungen in der Corona-Pandemie. Sie verlangte wegen der steigenden Ansteckungsgefahr in den iranischen Gefängnissen die Freilassung aller politischen Gefangenen. Tatsächlich hat die iranische Justiz inzwischen zahlreiche Inhaftierte entlassen; Sotoudeh und andere Bürgerrechtler*innen wurden aber von der islamischen „Gnade“ ausgenommen und blieben weiter in Haft.
Sotoudeh setzt sich insbesondere für die Gleichberechtigung von Frauen im Iran ein und war unter anderem als Anwältin für die von der iranischen Justiz verfolgte und inzwischen exilierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi tätig. Vor ihrer Verhaftung verteidigte Sotoudeh zuletzt überwiegend die „Töchter der Revolutionsstraße“. Also Frauen, die im März 2018 in verschiedenen Städten gegen den Kopftuchzwang protestiert hatten. Sie wurden der „Verdorbenheit“ bezichtigt, weil sie in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher abnahmen. Die meisten von ihnen berichteten von brutalen Misshandlungen während des Gewahrsams. Die 32-jährige Informatik-Studentin Maryam Shariyatmadari war eine von ihnen. Was die ultrakonservative geistliche Führung des Iran beunruhigt hatte, waren Maryams dichte, lockige Haare. Ein in sozialen Netzwerken veröffentlichtes Video zeigte sie vor ihrer Verhaftung am 24. Februar, wie sie friedlich gegen den Kopftuchzwang protestierte. Plötzlich tauchten Sicherheitskräfte auf und stießen sie von dem Verteilerkasten, auf dem sie ihr Kopftuch an einen Stock gebunden in die Höhe hielt, gewaltsam herunter. Dabei wurde ihr rechtes Bein gebrochen. Maryam wurde von einem Teheraner Gericht zu einem Jahr Haft verurteilt. Die steinalten iranischen Mullahs legen die Protestaktion der „Töchter der Revolutionsstraße“ als „Zurschaustellung der Nacktheit“ aus. In ihrer von männlicher Fantasie geprägten Wertvorstellung ist eine Frau ohne Kopftuch „nackt“. Der Urheber dieser Bezeichnung in der islamisch-iranischen Terminologie war Ayatollah Ruhollah Khomeini, der Begründer der Islamischen Republik: Nur wenige Wochen nach seiner Machtübernahme verkündete er am 7. März 1979, dass Frauen zwar künftig arbeiten und aus dem Haus gehen dürften, aber nicht „nackt“ (d. h. ohne Kopfbedeckung). Einen Tag danach protestierten Tausende Beamtinnen, Studentinnen und Schülerinnen auf den Straßen. Sie riefen: „Keine Rückschritte! Fortschritte zu erzielen, war unser Motto bei der Revolution!“
148 Peitschenhiebe
Seit fast 41 Jahren kämpfen Frauen im Iran nun gegen die islamischen Kleidervorschriften. Bis dato haben die Sittenwächter*innen alles Mögliche versucht, um die Vorschriften gewaltsam durchzusetzen: durch lange Haftstrafen, Ausreise- und Berufsverbote sowie die mittelalterliche Strafe der Peitschenhiebe. Auch Nasrin Sotoudeh, die mittlerweile als „Ikone der Frauenbewegung Irans“ bezeichnet wird, soll mit 148 Peitschenhieben auf den richtigen Weg geführt werden, damit sie die Frauen, die angeblich „Nacktheit im öffentlichen Raum“ propagieren, nicht mehr verteidigen kann. Wird sie sich dadurch einschüchtern lassen?
„Solange ich frei bin, ist es meine Aufgabe, Menschen zu ihrem gesetzlich festgeschriebenen Recht zu verhelfen“, sagt Sotoudeh in einem Interview. Wie weit geht eine Juristin, um in diesem Sinne sich und ihre Mitstreiterinnen zu verteidigen? Im März 2011 schrieb sie an ihren Sohn aus dem Gefängnis: „Ich möchte, dass du weißt, dass ich als Frau stolz auf die schwere Strafe bin, die gegen mich verhängt wurde. Das war eine Ehre für mich, viele Menschenrechtsverteidiger zu verteidigen. Die unermüdlichen Bemühungen der Frauen haben endlich bewiesen, dass wir nicht länger ignoriert werden können.“
Kommentare 25
Wie sieht es mit den Menschenrechten (vor allem Grundrechten lt. Grundgesetz: Art. 1-19) in Deutschland momentan aus?
In der Corona-Krise hat sich nach Ansicht von Verfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth das Funktionieren des Rechtsstaats in Deutschland gezeigt. Wer Maßnahmen ablehne, könne dagegen demonstrieren, sagte Harbarth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). „Demonstrationen wurden vielfach gerade von Gerichten ermöglicht. Jeder kann seine abweichende Meinung äußern. Wer seine Grundrechte verletzt sieht, kann vor Gericht ziehen“, betonte Harbarth.
Neben der Versammlungsfreiheit gelte aber auch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, machte der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes deutlich. Wenn verschiedene Grundrechte kollidierten, müssten sie miteinander in Einklang gebracht werden. Dabei könne jeder die Gerichte anrufen und staatliche Entscheidungen überprüfen lassen. „Der Rechtsstaat ist gerade in dieser Zeit bemerkenswert funktionstüchtig und arbeitet in einer beachtlichen Geschwindigkeit. Unzählige gerichtliche Eilentscheidungen sind ergangen, oft auch am Wochenende.“
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article230612532/Corona-RKI-Faelle-Markus-Soeder-Lockdown-Risikogebiete-Warnung-live.html
Die Aussage: „Dabei könne jeder die Gerichte anrufen und staatliche Entscheidungen überprüfen lassen.“
DAS STIMMT DEFACTO IN DER PRAXIS NICHT SO GANZ.
Für die Überprüfung der Verletzung der Grundrechte ist erstens formal das Bundesverfassungsgericht zuständig. Und es vergehen zweitens viele Jahre (ca. 6-10), bis eine Verfassungsbeschwerde von einem einfachen Menschen beim Bundesverfassungsgericht ankommt.
„Die Verfassungsbeschwerde ist grundsätzlich erst dann zulässig, wenn zuvor der fachgerichtliche Rechtsweg vollständig durchschritten wurde (sog. Rechtswegerschöpfung). Darüber hinaus (…) zu entnehmen.“
https://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Verfahren/Wichtige-Verfahrensarten/Verfassungsbeschwerde/verfassungsbeschwerde_node.html
Ein Beispiel.
