Straßenprotest in Zeiten der Sozialen Medien: Tierfreunde greifen zur Kreide und werben auf dem Asphalt für Youtube – und ein Video, das man dort unter dem Suchbegriff Milch ganz oben in der Trefferliste findet. Eine NDR-Doku befasst sich da mit den Gesundheitsgefahren und spielt Veganern in die Hände. Es geht gegen die Milch. Ihre Produktion kann nicht nur Tierausbeutung bedeuten, sondern Milch macht womöglich auch noch krank – Asthma, Diabetes, Hautkrankheiten.
Müssen wir deshalb alle auf Produkte vom Tier verzichten? Nein, diese Missionierungsstrategie der Veganer dürfte nicht aufgehen. Zwar ist die Idee grundsätzlich nicht schlecht, mit Gesundheitsvorteilen zu werben, statt Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen. Dadurch kann man vielleicht auch jene erreichen, die sonst schreckliche Bilder aus der Massentierhaltung schnell wegklicken. Dennoch ist es nicht ratsam, die ethischen Aspekte des Veganismus zu vernachlässigen.
Die Fakten über Agrarfabriken sind klar
Die neue Straßenkampagne gegen Milch ist ganz ein Kind ihrer Zeit. Wir müssen ständig gesund leben, fit sein, unsere Biodaten checken, Leistung bringen. Schwingt der Veganismus sich nun zur Avantgarde der Selbstoptimierung auf? Das könnte langfristig mehr Menschen abschrecken als überzeugen. Wer in seinem Leben auch mal genießen will, wird zum Rebellen. Und trinkt vielleicht gerade deshalb weiter Milch.
Es gibt aber noch weitere Probleme der Veganerkampagne. Ob Milch gesund oder ungesund ist, darüber sind Wissenschaftler unterschiedlicher Meinung. Wem soll man da als Laie glauben? Die Fakten in der Tierhaltung sind dagegen klar. Dass Kühe in Agrarfabriken ein unwürdiges Dasein fristen, dürfte sich herumgesprochen haben. Und dass auch Biokühe getötet werden, sobald sie nicht mehr genug Milch liefern, ist für ethisch denkende Menschen ein stärkeres Argument als eine sehr diffuse Angst vor Krankheiten.
Die Straßenkampagne versucht eine argumentative Richtungsänderung. In der Öffentlichkeit wurde die Veganismusfrage bislang hauptsächlich unter ethischen Aspekten diskutiert. Und das ist richtig so. Sollte künftig die Gesundheit und damit ein im Kern egoistisches Argument im Mittelpunkt stehen, wäre es nicht verwunderlich, wenn viele denken: Ich lebe ja schon gesund, mit dem Veganismus brauche ich mich nicht auseinanderzusetzen. Das aber wäre fatal. Denn die Frage, wie wir mit Tieren umgehen wollen, geht uns alle an. Letztlich ist eine aufrichtige Diskussion über diese Frage auch die einzige Hoffnung auf Veränderung.
Kommentare 33
Veganismus ist verkürzte Kapitalismus Kritik und ein Lifestyle den sich nicht jeder leisten kann. Mehr ist es nicht. Veganer sind keine besseren Menschen, häufig aber welche mit besseren Einkommen.
Ja. Am besten hören wir ganz auf zu essen, das ist wahrscheinlich das allerbeste.
@T.S. Clarence. Veganismus ist gar keine Kapitalismuskritik, sondern ein Verzicht auf tierische Produkte. Die Taktik, Tierrechte (oder jede andere politische Frage) durch das eigene Konsumverhalten beeinflussen zu wollen, ist zudem entschieden liberal (und nicht sehr wirksam).
Auch Veganer tragen Schuhe, Jacken und Hosen aus Leder,
das ist sachlich falsch. vegan zu leben heißt, nichts von tieren zu nutzen, also keine milchprodukte, kein ei, aber auch keinen honig, keine federn, kein leder usw.
Und genau wie unsere Vettern, die Schimpansen essen wir gern mal Fleisch.
die vereinnahmung im kollektiven "Wir" verbitte ich mir. ich esse nicht mal gern aas.
Fürchte fast, man muß etwas länger mit Marx, Heller, Marcuse & Co. ausholen in Sachen allseitige Erfüllung von Bedürfnissen im K. und im K. Da ich dazu derzeit zu faul bin, schließe ich mich einfach mal dem Statement von T.S. Clarence (Sorry, Herr Kollege) an.
