Das ist das Werk der Briten

Medienkolumne Die BBC sendet jetzt ein eigenes Programm auf Persisch. Und muss die Anglophobie der Iraner überwinden. Dafür gibt es genau einen Korrespondenten in Teheran

Seit Mitte Januar ist die britische Rundfunkanstalt BBC in Iran mit einem persischen Fernsehkanal auf Sendung. Das Mullah-Regime bezeichnete den Sender, der mit 16,6 Millionen Euro jährlich von der britischen Regierung finanziert wird, als Spionagenest und „Lügenschleuder“. Der Minister für Kultur und islamische Aufklärung hat die Zusammenarbeit mit der BBC verboten.

Ungeachtet der Mahnungen schalten die Iraner dennoch ein, die seit 1940 das persische Radioprogramm der BBC hören können und später deren Website auf Farsi besucht haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie dem britischen Sender mehr vertrauen würden als den iranischen. England gilt seit je als Strippenzieher, den Briten wird immer noch Hinterlist und Allmächtigkeit nachgesagt. „Das ist das Werk der Engländer“, lautet ein iranisches Sprichwort, um auf eine Verschwörung in der Politik oder auch belangloseren Kontexten zu verweisen. Der berühmte iranische Autor Iraj Pezeshkzad hat diese Skepsis in dem Roman Mein Onkel Napoleon verewigt. Der Bestseller wurde Anfang der siebziger Jahre als Fernseh-Sitcom erfolgreich verfilmt.

„Die Werke der Engländer“ richteten im Iran viel Übel an: Im Jahre 1953 beteiligte sich Großbritannien an dem Sturz des frei gewählten Premierministers Mohammad Mossadegh durch die CIA. Mossadegh hatte die Ölindustrie verstaatlicht, ihm folgte die erneute Inthronisierung von Schah Mohammed Reza Pahlavi. Später unterstützten die Briten Saddam Hussein.

Das komplizierte Verhältnis beider Länder ist BBC Persian wohl bewusst. Als eines der ersten Programme wurde deshalb eine Dokumentation über die Historie der Beziehungen zwischen England und Iran gesendet. Der Kommentar in den meisten iranischen Blogs: Das war toll, sehr gut gemacht. Diese Blogger sind bislang Stammseher des amerikanischen Senders LA Iranian TV, der von Los Angeles aus ausgestrahlt wird. Er gilt als informativ und bunt, aber oberflächlich und nicht immer vertrauenswürdig, eine Art Boulevardzeitung in Bildern.

Das BBC Persian TV will mit seinem achtstündigen täglichen Programm mit dem LA Iranian TV konkurrieren. Und setzt auf ein „modernes, der Welt zugewandtes Programm mit einem jugendlichen Stil“. Bislang deckt der Sender die politischen, kulturellen und sozialen Themen gleichwertig und professionell ab. Bis 2011 will die BBC nach eigenen Angaben sieben Millionen Zuschauer gewinnen. Und das mit einem einzigen von den iranischen Behörden zugelassenen Korrespondenten in Teheran. Beharrlichkeit führt zum Ziel.

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