Ein Mensch möchte prüfen, ob Kontaktbeschränkungen oder Sperrstunde in Bezug auf Artikeln 1 und 2 GG verfassungsrechtlich VERHÄLTNISSMÄßIG (verfassungsrechtliche Verhältnissmäßigkeit) sind? Kann man gleich vergessen. Bis der Rechtsweg ausgeschöpft wurde (6-10 Jahre), muss der Mensch die e.g. Einschränkungen befolgen.
Menschenrechte in Deutschland generell
Es wäre für Deutschland nur vom Vorteil, wenn das Bundesverfassungsgericht nicht fast ausschließlich aus den Richtern bestehen würde, die früher als Politiker bei CDU/CSU und SPD tätig waren. Einfache Menschen (die Deutschland wirklich ausmachen), die sich in Initiativen etc. sich Vernetzungen engagieren, Menschen, die in Sozialverbänden und Kirchen arbeiten, als Richter im Bundesverfassungsgericht tätig sein könnten!
Eine Tageszeitung hat mal vor einigen Jahren davon berichtet, dass Herr Voßkuhle (der ehemalige Präsident am Bundesverfassungsgericht) von der Bundesregierung in den Bundestag eingeladen wurde. Im soll dann gesagt worden sein, dass das Bundesverfassungsgericht (einige Entscheidungen) stört die Bundesregierung, Politik zu machen.
Eher ist das umgekehrt.
Beispiel: Sanktionen für Arbeitslose, die nicht gänzlich jedoch nach sehr vielen Jahren verfassungsrechtlich gekippt wurden. Es gab aber viele Abstimmungen in der Politik davor. Es ist auch für jeden Studenten klar, dass die Sanktionen, die das Existenzminimum mindern, in Bezug auf Art. 1 und 20 GG Menschenrechte verletzen.
In Bezug auf diese Artikel des GG wären auch Zwangsräumungen und Obdachlosigkeit (Der Staat hat die Bringschuld) nicht legitim.
Deine Kritik an derzeitig deutsche Verhältnisse mag berechtigt sein, möglicherweise teile ich Sie sogar.
Aber hier - unter diesen Blogtext - gehört sie nicht hin.
Das ist in mehrfacher Hinsicht despektierlich. Zuvörderst gegenüber der Autorin sowie der von Ihr porträtierten Nasrin Sotoudeh.
Danke für Ihre Meinung.
Sie haben es leider falsch verstanden.
Es war unter anderem ein Versuch, Parallelen und Unterschiede zwischen 2 Ländern in Bezug auf die Handhabung der Menschenrechte IMPLIZIT zu benennen. Nur durch Kommunikation und Dialog sowie den kulturellen Erfahrungsaustausch, kann man für die Menschen und deren Rechte in Iran, Deutschland und Weltweit für Verbesserungen sorgen. Das Schweigen bzw. Unterdrückung eigener Meinung wäre äußerst destruktiv.
Gegenüber der Autorin sowie der Menschenrechtlerin habe ich persönlich den höchsten Respekt. Wer nicht schweigt und gegen die Menschenrechtsverletzungen verbal oder schriftlich vorgeht, kann viele Veränderungen herbeiführen, von denen Miele Menschen in der Gegenwart und künftig profitieren können.
Sie haben es leider nicht verstanden.
Danke, für den einfühlsamen Artikel.
Recht oder Unrecht kann und wird gerne theoretisch diskustiert. Die Anwendung von Recht oder Unrecht zeigt sich aber in Einzelfällen wie der Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotoudeh.
Artikel 22 der Verfassung der Islamischen Republik Iran:
Die Würde, das Leben, das Eigentum, die Rechte, die Wohnung und der Beruf des einzelnen sind unantastbar…
Der Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotoudeh geschieht selbst nach iranischem Recht Unrecht. Für die Verteidigerin ist: „die Menschenwürde der höchste Gipfel der Menschenrechte“… Niemand kann es schöner oder glaubwürdiger ausdrücken.
Kleiner Nachtrag zum persischen Dichter Saadie. „Der Rosengarten“, aus dem Sie zitieren, wurde bereits im 13. Jahrhundert geschrieben, als Europa noch im tiefsten Mittelalter war und solche Gedanken vielleicht schon vorhanden waren aber sicherlich auf den Scheiterhaufen gelandet wären. Also nicht die Gedanken.
Nachtrag: Ein Artikel in asharq al-awsat. Ein Film über die Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotoudeh wird dort beschrieben.
liebe fahime,
könnte ich nicht als atheistischer antikörper eine durch den anti-allah legitimierte fatwa für beteiligten am unterdrückungssystem der revolutionsgarde mit dem hauptdarsteller ali chamenei, der jeglichen machtanspruch längstens schon verwirkt hat, aussprechen und sie in ein absurdes theater einweisen, in dem sie bis zu ihrem tod dem volk zur abschreckung vorgeführt werden und sich gegenseitig mit peitschenhieben versehen?
meine legitimation resultiert aus einem viel älteren anti-koran, der genau beschreibt, wie der anti-allah einen stein herstellt und hebt, der so schwer ist, daß er ihn nicht heben kann. er hebt ihn mit gottes hilfe in den koran hinein und aus ihm heraus. buddha und mohammed drehen sich zeitgleich in ihren gräbern herum.
im absurden theater tragen dann die frauen, als mütter die tragischen mitverantwortlichen der stabilität des systems, kopftücher mit motiven bedruckter haare.
wer die menschenrechte nicht im einzig relevanten kontext akzeptiert, hat in jeder autokratie längst schon jede legitimation verloren; leider dauern die historischen prozesse noch viel zu lang, aber sie werden sich zersetzen.
fühle dich unbekannterweise umarmt und mit viel kaft ausgestattet.
OLIVER
Man macht sich von Bodenlosigkeit einer Dummheit und Willkür keine Vorstellung.
Schon wer iranische Psychologen zu Fallbeispielen orakeln gesehen hat … Wie sie da aus einer Mixtur westlichen Stands von vor 70 bis über 100 Jahren mit muslimischer Moralvorstellung salbadern, dem kann nur Angst & Bange um Patienten werden. (Und wenig wundern, von solchen zu hören, wie Ehemännern das Züchtigen oder scheiden Lassen angeraten wird, und auch Patienten von den vermeintlichen Fachleuten angebaggert und gestalkt werden.)
