Drei Eltern – und das Baby ist gesund

Familienbild Mit einer neuen Methode zur künstlichen Befruchtung wurde ein Kind mit genetischem Material von zwei Müttern und einem Vater gezeugt. Was ist davon zu halten?
Ausgabe 40/2016
Kein Grund zur Panik: handelsüblicher Säugling
Kein Grund zur Panik: handelsüblicher Säugling

Foto: Christopher Furlong/AFP/Getty Images

Bricht das traditionelle Familienbild bald völlig zusammen? Ein Baby kann nicht nur drei soziale Eltern, sondern auch drei biologische Eltern haben. Wissenschaftler berichten nun von dem erfolgreichen Einsatz einer neuen Methode zur künstlichen Befruchtung. Ziel dabei war es, eine seltene Erbkrankheit zu verhindern. Das geborene Kind trägt jetzt das genetische Material von zwei Müttern und einem Vater in sich. Andere Kinder mit dem Erbgut von drei Menschen wurden zwar schon zuvor geboren. Neu ist allerdings die Methode der Befruchtung.

In diesem Fall hatte die Mutter vorher schon mehrere Fehlgeburten und zwei Kinder starben wenige Monate nach der Geburt. Der Grund: In einem Teil der Eizelle, den sogenannten Mitochondrien, ist die DNA fehlerhaft. Jetzt nahmen die Ärzte lediglich den Kern der Eizelle und setzten diesen in eine entkernte Eizelle einer Spenderin mit gesunden Mitochondrien ein. Anschließend wurde die Zelle mit dem Sperma des Vaters befruchtet. Die Wahrscheinlichkeit wird als hoch eingeschätzt, dass das inzwischen schon fünf Monate alte Kind gesund bleibt und die Erbkrankheit nicht bekommen wird.

Panikmache unangebracht

In Deutschland wäre diese neue Methode nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Auch in den USA ist das Verfahren nicht zulässig, die Ärzte mussten daher nach Mexiko gehen. Eine ähnliche Methode ist in Großbritannien erlaubt, aber die Eltern haben sich aus religiösen Gründen dagegen entschieden. Bei dem Verfahren dort wären die Kerne aus bereits befruchteten Eizellen ausgetauscht und manche Embryonen (in frühem Entwicklungsstadium) weggeworfen worden.

In den 90er Jahren wurden übrigens schon Kinder mit der DNA von drei Eltern gezeugt. Damals wurde in kranke Eizellen Cytoplasma aus gesunden Eizellen gespritzt, in zwei Fällen gelangten Teile des Spenderin-Erbguts – allerdings nur Spuren – in die Zellen. Wegen gesundheitlicher Probleme der Kinder wurden die Experimente später eingestellt.

Ist der Eingriff, wie jetzt in Mexiko praktiziert, ethisch bedenklich? Das medizinische Risiko ist wohl relativ gering. Und auch sonst ist Panikmache unangebracht. Zwar gibt es einige Kritiker, die Eingriffe in die Vererbungslinie generell ablehnen. Wer sich jedoch den konkreten Einzelfall ansieht, stellt fest: Wir schaffen keine neue Art von Mensch. Hier geht es um die Behandlung einer seltenen Krankheit – und das sollte möglich sein. Auch wenn das jene irritieren mag, die sich weiter fest an ein ganz traditionelles Familienbild klammern.

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