Es könnte aber durchaus sein, dass in Gesellschaften wie unserer eine Bewegung daraus entsteht, die den Fleischverzehr ebenso verteufelt wie es in den letzten Jahrzehnten mit dem Tabakkonsum passiert ist.
es wird passieren, ob wir das wollen oder nicht. es wird umso eher passieren, je schneller die weltbevölkerung wächst. denn fleisch ist in der produktion verschwenderisch und obendrein tierquälerisch.
So viel wird die Weltbevölkerung aber wohl nicht mehr wachsen ...
http://www.zeit.de/2014/07/szenario-schrumpfende-weltbevoelkerung
Fleisch ist erst einmal ein wichtiger Eiweißlieferant und würde in der dritten Welt dringend gebraucht.
Das industrialisierte Fleischproduktion eine Schande ist, sehe ich ebenso. Es muss dringend über die Art und Weise, sowie die Menge des Konsums tierischer Produkte öffentlich diskutiert werden, eingegliedert in eine Wachstumsdiskussion.
Veganismus und der Glaube, keine Tiere töten zu können, halte ich für eine Vorstellung, die mit dem Lebenskreislauf und den Lebensbedingungen auf der Erde nicht vereinbar sind. Leben und Tot gehören unabdingbar dazu, wir können als menschliche Rasse maximal über die Größe der Auswirkungen unserer Existens auf unsere Mitwelt bestimmen.
An sich stimme ich @ T.S. Clarence und @ Anton Stortchilov zu.
Im Übrigen würde ich insbesondere dem Veganismus, aber auch anderen Erscheinungen wie den Rohköstlern, Frutariern etc. eine eher religiöse Rolle zuschreiben, jenseits von Erkenntnis, sehr dem Glaube an ein nicht hinterfragbares Axiomenkonstrukt angelehnt. Beschäftigt man sich mit den einzelnen, teils dogmatisch wahrheitsbehafteten Strömungen näher, findet man viele Parallelen: wissenschaftlich nicht haltbare Behauptungen ob der Schädlichkeit tierischer Produkte beim Veganismus (Milch soll sogar Krebs auslösen; oder auch einfach schlichtweg Lügen, bspw. bei der Imkerei) oder erwärmter oder gekochter Nahrung bei den Rohköstlern (Brot soll wie eine Droge wirken, Erhitztes soll Krebs auslösen). Untersuchungen und Studien sind nicht notwendig oder falsch, der Wahrheitsgehalt darf nicht angezweifelt werden. Weiterhin bedient man sich einem Repertoire von Wortneuerfindungen, da wird gekochte Nahrung zu Schlechtkost und Honig zu Bienenerbrochenem. Und letztendlich dürfen umfassende Heils-und Erlösungsversprechen von aller Pein und allem Schlechtem nicht fehlen. Dazu gibt es dann noch die notwendigen Gurus bzw. Prediger der Szene und allerlei Infomaterial, gern auch käuflich. Das sich die verschiedenen Strömungen dann konträr widersprechen, ist von anderen Religionen ebenfalls bekannt.
zum link: "Wie es weitergeht auf der Erde, ist natürlich unbekannt."
Man sollte schon weiterlesen ^^
Zugegeben, unser Szenario für das Jahr 2297 widerspricht der weitverbreiteten Vorstellung, wonach die Bevölkerungsexplosion ungehindert voranschreitet und die Menschheit irgendwann durch malthusianische Hunger- und Rohstoffkrisen an die Grenzen ihres eigenen Wachstums stößt. Tatsächlich wächst die Weltbevölkerung zurzeit im Rekordtempo, die Weltwirtschaft expandiert ungehemmt und zehrt die natürlichen Ressourcen auf, vom Erdöl bis zur Ackerkrume.