Auf gleiche Art verrührt ist die Rechtsprechung, in deren Zivilrecht man ganz stolz darauf ist, Teile des französischen übernommen zu haben, um sie dann doch mit Krudität islamischen Hirngespinsts zu verquirlen.
Ein iranischer Anwalt erzählte mir, wie er als orthodox Frommer den Glauben verlor, als er im Jurastudium erkannte, wie unbekümmert ungeschlacht und verheerend die Religion ist.
Daher exotisch, wie eine rational und ethisch beflügelte Frau Sotoudeh ihr Studium vollendeten Unsinns durchgestanden hat.
Zugleich ist die Qualität der Theorie unerheblich, wo Richter nicht nur ebenso studiert, wie lediglich regimetreu / wohlvernetzte Bauerntrottel sein können, die nach bloßer Lektüre einer Broschüre eingeschworen worden sind.
Mehr aber noch Kadis zu Übermenschlichen erklärt sind, welche einen direkten Draht zum Allmächtigen hätten, der ihnen das rechte Urteil einflüsterte. Bedeutend also, daß sie auf jedwede Weise richten können, was sie wiederum in der Omnipotenz auf breiter Ebene dazu nutzen, reichlich Geschäft aus Schmiergeld zu machen. Viele Ehrwürden werden so extrem reich.
Ein mitnichten fremdartiges Prinzip, wo sprichwörtlich Alles bezahlbar ist. Sogar das Menschenleben ist beziffert. (Das letzte Mal, als ich von der gesetzlich festgelegten Summe vernahm, mit der es sich kaufen läßt, belief diese sich auf 800 Millionen Toman [damals in etwa Äquivalent zu €200 000]. Inzwischen dürften es diverse Milliarden sein.)
Zugleich haben die Wickelköpfe das System zugunsten des Verbrechens eingerichtet, weswegen ein großer Teil dort sprichwörtlich massenhaft Bestohlener und Betrogener den Rechtsweg aufgibt, oder ihn erst gar nicht beschreitet. Auch, wenn ihnen die gesamte Existenz geraubt worden ist.
Unvorstellbar ist auch auf Oppositionellen lastender Druck, oder Gefahr für auch nur Gerechtigkeit Fordernde.
Schon beim Verschleppt werden, ist die körperliche Unversehrtheit von Laune der Schergen abhängig, die oft denselben analphabetischen Hintergrund wie Mullahs haben, womit für sie pauschal feststeht, daß Jemand, den sie abzuholen angewiesen wurden, menschlicher Abschaum ist.
(Ich habe einmal erlebt, wie es so Jemandem zur Offenbarung wurde, als ich ihn dazu anhielt, mit seiner Attitüde vorsichtig zu sein, da er in der Willkür eines Tages auch selbst abgeholt werden könnte. Man konnte sehen, daß ihm so ein Folgern noch nicht zuvor in den Sinn gekommen war.)
Für Jemanden aus der zivilisierten Welt bricht diese bereits zusammen, wenn er zunächst im Polizeiknast landet. In winzigen Räumen ohne Möbel, deren Zement- oder Fliesenboden mit einer dünnen Filzmatte belegt ist. Vollbepackt, daß kaum Platz zum Ausstrecken übrig ist. Unbeheizt oder ungekühlt im Sockenmuff mit jeder Art Verbrecher. In der Enge, besser nicht mit Gewaltverbrechern aneinander zu geraten. Ekelerregende Latrinen. Essensausgabe Fehlanzeige.
Entweder Angehörige reichen einem Kekse o.ä. vom benachbarten Kiosk durchs Gitterfenster, oder Wärter bei saftigem Aufpreis.
Auch im Gefängnis, so hörte ich, will alles bezahlt sein. Sogar dafür, das Jemand den Gang ausfegt und die Latrinen ausspült. Hast du kein Geld, geht es dir dreckig. Angeblich ist auch dort ein Bett keine Selbstverständlichkeit. Je nachdem in welchem Knast, kann es bedeuten, jahrelang in stinkender Enge mit Dutzenden in einer Zelle auf dem Boden zu hocken. Immer behandelt wie die Blüte des Verderbs.
Gnade Jenen, die Niemanden haben, der es auf sich nimmt, durch animalischen Verkehr anzureisen, Trost, Geld und Freßpaket zu spenden; und sich dabei wie lästiger Dreck behandeln zu lassen (und dennoch dem Personal laufend Geld zustecken zu dürfen).
Wir machen uns keine Vorstellung davon, wie es sein muß, dort interniert zu sein. Schon gar monate- und jahrelang.
Den Insassen wird alles vorenthalten, mit dem sie sich das Leben nehmen könnten. Nur Politischen oder Umweltschützern wird manchmal nach langer Folter ein Raum aufgeschlossen, in dem sie etwa gläserne Behältnisse vorfinden, die sie zerbrechen können, um sich mit Scherben die Adern aufzuschneiden.
Es ist die Hölle islamischer Dummheit.
In der ganzen Administration findet sich kaum ein Mensch, der etwas an Allgemeinbildung, ein Hörensagen von Naturwissenschaften, Anthropologie, Geschichte, Geographie aufweist. Selbst internationale Begriffe schaffen es kaum einmal phonetisch unbeschadet und semantisch intakt in dieses abgeschottete Sultanat durchzudringen.
Dafür herrscht Weltbild vor, das sich aus abartigem Mummenschanz speist, und ansonsten schlicht und ergreifend aus gemütspassablem Dafürhalten besteht, das je nach Bedarf spontan generiert wird.
Und da heraus Haß, wenn sich dem Weltfremden Geistesbildung zeigt. (Etwa wenn jemand dazu befragt, ob er den nicht fromm sei, antwortet, seine Eltern seien Geisteswissenschaftler gewesen. Die rot anlaufende Visage weiß verdrehter Augen dazu, hätte aus einem Gruselkabinett stammen können. –Danach hieß es, man müsse den Stuhl in die Reinigung geben, auf welchem der Ungläubige gesessen hatte.)
Diesen Haß der geheiligten Einfalt bekommen Frau Sotoudeh und tausende Andere zu spüren.
