„8,50 ist nicht so außerordentlich hoch“

Interview In einigen EU-Staaten liegt der Mindestlohn über dem deutschen Niveau, sagt die Expertin Claudia Weinkopf. Auch der Bürokratie-Vorwurf lasse sich nicht halten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2015
Claudia Weinkopf glaubt, dass auch die Arbeitgeber hierzulande dazulernen
Claudia Weinkopf glaubt, dass auch die Arbeitgeber hierzulande dazulernen

Foto: Privat

Der Freitag: Frau Weinkopf, seit rund drei Monaten gilt der gesetzliche Mindestlohn. Wie viele Unternehmen sind deshalb schon pleitegegangen oder mussten Beschäftigte entlassen?

Claudia Weinkopf: Im Moment gibt es erst wenige Zahlen zu den Auswirkungen. Von den viel beschworenen Beschäftigungseinbrüchen ist auf jeden Fall nichts zu sehen.

Hat Deutschland nun einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen europäischen Staaten?

Nein, die Bundesrepublik steht ja nicht allein da. Jetzt haben 22 von 28 EU-Staaten einen gesetzlichen Mindestlohn. Und die wenigen Länder ohne Mindestlohn, vor allem in Skandinavien, haben eine deutlich höhere Tarifbindung als Deutschland. Bei uns ist die stark zurückgegangen. Vor 30 Jahren richtete sich die Entlohnung noch in 80 Pro