Wie es weitergeht auf der Erde, ist natürlich unbekannt. Doch bei aller Unsicherheit: Einige Weichen für die langfristige Entwicklung sind schon gestellt. Und sie deuten auf eine Trendwende hin. Nachdem die Menschheit im 20. Jahrhundert ein historisch einmaliges Wachstum erlebt hat, dürfte das 21. Jahrhundert den Beginn des Postwachstums markieren. Das liegt vor allem am reproduktiven Verhalten der Menschen: In fast allen Ländern der Welt bekommen die Frauen deutlich weniger Kinder als früher, sodass ein Ende des Bevölkerungswachstums in Sicht gerät. Zudem dürfte sich die Zahl der über 60-Jährigen von heute 810 Millionen bis 2050 auf über zwei Milliarden erhöhen. Weniger und ältere Menschen werden weniger produzieren und konsumieren. Addiert man hierzu die ökonomischen Bremseffekte, die durch Ressourcenknappheit, Nahrungsmittelkrisen und Klimawandel zu erwarten sind, dürfte sich das Wirtschaftswachstum mittelfristig abschwächen und irgendwann sogar ausklingen.
warum sollte ich deshalb auf eine gelegentliches Steak etc. verzichten?
die frage erübrigt sich, sobald du lange genug nachgedacht hast über die verschwenderische art zu leben und angefangen hast, selbst zu kochen bzw. dein essen zu bestimmen.
Man sollte schon weiterlesen
ich habe den wichtigsten satz wegen des größten wahrheitsgehalts zitiert. der hellseherei bin ich nicht hörig.
Adorno lässt grüßen, immer wieder.
ich habe den wichtigsten satz wegen des größten wahrheitsgehalts zitiert.
Den für Sie größten Wahrheitsgehalt, um genau zu sein.
der hellseherei bin ich nicht hörig.
Und wie kommen Sie dann zu dem Postulat:
es wird passieren, ob wir das wollen oder nicht. es wird umso eher passieren, je schneller die weltbevölkerung wächst.
?
Ich kann Ihnen sagen, was mMn ein erheblicher Schaden ist, nämlich alle, die anderer Auffassung sind als der eigene Standpunkt vorgibt, als Stammtischtäter für diskursunwürdig zu erklären, weil die Wahrheit ja auf veganismus.de steht. So etwas hebelt die notwendige Debatte aus und ist doch nicht gesellschaftsfähig!
der hellseherei bin ich nicht hörig.
Und wie kommen Sie dann zu dem Postulat:
es wird passieren, ob wir das wollen oder nicht. es wird umso eher passieren, je schneller die weltbevölkerung wächst.
?
ich kann 1 + 1 addieren.
Typisch Felix Werdermann,
Buchstaben vom Tippgerät über die Verarbeitung auf die Anzeige schleudern. Und dann weiter an den Fingern für weitere Beiträge saugen. Kein Eingang auf die Kommentare.
So, Herr Werdermann, für wen ist Milch da? Für kleine Babies. Und wie hat die Natur die Nahrungsaufnahme geregelt? Milch gibts in den "Milchtüten" der Mütter, und die Mäuler der Babies sind so ausgeformt, dass sie angepasst sind, an den Zitzen Milch aus diesen zu saugen. So funktioniert natürliche Ernährung.
Jetzt stelle ich mir vor, wie Mill. Bürger täglich in die Kuhstallungen ziehen, um ihr gerüttelt täglich Maß Milch frisch vom Kuheuter zu zutzeln, unter ihnen Felix Werdermann.
Kuhmilch ist etwas für Kälber. Alles andere ist Ausbeutung für Profit. Und mal unter uns Kumpel, die Milchproduktion durch die Massentierhaltung, versaut die Landschaft und stinkt.
Pfüadi
Luggi
Ist gleich 3, stimmt´s ? Sie Schelm, Sie.
Ich freu mich schon auf unser türkisches Frühstück. Je ein Teller mit Tomaten- und Gurkenscheiben, mit Oliven, mit Spalten von großen Pfirsichen, mit weißem Käse (Kuh), kleines Omelette mit Kräutern. Dazu Brot, Butter, evtl. Kaymak, Honig, Kaffee.
Ist gleich 3, stimmt´s ? Sie Schelm, Sie.
nach der wahrscheinlichkeitsberechnung ist allerhand möglich, dein hypothetisches resultat aber ziemlich unwahrscheinlich. nimm die finger einer hand und rechne/zähle nach. das müsste reichen...
Sollte das jetzt eine Kritik an mir sein? Wenn, dann habe ich sie nicht ganz verstanden...
Also wenn ich nachzähle, komme ich auf 2, und für sehr große Werte von 2 konvergiert diese gegen 3. Passt doch.
Passt doch.
was wollen wir mehr?