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Vor Tagen sah ich die Aufnahme eines Teenagers im Krankenhaus, der sich noch in dem Koma schreckverzehrt aufbäumt, in das er hineingefoltert wurde. Bild, das einem in die Knochen fährt.
Und stets diese Konstante im Konterfei.
Das der Ermordeten und Gefolterten eines empathischer Liebenswürdigkeit, das der Schergen und Machthaber eines in Debilität und Blutrünstigkeit geprägter Fratzen. (Man sehe sie sich einmal an, wenn die Kamera durchs iranische Parlament fährt!)
Eiferer des Diabolischen.
Und jetzt geht hin und richtet ihnen in nachreichender Dummheit Moscheen, besitzende Verhüllung, häusliche Tyrannei, sittlichen Verderb und Schächtung ein.
So geht´s Einem, wenn man am verlorenen Arsch der Welt Rückgrat und Chojones wie ein Agentosaurier an den Tag legt, und dafür in Horror zu büßen hat.
Ganze 9 Kommentare und Solidaritätsbekundungen im Land der Dichter und Denker.
… Aber dafür schreiben wir ja immer schön von „LeserInnen“, oder „Leser*innen“, oder „Leser/innen“, „Lesern und Leserinnen“ oder ähnlich.
So weltbewegend dezidiert muß es revolutionärem Anstand schon sein.
^Korr.: „Cojones“, natürlich.
„… Aber dafür schreiben wir ja immer schön von „LeserInnen“, oder „Leser*innen“, oder „Leser/innen“, „Lesern und Leserinnen“ oder ähnlich.“
Die Menschenrechte werden auf unterschiedliche Weise vertreten. Es wird geköpft und gehängt oder angehängt. Wahrscheinlich wird bald in nicht allzu ferner Zukunft geschrieben: Der Mann oder die Männin. Früher, vor Jahrzehnten, als gendern noch nicht aktuell war, gab es die Amtmännin.
Alle sollten für Menschenrechte eintreten auch der Amtmann und die Amtmännin.
Ja. Die meisten Leute hier können zum Iran nicht mehr sagen als zum Krieg in Jemen. Das heisst nicht unbedingt Befürwortung
Der Genderquatsch bewirkt rein überhaupt Nichts für die Frau; versaubeutelt sinnfrei Sprache und Lesefluß, ist ein weiteres Symbol für Zeitgeist, der weder durch Oberfläche zu dringen, noch analytisch und effektiv im Schluß zu sein vermag; und dies u.a. an absenter Teilnahme in diesem Blog demonstriert.
In Frau Sotoudehs Heimat bedarf es verkrampfter Hände nur einer einzigen Unterschrift, um aus einem Kugelschreiber einen Kratzstift zu machen, oder dem Durchschnittsgeists eines Atlas, um festzustellen, daß Südamerika nicht bei Europa liegt. Da passionierte Lehrer vom Regime typischer Weise geschaßt werden und durch Konforme ersetzt werden, die ähnlich umfassend ausgebildet sind wie Richter.
Das verhält sich bei uns anders. Unsere Schul- und Studienabgänger haben diese Schwächen nicht. Ihre didaktisch angelegten Handicaps sind geistige Unselbständigkeit, und Unvermögen, ein Pferd von vorn aufzuzäumen.
Auf Befürwortung zielte ich nicht ab.
Was sie wissen, dürfte ausreichen, um zu ahnen, daß die Zivilcourage einer solchen Anwältin in ungefähr jener gleichkommt, der es im Dritten Reich bedurfte, um sich zu verweigern.
Ja, das stimmt wohl.
Es wurde ja mal diskutiert, ob Wirtschaftssanktionen für die iranische Bevölkerung hilfreich sind oder das Problem verschärfen. Sollten wir Sammlungen für Waffenkäufe veranstalten, damit iranische Regimegegner die "Wickelköpfe" eliminieren können? Oder was schlägst Du vor?
Als Vergleich Beispiel des Berufsethos von Frau Sotoudehs gängigem Kollegium.
Nach jahrelanger Schikane durch Sohn eines höheren Schergen (den das Opfer nicht kannte), stellte ein Betroffener den Täter, um ihn zu fragen, was dessen Motivation sei. Die Reaktion fiel so aus, daß das Opfer parierte, und den Übergriffigen niederstreckte.
Es erfolgte Anzeige. Dann wurde die Akte von einem Kadi zu sich in ein höheres Gericht bestellt. Der Beklagte nahm sich unterdessen einen Anwalt, der zuvor auch Vorsitzender der Anwaltskammer gewesen war.
Gleich in der ersten Sitzung bedeutete der Richter dem Anwalt darüber im Bild zu sein, daß dieser eigentlich Elektriker, also unqualifiziert sei, und wies ihn an, den Mund zu halten, was dieser fortan auch tat, obwohl der Richter Zeugen des Beklagten verwarf und später hinzugezogenen, bezahlten und sich gegenseitig widersprechenden Zeugen der Gegenseite frank & frei diktierte, was sie aussagen sollten.
Urteil: Schmerzensgeld, das den Beklagten nahezu mittellos machte (Familie des Täters legten sich davon zwei Autos zu) und 2 Jahre Knast.
Vor der Berufung die Rechtsvertretung wechseln wollend, drohte der Anwalt seinem Klienten, ihn auf entgangenes Honorar zu zweiter Instanz zu verklagen. Folglich nahm er zusammen mit neu engagierten Kollegen am Prozeß teil. Der neue Anwalt, weil er als potent empfohlen worden war.
Im Prozeß zweiter Instanz fiel angestammter Anwalt seinem Klienten durchgehend in den Rücken. Für ihn war dieser Fall allein dienlich dazu, sich bei Richtern lieb Kind zu machen. Der neue Advokat indes unternahm sprichwörtlich nichts, behielt nichtsdestotrotz das Äquivalent von € 5000 ein.
Das erste Urteil wurde bestätigt.
Der Beschuldigte landete nur deswegen nicht hinter Gittern (welche er wegen Prinzipientreue und Offenheit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht überlebt hätte), weil er außerhalb der Formalie und ungenehmigt zu den drei als Richter fungierenden Mullahs vordrang, wo er sich dann (gleichwohl immer noch laufend unterbrochen) etwa 5 Minuten Redefreiheit nahm, in denen er ihnen das Lügen des Klägers nachwies.
So kam die Großzügigkeit auf, daß die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde.
