Die liebsten Autokennzeichen der Nazis

Codes und Kürzel Die Linksfraktion erkundigt sich nach "sittenwidrigen Kfz-Kennzeichen", den modernen Nazi dürfte das interessieren. Gehören bestimmte Buchstabenkombinationen verboten?
Ausgabe 09/2014

Was macht eigentlich die größte Oppositionsfraktion im Bundestag? Die Linke nimmt sich jetzt der wirklich wichtigen Dingen an, die viele Bürger umtreiben. Deshalb hat sie einen Katalog aus zehn Fragen an die Bundesregierung gerichtet mit dem Titel „Sittenwidrige Kfz-Kennzeichen“. Eine passende Überschrift wäre auch gewesen: „Tipps für den modernen Nazi-Autofahrer“.

Das Problem ist schnell identifiziert: Ein Spediteur wollte in Oberbayern für seinen Fuhrpark ein Kennzeichen mit seinem Firmenkürzel „HH“ bekommen. Doch die Zulassungsstelle verweigerte dies, die Buchstabenkombination stehe für „Heil Hitler“, das sei nicht erlaubt. Die Linke als Vorkämpferin für die entrechteten Spediteure dieser Welt will nun wissen, welche Nazi-Abkürzungen verboten sind und welche nicht. Was unter den „guten Sitten“ zu verstehen ist. Und welche Vorgaben der Bund macht und was die Länder entscheiden dürfen. Darüber gibt es nämlich unterschiedliche Angaben.

Gratis-Umtausch statt Verbot

Wer sich in das Thema etwas einliest, findet heraus, dass es zahlreiche Buchstaben- und Zahlenkombinationen gibt, die einen rechtsextremen Hintergrund vermuten lassen. Nazis mit dem Wunsch nach einem Geheimcode-Nummernschild könnten sich also von der Anfrage der Linksfraktion inspirieren lassen. Die Standard-Kürzel sind so geschmacklos wie langweilig: KZ, NS, SA, SS, HJ, AH oder HH.

Ein wenig trickreicher sind da schon die Kombinationen N-PD oder N-S. Der Haken an der Sache: Diese Kombinationen werden von der Nürnberger Zulassungsstelle überhaupt nicht vergeben. N-SU-Schilder gibt es aber – auch wenn sie inzwischen kostenlos umgetauscht werden können. Wer gewieft ist, entscheidet sich entweder für eine Zahlenkombination (zum Beispiel 18 für Adolf Hitler) oder sucht nach Wörtern, die sich rückwärts schreiben lassen. Vorbild hier könnte die verbotene Kombi IZ-AN sein.

Was können demokratische Politiker da machen? Am besten ganz ruhig bleiben. Wer glaubt, der Kampf gegen Rechtsextremismus werde in den Kfz-Zulassungsstellen geführt, hat ohnehin nichts verstanden. Schon die große Zahl an Nazi-Codes lässt Verbote sinnlos erscheinen. Konsequenterweise müsste dann auch die Ortskennung von Hamburg, HH, geändert werden. Und wollen wir uns wirklich von Nazis vorschreiben lassen, was auf unseren Kfz-Kennzeichen zu stehen hat und was nicht – während NPD-Aufkleber fürs Auto erlaubt bleiben? Sinnvoll ist allein eine Maßnahme: der kostenlose Umtausch von Nazi-Kennzeichen. Nicht mehr und nicht weniger.

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