Worauf Lucki sich bezieht ist der Umstand, dass Milchkonsum ein Signalsystem im Empfänger aktiviert, das primär die Aufgabe hat, Wachstum und Entwicklung des Neugeborenen zu steuern, indem das Enzym mTOR aktiviert wird. Je mehr mTOR vorhanden ist, umso höher liegt die Krankheitsrate an Akne, Diabetes, Übergewicht, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen. Im Detail nachzulesen unter 1), 2), 3), 4) und 5).
Was richtige Milch eigentlich ist und sein könnte, wird hier deutlich.
Wie eine von Monopolinteressen unbelastete vorindustrielle Ernährung aussieht und was sie an Gesundheit bewirkt, könnte man hier nachlesen. Wohl bekomm's!
VG bertamberg
Ja. Kostet halt mehr.
VG bertamberg
Milch ist gut gegen Maroditis. Mit diesem Spruch warb einst der Berliner Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Gruner, für das, laut Milchgesetz eigentlich unveränderte "Eutergemelk".
Viel an der NDR- Filmkritik ist wahr. Die Haltung und Zucht der HF (Holstein- Frisian)- Hybridrinder mit ihrer extrem hohen Milchleistung ist umweltschädlich, sowohl was den Energieverbrauch, als auch was die Flächennutzung bei der Futtermittelerzeugung angeht.Ganz abgesehen davon, dass diese Rassen für Stallhaltung deformiert und degeneriert wurden und sich nach Möglichkeit wenig bewegen sollen. Bewegung ist Energieverlust, mithin, weniger Milchproduktion. - Milchwirtschaft, mit Ausnahme der Weidewirtschaft auf eher kleinen Familienbetrieben, ist Agarindustrie, die z.B. ohne hochenergetisches Futter aus Importen (Soja, gentechnisch verändert), gar nicht stattfinden könnte.
Die "Frisch"-Milch selbst ist, aus übertriebener Angst vor Keimen und dem marketingtechnischen und handelsmäßigen Vorteil, immer die gleiche, fade Einheitsqualität anbieten zu können, hochprozessiert. Sie wird heute erst zerlegt und dann auf Industriestandards normiert, wieder zusammengesetzt.
Leider hat, wie beim makellosen Obst, beim Fleisch das nicht nach Schwein oder Rind schmecken darf, der Verbraucher auch schuld.
Und dann kommen, wie Sie es schreiben, -es ist der Gipfel-, noch ein dogmatisches Veganertum und ein paar Wissenschaftler auf die Idee, uns die Milch völlig madig zu machen, indem sie behaupten sie sei gesundheitsschädlich, besonders für Männer auch noch krebserregend und selbstverständlich ihre Erzeugung unethisch.
Bestünde der Weltmilchsee allerdings aus Sojamilch, wäre der allerdings, nach dem gegenwärtugen Wirtschafts- und Agrarmodell, ebenfalls hochprozessiert, aus GM- Sorten (95% der Weltproduktion schon heute) , mit allem was die Pflanzenschutzmittel- Industrie zu bieten hat, besprüht, besondcers mit Glyphosat und Co.
Wer frische Milch verträgt und schon einmal ab Hof welche frisch trinken durfte, der merkt den Unterschied. sogar, wer sich ab und an ein Demeter- Produkt kauft, statt der Tetra-Paks(R), wird Unterschiede schmecken und einen anderen Genuß haben.
Eines kann jedoch recht sicher gesagt werden. Die Furcht vor dem Prostata- Ca wegen Milchgenusses, ist nirgendwo auf einen sachlichen Beweis zurückzuführen.
Angeblich soll es der Calcium- Exzess oder der Anteil der prostatawirksamen Hormone, das Vitamin D wird verdächtigt, das viele Leute bei uns aber recht unbedarft in Tablettenform schlucken.
Um im Diskursschema zu bleiben: Er erkranken und versterben sehr wahrscheinlich mehr Menschen am Einsatz des Totalherbizids Glyphosat und weiterer agrartechnischer Methoden, als je Männer an einem milchinduzierten Prostata- Ca.
Milch in Maßen, ist immer noch gut gegen Maroditis und enthält dazu die fettlöslichen Vitamine A,D,E,K und Vitamin B.
Unsere Milch könnte aber nachhaltiger produziert, wohlschmeckender, überhaupt nach was schmeckend und riechend sein.