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Im Iran ist es Routine, daß sich Anwälte von Gegenseite kaufen lassen / grundsätzlich eigene Interessen anstelle die ihrer Mandanten verfolgen (es sei denn Mandantschaft ist aus wohlvernetzter Sippe).
Auch Frau Sotoudeh hätte ihre Immunität und Karriere pekuniär erheblich fördern können, wenn sie Mandanten verraten hätte. Mit absehbarer Wahrscheinlichkeit wird sie diesbezüglich verlockende Angebote zum Einlenken ausgeschlagen haben.
Hätte sie sich systemkonform gegeben, wäre sie in jene Sparte aufgestiegen, in der hoher Streitwert, enormes Honorar und beste Beziehungen komfortables Leben absichern.
Ihre Kinder hätte sie später leicht nach Harvard oder Oxford schicken können, wo Qualifikation schon mal übersehen wird, wenn Spenden stimmen.
Meiner Ansicht nach ist der derzeitige Stand ein relativ konstruktiver, auch wenn die Bevölkerung sich in einer wirtschaftlich schier unglaublichen Lage befindet (was vor Sanktionen nicht grundlegend anders war).
Was vor einem Dutzend Jahren sechszylindrischer Geländewagen einforderte, bringt inzwischen einen einfachen Kühlschrank, wenn man dazu noch 1/8 der Summe obendrauf legt.
Dennoch wollen sich die Wickelköpfe mit dem Absahnen nicht zurücknehmen, wie man an inländischen Produkten erkennt, die sie innerhalb eines Monats bis zu viermal, oder innerhalb von Tagen ums Doppelte verteuern.
Gleichzeitig feiern sie, nun wieder Waffen kaufen und verkaufen zu können. Die Leute bedanken sich mit Videos, in denen sie Gewehre neben Fladenbrot auf den Tisch legen, mit denen sie wohl ihre Kinder zu ernähren hätten.
Noch viel besser als Sanktionen allein wäre (gleichfalls nicht erst jetzt, sondern schon seit 41 Jahren), wenn die westliche Presse adäquat zu den Umständen dort berichtete.
Immerhin gibt es nun wohl mindestens zwei deutsche und einen britischen Abgeordneten, welche Dinge beim Namen nennen, und Öffentlichkeitsarbeit machen. Zwar mit dem Ziel, eines erneut hörigen Regimes, doch zunächst immerhin.
Frage ist, ob räudige Russen und Chinesen es schaffen, die Schlächter wieder am Ruder zu halten.
Die EU indes muß in der Patrongae nun wohl etwas kleinlauter werden, seit iranische Opposition vor Tagen aufdeckten, wo in der Nähe der Haupstadt die Mullahs an der A-Bombe bauen lassen. (Besser gesagt am Versuch davon. Die mangelnde Qualifikation dazu ist seit Bestehen des Regimes nur zu evident. Allerdings wäre nicht abwegig, daß ihnen damit nunmehr unter die Arme gegriffen wird.)
Iranische Experten im Exil sind der Meinung, daß Waffenlieferung aus RU oder China –entgegen Ankündigung- unwahrscheinlich sei, da die Mullahs nicht bezahlen könnten (weil sie ja ihre private Beute dazu nicht einbringen), und weil die USA dann deren Zulieferer mit Sanktionen träfen.
Das mag hoffentlich zutreffen.
Doch bleibt die Sorge zu jenem $400 Mrd-Abschluß, den die Chinesen vor Tagen mit den Despoten abgeschlossen haben. Wenn das tatsächlich greift, kann sich das Regime über den Ausverkauf erhalten.
Die USA haben wegen bestehenden Wirtschaftskriegs mit den Chinesen bereits merkliche Rückschläge. Wieviel mehr an Druck sie ausüben können, ist mehr als fraglich (wenngleich einhergehende Stärkung ihrer IT-Technik von langfristig hoher Priorität ist), zumal der Rest der Welt auf den Profit aus chinesischer Billigarbeit nicht verzichten mag / der Wirtschaftsaufschwung in China schon wieder anzieht / die USA entsprechend zahnlos macht.
Beim Status quo sollten iranische Wirtschaft und Regime sehr zeitnah kollabieren. Doch ist Status quo sehr lange schon dermaßen absurd, daß Bestandsdauer der Surrealität nicht wirklich absehbar ist.
Zu lange schon trägt da der Esel einen Lastwagen.
>>Zwar mit dem Ziel, eines erneut hörigen Regimes, doch zunächst immerhin.<<
Ich hatte der jüngeren Zeit von zunehmenden Streiks gelesen, eben weil Teuerung und Löhne immer extremer auseinanderklaffen. Falls daraus eine Revolution erwüchse, dann wohl eher nicht mit dem Ziel eines wem auch immer hörigen Regimes, denke ich. Aber auch das könnte von „territorial Interessierten“ ökonomisch isoliert werden mit dem bekannten Ziel des Scheiterns der Revolution.
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>>…wo in der Nähe der Haupstadt die Mullahs an der A-Bombe bauen lassen. (Besser gesagt am Versuch davon. Die mangelnde Qualifikation dazu ist seit Bestehen des Regimes nur zu evident. Allerdings wäre nicht abwegig, daß ihnen damit nunmehr unter die Arme gegriffen wird.)<<
Aber wer ist schon daran interessiert dass Iran eigene Kernwaffen besitzt?
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>>Doch bleibt die Sorge zu jenem $400 Mrd-Abschluß, den die Chinesen vor Tagen mit den Despoten abgeschlossen haben. Wenn das tatsächlich greift, kann sich das Regime über den Ausverkauf erhalten.<<
Ausser als Transferland für die „neue Seidenstrasse“ ist China offenbar am iranischen Erdöl interessiert. Es soll auch in der Vergangenheit immer wieder mal Lieferungen gegeben haben.
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>>Zu lange schon trägt da der Esel einen Lastwagen.<<
Aber eben: Wenn der Esel gar nicht mehr kann streikt er eben doch, oder?
||Falls daraus eine Revolution erwüchse, dann wohl eher nicht mit dem Ziel eines wem auch immer hörigen Regimes, denke ich.||
Der Oppositionssender Manoto-TV (und dessen auffällig überreichliches Budget) soll angeblich vom Pentagon aufgestellt und unterhalten sein. Das nimmt sich unter Berücksichtigung diverser Eigenheiten auch plausibel aus.
