Als der Klimavertrag in Paris endlich stand, haben Politiker und Diplomaten gejubelt. Das war Ende des vergangenen Jahres. Jetzt wäre die Zeit, zu weinen. Die UN-Organisation für zivile Luftfahrt ICAO hat ein nahezu ungebremstes Wachstum des Flugverkehrs erlaubt, dabei ist das Fliegen die klimaschädlichste Methode der Fortbewegung.
Wenn künftig immer mehr Menschen zu Billigpreisen um die Welt jetten, ist der globale Klimaschutz gestorben. Derzeit verursacht der Flugverkehr zwar erst zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes, doch weil auch andere Abgase entstehen und die Emissionen zudem in der Atmosphäre stärker wirken, trägt die Fliegerei schon heute mit rund fünf Prozent zur Erderwärmung bei. Und die Tendenz zeigt steil nach oben.
Es geht um's Weiter-so
Vom Pariser Klimavertrag ist der Flugverkehr jedoch überhaupt nicht erfasst. Die Europäische Union wollte schon 2012 internationale Flüge in ihren Emissionshandel einbeziehen, doch nach Protesten von China, Indien und den USA wurden die Pläne wieder begraben. Seitdem hofften viele auf die UN-Organisation ICAO. Jetzt haben Vertreter von 191 Staaten tagelang verhandelt – und am Ende ein Abkommen voller Lücken beschlossen.
Die CO2-Emissionen sollen auf dem Niveau von 2020 gedeckelt werden. Es geht also nicht um Reduktion, sondern um ein Weiter-so. Außerdem ist die Regelung in den ersten Jahren freiwillig, verbindlich gilt sie erst ab 2027. Etwas spät: Schon im Kyoto-Protokoll von 1997 (30 Jahre zuvor!) wurden die Industrieländer zu einer „Begrenzung oder Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen aus dem Flugverkehr“ aufgefordert.
Selbst die späte Deckelung der Emissionen entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als eine große Trickserei. Wer nämlich Klimaschutzprojekte – etwa Ökostromanlagen – finanziert, darf in der Luft doch mehr CO2 ausstoßen. Dabei ist nur sehr schwer überprüfbar, wie viel CO2 durch die Projekte tatsächlich gespart wird. Woher soll man denn sicher wissen, ob eine Biogasanlage ein Kohlekraftwerk verhindert hat oder ohnehin gebaut worden wäre?
Unterm Strich bleibt ein enttäuschendes Abkommen, wie die Umweltorganisation Germanwatch treffend feststellt: „Mit Abstand das Beste an dem neuen Instrument ist, dass es alle drei Jahre nachgebessert werden kann.“
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