Zuletzt: Als Koch und Konsument, möchte ich doch ungern auf die Milch als Basis verzichten. Allein mein Apfelstrudel muss schon in Milchbeize baden, so, wie das junge Zicklein und das järhliche Kaninchen.
Nur weiter
Christoph Leusch
PS: Es ist schon eine Weile her, da schrieb ich auch über die Milchproduktion. Vieles davon, dürfte immer noch aktuell sein:
http://community.zeit.de/user/col%C3%B3n/beitrag/2009/06/15/milch-ist-gut-gegen-maroditis
http://community.zeit.de/user/col%C3%B3n/beitrag/2009/05/20/romantik-milch-aus-dem-pfaffenwinkel
"Unsere Milch könnte aber nachhaltiger produziert, wohlschmeckender, überhaupt nach was schmeckend und riechend sein."
Lieber Herr Leusch,
D'accord. Nur: Wieviel von dem, was heute als Milch verkauft wird, darf man zu Recht noch Milch nennen, außer der Demeter-Milch vom Hof und vergleichbaren Produkten?
VG bertamberg
Lieber Herr Läntzsch,
das haben Sie gut ausgedrückt, dass in unserer "widerspruchsgesättigten Welt" kein Ausweg aus den gefühlten Dilemmata vorhanden ist, sondern jeder Mensch zwangsläufig andere Existenzen vernichtet um selbst zu überleben.
Ich füge hinzu: Ich ernähre mich seit einem dreiviertel Jahr überwiegend vegan (nachdem ich mich seit 2001 lakto-vegetabil ernährt habe) weil meine Frau von ärztlicher Seite eine vegane Ernährung empfohlen bekam und ich ausprobieren wollte, wie ich damit zurecht komme.
Ich verstehe den Trend zum Vegetarismus/Veganismus auch als Protest gegen die Agrarlobby, die den Verbraucher glauben machen wollte, dass es ohne Fleisch und Wurst nicht geht. Es war zu oft von Falschetiketten- und Gammelfleischskandalen die Rede, als dass das gut gehen konnte. Es ist nicht alles naiv-blindes Gutmenschentum, was dem Fleischkonsum abhold ist.
Wenn Ruediger Dahlke das Stichwort "Peace-food" formuliert hat, oder Joachim Mutter "Grün essen", dann sind das funktionierende Konzepte für Menschen, die bereit sind, für eine Idee etwas in ihrem Leben zu verändern.
Wenn die Diätologie zum Selbstzweck mutiert, kann man nur dagegen sein. Aber deswegen ist Ernährungswissenschaft nicht überflüssig.
Vg bertamberg
Lieber Herr Leusch,
für Sie als " bekennender Milchtrinker bzw. -säufer" mag es "der Gipfel" sein, wenn in ihrer Wahrnehmung "ein dogmatisches Veganertum und ein paar Wissenschaftler auf die Idee [kommen], uns die Milch völlig madig zu machen, indem sie behaupten sie sei gesundheitsschädlich, besonders für Männer auch noch krebserregend und selbstverständlich ihre Erzeugung unethisch".
Es ist global eine verbreitete Tradition, mit Boykott , Verweigerung bis zum Hungerstreik gegen etwas zu protestieren, das einem gegen den Strich geht oder wissenschaftliche Arbeitshypothesen zu formulieren. Es wird dauern, bis sich was ändert, das ist klar. Aber gemach: wir werden keine Terrorherrschaft von Veganern erleben. Ich plädiere mal wieder für eine forcierte Ambiguitätstoleranz-Initiative, und ich bekenne: Neulich habe ich -praktizierender undogmatischer, aber konsequenter Vegetarier seit 15 Jahren- auf einer Hochzeit ein medium gebratenes Rinderfilet gegessen und dabei nur festgestellt, dass mir anderes besser schmeckt als dieses Fleisch.
Mit den besten Grüßen bertamberg
Ganz klar, die meiste Milch, vielleicht 95% des Marktes, ist hochprozessiert. Alles an ihr ist "eingestellt": Fettgehalt, Eiweißgehalt, Milchzucker. Dabei müsste die Milch schon jahreszeitenbedingt, immer unterschiedlich schmecken und folglich verschieden zusammengesetzt sein.