Der Sender ist (anders als dessen Äquivalent der BBC) unerreicht darin, wertvolles Licht und Zivilisation ins Bildungsdunkel des Mullahregimes zu bringen.
Allerdings protegiert er den Sohn des Schahs. Was darauf schließen läßt, daß die USA gern ihr Marionettenregime zurück hätten. (Zur Not auch als repräsentative Monarchie.)
Erwähnte Abgeordnete in der EU wiederum protegieren die Mudschahedin, was folgern läßt, daß ihnen muslimische Illoyalität und unersättliche Gier eher Zupaß kämen als Demokratie, welche ohnehin keine Herrschaft in West oder Ost Welt (RU / China) aus prinzipiellen und strategischen Gründen in nahöstlicher und arabischer Welt sehen möchte.
Bei und nach einem Umsturz steht äußere Bestrebung außer Frage, einen Satellitenstaat zu instigieren. Absehbarer Weise ausgesprochen vehement.
Dieser Intention kommt zugute, daß sich keine intelligente Opposition formiert hat. Im Inland ist sie ausradiert, im Ausland eher Jene potent genug, sich Gehör zu verschaffen, welche ein Opportunismus an nötige Töpfe führte.
Authentischen Demokraten bliebe überdies kaum Anderes übrig, als den Volkskörper für etablierte Verkommenheit abzuwatschen, um von da aus neben den reichlichen Möglichkeiten wirtschaftlichen Aufschwungs (bei zweifellos immens schwierigem Beginn) –auch ohne Petro- notwendige Reform- und Neuaufstellung zu Bildung und Ethos anzugehen.
Das erforderte seitens iranischer Öffentlichkeit eine gewisse Rationalität und Menschenverstand, sich gehörig Leviten lesen und in der Konsequenz Wege aufzeigen zu lassen.
Auch wegen sattsamer Verstellung und Hinterhältigkeit, die Alle trifft, welche nicht in Nomenklatur und Entourage davor bewahrt / stark getroffen wurden, ist eine Akzeptanz pragmatischer Watschen nicht ganz undenkbar (wie ich oft genug erlebte), hinsichtlich einer Bewältigung durch allgemeinen Intellekt aber zugleich ungewiß.
Aalglattes Einwickeln könnte es einfacher haben. Von dahinter stehenden Geldkoffern nicht erst zu reden.
Fazit: Selbst, wenn es integere Opposition gebe, die sich zudem zu organisieren vermochte, wären ihre Chancen doch eher fraglich.
||Aber wer ist schon daran interessiert dass Iran eigene Kernwaffen besitzt?||
Theoretisch, wer das Regime erhalten sehen möchte.
Dennoch hat ihnen bisher Niemand darin beistehen wollen, Siemens veraltete Blaupausen lesen zu lernen, oder die eigene Technik jeweils potentiellen Helfers zu bauen.
Jetzt aber, während die USA dabei sind, das Regime in die Knie zu zwingen / logischer Weise der Westen nach Umsturz den Fuß in der Tür hätte / strategische Partnerschaft für Russen bzw. unter blutiger Knute abgesicherte Seidenstraße für Xi flöten zu gehen droht, könnten die Einen oder Anderen sich dazu bewegt sehen, den Wickelköpfen die A-Bombe zu realisieren.
||Ausser als Transferland für die „neue Seidenstrasse“ ist China offenbar am iranischen Erdöl interessiert. Es soll auch in der Vergangenheit immer wieder mal Lieferungen gegeben haben.||
20% ihres Rohöls bezogen die Chinesen von den Mullahs, ob das aufgehört hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es geht das Gerücht um, daß die Wickelköpfe auch jetzt noch täglich eine Mio. Barrel verschicken. Allerdings sei es ihnen nicht möglich, das Entgeld heimzuholen.
||Aber eben: Wenn der Esel gar nicht mehr kann streikt er eben doch, oder?||
Sollte man unbedingt denken; nicht wahr?
Dialog: „Wahnsinn! Das geht doch gar nicht! Das muß jeden Augenblick zusammenbrechen.“
Typischer Iraner (empirisch nahezu 100%): „Nee. Das geht so weiter. Sie werden weiter auspressen, die Preise weiter steigen. Das geht noch ewig so weiter.“
Das Etwas rational unmöglich ist, will nach vier Jahrzehnten Absurdität niemand mehr verstehen. Einschließlich Betroffener.
Wirklich bizarr.
Total.
>>Allerdings protegiert er den Sohn des Schahs. Was darauf schließen läßt, daß die USA gern ihr Marionettenregime zurück hätten.<<
Vor Allem wenn der neue Schah garantiert, US-Militärstützpunkte in Iran zuzulassen. Was Russland und China natürlich auf jeden Fall verhindern wollen. Und wenn nichts Besseres verfügbar werden sie das Mullahregime unterstützen, notfalls auch mit Kernwaffen, ja, hast Du wahrscheinlich recht.
Wie die EU zum Iran steht ist mir unklar, wahrscheinlich hätten sie am liebsten einen politisch neutralen Staat der ein paar Handelsverträge mit der EU-Oligarchie abschliesst.
Zu den inneren Verhältnissen kann ich mir, wie gesagt, keine klare Meinung bilden, verlasse mich darin auf Dich.
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Bizarr, ja. Ähnliches hatten wir hier auch mal, kurz vor meiner Geburt. Kann auch wieder so werden, wenn auch nicht mit Mullahs.
Es kann schon sein, daß Kalaschnikovs von rationalem Denken abzuhalten vermögen. (Habe mal unmittelbar in den Lauf einer Knarre geblickt, und mich dennoch feist geschlagen. Aber das war wohl jugendliche Tollkühnheit. Inzwischen, oder wenn man etwa Kinder hat, kann Einem bei solcher Bedrohung bestimmt das Denken versagen.) Und im Iran kommt hinzu, daß die Surrealität so lange zu überdauern vermochte. Da kann sich Alchemie wohl irgendwann wie Naturgesetz ausnehmen.
Damit im Oberstübchen Schicht ist, braucht es jedoch nicht einmal so viel der übermannenden Abwegigkeit, wie man bei uns ja sieht. Wo bspw. längst heftigste Krankenkassenbeiträge eingetrieben werden, während das Gesundheitssystem zugleich zunehmend leprös wird, ohne, daß Geschröpften ein Licht über Schwarzem Loch aufginge.
