Die Kämpfer für die Arktis

Greenpeace Die Aktivisten protestierten gegen Ölbohrungen, nun sitzen sie in Russland im Gefängnis. Leider gerät dadurch schnell aus dem Blick, worum es ihnen eigentlich ging
Ausgabe 43/2013
In Paris fordern Demonstranten die Freilassung der inhaftierten Greenpeace-Mitglieder
In Paris fordern Demonstranten die Freilassung der inhaftierten Greenpeace-Mitglieder

Foto: PIERRE ANDRIEU/ AFP/ Getty Images

Damit hatte wohl niemand gerechnet. Natürlich wussten die Greenpeace-Aktivisten, dass ihr Handeln verboten war. Aus Protest gegen die geplanten Ölbohrungen in der Arktis wollten sie auf der russischen Offshore-Plattform Prirazlomnaya ein Transparent anbringen. Aber dass den Umweltschützern 10 bis 15 Jahre Gefängnis drohen, hätte niemand gedacht. Der Vorwurf: bandenmäßige Piraterie. Inzwischen wurde der Vorwurf auf "Rowdytum" zurückgestuft, darauf stehen bis zu sieben Jahre Haft. Noch immer sitzen die Aktivisten in Untersuchungshaft.

Mittlerweile sorgt die Geschichte für diplomatische Verstimmungen. Die Niederlande zogen vor den Internationalen Seegerichtshof, Außenminister Frans Timmermans fordert die Freilassung der Besatzung. Das Schiff fuhr unter niederländischer Flagge.

"Absolut offensichtlich" keine Piraten

Der Piraterie-Vorwurf war absurd, das weiß auch der russische Präsident Wladimir Putin. Er hat schon gesagt, dass es sich bei den Umweltschützern „absolut offensichtlich“ nicht um Piraten handele. Trotzdem hätten sie gegen internationales Recht verstoßen. Aber ist Putin überhaupt verantwortlich für die Festnahme? Als ihm elf Friedensnobelpreisträger einen Brief schrieben, um die Freilassung der Aktivisten zu fordern, erklärte einer seiner Sprecher, dafür sei die Justiz und nicht der Präsident zuständig.

Der politische Druck dürfte das Gericht in Murmansk dennoch beeinflussen. Inzwischen hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Putin telefoniert und sich besorgt über die Inhaftierung der Umweltschützer geäußert.

Greenpeace mobilisiert derweil die Zivilgesellschaft, um die eigenen Aktivisten freizubekommen. Es gab Proteste in 40 Ländern, auch in Deutschland. Die Bürger werden aufgefordert, eine Mail an den russischen Botschafter in ihrem Land zu schreiben. An dem Aufruf für die Freilassung haben sich laut der Umweltorganisation weltweit schon mehr als 1,5 Millionen Menschen beteiligt.

Eiskalte Zellen

In Haft sitzen übrigens nicht nur 28 Greenpeace-Mitglieder, sondern auch zwei Journalisten, die am 18. September ebenfalls an Bord der Arctic Sunrise waren. Die „Arctic 30“ kommen aus 18 verschiedenen Ländern, Deutsche sind nicht dabei.

Bis zu zwei Monate lang können sie in der Untersuchungshaft festgehalten werden. Danach müsste Anklage erhoben und ein Prozesstermin festgelegt werden. Greenpeace berichtete, dass einige Zellen nicht beheizt seien, die Temperaturen lägen um den Gefrierpunkt; andere Räume seien dauerbeleuchtet. Die Organisation hat versucht, die Gefangenen gegen Kaution freizubekommen. Das wurde jedoch abgelehnt.

Bei all der Aufregung gerät schnell aus dem Blick, worum es eigentlich ging: Die geplanten Ölbohrungen sind mit Risiken verbunden. Bei einem Unfall würde das Ökosystem der Arktis schwer leiden. Zudem wird das Öl später verbrannt, und das treibt den Klimawandel an. Der russische Plattformbetreiber Gazprom will zusammen mit dem Shell-Konzern weitere Ölplattformen in der Arktis errichten. Aber darüber spricht kaum jemand.

Porträts aller Besatzungsmitglieder der Arctic Sunrise finden Sie auf greenpeace.de

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