Dazu kommt die Mikrofiltration der Bakterien (ESL (extended self life)) und der UHT- Milchprozess, die das Endprodukt bis zu 9 Monate ohne Kühlung genießbar bleiben lässt. Wir verhalten uns wie Teilnehmer an einer Extremexpedition, die unbedingt auf Nummr sicher gehen müssen, dabei geht es bei uns immer nur ums Eck in den Markt.
Es gibt "Fans" dieser Milchprodukte. - Ich hasse den faden, langweiligen und stumpfen Geschmack dieser Milchen, der sich auch auf eigene Küchenprodukte (Kuchenteige, Nudeln, Puddings, u.ä.) negativ auswirkt.
Die Fette werden homologisiert, in eine Hauptform gebracht und homogenisiert, d.h. ultrafeindispers verteilt und es gibt mittlerweile verschiedenste, mehr oder weniger brutale Methoden der Pasteurisierung.
Was häufig vergessen wird: Manchmal ist es nicht die Laktose- Intoleranz, sondern eine Eiweiß- Allergie, die Milchtrinker und Konsumenten von Milchprodukten plagt, und bei manchen Menschen treten Schwierigkeiten bei der Fettverdauung auf, die eigentlich nicht speziell etwas mit der Milch zu tun haben.
Hinzu kommt, dass sehr wichtig ist, wie der übrige Ernährungsaufbau aussieht. - Wer sich z. B. gerade eine Tüte Chips oder eine Portion Pommes einverleibte, der sollte lieber Wasser trinken, als da noch Milch hinein zu trinken. Das gibt unter Garantie Sodbrennen. -
Hartnäckig hält sich das Gerücht, Milch neutralisiere irgendwelche unverträglichen oder unverdaulichen Anteile in der Nahrung.
Wer große Mengen Rohkost oder dem ähnliche Beilagen konsumierte, der sollte mit dem Milchtrunk ebenfalls erst einmal abwarten.
Übrigens ist die extreme Fettreduktion, z.B. auf 1, 5 oder gar 0,3 % auch ein Baustein, die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine zu behindern. Das Fett trägt zugleich den Geschmack!
Was will man aber machen?
Viele aufgeklärte Bürger bevorzugen hochprozessierte Nahrung, die sie sich dann mühsam und hilflos mit einem Übermaß an Saucen, Würzmischungen und Salz, Salz, Salz, einigermaßen schmackhaft machen.
Was will ich reden, dass viele Leute ihr Obst und Gemüse unnötig und brutal abschälen, kochende Sachen verkochen und der Markt auf den gleichmäßigen Verbraucherwunsch nach der Geschmacksarmut oder -Freiheit, außer süß, salzig und umami (fleischig wohlschmeckend), einfach keine Ansprüche haben? Es ist so.
Nicht einmal ihr Sättigungsgefühl, schulen diese Bürger. Ihre Gerichte müssten eigentlich anhalten, langsam und ausdauernd zu kauen sein. Das Gegenteil ist der Fall!
Extrem: Burger und Weichgebäcke, Dosengemüse, das dann noch einmal zerkocht wird, Schlabbernudeln aller Art und eine Vielzahl von "Zubreitungen", so das Fachwort, vom Fake-Joghurt in dem nur naturidentische Aromen und Ersatzmaterialkörper schwimmen, -Dabei kann man sich doch aus purem Joghurt und einer guten Marmelade, besser mit frischem oder eingelegtem Obst, selbst und billiger, Fruchtjoghurts herstellen. -, bis zur einheitlichen Farce mancher Wurst aus deutschen Landen, mit wenig Fleisch-viel Fett und wenig Knorpelmasse, die nur durch die Würze, meist ist es viel Salz, noch schmeckt.
Also: Zwischen Demeter- Milch und dem restlichen Regalbestand ist schon ein großer Unterschied und einmal frischem durchaus gekühlte Milch, direkt ab Hof, ist ein Verköstigungserlebnis, eine Sinneserfahrung.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Mehr kann man die Wirklichkeit nicht in einem Satz verdrehen.
In der sog. dritten Welt wird der noch gesunde, fruchbare Boden, von dem sich die Einheimischen auch mit gesundem Pflanzeneiweiss ernähren könnten, mit Gen-Getreideanbau für die Massentierhaltung vergiftet! Und an diesen Qualprodukten frisst sich die sog. erste Welt fett und krank!