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Zum Detail iranischer Innenpolitik bin ich kein Experte. Sie ist aber auch nicht so diffizil wie sie es unter grundlegend antagonen Verhältnissen wäre. Sogenannte Moderate sind kaum einen Deut weniger radikal als Hardliner, die sich eher dadurch unterscheiden, daß sie in der gemeinsamen Unbildung glauben, so mächtig zu sein, vollends uneingeschränkt verheeren zu können, während ihre Gegenspieler noch so viel erkennen, daß internationale Beziehungen und ein Verdecken der Tyrannei von Vorteil sind.
Das Gerangel zwischen ihnen, welches immer wieder einmal investigativen Anschein annimmt, wie bspw. gestern oder vorgestern, als Jemand am Parlamentspult ankündigte bis € 18,- / kg lokalen Gegenwerts gehandelte Tomaten würden in vierzig Tagen wieder zu 0,50 erhältlich werden, und in etwa äußerte, das „gewisse Leute, die hier (im Saal) unter uns sind“ ihr Unwesen der Preistreiberei getrieben hätten, bleibt stets in einem Rahmen, den der große „Führer“ bestimmt.
Der hält sich die Paramilitärs („Sepah“= „Dreifuß / Stativ“, auf das er sich stützt) als Kettenhunde. Sie stehen auch den Militärs vor.) Und sie dürfen sich für die Loyalität nach Herzenslust austoben; sich an Wert unter den Nagel reißen, wie es beliebt (nachdem sich Führer und wohl „Wächterrat“ bedient haben). Zur gleichen Zeit, sollen fünf Sippen (wie doch zu vermuten ist, ebenfalls aus Reihen des Stativs) sich die großen Claims abgesteckt haben. Unter ihnen gibt es wiederum branchengebundene Mafiaclans. Also etwa eine für Molkereiprodukte (an der Deutsche beteiligt sind), eine für Fleisch usw. Sie tätigen jeweils (zuvor alle paar Wochen, nun in Abstand von Tagen) alle Weile einen Anruf, nachdem landesweit die Verkaufspreise in den Läden gemäß Vorgabe angehoben werden. Vorgabe, welcher Ladenbesitzer gern und prompt folgen, ergibt sich doch jedes Mal zusätzlicher Profit für eingelagerte Ware. Und da dies auf die Minute orchestriert unter den Krämern erfolgt, haben sie auch keine zu Konkurrenz abwandernden Kunden zu fürchten.
Nachdem tierische längst unbezahlbar geworden ist, geht soeben das Pflanzenöl als letzte Fettressource aus. Die Ladenbesitzer sagen, sie hätten keines vorrätig. Kann man jedoch ID-Karte des Stativs vorweisen, tut sich wundersam Quelle auf.
Die Mullahs beklagten zurecht, daß US-Embargo auch Lebensmittel und Medikamente einschlösse, da westliche Banken, die um Genehmigung zu Transaktionen anfragten, keine Antwort von US-Behörden erhielten. Allerdings ist das natürlich nur halbe Wahrheit, wie sich an inländischen LM- Und Med.-produkten zeigt, die entweder Mondpreise abfordern oder nicht erhältlich sind.
Medikamente gehen, die Not im Lande wie stets ignorierend, wie schon Vieh / Fleisch, Fisch, Obst etc. diskret ins Ausland (vor allem in den Irak), wo das Währungsgefälle ungleich höheren Profit ermöglicht. Nun auch Zement, weniger obszönes Gut, zu dem Hersteller inländischen Verarbeitern offen unterbreiten: „Wir haben den Verkauf an Euch nicht nötig. Wir überweisen Eure Anzahlung zurück.“
Aber auch importierte Medikamente. Für Importe seitens Regierung statt für 30 000 zu 4 000 Toman ausgebener Dollar wird also dazu verwendet, dringenst benötigte Medikamente zu importieren. Die gehen dann jedoch per LKW heimlich weiter zu Anrainern, von wo die Investition für die Sepah-Verschieber also ca. siebenfach zurückkehrt.
Zugleich haben sich Mullahs und Iraker vor einigen Tagen darauf geeinigt, offizielle Gelder, welche die Iraker für Wasser (richtig: des durstenden Landes), Strom und Bodenschätze schulden, wegen Sanktionen zurückhielten, nun doch flüssig zu machen.
Das dürfte bedeuten, daß von nun an die Stromausfälle merklich zunehmen werden, denn die Regierung braucht Geld (für Waffen, wie wohl Raketen aus N-Korea und evtl. russisches Abwehrsystem; und eben für die unausgesetzte Völlerei der Schergen).
Nachtrag:
Nasrin Sotoudeh, die Menschenrechtsverteidigerin und Frauenrechtlerin, ist aus dem Gefängnis in Teheran nach Qarchak ca. 30 km entfernt verlegt worden.
Davon habe ich auch gelesen.
Das berüchtigte Evin-Gefängnis, in dem Politische vor allem eingesperrt werden, soll dem Hörensagen nach zugleich (gerade in der Abteilung für Politische) die relativ besten Konditionen aufweisen.
Demnach dürfte die Verlegung einer weiteren Strafaktion gleichkommen. –Und es dem Ehemann um ein Weiteres erschweren, seine Frau aufzusuchen.
In derselben Zeit ist eine andere Frau inhaftiert worden. Sie soll sich gleich Zweierlei schuldig gemacht haben. Sowohl „der Beleidigung des Hidschab“ (= Islamische Kopfbedeckung), in dem sie mit unbedecktem Haupt unterwegs war, als auch des Radfahrens (was für Frauen unsittlich sein soll). Festgenommen wurden auch Begleiter, wie jene Person, die ihr Fahren durch die Stadt filmte und im Internet hochlud.
Ebenfalls in selbem Zeitraum ist sechs Frauen von verschmähten Freiern Säure ins Gesicht geschüttet worden (ebenfalls verbreitete Sitte unter Muslimen). Ein gängiges Delikt, das sich nun einmal so zu ereignen pflegt; doch, daß die Menschen durch unverschleierte Weibsbilder „verängstigt“ und „verunsichert“ (im Sinn von, sich in Unsicherheit / gefährdet zu wägen) werden: Was ja nun überhaupt nicht hinnehmbar ist.
