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Zensur Apple hat die „New York Times“-App in China aus dem Store entfernt, weil sie gegen „lokale Regularien“ verstößt. Wie wird das von den Chinesen aufgenommen?
Ausgabe 02/2017
No York Times in China
No York Times in China

Foto: Fred Dufour/AFP/Getty Images

Sang- und klanglos hat Apple die New York Times aus dem chinesischen App-Store verbannt, man muss fast schon froh sein, dass es überhaupt jemandem aufgefallen ist. Auf Sina Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, schrieb ein Nutzer: „Schon wieder ein Einknicker.“ „Apple war noch nie ein Hort der Freiheit“, kommentierte ein anderer. Dabei finden sich zu anderen Fragen stets Tausende, gar Millionen wütende Kommentare.

Die mangelnde Empörung überrascht nicht. Denn obwohl die New York Times ausführlich über China berichtete und Anfang 2012 mit großem Aufwand eine chinesischsprachige Webseite startete, blieb die Zahl der Lesenden all die Jahre ziemlich gering. Unmittelbar nach dem Launch blockte die Führung in Peking auch diese Version. Als die New York Times wenige Monate später das Familienvermögen des Ex-Premierministers Wen Jiabao zum Thema machte, sperrten die chinesischen Zensoren sogar das Original. Ohne VPN, also ohne „virtuelles privates Netzwerk“, das die Herkunft des Nutzers verschleiert, ist die Seite in China seitdem nicht mehr abrufbar. Insider wissen zwar, dass sich über die speziellen Apps zumindest auf Apple-Geräten aktuelle Texte dieser Zeitung auch innerhalb der chinesischen Firewall abrufen lassen; da der Großteil des Angebots aber kostenpflichtig ist und das Herunterladen oft lange dauerte, blieb die Nutzerzahl gering.

Apple hatte denn auch gehofft, dass das Verschwinden der Nachrichten-App der New York Times in China nicht weiter auffällt. Zumal: Wer die App bereits heruntergeladen hat, kann die Inhalte auch weiter lesen. Erst nachdem die Zeitungmonierte, dass ihre App bereits seit Ende Dezember im chinesischen Apple-App-Store nicht mehr zu finden sei, sah sich die Firmenleitung in Cupertino vergangene Woche zu einer Stellungnahme bemüßigt. Ein Apple-Sprecher begründete diesen Schritt damit, dass die App gegen „lokale Regularien“ verstoße. Chinesische Behörden hätten das beanstandet. Um welche Verstöße es sich genau handelt, führte der Apple-Sprecher nicht weiter aus.

Für Apple ist China nach den USA der inzwischen größte Absatzmarkt. Immer wieder hat die chinesische Führung in den vergangenen Jahren Druck auf den US-Konzern ausgeübt und dazu gedrängt, Angebote zu löschen, die Peking nicht genehm sind. Die Apps von Youtube, Facebook, Twitter und den meisten Google-Diensten sind im chinesischen App-Store von Apple ebenfalls nicht mehr zu finden.

Für andere Dienste, wie etwa Skype, gibt es speziell chinesische Versionen, auf die die Zensurbehörden Zugriff haben. Skypes Mutterkonzern Microsoft argumentiert, dass man die „chinesischen Regularien“ einhalte. Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist seit einiger Zeit darum bemüht, dass das soziale Netzwerk in China wieder zugelassen wird. Zuckerberg reist regelmäßig nach China und buhlt um die Sympathien der chinesischen Parteikader.

Von einem Schritt sehen die chinesischen Zensoren aber bislang ab: Die Sperrung von VPNs, über die Nutzer Twitter, Facebook, die Google-Dienste oder die App der New York Times ja doch erreichen können, ließe sich ohne großen technischen Aufwand erreichen. Offenbar wollen die Behörden, dass gewisse Eliten den Zugang zu den globalen Netzwerken behalten und zum Beispiel weiter twittern dürfen.

Felix Lee arbeitet seit 2012 als freier Korrespondent in Peking

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