Ich habe gar nichts verdreht ... das eine schließt doch das andere nicht aus. Natürlich sollten die endlich von ihrer Landwirtschaft leben können. Die schließt aber Tierhaltung mit ein. Über das Übel der Massentierhaltung und der industriellen Agrarproduktion brauchen Sie mit mir nicht zu streiten, bin ich ganz bei Ihnen.
Daß das tierische Eiweiß gesünder oder gar unerlässlich sei, ist schon längst von der Wissenschaft widerlegt! Sie sind erstaunlich uninformiert! Im Gegenteil steht das tierische Eiweiss schon lange im Verdacht, die meisten unserer sog. Zivilisationskrankheiten auszulösen! Es ist nicht so leicht aufzuspalten von unserem Organismus, wie das pflanzliche und die Reste lagern sich in den Organen ab! Ich habe jetzt keine Lust zum x'ten mal alles aufzuschreiben, was es da an Erkenntnissen und Beweisen in der jüngeren Forschung alles gibt. Bitte informieren Sie sich doch erstmal über das Thema, ehe sie solche uralten und falschen Infos auftischen!
Naja zum Thema "gesund" und "ungesund" und "wissenschaftlich belegt" fällt mir nur folgendes ein: Ich sitze in einer Runde von Ernährungsexperten. Erklärt mir der erste, um die Massentierhaltung zu stoppen, müssen wir aufhören, Fleisch zu essen. "Falsch", tönt es neben ihm vom Veganer, "Alles tierische ist schädlich, Tierhaltung inakzeptabel und tierisches Protein für die Zivilisationskrankheiten verantwortlich. Alles wissenschaftlich belegt. Informieren Sie sich besser!" Da meldet sich hinter ihm der Rohköstler zu Wort: " Nein, nein, Sie liegen ganz falsch, erhitzte Nahrung, die Schlechtkost löst alle Zivilisationskrankheiten aus. Lesen Sie mal Buch XY, alles belegt. Und Brot macht süchtig. Und Krebs löst Schlechtkost auch aus." "Stimmt ja gar nicht", wirft der Veganer ein, "Milch löst Krebs aus". Gesellt sich einer zur Runde und schaut ganz erstaunt: "Aber das Weißmehl löst doch Krebs aus und macht fett?" Aus der letzten Reihe kommt Widerspruch: "Nein, nein, der Zucker war es. Zucker löst Krebs aus. Und Pickel." "Du verwechselst das", sagt sein Nachbar, "Das Salz war es. Du darfst kein Salz essen." Jetzt dreht sich der Vegetarier um und antwortet: "Ich dachte das Jod ist Schuld?" Gesellt sich noch jemand dazu und erklärt mit gewichtiger Miene: "Also meine Herren, jetzt informieren Sie sich doch erst mal über Fluorid. Ist doch alles wissenschaftlich belegt, gehen Sie mal auf die Website XY"
Merken Sie was?
Das ist übrigens nicht aus den Fingern gesaugt, all die Dinge sind mir im Laufe der Jahre schon erklärt worden. Und jede Sichtweise war natürlich fundiert belegt. Ich durfte dann auch diverse "Literatur" dazu lesen. Also verzeihen Sie, wenn ich auf den "schlechtes Eiweiß" und "gutes Eiweiß" Zug nicht aufspringe.
Regelmäßiger Konsum von Milch sollte eigentlich die Wahrscheinlichkeit für osteoporotische Frakturen senken. Eine retrospektive Kohortenstudie, die aktuell im British Medical Journal erschienen ist, kommt jetzt aber zu einem anderen – eher besorgniserregenden – Ergebnis: Danach ist ein hoher Milchkonsum sogar mit einer Steigerung des Frakturrisikos sowie einer erhöhten Mortalität, besonders bei Frauen, assoziiert. http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g6015
In der Studie ließ sich zumindest eine positive Assoziation zwischen Milchkonsum und Biomarkern für oxidativen Stress und für Entzündung nachweisen: Michaëlsson und Kollegen detektierten in Harnproben sowohl von männlichen als auch weiblichen Milchtrinkern vermehrt den Biomarker 8-iso-PGF2α für oxidativen Stress; und sie fanden eine Assoziation des Milchkonsums mit dem Entzündungsmarker Interleukin 6 in den Blutproben von Männern.
Nach:
Überraschende Daten einer Kohortenstudie: Stärkt Milch nicht die Knochen und steigert sogar die Mortalität? Medscape. 04. Nov 2014.