Weswegen sich Würdenträger vehement vernehmen ließen, und verkündeten, daß gegen unverschleierte Renitente verschärft vorzugehen ist.
Auch zeitgleich, sitzen im TV vier oder fünf Anstandsexperten einem Mann gegenüber (der wohl zum Schutz seiner Person außerhalb des Kamerablickfelds bleibt). Und der Mann sagt, daß er alle Frauen, die ihm begegnen, anblicke, und sich dabei zu kontrollieren weiß.
Die Experten entgegen: „Nein“, das könne er nicht.
Daher wohl ‚gut‘, daß weibliche EU-Abgeordnete, die notgeil und geistig krankes Gefilde besuchten, ‚wissen, was sich geziemt‘, und sich respektvoll verhüllten, statt vielleicht vorzuführen, was sich Frauen nicht bieten lassen sollten.
Iraner selbst bemalen unterdessen das Konterfei des Ayatollah auf ihren Geldscheinen mit Hörnern und Reißzähnen, und reißen die ewigen Konterfeis des Khomeini aus ihren Schulbüchern heraus.
Übliche Äußerung dazu: „In welcher Sprache sollen wir euch das noch zu verstehen geben? Merkt ihr nicht, daß euch hier Niemand will!? Haut endlich ab!“ Und: „Der Tag wird kommen, an dem wir euch einen nach dem anderen für euer Verbrechen zur Verantwortung ziehen“.
Zunehmende Stimmungslage, die sich seitens der Schergen dadurch äußert, daß die Lunte kürzer wird (sie Menschen bei Verkehrskontrollen etc. auf der Straße zusammenknüppel, etc.) andererseits der Innenminister (glaube ich, war das) nun bemerkenswerter Weise verfügt hat, daß Folter und Mißhandlung inkazeptabel seien / zu unterbleiben haben. –Was für gewöhnlich –als Liberalität- jedoch keine praktische Beachtung findet.
Im Hinblick auf weiterhin „auffallend detaillierte Berichterstattung“ dazu, möchte ich darauf hinweisen, daß es im Iran drunter und drüber geht.
Es wird gewuchert, verschoben, geklaut, was das Zeug hält.
Nichts Neues, doch nun im Turbogang.
Vieles wird inzwischen innerhalb 10 Tagen um das Dreifache im Preis angehoben. Gleichzeitig werden frugalste Güter knapp. So steht, von warmen Mahlzeiten oft und längst entwöhntes, Fußvolk vor Bäckereien, deren überteuertes „Brot“ schon traditionell nicht mehr als mit Mehl verrührtes Wasser, also Fladen oder auf heißen Stein gegossene Ware ist, vergebens Schlange, da Bäckern das Mehl ausgeht.
Angehörige suchen für ihre, nun Wochen und Monate ohne Insulin auskommenden Diabeteskranken, dutzende Apotheken vergeblich ab, während ein Idiot aus dem Parlament empfiehlt, die Leute mögen doch einfach die Dosis verringern.
Ebenso verhält es sich mit Zubehör zum Messen des Blutzuckerspiegels. Vertriebler sagen, der Staat gebe ihnen keine staatlichen Dollar zur Einfuhr, und zum über Siebenfachen des Dollars auf freiem Markt könnten sie nicht importieren.
Was derweilen noch verbilligt an Lebensmitteln und Medikamenten eingeführt ist, wird –wie bereits erwähnt- ins Ausland geschmuggelt.
Seit 10 Jahren vorkommende Regelmäßigkeit höherer Bank-, Genossenschafts- etc.-manager, hunderte Millionen bis Milliarden ins Ausland zu transferieren und sich dann abzusetzen, setzt sich fort.
(Während insbesondere Kanada sich darin hervortut, die Kriminellen nicht auszuliefern, da ihm die Geldspritzen ganz recht sind. Dabei hat Spanien vor knapp zwei Wochen erst bewiesen, daß man auf Interpolanfragen durchaus reagieren kann, in dem es einen solchen Vogel festsetzte und auslieferte.)
Solche, die hingegen im Inland aufflogen, haben nun darzulegen, wie sie bspw. irgendwelchen aufschlagenden Damen, die sich nicht einmal aus auswiesen, Beträge im Gegenwert von 17 Mio. USD aushändigten, mit denen diese sich dann ins Ausland begaben, etc.
Sie sehen, es wird nach Kräften abgeräumt. Nach wie vor gnadenlos. Auch Lebensmittel, Wasser, Medikamente. Nun aber stark vermehrt. Als ob Ratten das Verlassen eines Schiffs vorbereiteten.
Zugleich sind Ambitionen in nahöstlichem Umfeld mitnichten zurückgestellt. Die Menschen im Iran mögen sprichwörtlich verrecken, doch an milliardenteurer Unterhaltung von Milizen in Jemen, Irak, Syrien und Libanon werden offenbar keine Abstriche gemacht. Ebenso wenig an jener einheimischer Junta und der Aufrüstung.
Zwar hat der Oberayatollah vorgestern zum Besten gegeben / ‚angemahnt‘, Corona habe nun Vorrang vor allem Anderen. Doch meint er damit wohl vorrangig das Frisieren angegebener Zahlen, welche bezüglich der Todesopfer laut Aussage eines höheren Beamten 2,5fach höher sind, als ausgewiesen.
Tatsache bleibt, daß unfaßlich ist, was dort vor sich geht. Und die Bevölkerung wird immer wütender darüber. Das soll auch der Grund sein, warum ausgegebene Ausgeh-, Masken- und Reiseauflagen Formalien sind, welche nicht / gar nicht mit sonst üblicher Rigidität sichergestellt werden.
Es heißt, den Wickelköpfen sei bewußt: Wenn sie die eskalierte wirtschaftliche Lage der Menschen, durch Strafgelder und Bewegungseinschränkung plakativ gipfeln lassen, ergo Notlage, Familien zu ernähren, um zusätzliche Faktoren erweitern, könnte die Lunte nicht mehr auszutreten sein.
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Derweilen stellt sich seit über 40 Jahren die eklatante Frage:
Was machen unsere Zeitungs- / Medienkorrespondenten dort eigentlich?
Ernsthaft: Was tun sie da?
Oder ist die Frage eher, was es mit Chefredakteuren, Intendanten und Programmachern wohl auf sich hat?
Oder vielleicht BDI / Kanzleramt?